"Schwarzwildexplosion"

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Haben unsere (EU)Nachbarn (etwa Frankreich, Belgien oder auch Östereich) eigentlich die gleichen Bestandszunahmen beim Schwarwild zu verzeichnen wie wir ? Wäre das Anwachsen der Mais- und Rapsanbaufläche einer der Hauptgründe für die angewachsene Schwarzwildpopulation, so müßte sich m. E. bei unseren Nachbarn eine ähnliche Entwicklung beobachten lassen. Denn die GAP -gemeisame Agrarpolitik - hat dafür gesorgt, dass sich die Unterschiede bei den Anbauflächen in überschaubarem Rahmen halten. Wenn etwa die Franzosen unter diesen Vorzeichen kein "Schwarzwildproblem" (ich selbst hab` kein Problem mit Schwarzwild, nur ohne) haben, dann müßten die Gründe für den exorbitanten Zuwachs der Strecke doch hausgemacht sein.


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six
 
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Moin!

Die schlüssigsten Aussagen zu Ursachen hinsichtlich Individium und Population , und zur Bewirtschaftung zum o.a. Problem sind bei Dr. Lutz Briedermann: "Scharzwild", S. 319 ff. und 361 ff. aufgeführt.

Diese wesentlichen Aussagen hier zu referieren und zu diskutieren würde den Rahmen des Forum sprengen.

M.E. sind diese o.g. Abhandlungen ein Muß für einen Schwarzwildjäger.

Ebenfalls gute Abhandlungen zum Thema waren in ca. 3 Artikel im letzen Halbjahr in WuH nachzulesen.
Der letzte Artikel dazu in der letzten Ausgabe.

Das für andere europäische Länder zum Teil andere Bewirtschaftungsgrundsätze in der Landwirtschaft gelten, dürfte eigentlich keinen verwundern.
Hierzu wäre vielleicht eine kurze Abhandlung von Andreas notwendig.

Das die Gründe für die deutliche Zunahme der Bestände "hausgemacht" sind ist einfach nur logisch.

Zu definieren wäre jetzt noch "hausgemacht",Landwirtschaft und vor allem
Maisanbau, Bejagungsgrundsätze, Fütterung.
Dazu ist dann die Wildart zu betrachten, die sich den "Anforderungen und den Erwartungen" des Jägers hervorragend angepaßt hat.

türülü

Ps. Ich habe immer mehr den Eindruck, das WuH-Zeitschrift-Leser nicht in das Forum schauen, und das WuH-Forum-Leser nur in das Forum und nicht in das Heft schauen.

Jäger die beides oder noch mehr lesen sind wohl noch seltener.

[Dieser Beitrag wurde von Großer Brachvogel am 11. August 2001 editiert.]
 
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Das "Schwarzwildproblem" ist sehr vielschichtig und zwar, hat meiner Ansicht nach, jede Partei ein paar Fehler gemacht die alle zusammen für das Schwarzwild sehr von Vorteil sind. Dazu kommen noch die sich geänderten Klimatischen Bedingungen.

Hier ein paar Punkte aus meiner Sicht :

- mehr Mastjahre
- mehr Maisanbau
- mehr Kirrung
- wenig Unterstützung bei der Feldbejagung
durch die Landwirte
- im Forst wird z.T. im Sommer durchgejagt
- weniger Drückjagden bei kleineren Revieren
- es wird fast nicht mehr gekreist
- es werden zu wenig Übl.-bachen im
Dez./Jan. erlegt. Was bei Rotten mit
zerstörtem Sozialgefüge auch schwer ist.

Das fiel mir so spontan ein, vielleicht trage ich noch etwas nach.

Gruß Jack.
 
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Sixtus, herzlich Willkommen im Forum

wel03.gif
 
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hallo, sixtus

ich komme regelmässig nach südfrankreich, plateau de valensole, nähe der gorges du verdon (nicht zum jagen), hier ein paar beobachtungen:

dort hat der schwarzwildbestand in den letzten 10 jahren ebenfalls stark zugenommen (nach aussagen der dortigen jäger und bauern, mit einem bauer bin ich verwandt, und aufgrund eigener beobachtungen).

angebaut wird dort ausschliesslich weizen und lavendel (verteilung ändert sich mit der subventionssituation) und gründünger(kleearten) in ruhejahren. aufgrund des klimas und der böden wächst einfach nichts anderes, GAP hin oder her.

von den sauen wird junger weizen und frisch ausgesäter klee angenommen.

es gibt jede menge eichen(busch-)wald.

