Verletzungen durch Schwarzwild & Erste Hilfe

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Durch den -Schwarzwild Pirsch im Getreide- Thread angeregt, sind Fragen im Bezug auf die menschliche Anatomie und dem Verletzungspotential von Schwarzwildangriffen aufgekommen. Gerne möchte ich daher Foristen mit medizinischem Fachwissen und solche die Felderfahrung mit durch Schwarzwild verursachten Verletzungen haben anfragen!

Keine Diskussion soll darüber statt finden wie wahrscheinlich ein Angriff ist und wie/ob dieser durch eine Schussabgabe (auch keine Kaliber oder KW/LW Diskussionen) gestoppt werden kann. Auch nicht ob man alleine jagen soll.

An die Mediziner und Sachkundigen:

Wie schätzt ihr eine akute Gefährdung durch Blutverlust bei einem Schwarzwildangriff ein?
Wie tief und wo sitzt die Aorta an den Beinen?
-welche Stellen sind bei einer tieferen Wunde gefährlich?
Wie gefährlich sind reine aber grössere Fleischwunden?

Wie müssen solche Verletzungen im Feld versorgt werden- insbesonders wenn man alleine ist?
-Reich ein Druckverband?
-Ab wann ist ein Abbinden notwendig?

An die gestandenen Weidgenossen: Was für Verletzungen durch Schwarzwild habt ihr schon (mit-) erlebt?
Bis in welche Höhe kann eine Sau eine stehende Person verletzen?

"Kleine Kratzer" kommen ja ab und zu mal vor, besonders bei Treibern. Diese Situation ist nicht allzu weit von einer Pirsch im Weizenfeld entfernt.

Zu dem passend, oder auch nicht, eine kleine Auflockerung zum Thema.

https://www.youtube.com/watch?v=Tca-AkF2_6w
Nun möge das Gemetzel beginnen :twisted:
 
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Nach dem Wissen eines medizynischen Laien ist die Aorta die Herzschlagader.

Wenn die dann in den Beinen gefährdet ist, ist Dir das Herz bereits in die Hose gerutscht ;-):roll:.

Ansonsten sollte man darauf achten, dass man nicht alleine ist, sei es bei Nachsuchen oder beim Durchgehen.
Je nach Grad einer Verletzung kann man sich nicht selbst helfen, sondern braucht seine Jagdkameraden.

WH
T.
 
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Also um anatomisch korrekt zu bleiben, die Aorta reicht bis ins Becken runter, dort teilt sie sich für die Beine in zwei Arterien. :thumbup:
Umgangssprachlich wird sie auch als Hauptschlagader/Oarta bezeichnet.

Nie allein zu jagen ist illusorisch, zu zweit ist nicht immer möglich oder sicher. Wenn der Weidkollege daher 500m weiter auf dem Ansitz ist und döst, bringt es mir leider auch nicht viel- das Thema ist Off-Topic und nicht zweckdienlich.

Der Aspekt wie und ob man sich bei den möglichen Verletzungen helfen kann ist aber genau eine der Hauptfragen.
 
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Keiler bearbeiten Dich mit Ihren Waffen und die Bachen beißen (typisch Weiber). Wenn Dir ein 40 KG Überläufer die Ader an den Innenschenkeln aufmacht kannst Du u.U. in weniger als 10 Min. verbluten.
Am verunreinigten Biss einer Bache kannst du jahrelang Freude haben in Form einer fetten Infektion.
Im Übrigen wird Dich die Sau immer versuchen umzuwerfen was Ihr i.d.R. auch gelingen mag denn im Rückwärtslaufen fällt man schneller als man denkt.

Ratsam ist immer Verbandmaterial mitzuführen (BW-Mat.) und zusätzlich ein Handy.

Das Leben ist leider sehr gefährlich und endet i.d.R. tödlich;-)

Lass Dir die Getreidepirsch nicht nehmen, die Gefahr ist so hoch nicht und diese Jagd noch echte Jagd.:thumbup:
 
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Das Leben ist leider sehr gefährlich und endet i.d.R. tödlich;-)

Lass Dir die Getreidepirsch nicht nehmen, die Gefahr ist so hoch nicht und diese Jagd noch echte Jagd.:thumbup:

Genau so ist es :thumbup:

Man setzt sich mit gewissen Themen besser im Vorfeld auseinander als wenn guter Rat teuer ist :lol:
 
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Genau so ist es :thumbup:

