"Schwarzwildexplosion"

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Hallo Leute,
sind eigentlich unter Euch auch DJZ-Leser?
In der Januar-Ausgabe 2002 stehen nämlich einige interessante Auszüge, aus einer Forschungsarbeit der "Wildforschungsstelle Ba-WÜ". Dort wurden Fragebögen zur Schwarzwildbewirtschaftung verteilt. Ergebnis: 881 Jagdbezirke schickten ihren Fragebogen zurück, darunter 487 staatliche (94 verpachtet), 272 gemeinschaftliche, 31 private (14 verpachtet) und 91 ohne Angabe.
Um es kurz zu machen:
-79% der reviere kirren, insgesamt 401 Tonnen
an 2119 Kirrungen
-0,7 Kirrungen/ha Jagdfläche, 1,2Kirr./ha Wald
-pro Revier 638 kg Futtermittel, 189 kg pro Kirrplatz
-private Jäger bringen etwa ein drittel mehr aus (zw.140 u. 155 kg, der Staat 103 kg)
Ergebnis:
-pro Sau etwa 36 Std. Ansitz, ohne kirren das doppelte
-in diesen 629 Revieren werden 23% der Gesamtjahresstrecke SW, des Landes Ba-Wü erzielt.
Finde die Untersuchung ganz interessant, sollte man mal über das ganze Land ausdehnen. Kommen bestimmt schöne Ergebnisse raus !
Wie handhabt Ihr das so mit dem kirren ? Bei uns wird wenig rausgebracht, nur zu den winterlichen Mondphasen. Insgesamt etwa 6-8 kg auf 4 Kirrungen, in unregelmäßigen Abständen (etwa alle 2-3 Tage).
Gruß
Junior
 
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Ein wesentliches Problem ist der zunehmende Schwarzwildbestand in den (Staats-)Forsten. a) Dort werden Sie zur Naturverjüngung in den Laubholzbeständen gern gesehen.
b) Durch die Naturverjüngung ist die Bejagung in der Forst wesentlich erschwert worden (es gibt kaum noch großflächige Ansitzmöglichkeiten).
c) Milde Winter und gute Mastjahre haben den Hormonspiegel und die Naturverluste bei Frischlingen tendenziell rauf- bzw. runtegedrückt.
d) Die Freigabe bei Drückjagden auf max. 50 Kg hat die mittelalten Bachen geschont.

In der Forst gibt es keine Wildschäden, aber Schälschäden, somit gibt es dort keinen Anlass die Praktiken zu ändern.

Anders bei den an die Forst angrenzenden Feldrevieren. Dort gibt es Wildschäden im Sommer und Herbst, aber keine Schälschäden.
Bei stark vermehrten Schwarzwild in der Forst ist ab Frühsommer der Auswanderungsdruck zu den Feldrevieren mit seinen Früchten (womöglich noch mit Mais und Kartoffeln) wesentlich größer (wegen dem Speiseplan).

Von den Feldrevieren kommen (zurecht) die Klagen zum überhöhten Schweinebestand. Dort stehen die Jäger dem Invasionsdruck fast ohnmächtig gegenüber. Einzelabschüsse lösen das Problem im Sommer nicht, wird eine Rotte mit Frischlingen verschreckt, kommt drei Tage später die nächste.

Was tun? Ein Rezept ist der Senf als Gründünger nach Gerste, den man überwintern lässt. In der ca. 60 cm hohen Zwischenfrucht halten sich die Sauen im Winter mit Vorliebe im Feld auf. a)gibts Deckung b)der Senf hat irgendwie eine magische Anziehungskraft.

Somit haben auch die Feldreviere eine Chance den Schwarzwildbestand erfolgreich reduzieren. Bei diesen Felddrückjagden (im Senf) ab November sind lt. Jagdzeit alle Stücke zum Abschuss frei. Effektiv sind Termine nach den Drückjagden in der Forst, wenn Schweine in der Flucht aufs Feld gegangen sind. Vor allem wird die Anzahl der dann noch nicht führenden Bachen reduziert.

