Hier kommt noch so eine "erfundene Lüge" oder so... Aber zurücklehnen und Chips kauen, wir sind ja immun gegen Kritik!
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Schwere Vorwürfe gegen Jagdpräsident Vocke
BJV-Schatzmeister spricht von ¸¸ungeheurer Verschleierungskampagne"
Der CSU-Abgeordnete soll sich mit mehr als 15 000 Euro das Wohlwollen eines Journalisten erkauft haben
Von Christian Sebald
München - Der Jagdpräsident und CSU-Landtagsabgeordnete Jürgen Vocke ist erneut schwer unter Druck geraten. Er soll einem Journalisten ohne Beschluss des Präsidiums über mehrere Jahre hinweg 15 000 Euro im Namen des Jagdverbandes bezahlt haben. Damit habe sich Vocke eine für ihn günstige Berichterstattung sichern wollen. Das geht aus einem Brief des scheidenden Schatzmeisters des Bayerischen Landesjagdverbands (BJV), Georg Bromme, hervor.
Außerdem gibt es offenbar massive Verärgerung wegen Pannen bei der Auflösung des Mietverhältnisses für die vormaligen Geschäftsräume des BJV an der Implerstraße in München.
Vocke war wegen seiner Amtsführung bereits in den vergangenen Monaten in die Kritik geraten. Schatzmeister Bromme ließ deswegen seit August 2004 sein Amt ruhen. Umstritten waren vor allem die Aufwandsentschädigungen für Vocke von 2050 Euro im Monat seitens des BJV und 1073 Euro monatlich seitens des Deutschen Jagdschutzverbandes. Ärger gab es auch wegen seines Dienstwagens, einem 7er BMW. Für die private Nutzung zahlte Vocke eine Pauschale von lediglich netto 231 Euro im Monat.
¸¸Ganz anderes Kaliber"
Jetzt hat Bromme seine Kritik am Jägerpräsidenten verschärft. In einem Brief, den Bromme Ende März an den BJV-Vizepräsidenten und kommissarischen Schatzmeister Lothar Reiner geschrieben hat, heißt es: ¸¸Um zu diffamieren, würde ich gewiss nicht mit Aufwandsentschädigungen, Dispofonds und Dienst-Pkw argumentieren". Weiter schreibt Bromme: ¸¸Ganz anderes Kaliber sind Vorgänge jener Art, bei welchem an einen Journalisten aus dem Landkreis Ebersberg eine Summe von insgesamt über 30 000 Mark geflossen ist, um dessen journalistische Aufmerksamkeit und Zuneigung zu erreichen. Dies alles ohne Beschluss und Kompetenz!"
Nach SZ-Informationen ging das Geld vor dem Landtagswahlkampf 2003 an einen Journalisten aus Ebersberg, dem Wohnort Vockes, und zwar ohne dass es dafür eine formale Basis, wie einen Präsidiumsbeschluss oder einen Vertrag gegeben habe. Insider sagen, die Zahlungen, die anfangs noch in Mark erfolgten, seien einer der Hauptpunkte für den Eklat zwischen Vocke und dem Schatzmeister. Der Journalist bestritt Brommes Vorwürfe: ¸¸Die Information, dass ich im Vorfeld des Landtagswahlkampfs vom Bayerischen Landesjagdverband 30 000 Mark bekommen habe, ist falsch." Auf Nachfrage erklärte er, dass er allerdings einen Vertrag mit der BJV-Service GmbH gehabt habe. Inhalt sei die gemeinsame Vermarktung von Produkten der GmbH und des Fischereiverbands gewesen, in dem er sich engagiere. Für das Projekt habe ihm die GmbH ein Honorar von 500 Euro im Monat überwiesen. Der Vertrag, den Bromme aufgesetzt habe, sei etwa eineinhalb Jahre lang gelaufen. Allerdings habe er das Geld Mitte 2003 zurückbezahlt, als absehbar gewesen sei, dass das Vermarktungsprojekt kein Erfolg sei.
