<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Arial, Verdana">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Nicolai:
Lieber Halligstorch,
da gibt es in meinen Augen einige Missverständnisse.
Zu 1):
Was Du kritisierst, macht jeder Journalist. Er kanalisiert und konzentriert. Die (meisten) Leser wünschen nämlich knappe und einfach strukturierte Informationen. Wenn man aber eine schlechte Absicht dahinter vermutet, liegt der Verdacht der Verdummung natürlich nahe.
Zu 2): Du hast zwar eine diesbezüglich negative Sichtweise, aber den Sinn des Taubenjagdtages erfasst. Übrigens: wären hunderte Storche mit dem Radl im Revier unterwegs, würde es die Tauben auch „kirre“ machen.
Zu 3):
Vergleich Mörder-Jäger, Taube-Opfer: Hierzu das Strafgesetzbuch § 211 Abs. 2: Mörder ist,
wer aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen,
heimtückisch oder grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln oder
um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken,
einen Menschen tötet.
Mit ein wenig juristischer Fachkenntnis siehst Du, dass Dein Vergleich nicht passt. Er wäre aber vielmehr dazu geeignet, den Tatbestand der Verleumdung (§187 StGB) beispielhaft zu erläutern.
Zu 4):
Du schreibst, Du wüsstest nicht, wie viele Tauben so zerschossen werden, dass sie ungenießbar sind. Das glaube ich Dir und da will ich Dir gerne helfen: es sind kaum welche. In genauen Zahlen kann ich das nicht ausdrücken. Du?
Zum Fang mit Netzen: Er ist uneffektiv und wird von Tierschützern zu recht angeprangert.
Zu 5):
Dass bei der Jagd immer wieder Tiere verletzt entkommen, bestreitet niemand. Um eine angeschossene Taube zu bekommen, hat der Jäger einen speziell dafür ausgebildeten Hund dabei.
Kannst Du die von Dir erwähnte Studie benennen (von wem, wo, wann erschienen)? Das wäre hilfreich.
Zu 6):
Deiner Meinung nach dürfen Jäger keinen Spaß haben? Und noch was: alle Argumente eines Andersdenkenden als „blöd und dumm“ abzutun, ist billig und schlecht.
Das machen Teilnehmer eines Streites nur dann, wenn sie kein konstruktives Ergebnis herbeiführen wollen oder können.
Sorry, aber das vermute ich bei Dir auch.
Nicolai<HR></BLOCKQUOTE>
Guten Abend Nicolai,
Du gehörst zweifellos zu den wenigen hier - auch wenn ich Deinem Beitrag nicht in allem zustimmen kann - mit denen eine konstruktive Diskusssion möglich ist:
zu 1): Die Geschichte mit dem Journalismus kapiere ich nicht ganz. Die Jägerschaft hat zweifellos die Öffentlichkeitsarbeit entdeckt, um ihr angeschlagenes Image aufzubessern. Aber muss man deshalb das nichtjagende Volk (durch "einfach strukturierte Informationen") für blöd verkaufen und hinters Licht führen. Das hilft der sicherlich reformbedürftigen Sache der Jagd meines Erachtens wenig weiter. Ich plädiere daher, nicht für verdummenden, sondern aufklärenden und ehrlichen Journalismus.
zu 2) Da ich Humor habe, können wir das so stehen lassen.
zu 3) Kriege ich schon wieder Bauchschmerzen: Ich habe nicht gesagt, dass Jäger Mörder sind! Sondern ich habe an einem sicherlich provokativ-pointierten Beispiel gezeigt, wie abstrus die Argumentation der Jäger ist, wenn sie behaupten, Tiere abzuschießen, um ihnen den Infektionstod zu ersparen.
Angeregt durch Deine juristische Kenntnis (viele Juristen sind ja bekanntlich auch Jäger) nähern wir uns hier einer auch forumsintern interssanten ja brisanten Thematik: Wann ist eigentlich bei den vielen hier üblichen Beschimpfungen und Verunglimpfungen von Personen ein Straftatbestand erfüllt?
Z. B. ist das Internet voll von Formulierungen, wie "Jäger sind Mörder". Nach meinem Wissen ist selbst diese Äußerung durch die im Grundgesetz verankerte Meinungsfreiheit geschützt, weil eine Interessengruppe und nicht eine konkrete Person verunglimpft, beleidigt oder verleumdet wird.
Auch die Tatsachenbehauptung von Mauswiesel (der seinen Benutzernamen hoffentlich nicht nach der Größe des Gehirns des zierlichen Beutegreifers ausgesucht hat...)
<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Arial, Verdana">Zitat
"kurz: in meinen augen bist du ein VOLLIDIOT!"
erfüllt nach meinem Wissen nicht den Straftatbestand der Ehrverletzung, weil er nicht geschrieben hat, "ich bin ein Vollidiot", sondern in seinen Augen, sei ich ein solcher.
Auch dies ist nach einschlägigen Urteilen durch die Meinungsfreiheit abgedeckt. (Nur am Rande: Die Verunglimpfungen und Beleidigungen von unserem Bräckchen neige ich zu überlesen, und sollen hier nicht thematisiert werden.)
zu 4): Netze (es sei denn bei der Baujagd?!) gelten als nicht waidmännisch und bieten nordeuropäischen Jägern wohl auch wenig Jagdgenuss. Ihre Effektivität (Kosten, tierschutzverträglich im Vergleich zur Schrotflinte etc.) verdient es aber wohl, noch überprüft zu werden.
zu 5) Es mag ein persönlicher Eindruck sein, aber ich habe auf diesen Taubenjagdtagen noch nie einen Jäger mit einem Hund im Gebüsch gesehen. Erscheint mir auch logisch, wegen des vorrangigen Zieles des Jagderfolges.
zu 6) Natürlich dürfen und sollen Jäger Spaß haben, aber dieser Spaß muss gesellschaftsverträglich sein und darf nicht durch abstruse Argumente, wie "die Natur sei aus dem Gleichgewicht geraten" etc. quasi naturgesetzlich legitimiert und abgesichert werden. Vielmehr sollten das Bestreben der Jäger sein, einen vertretbaren gesellschaftlichen Konsens herbeizuführen und dieser setzt voraus, so weh es auch tun mag: Schluss mit der elenden Heuchelei!
Warum Du mir abschließend absprichst, eine konstruktives Ergebnis herbeiführen zu wollen, bleibt mir etwas rätselhaft.
Gruß
Halligstorch
PS: zu 5) Die von mir erwähnte und von Dir gewünschte Quelle (Bleischrote in aufgefundenen Vögeln) muss ich wieder herbeigooglen, wird aber nachgereicht.
[ 11. Januar 2007: Beitrag editiert von: Halligstorch ]