Ein für mich sehr schönes und auch sehr erfolgreiches JJ neigt sich so ganz langsam dem Ende zu. Leider ist Pandemiebedingt eines der sonst absoluten Jahreshighlights - 2 Tage Jagd auf einer Nordseeinsel - dieses Jahr flach gefallen. Aber trotzdem ist die Strecke Bunt
und für meine Verhältnisse sehr umfangreich ausgefallen.
Fuchs, Waschbär, Marderhund, Ente, Reh- Dam- Rot- Schwarzwild konnte ich erlegen.
Warum das alles vorab? Ganz einfach, ich freu mich noch wie Bolle und wollte es mal festhalten
Man sollte sich ja in dieser seltsamen Großwetterlage auch auf die positiven Dinge
besinnen. Und wir, die wir die Jagdleidenschaft teilen, haben ja immerhin das Glück trotz diverser Einschränkungen größtenteils dem Waidwerk
nachgehen zu können.
Nun aber zu gestern Abend:
nachdem ich Mitte Januar das letzte Stück Schwarzwild erlegt hatte, wollte es partout nicht mehr klappen. Falscher Sitz, falscher Tag, unpassender Wind, harrscher Schnee der das angehen verhindert hat, Kanzelfenster zu und nicht rechtzeitig auf bekommen, gar kein Anblick, Sauen mit dem "7 Sinn" die 2m vor der Kirrung kehrt machen oder einfach dichte Nebelsuppe
.
Einzige Lösung: weiter dran bleiben
denn das nächste Stück wollte ich unbedingt noch bekommen. Zugegeben ein kleines persönliches Ziel... da hatte mich mein Ehrgeiz gepackt.
Also bin ich gestern wieder los an einen vormaligen Rübenacker der trotz neuer Einsaat noch voll mit Ernterückständen ist
. Freut die Sauen die sehr regelmäßig bei der Beseitigung jener Rübenreste behilflich sind... drei mal hat es dort zuvor bereits nicht geklappt.
Gestern also abermals um 18:45 Uhr aufgebaumt. Kanzel steht an einem Knick der am rechten Rand des Ackers runter Richtung Wald
führt. Waldkante ca. 160m entfernt. Klarer Himmel, leichte Brise aus passender SüdWestlicher Richtung und zunehmender Mond
, herrlich.
Zuletzt kamen die Sauen stets bereits gegen 19:30 Uhr. Gemischte Rotte, einzelne Stücke, Überläufertrupps. Alles dort unterwegs. Dieses mal knackte es bereits um 19:15 Uhr und um 19:17 Uhr schob sich eine einzelne sehr starke Sau von mindestens 80 kg aus dem Wald und zog und brach immer entlang der Waldkante so dass ich zumeist nur das obere Drittel der Sau sah. Ansprechen auf die ca 160 m für mich nicht möglich. Die Sau blieb ein ganze Weile und schlug zwischenzeitlich eine einzeln anwechselnde Sau ab, die sich sofort wieder in den Wald trollte.
Ich haderte noch mit mir das Stück anzugehen da knackte es wieder im Wald und zwei weitere Stücke wechselten an.
Ich blieb also erstmal auf der Kanzel um zu überblicken ob noch mehr Wild im Bestand zieht. Also nochmal etwas gewartet, das einzelne starke Stück verschwand wieder im Bestand und die beiden neu angewechselten Sauen brachen ebenfalls nur direkt oben an der WaldFeldkante. Die Male zuvor sind sie durchaus weiter raus gezogen... aber dieses mal ums verrecken nicht. Das eine Stück hatte ich irgendwann als Bache um die 50kg - die den Rundungen zufolge ziemlich sicher inne hat - angesprochen. Das andere etwas kleinere Stück hatte jetzt meine ganze Aufmerksamkeit.
Da die zwei immer noch keine Anstalten machten weiter raus auf den Acker zu ziehen, war klar, runter vom Sitz, Beine in die Hand bzw. besser den Pirschstock und rechts vom Knick, diesen als Deckung nutzend, angehen. Also gerade runter Richtung Wald und am Ende dann links rüber durch den Knick auf den Acker an die Sauen ran....
Super Idee
denn ich hatte nicht auf dem Schirm, dass der im Knick Richtung Wald stehende DJ bock total zugewachsen war. Durch das Gestrüpp kein Durchkommen. Lautlos schon gleich garnicht. Also wieder zurück zum Hochsitz und dort durch den Knick auf den Rübenacker. Gedanklich sah ich schon erneut eine Nullnummer auf mich zukommen.....
Wie Lederstrumpf auf leisen Sohlen direkt jetzt linksseitig am Knick runter und - ein Glück - Sauen noch da. Mittlerweile war es 20:30 Uhr.
Peu a peu hab ich es dann nah genug ran geschafft. Ansprechen der schwächeren Sau...was bist du...??? (Ja, man könnte auch sagen "egal" - schwächer, führt nicht, also sofort "Bumm" - ist mir aber nicht egal. Ich wollte erstmal genauer ansprechen.)
Dann tat es mir den gefallen und in der WBK konnte ich sehen, wie das Stück nässte. Kleines Keilerchen. Passt! Allerdings noch die Bache im Hintergrund... Geduld... doch plötzlich hatte es das Keilerchen sehr eilig und zog noch weiter an die Waldkante ran, jetzt aber schnell - Waffe hoch, vorne Hochblatt, bumm - Blick durchs Wärmebild- liegt! Dann kurz die Angst - ist vielleicht die Bache auch zum Wald und ich hab ggf auf das andere Stück geschossen?! Arrgh diese Zweifel. Eigentlich unbegründet doch die Gedanken kreisen... gleichzeitig nachrepetiert und im Anschlag geblieben - man weißja nie. Noch kurzes schlegeln, Ruhe. Ein bissl gewartet und dann ans Stück herangetreten. Alles passt. Puh. Erleichterung!
Jetzt fällt die Anspannung ab und ich freue mich, das meine zugegeben eigentlich nur kleine Durststrecke seit Mitte Januar ein Ende hat und ich mit diesem Frischlingskeiler meine persönlich (mit Abstand) größte Schwarzwildstrecke in einem JJ erreicht habe. Jagd soll ja kein "Wettbewerb" oder "Rekordjagd" sein, doch ehrlicherweise, wie oben erwähnt, dieses eine Stück Schwarzwild wollte ich doch noch gerne in diesem JJ bekommen. Nicht irgendwie und um jeden Preis - es muss auch passen.
Hat es - und auch deshalb freu ich mich über mein 20igstes Stück Schwarzwild in diesem JJ doch irgendwie ganz besonders
Horrido
(Mangels Bewuchs musste als letzter Bissen eine Rübe herhalten)
Für das Protokoll: Frischlingskeiler 39kg, Schuss Hochblatt, lag im Knall, 308 Barnes TTSX, 150 Grain.
Nachtrag: zum Bergen hab ich erstmals meine neue Wildwanne von Gehetec genutzt. Super Erleichterung um das Stück vom lehmigen Acker zu ziehen. Kaum Zugwiderstand und somit gefühlt 10x leichter als ohne.