Unglaublich aber wahr - meine Durststrecke ging zu Ende.
Freitagabend sind wir mit vier Mann passend auf die Schlafkanzeln gezogen um durchzusitzen und den 1. Mai direkt im frühen mitzunehmen.
Ich bin um 21:30 ins Revier, kurz vor der Sperrstunde und habe den jungen Hund, weil es doch kälter war als gedacht, ich durchsitzen wollte und ich keine Lust habe 35kg die Kanzel hochzuschleppen zuhause gelasse.
Beim Angehen stand ein Schmalreh an der Salzlecke. Ich hab auf die 150m langsam angefangen mit mir selber zu reden, damit es in Ruhe abziehen kann. Tat es dann auch, in den Gegenhang, links vor der Kanzel.
Die Kanzel steht leicht erhoben neben einem Graben. Schräg links vor der Kanzel beginnt nach 25m eine Senke die sehr nass und moorig aber mit Gras bewachsen ist. Diese breitet sich auf 40m aus und endet nach 100m im Kiefernbestand. Links wird sie durch den Gegenhang eingefasst, rechts ist Kiefernbewuchs mit Naturverjüngung. Direkt rechts von der Kanzel ist eine 150m lange Schneise mit einem Wildacker.
Ich habs mir also auf der Kanzel gemütlich gemacht, Fenster auf, Kaffee hingestellt, Waffe geladen und zurechtgelegt. Dabei war ich nicht gerade leise, das Rehwild war ja gerade weg. Der Wind zog kalt und beständig von Vorne aus der Senke auf mich zu.
Drei Minuten nachdem ich saß habe ich dann die WBK mal genommen und in den Hang geguckt wo gerade das Reh noch war und hab es prompt im Hang als hellen Fleck gesehen. Daneben ein zweiter. Beide setzten sich in Richtung Senke in Bewegung und irgendwie war kein Träger zu sehen. Tatsächlich zwei Sauen ohne Gefolge. Schnell die Waffe hoch und in Richtung der Senke angeschultert. Währenddessen mit der WBK den Flecken gefolgt die zügig auf 80 m aus dem Hang auf die Fläche kamen. Keine Striche, dann sogar der Pinsel und die Klötze zu sehen.
Ich hab sofort angelegt und just als ich auf dem Blatt war zog die erste Sau wieder los. Hielt an, zog wieder los. Also schnell zur zweiten gewechselt, welche prompt loslief. Ich habe mitgezogen und in dem Moment wo sie auf 80m kurz vor dem Ende der Senke noch mal verhoffte direkt hinter dem Blatt fliegen lassen - super abgekommen.
Stille, Zerbrechen von trockenem Unterholz. Ein Grunzen und Stille.
Ich habe meinen nahe sitzenden Jagdfreund angetextet, der dann 30 Minuten später bei mir war, da die SMS nicht raus wollte. Das Risiko aus der Senke heraus in den Hang und Farn/Brombeeren hineinzulaufen um nach der Sau zu schauen habe ich dann alleine doch sein lassen. Vor allem weil ich nach den letzten Monate das Gefühl für die Größe verloren hatte und es nun mal zwei Keilerchen mit mindestens 40+kg waren.
Am Anschuss dann keine Pirschzeichen, kein Schweiß, der Kugelschlag war deutlich zu sehen. Ich war perplex. Das kann doch nicht sein - letzte Woche doch noch auf 150m Fleck kontrollgeschossen. Weitergesucht, nix.
Ich hab langsam angefangen laut vor mich hinzufluchen und bin auf einen erhöhten Punkt am Hang um mit der WBK zu schauen. Da lag sie, 20m vom Anschuss in einer Mulde hinter einer Kiefer! Zwei Spritzer Schweiß auf dem letzten Meter, sonst nichts.
Beim Aufbrechen hat sich dann gezeigt wieso: Das Herz lag lose in der geöffneten Kammer und beide Löcher waren nicht größer als die Laufmündung. Sofort hatte sich Gewebe davor geschoben und durch den fehlenden Blutdruck kam nix raus.
Gerade pack ich die Sau ins Auto schreibt mir der Jagdfreund, dass die Sauen gerade bei ihm waren als er zu mir gekommen ist und dass ich warten soll, da sie zu mir zögen. Die SMS habe ich leider 30 Minuten später bekommen...
Die Sau nach hause gebracht, saubergemacht (Wasser vergessen) und in die Kühlung gehängt und wieder ins Revier, durchgesessen und bis zum Abbaumen keinen Anblick mehr gehabt, trotzdem glücklich die kalte Nacht draußen gewesen zu sein.
ÜLK 48kg
Flucht 20m
308 Sako Powerhead 2 (Barnes TTSX) in 168gr
Der Hund war interessiert aber skeptisch. Den Kontakt mir Schwarzwild haben wir bisher schwach dosiert, solange noch keine Weste da ist und er die BP hat.