BJV-Hauptgeschäftsführer Joachim Reddemann sagte, er kenne die Vorgänge nicht - ¸¸ich höre zum ersten Mal davon". Reddemann ist seit 2003 Hauptgeschäftsführer des BJV, zuvor war er einer von mehreren Geschäftsführern. Für die Zeit seit 2002 schloss er aus, ¸¸dass Zahlungen an einen Journalisten geflossen sind". Jägerpräsident Vocke und sein Vize-Präsident Reiner waren für Stellungnahmen nicht zu erreichen.
Bromme nannte die Version des Journalisten ¸¸völlig falsch" und bekräftigte seine Vorwürfe. Er wollte aber die näheren Umstände der Zahlungen nicht präzisieren. Bromme, der Vorstandschef der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee ist, sprach von einer ¸¸ungeheuren Verschleierungskampagne" und kündigte an, auf dem Landesjägertag am kommenden Wochenende detailliert Position zu beziehen ¸¸und alle Fakten zu diesem und anderen Vorgängen, bei denen Klärungsbedarf besteht, auf den Tisch zu legen".
Für Verärgerung sorgen offenkundig auch die Umstände, unter denen das Mietverhältnis für die vormalige BJV-Geschäftsstelle an der Münchner Implerstraße aufgelöst wurde. Der BJV hat seine Räume seit 1996 in München-Feldkirchen, der Mietvertrag für die vorherigen Räume an der Implerstraße lief aber bis Ende 2004 und war nicht vorzeitig kündbar. Die Jahresmiete für die Büros betrug 54 000 Euro. Der Untermieter, den man schließlich fand, bezahlte nur 26 000 Euro. Das Defizit von 28 000 Euro pro Jahr übernahm der BJV. Die Verluste wurden intern wiederholt kritisiert, Vocke wurde mehrfach aufgefordert, etwas dagegen zu tun. Als nun die Mietverträge Ende 2004 ausliefen, wurde offenbar in der BJV-Zentrale versäumt, sie korrekt abzuwickeln. In einem Schreiben eines BJV-Funktionärs, das ebenfalls zirkuliert, heißt es beispielsweise, Vocke habe im Februar zugeben müssen, ¸¸dass man ,vergessen" habe, den Pachtvertrag zu kündigen bzw. es wurden scheinbar die falschen Verträge gekündigt". Reddemann sagte dazu, die Darstellungen seien falsch. Der Mietvertrag sei wie seit langem geplant zum 31. 12. 2004 gekündigt worden. Es habe allerdings Streitigkeiten mit dem Eigentümer der Büros gegeben, die vor Gericht behandelt würden. In Kürze werde darüber entschieden.
Inzwischen gibt es auch weitere Details zu dem Streit über Vockes Dienstwagen. Bromme kritisiert in seinem Briefwechsel mit Präsidiumsmitgliedern, dass Vockes Zahlungen für Privatfahrten weit unter dem üblichen Niveau von annähernd 1000 Euro für einen Wagen dieser Klasse lagen. Insidern zufolge hat auch der Rechungsprüfungsausschuss des BJV die niedrige Pauschale für den schweren BMW moniert. Reddemann erklärte hierzu, zu Vockes Dienstfahrzeug sei alles gesagt worden: ¸¸Dem gibt es nichts hinzuzufügen."
Die neuen Vorwürfe sind auch deshalb brisant, weil sich der Landesjagdverband zu einem großen Teil aus öffentlichen Mitteln finanziert: Der Freistaat erhebt von allen Jägern für die Erteilung eines Jagdscheins die so genannte Jagdabgabe. Allein im Jahr 2004 betrugen die Erlöse aus ihr gut eine Millionen Euro, der BJV erhielt davon 847 100 Euro. Außerdem will der BJV den Mitgliedsbeitrag von 40 auf 47 Euro erhöhen. Ab 2008 sollen drei von den sieben Euro an den Deutschen Jagdschutzverband abgeführt werden. Zunächst würden dem BJV mit seinen 43 000 Mitgliedern also gut 300 000 Euro mehr zur Verfügung stehen, ab 2008 wären es 172 000 Euro. Das Geld könnte der BJV gut brauchen, macht er doch seit längerem Verluste. Andererseits ist die Anhebung unter Jägern nicht unumstritten.
Quelle: Süddeutsche Zeitung
Nr.88, Montag, den 18. April 2005 , Seite 44