Wautzebautz schrieb:
Bei uns wurden im letzten Jahr sage und schreibe 22.000 Euro angemeldet - auf nicht einmal 200ha Feldanteil :evil: ... und ich karre schon alle jagenden Freunde und Bekannte bei Vollmond in die Jagd, damit das Problem nicht ausufert.
Aber wir zahlen nur 1 Euro/ha u. Jahr in die Wildschadenskasse. Da waren insgesamt kanppe 500 Euro drin, und die werden nun anteilsmäßig auf die Geschädigten aufgeteilt.
Ansonsten würde die Jagd ja unbezahlbar ....
Hi,
jedwede Deckelung, Versicherung ist ein Verrat am Auftrag und an der Kompetenz von uns Jägern. Wir haben "landeskulturell angemessene Wildbestände herzustellen" und die Praxis der Übernahme der Verantwortung für die Wildschäden folgt ganz genau diesem Verständnis.
Ich werde keine Jagd mehr pachten, wenn die Gemeindeverwaltung ( und die vertritt in Ba-Wü nahezu überall die abgehalfterte theoretische Jagdgenossenschaft...) sich auf solchen Deal mit den verhausschweinenden Jägern einlässt - dann ist alles klar und die mafiöse Verflechtung von kirrfütternder Jägerschaft und den politischen Instanzen schon zu weit geraten.
Leider gibt es solche Zustände schon an manchen Ecken. Aber bei nem Milchpreis von 27 Cent sterben die Volltrottel unter den Landwirten rasch aus und den verblleibenden Rest kann man nur ermuntern, wildbiologische und jagdwissenschaftliche Studien zu lesen:
- Sauen explodieren auch dort, wo nicht mehr Mais angebaut wird ( Studien aus Österreich, RLP) - es gibt keinen kausalen Zusammenhang zwischen Maisanbau und Sauenpopulationsdichte;
- der Energieinput der Jäger für Kirrfütterei hingegen ist weiterhin massiv und steigert tatsächlich die Reproduktivität, da im Flaschenhals der Ernährungsangebote besonders intensiv ausgebracht;
- Verweigerung effizienter revierübergreifender Ansitzstöberjagd unter Freigabe allen Wildes, auch der Reproduktionsträgerinnen, ist die Wurzel ineffizienter Bejagungspraxis bei schlicht allen Schalenwildarten Deutschlands.
Die Hiebe der LJVs am Stamm der Verantwortung des Jägers für seine Wilddichten sind Lodenjockeltradition. Vom "Mythos Verbiss", Kritik an den Verbissgutachten über Erklärung der anwachsenden Sauenpopulationen via Klimaerwärmung und veränderter Landwirtschaft, von Leugnung des Energieinputs der Waidmänner ( "einzelne schwarze Schafe" werden immer erwischt) bis zur Behauptung, man schieße ja Rekordzahlen und jagdlich sei ja alles in bester Butter ( 5% der "Rekordstrecken werden stets überfahren - also auch immer mehr: weil halt irre Zahlen vorhanden sind, selbst für Rehe gültig, selbst in den verhassten Regiejagden der Förster...).
Jäger können lügen, wie sie wollen: für die Wildschäden müssen sie verantwortlich bleiben und sogar mehr denn je verantwortlich gemacht werden. Dann trennt sich irgendwann langsam die Spreu vom Weizen.
Inmitten von inzwischen recht ordentlichen Sauendichten werde ich öffentlich angeklagt vom Hegeringleiter, ihm ein "nachhaltig sauenfreies Revier" überlassen zu haben, das er doch als bekanntes Einstandsgebiet für wirklich teuer Geld übernommen hat. Und wir schaffen`s trotz der Megamast in vielen Nachbarrevieren, zwei Reviere mit geringen Sauenschäden zu fahren. Wir kirren null, jagen am Schaden, jagen mit Hunden. Und fürchten keine "Megawildschäden" - trotz voller privater Haftung.
Wer zu feige ist, für Wildschäden voll grade zu stehen, der sollte kein Revier pachten - entweder er hat jagdlich keine Ahnung oder er hat den Glauben an revierübergreifende effiziente Bejagung rudelnden Wildes nie gehabt / verloren - und solche Jäger braucht kein Verpächter.
Ein rechter Lodenjockel hat die Kohle in der Portokasse zu haben, sich seinen Zoo und die Folgen zu leisten, Schweigegeld in die Mäuler der krittelnden Bauern zu stopfen, trotz irrwitziger Naturschäden (Bodenbrütergelege im Eimer, folgender Artenarmut auf besonders geschädigten Wiesen) mit den Jagdgenossenschaftsvorständen per Du zu bleiben und mittels deren Hilfe auch dem maulenden Förster den Mund zu verbieten, ab und an ne Schlachtparty à la "eingestellter Jagd" zu inszenieren für seine Rechtsanwälte und LJV-Offiziere - gönn ich so jemandem neidlos, weil er für mich mit nem Jäger so wenig verwandt ist, wie mein Schwiegervater mit nem Puffleiter.
Wer aber weder den Geldsack noch das politische Durchstehvermögen hat, sich ne Kaiserjagd zu leisten, der möge bitte nicht als Pächter antreten, verantwortungslos jagen zu dürfen.
Mit dem Pachtvertrag steht man für die Jagd ein, die im BJG gemeint ist: verantwortlich für die Wildbestände, die durch Jagd reguliert werden können, nicht mehr und nicht weniger.
Gruß,
Martin