Haar-, Augenund Zahnprobleme, Welpensterblichkeit, einen bedenklichen Inzuchtkoeffizienten,
nicht schussfeste Hunde in der Zucht sowie eine vom Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) nicht abgesegnete Einkreuzung von Cesky Fouseks (CF) in die Rasse Deutsch Stichelhaar.
Der Vorsitzende des Vereins, Dr. Wolfgang Zink, spielt die Vorwürfe herunter. In einem Fax erklärt er, Haar, Schussempfindlichkeit und Welpensterb lichkeit seien „Mache eines abgewählten einjährigen Zucht wartes“ und keinesfalls wissenschaftlich belegt. Die toten Welpen seien Folge einer Infektionskrankheit, erläutert Tierarzt Zink. Wobei niemand genau zu wissen scheint, wie viele es sind. Einzig für das Zuchtjahr 2006/07 liegen WuH Zahlen vor: 46 lebende Welpen, 10 Totgeburten, 11 Stichelhaare verendeten nach dem Wölfen. Durchschnittlich werden etwas über 40 lebende Stichelhaar-Welpen jedes Jahr mit WILD UND HUND 11/2008 55 Probleme im Haar können verschiedene Ursachen haben, wie Futterunverträglichkeit, Allergien oder aber auch eine genetische Dispositionen. Nur wenige trauen sich, dieses Problem beim Deutsch Stichelhaar offen anzusprechen.Ahnentafeln ausgestattet. Dabei gilt eine signifikante Welpensterblichkeit als Anzeichen für eine Inzuchtdepression. Der Inzuchtkoeffizient liegt für Stichelhaar laut einer Untersuchung bei über 30 Prozent. Er gibt Auskunft über den Grad der Verwandtschaft. Gegenüber anderen Hunderassen belegt dieser Wert eine starke Inzucht. Laut einer Studie ist eine Senkung der Inzucht nur durch Auszucht mit entfernt verwandten Tieren oder durch Einkreuzung verwandter Rassen möglich. Dementsprechend dürfte es wenig helfen, dass Stichelhaar-GeschäftsführerElso Kratzenberg seine Hündin „Esda von Abelitz“ mit „Cliff von Abelitz“ (Onkel) anpaarte – und das gleich zweimal hintereinander. Zu den Einkreuzungen von Cesky Fousek verweist Zink auf seine Vorgänger:„In der Zeit, in der ich Vorsitzender bin, wurde jedenfalls kein CF neu eingekreuzt.“ Das ist nur die halbe Wahrheit. Richtig ist, dass am 1. Januar 2002 im Zwinger „vom Schloßgraben“ der F-Wurf fiel. Beide Elterntiere waren reine Cesky Fouseks. Die Welpen erhielten Stichelhaarpapiere mit dem Zusatz „CF“. Der Rüde „Filou“ und die Hündin „Felicia“ wurden nachweislich weiter zur Zucht herangezogen – in der Amtszeit von Wolfgang Zink (ab 2003). Die Nachkömmlinge dieser beiden Schloßgraben- Hunde haben keinen CF-Vermerk in den Ahnentafeln, obwohl sie zu 50 Prozent tschechischer Herkunft sind. Zwar sind beide Rassen eng verwandt. Würde aber immer mehr CF- Blut in die Stichelhaarzucht gelangen, könnte der Rassestandard angezweifelt werden. Denn zur Zeit verbreitet sich das Fremdblut in der angeblichen Stichelhaar-Reinzucht Unkontrolliert. Nachfolgende CF Abkömmlinge, z. B. aus dem E-Wurf „vom Königsberger Stichelhaar“ oder dem A-Wurf „vom Werretal“, werden bei Deutsch Stichelhaar zur Zucht eingesetzt. Der VDH verlangt Aufklärung über diese Vorkommnisse. Fred Frey, heute Vorsitzender des Vereins Cesky Fousek Deutschland und 2002 noch zweiter Vorsitzender bei Deutsch Stichelhaar, klärt über die Historie auf: „Es war geplant, zunächst mit tschechischen Hunden isoliert zu züchten. Wenn die F3-Generation unseren Ansprüchen genügt hätte, sollten Überlegungen folgen, wie und wo man einkreuzt.“ Zu diesem Zeitpunkt wollte man Gespräche mit dem VDH aufnehmen. Dass zur Zeit auch mit nicht schussfesten Hunden gezüchtet wird, wie „Arc vom Dachsgraben“ oder „Exe von Abelitz“, erklärt der Vorsitzende Zink mit Absatz 17 der Zuchtordnung. Diese erlaubt, züchterisch wertvolle Hunde, die einzelne Punkte nicht erfüllen, zuzulassen. Zum anderen hätten beide Hun de auf nachfolgenden Prüfungen die Schussfestigkeit unter Beweis gestellt, so Zink.
In den JGHV-Statistiken der letzten Jahre fallen zwei Zuchtstätten, bzw. deren Nachkommen gehäuft mit nicht schussfesten Hunden auf. Das ist zum einen der Zwinger „von Abelitz“ des Geschäftsführers Elso Kratzenberg und zum anderen „Buckscheeters“, der mit einer Abelitz-Hündin züchtete. Kratzenberg erklärt dies gegenüber WuH damit, dass er eben viel gezüchtet habe. Es herrscht Ratlosigkeit, wie es weitergehen soll. Während der verbliebene Vorstand das Gespräch mit dem VDH sucht, überlegen die Kritiker der Vereinsführung, einen neuen Klub aufzubauen. Sie glauben, dass nur ein offener Umgang mit den Problemen den Stichelhaar retten kann. Ansonsten wäre eine der ältesten deutschen Vorstehhundrassen
am Ende.