Landesparteitag: Grüne sehen Erfolgsprojekt Nationalpark gefährdet
| 17.04.2008, 15:30
Nordeifel. «Nationalpark Eifel - ein Erfolgsprojekt droht abzustürzen»: Unter diesem Schlagwort verabschiedeten die NRW-Grünen am Wochenende auf dem Landesparteitag in Hamm eine Erklärung zum Nationalpark, die sich kritisch mit der bisherigen Entwicklung im Schutzgebiet auseinandersetzt.
Unter anderem heißt es in dem Votum, das einstimmig verabschiedet wurde: «An vielen Orten lässt sich eine von Menschen weitgehend unbeeinflusste Naturentwicklung bereits beobachten. Der Nationalpark genießt bei der ortsansässigen Bevölkerung nach wie vor eine hohe Akzeptanz.
Der Förderverein Nationalpark Eifel e. V. hat die im Vergleich zu allen anderen 14 deutschen Nationalparken höchste Mitgliederzahl. Der Nationalpark hat der Region einen Imagegewinn gebracht. und damit auch der touristischen Entwicklung neue Impulse gegeben. Dies schlägt sich in steigenden Besucherzahlen nieder».
Langfristig könne auch der Nationalpark Eifel aber nur erfolgreich sein, wenn es tatsächlich gelinge, das Motto der Nationalparke «Natur Natur sein lassen» umzusetzen. Damit sind es aber auch schon genug der lobenden Worte über den Nationalpark Eifel, denn nach Auffassung der Grünen zeige sich «leider zunehmend eine Gesamtentwicklung im Nationalpark Eifel, die genau diese Grundsätze vernachlässigt.»
Bei einer Vielzahl von Einzelentscheidungen hätten die Nationalparkverantwortlichen «gegen die Interessen der Natur» und für die Interessen der Nutzer entschieden.
Die Grünen sprechen von einer «langen Liste der Fehlentwicklungen im Nationalpark Eifel.» Der beschlossene Wegeplan umfasse auf 110 Quadratkilometer Nationalparkfläche insgesamt 240 Kilometer offizielle Wanderwege - das sei mehr als die Strecke Köln-Frankfurt.
Dieses Wegekorsett spiegele «in weiten Teilen die Interessen von Kommunen und Nutzergruppen wider, während naturschutzfachliche Bewertungskriterien bei der Festlegung von Wegstrecken hinten angestellt wurden.
Die Folge ist, dass es im Nationalpark Eifel größere Ruheräume, die für den Schutz bedrohter Tierarten wie Rothirsch, Luchs, Wildkatze, Schwarzstorch u. a. erforderlich wären, weitgehend fehlen.» Wie sich das auswirke, zeige sich am deutlichsten auf dem Gebiet des ehemaligen Truppenübungsplatzes.
Die eingerichteten Wege führten zu massiven Störungen der Rothirsche. Heute seien Rothirsche tagsüber kaum noch zu beobachten. «Damit ist eine entscheidende Besucherattraktion - die Erlebbarkeit von Rotwild am Tage - durch eine nicht nationalparkverträgliche Wegeplanung auf unabsehbare Zeit zunichte gemacht worden,» kritisieren die Grünen.
Weitere Kritikpunkte der Grünen sind: Die geplante Umgehungsstraße für Dreiborn, die Verordnung zur Wildbestandsregulierung, das geplante Wisentgehege bei Mariawald, die Genehmigung von Angelsport am Urftsee, der Bau einer Hängebrücke über den Urftsee und die touristischen Nutzungspläne für das Gelände Vogelsang.
«Die Landesregierung lässt den Nationalpark verkommen», ist das Fazit der Grünen in der Erklärung. «Auf Kosten der Natur wird allerorten Nutzungsinteressen nachgeben. Es wäre zuvorderst die Aufgabe der NRW-Landesregierung, das Nationalparkforstamt als ihr nach geordnete Behörde zur strikten Beachtung der Schutzinteressen anzuhalten und im Konflikt mit Nutzerinteressen den Rücken zu stärken.»
Noch sei der Nationalpark Eifel ein Erfolgsprojekt für Natur und Mensch. Die Verantwortlichen in der Landesregierung seien gefordert, «die begonnen Fehlentwicklungen zu korrigieren, sonst droht das Erfolgsprojekt Nationalpark Eifel abzustürzen.»
Quelle:
http://www.az-web.de/lokales/eifel-deta ... gefaehrdet