schwarzwild wird ausschliesslich durch drückjagden mit weitjagenden hunden bejagd, nachtjagd ist verboten, ansitzjagd findet nicht statt, gekirrt und gefüttert wird daher auch nicht. in der (kern-)französischen jagdzeit september bis januar (schwarzwild neuerdings bereits ab august)wird sehr intensiv gejagd, groß angelegte jagden finden an jedem wochenende statt.

die rotten sind im ruhehalbjahr sehr vertraut, besuchen beispielsweise campingplätze, im jagdhalbjahr weitgehend unsichtbar.

in der regionalen landwirtschaft ist der großflächige anbau von weizen recht jung, ebenso die anpflanzung von gründünger - hier könnte ein grund für die vermehrung liegen. ich habe aber nicht den (subjektiven) eindruck, daß wildschäden in deutschem maßstab auftreten: die bauern beklagen sich eher über verwüstungen bei der aussaat als über die plünderung erntereifer kulturen.

jadliche unsitten spielen definitiv keine rolle, der behauptung (die auch hier schon vehement geäussert wurde), daß bereits das regelkonforme kirren ernährungs- und damit bestandssituation des schwarzwilds verändert, schenke ich daher keinen glauben.

trotz deutlich anderer landwirtschaftlicher und vollständig anderer jagdlicher gegebenheiten vermehrt sich das schwarzwild auch hier. schlußfolgerung? mir fällt leider keine ein.

waihei

steffen
 
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Les' es jetzt erst:

<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Großer Brachvogel:
...Dr. Lutz Briedermann: "Scharzwild", S. 319 ff. und 361 ff. ... gute Quelle!

...

Ps. Ich habe immer mehr den Eindruck, das WuH-Zeitschrift-Leser nicht in das Forum schauen, und das WuH-Forum-Leser nur in das Forum und nicht in das Heft schauen.

Jäger die beides oder noch mehr lesen sind wohl noch seltener.

[Dieser Beitrag wurde von Großer Brachvogel am 11. August 2001 editiert.]
<HR></BLOCKQUOTE>


Und ich dachte immer, nur ich allein lese WuH sowohl in Papierform als auch online, weitere Jagszeitschriften (sorry Sven, aber irgendwann mußte es ja mal rauskommen), sowie zusätzlich noch Fach- und Sachliteratur UND BILD-Zeitung!
biggrin.gif
biggrin.gif


Jetzt sind wir schon zwei, Hanko!
wink.gif


Ich dacht doch bis eben, für alle anderen im Forum galt die alte Zeitungsmacherregel: Du sollst kein anderes Organ* haben neben mir.

Gibt es etwa noch mehr solcher mehrgleisig "recherchierender" Lesejäger - pfui, was soll denn dann mit der Volks(ver)bildung werden - oder kennt GBV zu wenig Menschen in und um Bad Zwischenahn.

Mit mehrgleisigen Grüßen
Thoralf

* ... Organ: Bezeichnung von regierungstreuen (staatlichen) Zeitungen in der DDR Beispiel: Das Neue Deutschland war Organ des Zentralkommitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Beide haben überlebt, das ZK nebst SED als PDS, die Zeitung als ...

Neues Deutschland!
 
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Offen gesagt bin ich nur Second hand Wuh Leser. Aber die Buchstaben halten sogar mehrere Lesevorgänge aus.
Und solch aktuelle Inhalte, daß die nicht nach 2 oder 3 Wochen noch zu lesen sind, sind recht selten.

Mein Freund und ich sind eben doch Schwaben. Dafür kriegt er dann meine Zeitung, meist aus dem gleichen Verlag.

WH
 
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Hallo Sixtus,

hatte beim Absolvieren des französischen Jagdscheines in den vergangenen 2 Wochen reichlich Gelegenheit, mit französischen Jägern, Louvetiers und Forst-/Jagdbeamten zu sprechen, natürlich auch über das Schwarzwild.

Die haben ähnliche Probleme und Zunahmen der Bestände wie wir auch. Da aber in Frankreich die Nachtjagd verboten ist, bleibt den französischen Jägern nur die Drück- oder Treibjagd über oder das Jagen mit dem laufenden Hund. Daß kenne ich schon aus Zentralfrankreich (Vercors), wo niedrigläufige Bracken und Jagdterrier eingesetzt werden, um große Waldstücke durchzudrücken, die entsprechend abgestellt wurden. Die Sauen kommen dabei ziemlich unpanisch und werden recht erfolgreich bejagd, aber insgesamt ist das Ergebnis noch zu niedrig.

Wildschäden werden von den Jägern bezahlt, schießen an Fütterungen ist verboten, Ablenkfütterungen sind ofensichtlich weitgehend unbekannt.