Man setzt sich mit gewissen Themen besser im Vorfeld auseinander als wenn guter Rat teuer ist :lol:

Aufbau des Oberschenkels

*Galgenhumor an*
Wenn Du Dir berechtigterweise im Vorfeld schon so Gedanken machst und weißt, dass Du evtl. einer groben Sau alleine gegenüberstehst und was dann passieren könnte, solltest Du schnellstmöglich den erweiterten Erste-Hilfe-Kurs belegen und die Ausbilder nach "Druckverband" & "Adernpresse" etc. und Hilfsmaterial ausquetschen und dieses dann auch am Mann haben (und das sagt jetz einer, der im Laufe seines Lebens durch dusselige Selbstverschuldung schon so manchen Tropfen Blut verloren hat).
*Galgenhumor aus*
 
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Als Notarzt (auch luftgebunden) und Anästhesist kann ich aus beruflicher Erfahrung folgendes dazu sagen (bisher zum Glück ohne einschlägige schwarzwilderlebnisse):
Die gefährdeten Arterien liegen innenseitig relativ nahe an den Knochen und in den Leisten. Tiefe Verletzungen mit spritzenden arteriellen Blutungen und/oder sickernden Blutungen aus den begleitenden Venen können relativ schnell große Blutverluste verursachen und sollten mit einem möglichst sterilen druckverband abgedeckt werden. Zur Not kann man mit Faust und Fingern in Leiste u Innenseite der Oberarme die Schlagadern komprimieren und so Kurzfristig größere Blutungen abschwächen. Bei Bissverletzungen in den weichgeweben gilt auch grosszügig steril abdecken. Bei Schock ( herzrasen und flacher Puls, fahle haut, Bindehäute, ggf Bewusstseinsstörung) in stabile seitenlage mit erhöhten Beinen (was dortige Blutungen auch abnehmen lassen kann).
Wenn Fachpersonal am Ort ist, kann da schon mit weiterführenden Dingen begonnen werden (grosslumiger Zugang, infusionstherapie). Ich hab bei gesellschaftsjagden immer mein Handwerkszeug im Auto.
Wichtig ist auch beim Notruf die Situation genau zu schildern.
Also nicht "XXX ist von nem Wildschwein umgerannt oder gebissen worden" sondern auf großen Blutverlust, schock, große weichteilschäden in den leisten etc hinzuweisen. Das kann den disponenten bei der Auswahl des rettungsmittels helfen. Am besten via smartphone die Koordinaten angeben wo der Verletzte liegt u anfahrtswege bzw landemöglichkeiten gut sichtbar (Signalkleidung sollte ja vorhanden sein) tun einweisen abstellen.
Es schadet auch nicht sich ne Medikamentenliste einzupacken wenn man welche nimmt (besonders Blutverdünnung jeglicher Art), weil das das Vorgehen u die Anamnese auch beim bewusstlosen positiv beeinflussen bzw erleichtern kann.
Mfg
 
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Anhang anzeigen 24812

Während einer DJ im Dez.14 passiert, Keiler mit beidseitig abgetrennten Schalen vorne.
Stark abgekommen, 64 kg, etwa 6-8 Wochen nach der Maisernte.
Wahrscheinlich ist er vom Häcksler amputiert worden und hat sich seither auf den Stümpfen und dem Geäfter fortbewegt. Die Wunde war fast geschlossen und am Rand hat sich schon eine lederartige Schicht gebildet.
Er wurde im Treiben von meinen Hunden gestellt und gebunden. Ich habe ihn dann umgeworfen, um ihn zum abfangen zu fixieren. Dabei ist er mir mit dem Gewaff übers Knie gefahren.
Sauenschutzhose hatte ein Bleistift großes Loch.

Bausaujäger
 
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Als Krankenpfleger mit rund 10 jähriger Berufserfahrung in 2 großen Hamburger Notaufnahmen bin ich ganz bei den Ausführungen von Dierwes. Dem ist nichts hinzuzufügen.
 
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Wie seht ihr in dem Fall das Abbinden der Gliedmassen gegenüber einem Druckverband in Feld und Flur wenn man alleine ist?
Erst einen Druckverband anlegen und falls nicht ausreichend versuchen abzubinden/abzudrücken oder umgekehrt?

Wie heikel ist in dem Zusammenhang der Shockzustand?
Priorität hat es ja einen möglichst klaren Kopf zu bewahren um sich einerseits selbst zu versorgen zu können und zeitnah Hilfe herbei zu holen.
 
