Staatsforst unter Druck

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Hi Leute! Ich habe lange gebraucht, um mich hier hindurchzukämpfen...sehr interessant. Jetzt gebe ich auch einmal meinen "Senf" dazu, weil mir einige Fragen auf den Nägeln brennen!
Um erstmal wieder zum Thema zurückzukommen, möchte ich folgendes erzählen. In NRW werden (oder wurden) jetzt viele Staatsforstreviere verpachtet oder Begehscheine ausgestellt (siehe WuH-Artikel). Bei uns in der Nähe war auch einiges dabei. Jetzt muss man zu diesen Revieren sagen, dass dies großstadtnahe Nahrerholungsgebiete sind. Da pachtet man nicht nur den Abschuss von ein paar Rehlein, sondern auch 10.000 Spaziergänger (natürlich oft mit Hunden), Reiter (natürlich auch oft mit Hunden), Jogger usw.usf. mit. Die Pirschbezirke kosteten über 20,- EUR den Hektar (natürlich mit denselben Problemen). Das Revier bei uns in der Nähe ist für etwas über 10,- EUR den Hektar weggegangen. Die Pirschbezirke sind auch nicht alle weggegangen.
Jetzt meine Frage: Wäre es nicht besser gewesen, solche Reviere in der Regiejagd zu belassen? Jetzt rennt da vielleicht ein Pächter mit o.g. Eigenschaften herum und maßregelt die Leute. Ob das der Bringer ist? Das mit den Pirschbezirken ist offensichliche Geldmacherei. Mit der Verpachtung ist das wohl fehlgeschlagen. Überigens: Dieses Revier war vor vielen Jahren an einen Holländer verpachtet gewesen, Pachtpreis pro Hektar über 100,- DM.
Und jetzt noch einmal eine Frage an unsere Försters über das Wild-Wald-Problem: Gibt es nicht auch ein Waldbau-Wald-Problem. In dem Revier, wo ich mitjage (Stadtwald), machen die Rückemaschinen mehr kaputt, als Unmassen von Rehlein verzehren können. Rückeschäden an Bäumen, Bodenverdichtung und vieles mehr. Die Waldarbeiter arbeiten im Akkord (wir haben sie einmal gefragt), Pferde dürfen sie nicht einsetzen, obwohl verfügbar, da zu teuer. Da geht es doch nur um Geld, Geld, Geld. Unser Förster sitzt da aber auch zwischen den Stühlen. Er muss tun, was irgendein Oberforstmeisterfuzzi ihm sagt. Die Sache mit den Rückeschäden verschweigt ihr Alle-Rehe-Tot-Förstis nämlich gerne.... (damit hatte ich den Stöbi woanders schon an den Brunftkugeln gehabt (grins!)).
Und wie kommen TB's Negativhirsche zustande???
Noch eine Frage: Haben die in NRW nur den Müll verpachtet oder auch die guten Reviere mit Rotwild drin und so? Oder haben die die behalten, damit der Oberforstmeisterfuzzi (oder der Oberamtsratsministerfuzzi) seinen Pensionshirsch immer noch schießen kann? Das ist nämlich das einzige, was ich an dem System ungerecht finde, das solche Leute für Nöppes was schießen dürfen. Ob die mehr geleistet haben, als ein normaler Berufstätiger, wage ich einmal zu bezweifeln. Für uns Normalos ist es schlicht unbezahlbar, einen 1A-Hirsch zu schießen (da gebe ich aber nix drum, ich robbe den Hirschen lieber in Schottland hinterher, das ist wenigstens noch Jagd). Selbst "kleine" Hirsche kosten ein Vermögen (siehe neue WuH, Regiejagdpreise in Thüringen, in NRW sind sie auch nicht viel billiger).
Eine ratlose Weiße Feder

PS: Noch eins zum Rotwild: Darum wird in Jägerkeisen ein riesiges Brimborium gemacht. Im Gegensatz zum Schwarzwild, was auch Hochwild ist.

[ 15. Mai 2003: Beitrag editiert von: weissefeder ]
 
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[QUOTE

Oder: pachte mit ein paar Kumpels ein Revier ... and hope for the best.