WeiHei,

Jürgen
 
A

anonym

Guest
<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Sixtus:
Haben unsere (EU)Nachbarn (etwa Frankreich, Belgien oder auch Östereich) eigentlich die gleichen Bestandszunahmen beim Schwarwild zu verzeichnen wie wir ? Wäre das Anwachsen der Mais- und Rapsanbaufläche einer der Hauptgründe für die angewachsene Schwarzwildpopulation, so müßte sich m. E. bei unseren Nachbarn eine ähnliche Entwicklung beobachten lassen. Denn die GAP -gemeisame Agrarpolitik - hat dafür gesorgt, dass sich die Unterschiede bei den Anbauflächen in überschaubarem Rahmen halten. Wenn etwa die Franzosen unter diesen Vorzeichen kein "Schwarzwildproblem" (ich selbst hab` kein Problem mit Schwarzwild, nur ohne) haben, dann müßten die Gründe für den exorbitanten Zuwachs der Strecke doch hausgemacht sein.


<HR></BLOCKQUOTE>

Servus Sixtus,

das mit den Sauen ist offensichtlich überall dasselbe.
Auch bei uns in Österreich gab es in den letzten Jahren insbesondere seit 1995 eine massive Zunahme des Schwarzwildes. Vor allem in den landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten sind die Probleme mit den Bauern mittlerweile mehr als heftig.
In Niederösterreich enthält ein zwischen Landwirtschaftskammer und Landesjagdverband im Dezember 2000 ausgearbeiteter Massnahmenkatalog für die Bejagung bis Ende Februar 2001 folgende Eckpunkte:
1. Abschuss eines JEDEN Stückes Schwarzwilds bei Frischlingen, Überläufern und Bachen, ausgenommen Leitbachen und zu früh frischende führende Bachen. Abschuss eines jeden einzeln ziehenden Stücks.
2. Veranstaltung von revierübergreifenden, grossflächigen Riegeljagden.
3. Begrenzung der Kirrungen auf eine/100 ha mit Begrenzung der Kirrgutmenge auf 2 kg/täglich. Das Kirrgut ist zwingend abzudecken, somit keine Kirrautomaten.
4. Für den Herbst/Winter 2001/2002 ist ein Vorlageverbot von Mais angedacht und damit eine verpflichtende Umstellung des Kirrgutes auf Erbse verbunden. Der Strafrahmen bei Verstössen beträgt bis zu ATS 50.000.-
5. Es wird der Einsatz aller erlaubten Jagdmethoden einschliesslich des Frischlinglebendfangs unter tierschutzrechtlichen Bedingugnen ( nach Genehmigung durch die Bezirksverwaltungsbehörde) gefordert.

Die 2001 Abschussziffern liegen natürlich noch nicht vor, sodass ich nicht genau weiss wie die Situation derzeit ist. Für die Region in der mein Revier liegt ( starker Mischwaldüberhang, relativ wenig Mais und Getreide ) dürfte die Sauenspitze möglicherweise bereits überwunden sein. Bei mir im Revier ist das definitv so. Die Kirrungen sind schwach angenommen, die Hälfte des heurigen Abschusses waren Tageslichtsauen nicht auf Kirrungen, was aber eine ganz neue reizvolle Erfahrung war.

Zusätzlich hört man auch dass die Hochgebirgssauen sich auch wieder zurückziehen ( in den letzten Jahren gingen die Sauen bis auf eine Seehöhe von 1500 - 1600 m ) sodass manche das Glück hatten, gleichzeitig die Chance auf Gams und Sau vorzufinden.

Wir hatten so wie überall in Mitteleuropa sehr gute Mastjahre beonders 2000, 1999 und 1998.

Also man wird sehen wie es weitergeht.

Gruss

H.


[Dieser Beitrag wurde von Hürsch am 03. September 2001 editiert.]
 
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Ich möchte einen Aktuellen Bezug zum Thema bringen.

Ich bin seit ca. 4 Wochen ca. 2-4 mal pro Woche mit meinen Hunden im Mais, hätte ich mehr Zeit käme ich wohl auf 6 mal pro W..

Alle Revierinhaber stöhnen wegen der Schwarzwildschäden die nach dem Mastjahr deutlich höher sind als sonst.

Unser Nachbar denkt ans Aufgeben, erst im Frühjahr 5.500,-- DM Schaden in den Kartoffeln und jetzt schon deutlicher Schaden im Mais und das obwohl alle Beteiligten in diesen Revier alle jagdlichen Möglichkeiten ausschöpfen. Ebenfalls sind E-Zäune installiert worden.

Und das ist kein Einzelfall.

Gruß Jack.
 

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