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Abbinden/-Klemmen kann weitere, ggf längerfristig komplizierende Schäden verursachen. Außerdem ist der Laie in nicht anatomisch präpariertem Wundgebiet selten in der Lage, das betroffene Gefäß zu finden u setzt daher oft kollateralschaden ohne nutzen. Der druckverband ist sicherer durchzuführen u wirksamer, zumal die Wunde eh abgedeckt werden sollte.
Schock als pathophysiologische Reaktion auf großen Blutverlust (also nicht im Sinne von Schrecken) ist nach überschreiten der kompensationsmöglichkeiten lebensbedrohlich u kann Organe durch minderdurchblutung schwer und auch endgültig schädigen.
Ach so: wärmeerhalt ist wichtig! Kleidung nur so weit als nötig entfernen, abdecken, ggf falls dabei taschenöfen oder so anbieten u den Kopf bedeckt halten.
 
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Nach einem Hieb einer Keilerwaffe ins Bein (Kniekehle oder Oberschenkel) MUSS die Hose des Verletzten ausgezogen werden. Keine Angst vor Infektionen. In einem Fall mit Todesfolge verdeckte die nur gering perforierte Lederhose eine größere Wunde mit Schlagaderdurchtrennung im Oberschenkel. Aber auch, wenn es nicht so sehr nach außen blutet, in den Oberschenkel passt weit mehr als ein Liter Blut. Bei ausgezogenen Hosen ist es möglich, den Beinumfang auch ohne Messband zu vergleichen. Wenn möglich, kann dann ein gezielter Druckverband (eingewickelter Stein) angelegt werden, wobei der Druck händisch verstärkt werden muss. Zum händischen Abdrücken proximal der Wunde braucht es idealerweise einen Gegenpol (Knochen), das ist nur an der Leiste gegeben und erfordert den vollen beidhändigen Einsatz eines Mannes. (Schon das Abdrücken einer simplen kaliberstärkeren Arterienpunktion in der Leiste erfordert einige Kräfte, und dabei wird noch nicht mal der arterielle Blutfluss zur Peripherie gestoppt.)
Erfolgreiches (arterielles) Abbinden mit Tourniquet oder Esmarch-Schlauch tut anders als die meist nur erreichte venöse Stauung säuisch weh und ist fast nur bei Bewußtlosen oder in Analgesie zu machen.
In dem einen Fall hätten (im Nachherein) wohl Chancen bestanden (aber wem will man einen Vorwurf machen?).
Das Krh. war ca. 20 Autominuten entfernt, es waren 3 Jagdgenossen vor Ort.
Statt ohne einzugreifen auf den Krankenwagen zu warten, hätte man den Verletzten gleich die Hose ausziehen sollen, dann Druckverband (notfalls nur die Faust) und entweder dann auf den Krankenwagen warten oder in einem größeren Wagen auf den Rücksitz zusammen mit der abdrückenden Person, einer fährt, der dritte kommuniziert mit Handy.
Das mit dem eigenmächtigen Transport kann natürlich keine allgemeine Empfehlung sein, jeder Fall ist anders.
Aber auch Laien sollten versuchen, sich ein möglichst genaues Bild von der Verletzungssituation zu machen.
 
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Ein idiotensicheres Tourniquet ist in so einer Situation wirklich das einzig effektive, am besten man kann ihn bei sich selbst anlegen.
 
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Verletzungen durch Schwarzwild & Erste Hilfe

Quikclot ist ein Teufelszeug... Auf der einen Seite kann es richtig angewendet sicherlich Leben retten, auf der anderen Seite hat man jahrelang was davon... Um das Zeug wieder raus zu bekommen muss man hinterher großzügig Gewebe wegschneiden, ansonsten drohen ständig rezidivierende Infektionen und Nekrosen... Die Verbrennungschirurgen in Hamburg Boberg können davon ein Liedchen singen....
Davon mal abgesehen tut das Zeug höllisch weh....
Und ein effektives Tourniquet im Feld bei arterieller femoraler Blutung... Ich denke man hat ne knappe Minute, dann tritt die Ohnmacht wegen Volumenmangel ein. Schließlich gehen da locker 4l/min durch...
Wenn man alleine ist, gehört schon viel Training dazu, so rational und effektiv zu reagieren unter Schmerz und Schock. Ist man nicht alleine, hängt es am Mut und Fachwissen der anderen...
Ordentlich Druck auf die Wunde und 112 mit genauer Unfallortbeschreibung ist wohl immer richtig!
 

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