Mit tröstendem WmH

Joachim

[ 14. Mai 2003: Beitrag editiert von: jthuex ][/QB][/QUOTE]

Ich glaube,DAS isses! Jetzt nur noch die Kumpel finden.
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A

anonym

Guest
<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von weissefeder:
Das mit den Pirschbezirken ist offensichtliche Geldmacherei.<HR></BLOCKQUOTE>

Ja.
Zu Lasten der Jäger, zu Lasten des Wildes, zu Lasten der Mehrheit der Waldnutzer.

<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat
Rückeschäden an Bäumen, Bodenverdichtung und vieles mehr. Die Waldarbeiter arbeiten im Akkord (wir haben sie einmal gefragt), Pferde dürfen sie nicht einsetzen, obwohl verfügbar, da zu teuer.

Das auch, aber verfalle hier nicht einem Landlebensromantismus. Wer jemals die Gelegenheit gehabt habt (wie meine Liebste im forstlichen Praktikum), mit Waldbauern/ -bäurinnen zu sprechen, die den Einsatz von Rückepferden noch aus eigener Kindheit oder Jugend kannten, der kann sich die Illusionen rasch abschminken. In steilem (Schwarzwald-) Terrain war das oft übelste Schinderei mit vielen Unfällen, die armen Viecher waren Verbrauchsmaterial. Die heutigen Riesenmaschinen finde ich umgekehrt freilich auch nicht prall.

<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat
Für uns Normalos ist es schlicht unbezahlbar, einen 1A-Hirsch zu schießen (da gebe ich aber nix drum, ich robbe den Hirschen lieber in Schottland hinterher, das ist wenigstens noch Jagd).

Eine sympathische Einstellung
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.

Carcano
 
A

anonym

Guest
<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von weissefeder:

Und jetzt noch einmal eine Frage an unsere Försters über das Wild-Wald-Problem: Gibt es nicht auch ein Waldbau-Wald-Problem. In dem Revier, wo ich mitjage (Stadtwald), machen die Rückemaschinen mehr kaputt, als Unmassen von Rehlein verzehren können. Rückeschäden an Bäumen, Bodenverdichtung und vieles mehr. Die Sache mit den Rückeschäden verschweigt ihr Alle-Rehe-Tot-Förstis nämlich gerne.... ([ 15. Mai 2003: Beitrag editiert von: weissefeder ]
<HR></BLOCKQUOTE>

Jetzt muss ich den Förstis einmal beistehen.
Der Waldbau hat sich ja in den letzten jahrzehnten gewaltig gewandelt, unter anderem auch technisch. Aber grosse Maschine bedeutet nicht gleich grosser Schaden, sondern eigentlich das Gegenteil. Auf die Problematik des nostalgischen Pferderückens ist ja C. schon eingegangen. Bei den Bringungen ist der Forwarder wohl ebenso schonend wie die Altvatermethoden, nur Hubschrauber und Seilzug sind da im Vorteil. Bodenverdichtung und Bodenverwundung sind damit eher geringer, auch wenn das beim Anblick der Riesendinger anachronistisch vorerst anmutet.
Ich hatte gerade das "Vergnügen" 3 Harvester und und 3 Forwarder gleichzeitig bei mir im Revier zu haben und da ging die Post ab. Dafür ist jetzt wieder Ruhe in der Hütte. Also ich kann damit leben und wenns den Förstis kostenmässig hilft ist mir das recht, da wir ja wie die Galeerensklaven im gleichen Boot sitzen auch wenn der eine schon mal in die verkehrte Richtung rudert.

Gruss

H.
 
