Erklär das. Du findest Weltkriege gut?
Wenn du aufgrund meiner Beiträge zu dieser Schlussfolgerung kommst, dann musst du ein sehr schlichtes Gemüt sein.
Trotzdem überwinde ich mich mal und erkläre es dir.
Der gute Onkel Guido Knopp und deine Lehrer von der Gesamtschule haben dich belogen. Die Mittelmächte Deutschland und Österreich waren nicht die Kriegstreiber, sondern die Siegermächte. Sie haben den Krieg gewollt, herbeigeführt und dafür gesorgt, dass er nicht aufhört. Als sie am Ende des Krieges ihre Ziele nicht erreichen konnten, haben sie mit dem Versailler Diktat die Grundlage für den 2. Weltkrieg geschaffen um ihr unvollendetes Werk fortsetzen zu können.
Nachlesen kannst du das bei Hans Fenske. Sein Buch ist im Mai diesen Jahres erschienen. Hier mal eine Rezension:
Der Anfang vom Ende des alten Europa: Die alliierte Verweigerung von
Friedensgesprächen 1914-1919 (Broschiert) Fester Bestandteil des
deutschen Geschichtsbildes, wie es im Schulunterricht, den Leitmedien und
zahllosen Buchveröffentlichungen wiedergekäut wird, ist die Mär von der Schuld
des Deutschen Reiches sowohl am Ausbruch des 1. Weltkrieges, als auch dessen
Verantwortung für das Nichtzustandekommen eines
Verständigungsfriedens.
Gegenteilige bzw. anders lautende
Untersuchungsergebnisse werden, wenn überhaupt, nur von ausländischen
Historikern vorgetragen oder von deutschen Wissenschaftlern, die ihre Karriere
bereits hinter sich haben. Zu letzteren gehört der Autor des vorliegenden
Buches. Darin wird in kompakter aber überzeugender Weise dargestellt, dass in
beiden Kernfragen, nämlich Ursache und Schuld am Kriegsausbruch und Verweigerung
von Friedensverhandlungen die Verantwortlichkeit nicht den Mittelmächten,
sondern vorrangig den alliierten Siegermächten anzulasten ist.
Serbiens
aggressiver Nationalismus, unterstützt von Russland, welches seine
Expansionsbestrebungen zu Lasten der Doppelmonarchie entfalten wollte, schufen
auf dem Balkan die eigentlichen Ursachen, welche letztendlich in der
Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts mündeten. Die Bemühungen Deutschlands den
Krieg zu verhindern oder diejenigen Österreichs ihn wenigstens auf den Balkan zu
begrenzen, mussten an den übrigen Bündnisverpflichtungen und Großmachtinteressen
scheitern.
Den wesentlichen Verlauf des 1. Weltkrieges streifend, beleuchtet
der Autor die verschiedenen Friedensinitiativen der Mittelmächte und des Papstes
und belegt auf vielfältige Weise, dass durch die zahlreichen Geheimverträge der
Alliierten untereinander ein Verständigungsfrieden praktisch nicht möglich war.
Nur durch einen Siegfrieden zugunsten der Alliierten konnten die zugesagten
Gebietserwerbungen und Einflussnahmen auf neue Interessensphären realisiert
werden.
Daran gewöhnt, dass unrechtmäßige Kriegführung und
Völkerrechtsverletzungen von der gängigen Geschichtsschreibung nur dem
Verlierer, nämlich dem Deutschen Reich angelastet wird, reibt sich der Leser
erstaunt die Augen, angesichts der zahlreichen Hinweise auf Verstöße gegen das
Kriegs- und Völkerrecht durch die Alliierten.
In diesem Zusammenhang sehr
erhellend die Ausführungen über die Hungerblockade, welche sowohl in ihrer
Durchführung als auch in ihrer Aufrechterhaltung nach Zustandekommen eines
Waffenstillstands völkerrechtswidrig war.
Daneben erfährt man, dass
Bücherverbrennungen in den freiheitlichen und demokratischen USA 1917 nach deren
Kriegseintritt dort im großen Stil praktiziert wurden. Um eine antideutsche
Kriegsstimmung zu entfachen wurden deutschsprachige Autoren und Bücher über
Deutschland und Österreich aus den Bibliotheken entfernt und in patriotischen
Festakten öffentlich verbrannt.
Äußerst aufschlussreich auch der Vergleich
zwischen den Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk und dem Zustandekommen des
Diktatfriedens von Versailles. Dass letzterer mit all seinen unsäglichen
Konsequenzen für Finanzen und Wirtschaft auch den weiteren Verlauf der deutschen
und europäischen Geschichte belastete wird ebenso dargelegt.
Fazit: Wer
abseits Knopp’scher Volkspädagogik seinen historischen Horizont erweitern und
hinsichtlich der Ursachen für den verhängnisvollen Verlauf der europäischen
Geschichte im 20. Jahrhundert zu neuen Einsichten kommen will, dem sei diese
komprimierte und klar verständliche Studie eines kompetenten Autors wärmstens
empfohlen.
Vorsicht! Das Buch enthält keine Bilder und Piktogramme!
OTTO