<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Arial, Verdana">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Nicolai:
Das mit der bürgerverträglichen Begründung ist nicht ganz so verkehrt. Ich sehe es allerdings als weniger kritisch an.
Die Taubenjagdtage sind deswegen praktisch, da dann fast überall Jäger im revier sind und Tauben, die hier hochgemacht werden, dann anderen dort vor die Flinte kommen.
Ob nun und ab welcher Strecke solche Jagdtage einen merklichen Einfluß auf die Gesamtpopulation haben, ist schwer zu sagen. Wenn sie Einfluß haben und den Druck auf geschädigte Landwirte abmildern, ist es ja gut. Und wenn sie keinen Einfluß haben, schadet es auch nichts. Außer, daß es vermehrt leckere Wildtauben auf den Speisekarten gibt. Sollten von den erlegten Tauben welche befallen und damit nicht zum Verzehr geeignet sein, schadet es auch nicht, wenn sie dennoch der Population entnommen wurden. Es handelt sich dann um einen Vorgriff auf ihren infektionsbedingten Tod.
(...)
Es gibt für viele Aktionen der Jäger unterschiedliche Motivationen und Begründungen. Wenn dabei etwas einseitig nur ein einzelnes Motiv hervorgehoben wird, ist es dadurch nicht falsch. Bei einer Pressemitteilung hat ein wissenschaftlicher Vortrag keinen Wert, da er entweder nicht gelesen oder garnicht abgedruckt wird. Aber dies kann dann einem kritischen Menschen wie Dir eben als Angriffspunkt genutzt werden.
Bleiben wir doch lieber sachlich und verzeihen jeweils dem anderen kleine Unzulänglichkeiten. Ich bin nicht der letzte hier, den das ständige Rumgekeife hier mächtig ankotzt.
Nicolai<HR></BLOCKQUOTE>
Guten Tag zusammen,
nachdem Kurpfalzjäger zunächst meinen Beitrag gelobt und dann (um wieder zu mir auf Distanz zu gehen) Nicolais Beitrag geadelt hat, werde ich wohl auf Nicolais Beitrag antworten müssen. Dies tue ich gerne, denn der Beitrag versucht zumindest, sachlich zu argumentieren und sprachlich nicht zu eskalieren, verliert sich jedoch wie die meisten Beiträge hier schlussendlich doch wieder im Heucheln. Wegen der vielen Aspekte, die Nicolai anspricht, werde ich zunächst nur auf Sinn, Zweck und Legitimation der Taubenjagdtage eingehen:
1) Das der Bürger regelmäßig in der Presse über die wahren Motive der Jägerei hinweggetäuscht wird, trifft zu (und ist offenbar auch so beabsichtigt), wird aber von Seiten der Jägerschaft wenig kritisch gesehen. Soll heißen die Wahrheit ist dem (unmündigen?) Bürger nicht zuzumuten, weil sie sich womöglich negativ auf das (sowieso schon schlechte) Ansehen der Jägerei auswirken könnte.
2) Das schöne an Taubenjagdtagen ist, dass die Tauben ganz Kirre im Kopf werden, weil fast überall, wo sie sich gewohnheitsmäßig (oder jetzt in ihrer Not) hinflüchten möchten, schon jemand ist, der sie mit einer Schrotgarbe empfängt bzw. wieder aufscheucht.
3) Ob diese Jagdtage nun einen merklichen Einfluss auf die Gesamtpopulation haben oder (vorgebliche) Schäden in der Landwirtschaft abmildern, ist letztlich egal, weil das was Jäger tun a priori immer einen guten Sinn hat. So kann z. B. eine Taube, die heute geschossen wird, nicht Morgen an einer Infektion sterben. Wäre dass nicht auch eine interessantes Argument für Anwälte, die Mörder verteidigen: Der Angeklagte sei doch nur einer mit hoher Wahrscheinlichkeit kurz oder lang bevorstehenden tödlichen Infektionskrankheit seines Opfers zuvorgekommen?!
4) Und nicht zu vergessen, dienen die Jagdtage schlussendlich natürlich auch dazu, die leckeren Wildtauben für die Speisekarten zu produzieren. Ich möchte nicht wissen, wie oft das leckere Wildbret, durch die Schrotgarben so zerstört oder entwertet ist, dass es nicht einmal mehr der Hund frisst. Von den Produktionskosten je abgeschossener Taube ganz zu schweigen. Meine Empfehlung: Wenn es wirklich ums leckere Wildbret geht, sollte man die Wildtauben doch lieber in Netzen etc. fangen.
5) Die Taubenjagdtage produzieren jede Menge angeschossener oder verstümmelter Tauben. Der im Gebüsch oder hinter einem Baum versteckte Jäger würde ja seine Beutechancen verringern, wenn er sein Versteck verlassen und hinter krankgeschossenen Tauben hinterhetzen würde. Bei einer Untersuchung in Norddeutschland wurden übrigens bei ca. 500 tot oder verletzt aufgefundenen Vögeln, in knapp 20 % der Fälle Bleischrote im Körper festgestellt.
6) Wir können resümieren, dass es sich bei den Taubenjagdtagen um einen riesigen Gesellschaftsspaß handelt, für dessen Rechtfertigung den Jägern kein Argument zu blöd und dumm ist.
Gruß
Halligstorch