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@Hürsch: Dann wird bei uns mit den Dingern nicht richtig umgegangen. Die bügeln alles platt, und das jedes Jahr auf's Neue. Und jedesmal wird ein Großteil des Stadtwaldes ohne Rücksicht auf Verluste durchforstet. Aber ich habe unseren Förster auch in Schutz genommen, der kann da auch nicht viel daran ändern, der bekommt seine Anweisungen auch nur von oben.
Letzens hat er erzählt, er bräuchte Geld, um die durch die Rückemaschinen zerstörten Waldwege auszubessern. Bekommt er auch nicht.
@C: Mit den Pferden hast Du vollkommen Recht. War ich auch nicht drauf gekommen.
Weiße Feder, die sich freut, auch konstruktive Antworten zu bekommen
 
A

anonym

Guest
<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von weissefeder:
@Hürsch: Und jedesmal wird ein Großteil des Stadtwaldes ohne Rücksicht auf Verluste durchforstet. <HR></BLOCKQUOTE>

Ja WF, Förster kommt ja von durchforsten

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natürlich hab ich als Jäger auch keine Freude, wenn mein Försti meine heiligen Einstände durchsäbelt, aber waldbauökonomisch führt kein Weg dran vorbei. Daher versuch ich das auch soweit wie möglich mitzuverfolgen und mit dem Forst abzustimmen, was ganz gut funktioniert, genauso wie es selbstverständlich ist, dass während der Hirschbrunft der Fostbetrieb ruht. Der vernünftige Mittelweg wäre da halt gefragt.

H.
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von weissefeder:

(...)
In dem Revier, wo ich mitjage (Stadtwald), machen die Rückemaschinen mehr kaputt, als Unmassen von Rehlein verzehren können. Rückeschäden an Bäumen, Bodenverdichtung und vieles mehr. Die Waldarbeiter arbeiten im Akkord (wir haben sie einmal gefragt), Pferde dürfen sie nicht einsetzen, obwohl verfügbar, da zu teuer. Da geht es doch nur um Geld, Geld, Geld. (...) Die Sache mit den Rückeschäden verschweigt ihr Alle-Rehe-Tot-Förstis nämlich gerne[ 15. Mai 2003: Beitrag editiert von: weissefeder ]
<HR></BLOCKQUOTE>

Hi WF,
tja, das mit den Rückeschäden ist eben so: wo gehobelt wird, fallen Späne. Bei dem Einen mehr, bei dem Anderen weniger. Rückeschäden lassen sich nie ganz vermeiden. Man könnte das Holz natürlich auch kleinsägen und raustragen, dann gibts weniger Schäden, dann werden aber die Möbel so klein und die Dachstühle der Häuser so winzig
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.
Die Waldarbeiter arbeiten im Akkord - das ist richtig und nicht verwunderlich, tun es doch praktisch alle Waldarbeiter in der Bundesrepublik. Ich habe mir erzählen lassen, dass Akkord auch in der "freien Wirtschaft" in der ein oder anderen Firma praktiziert wird.
Es geht den Förstern nur um: Geld, Geld, Geld - nicht ganz richtig, aber in erster Linie und langfristig. In 2. Linie um sonstige Funktionen des Waldes wie Bodenschutz, Wasserschutz, Klimaschutz, Lebensraum für Pflanzen (Fichten, Douglasien, Buchen, Eichen ...), Lebensraum für (zum) Vögel(n), Kleinsäuger, Insekten, Großsäuger in geringen Dichten
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Lieben Gruß
P.
 
A

anonym

Guest
<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Karpathenjäger:


Lebensraum für (zum) Vögel(n),
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Lieben Gruß
P.
<HR></BLOCKQUOTE>

Dass zweiteres bei euch auch ein forstpolitisches Ziel ist freut mich, ihr denkt aber wirklich auch immer an alles
( das eine ).

Nur wie sieht es da mit der Haftung des Grundeigentümers für Verkehrsunfälle aus?

H.
 