Es wird wegen der unterschiedlichen Auffassung zu Wild- und Schälschäden keinen Konsens zwischen den Förstern und Feldrevierpächtern geben. Aber mit kreativen Denken und guten Kugelschützen können die Feldreviere erfolgreich ihren Teil zur Schwarzwildminimierung beitragen. Meine Meinung ist, würden die Sauen auch Schälschäden in der Forst verursachen, gäbe es nicht diesen hohen Schwarzwildbestand.
 
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Hey Sixtus,

ich halte nicht viel von großen theoretischen Abhandlungen und wissenschaftlichen Untersuchungen. Die örtlichen Verhältnisse sind bei der Jagdausübung maßgeblich. Als Feldrevierjäger habe ich die Erfahrung gemacht, dass das Schwarzwild in der Forst nicht intensiv reduziert wird (s.a.Bestand + 100% Zuwachs im Jahr).
In der Forst ist durch die Naturverjüngung der Ansitz auf Sauen sehr erschwert worden, es gibt ja kaum noch etwas übersichtliche Flächen mit einem guten Schussfeld. Wo gutes Schussfeld ist, bekommen die Leitbachen auch mit. Die Vorgabe bei Drückjagden lautet häufig keine einzelnen Schweine und max. 50 Kg. Wie sollen die notwendigen Bachen geschossen werden? Ist aber auch kein Thema bei den Forstleuten, denn es gibt nur Schälschäden, keine Wildschäden. Würden Schweine auch schälen, währen andere Vorgaben in der Forst zu erwarten.
Als Feldjäger sieht man das anders, Schälschäden (Reh) gibt es nicht, aber ab Sommer gehen die Sauen durch Getreide,Mais, Kartoffel und Rüben (je nach Speiseplan).
Sind mehr Sauen mit Nachwuchs in der Forst, desto zahlreicher werden die Besuche im Feld. Also Gejammer und Gezetere, würden Sauen nicht derart schadensintensiv im Feld auftreten, würde sich (fast) keiner aufregen.
Dass natürlich milde Winter, gute Mastjahre im Wald und Maisanbau im Feld zur Vermehrungsrate der Schwarzen beigetragen haben, sei nur am Rande erwähnt.
Ebensoist Schwarzwild natürlich durch sein Sozialverhalten und der guten Anpassungsfähigkeit ein guter Kulturfolger im ländlichen Raum.
Als Feldjäger muss man dieses Problem kreativ angehen, weil man in der Forst ja nicht jagen darf. Normal ist das Feldrevier ab September abgeräumt und schwarzwildfrei weil die Deckung fehlt. Ausgenommen gelegentlicher Besuche sind die Schweine wieder im Wald. Wenn jedoch Senf als Zwischenfrucht nach Gerste angebaut wird (er muss sich zum Winter hin noch ausreichend bestocken können), und stehen bleiben kann, so hat man wieder notwendige Deckung (ca. 50-75 cm hoch) im Feld. Durch zahlreiche Mäusenester, Bodenlarven bleiben die ziehenden Schweine auch über mehrere Tage gerne im Senf (es zieht sie magisch an). Nach der Forstdrückjagd können die dort flüchtigen Schweine auch rottenweise in großen Senfschlägen stecken. Dann kommt ab Okt./Nov. die Zeit der erfolgreichen Drückjagd im Feld. Es kann ohne Einschränkung jedes Stück Schwarzwild gestreckt werden, bei geschickter Organisation ung guten Kugelschützen können am Senf komplette Rotten zur Strecke kommen.
Es ist besser zu handeln als zu diskutieren.
Ich (allein) habe letzten Winter 3 Bachen zwischen 50 +75 Kg geschossen, das wären jetzt im Sommer sicherlich 20 Stück geworden. Helfe Dir selbst, dann hilft Dir Gott.

WMH. Niederwildjäger
 

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