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Lieber Karpi, diese Akkordarbeiter bügeln aber nicht den Wald platt. Gerade die von euch so gewünschte Naturverjüngung wird doch heftigst plattgewalzt....
Apropos: Ich hätte da einen schönen Namen für Dich: Mr. Wood-Moneymaker!
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Im Zeichen leerer Kassen steht die Forstverwaltung vor einem Problem: Das einzige, was sich bei uns zur Zeit halbwegs vermarkten läßt, ist die Fichte, sie muss den Großteil der von oberster Heeresleitung geplanten Holzgeldeinnahmen bringen. Geht der Preis in den Keller, ist das auch nicht weiter schlimm, dann werden halt ein paar Festmeter mehr eingeschlagen. Geht dadurch der Preis weiter in den Keller, ist das auch nicht weiter schlimm, dann werden ein paar Festmeter...
Fichten schlägt man am besten in der saftfreien Zeit, also im Herbst/Winter, ein (leider auch Buche, Eiche und was sonst noch so wächst). Also muss eigentlich das ganze Jahr über Fichteneinschlag stattfinden, zumal die Sägewerker kontinuierlich beliefert werden möchten. Große Lagerhaltung machen die heute, außer nach Katastrophen, nicht mehr. Die Gefahr der Holzentwertung durch Lineatus-Befall (das ist ein Borkenkäfer, der nicht unter der Rinde sonden bis 15 cm tief im Holz brütet) und der Verzicht auf Spritzen des Holzes mit Ripcord sind auch Gründe dafür, dass zwischen Einschlag und Abfuhr nicht viel Zeit liegen darf.
Wird die Fichte im Sommer geschlagen, steht sie voll im Saft und wenn der Rücker den Stamm nur böse anschaut, platzt die Rinde weg, Schäden sind also vorprogrammiert. Man kann zwar vorher ein maximalen Schadensprozent aushandeln, andernfalls gibt es Abzüge. Nur muss man dann auch noch jemanden finden, der unter diesen Bedíngungen rücken will und kann.
Pferde, so gut sie sind, sind nicht für alle Dimensionen und Hangneigungen geeignet, oft können die Pferderücker preislich nicht konkurrieren und so stirbt das nach und nach leider aus.
Wie war es denn früher? Die Waldarbeiter waren meistens Landwirte, die im Winter, wenn auf dem Hof nicht viel zu tun war, in den Wald gingen, um das Holz einzuschlagen. Der Lohn pro fm lag bei etwa einer Mark, heute sind es, je nach Dimension, bis 20 und mehr Euro incl. Lohnnebenkosten. Der Holzerlös ist in etwa vergleichbar mit dem aus den 50-er und 60-er Jahren, das heißt unterm Strich bleibt weniger übrig.
Im Übrigen gehen oder gingen die meisten Landesforstverwaltungen zum Monatslohn über, RLP seit Mitte letzten Jahres.

Hat zwar jetzt nichts mit jagd zu tun, ist aber für den eine oder anderen vielleicht ganz informativ.

[ 19. Mai 2003: Beitrag editiert von: blaserr93 ]
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von blaserr93:


Hat zwar jetzt nichts mit jagd zu tun, ist aber für den eine oder anderen vielleicht ganz informativ.
<HR></BLOCKQUOTE>

Hallo blaserr93!
Schön,wieder von Dir zu lesen!Warst Du in Urlaub oder habt Ihr so viele Jagdgäste?
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A

anonym

Guest
<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von blaserr93:
Die Waldarbeiter waren meistens Landwirte, die im Winter, wenn auf dem Hof nicht viel zu tun war, in den Wald gingen, um das Holz einzuschlagen. Der Lohn pro fm lag bei etwa einer Mark, heute sind es, je nach Dimension, 6-7 Euro incl. Lohnnebenkosten.<HR></BLOCKQUOTE>

Bei mir im Revier ist es heute ganz
genauso. Die Rechtler machen im Winter
ihr Holz (ca. 2400 fm.). Wo der Prozessor
nicht hinkommt schneiden sie im Akkord
zu 10 Euro - netto -.

<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von blaserr93:
Hat zwar jetzt nichts mit jagd zu tun, ist aber für den eine oder anderen vielleicht ganz informativ.<HR></BLOCKQUOTE>

...ist es auf jeden Fall!
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Jachty:


Hallo blaserr93!
Schön,wieder von Dir zu lesen!Warst Du in Urlaub oder habt Ihr so viele Jagdgäste?
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<HR></BLOCKQUOTE>

Eine Woche bella Italia (Kalabrien) sind viel zu kurz, ich habe euch kein bißchen vermisst.
 

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