So nach langer Durststrecke, war ich Mitte Mai auch mal wieder Erfolgreich...
Am schönen Mittwochabend vor Vatertag machte ich mich auf zum Stammtisch. Es sollte der abendlichen Bockjagd gelten und eigentlich hatte ich mir meinen Sitz insgeheim schon ausgesucht. Beim Stammtisch war dann der Kommentar meines Jagdherren: "Geh du mal auf den neuen Dachsbausitz und schau mal was da geht!" ausschlaggebend dafür das ich nicht auf "meinen" Wunschsitz ging sondern auf besagten Dachsbausitz. Diese offene Leiter stand bis zum Frühjahr an einer Junganpflanzung und hat bei vielen Ansitzen in 4 Jahren lediglich ein Überläufer und einen guten Bock gebracht. Viel Anblick bzw. viel "gehört" was Sauen betrifft aber nie eine großartige Chance gehabt erfolgreich zu werden. Deswegen haben wir den Sitz dieses Frühjahr umgestellt. Nach einer Apfeltasche und ner Flasche Wasser habe ich mich gegen 19.45 Uhr gemacht. Kurz nach 20 Uhr saß ich dann. Linker Hand knallte mir die Sonne die warmen Strahlen um die Ohren, das ich froh war keine lange Unterhose angezogen zu haben. Links hinter mir befindet sich etwas Hochwald. Direkt links bis "gerade aus" auf der Rückegasse wo ich sitze ist eine aufgeforstete Fläche vom Sturmtief Lothar. Hauptsächlich mit Eigen und Buchenrauschen. Nicht die beste Dickung aber auch nicht sonderlichs lichte. Ich kann die Rückegasse ca. auf 100m Länge voraus einsehen. Nach 40m kommt eine kleine Kreuzung mit einer Querspange. Total zugewachsen und nicht einsehbar für mich. Rechts befindet sich Hochwald mit ordentlich Unterwuchs (Buchenrauschen) der sich bis hinter mich durchzieht. Gefährtet haben wir einige Rehe aber auch Sauen waren immer mal wieder Vorort. Ich saß da also und brütete in der Sonne, die warme Jacke längst ausgezogen, kein verräterisches Geräusch nichts. Nach 20 Minuten überkam mich schon die Ungedult. Die bessere Hälfte saß daheim auf der Couch und war nicht erpicht das ich aus dem eigentlich Stammtisch auch noch ein Jagdtag machte, sollte es doch Donnerstagsmorgens zum Vatertagsansitz raus gehen. Wie ich so vor mich hinschwitze hörte ich gegen 20.35 Uhr ein grunzen. Das hörte sich nach Sau an und kam von "vorne links" wie wenn sich eine Sau auf der Querspange befände. Ich war mir unsicher da die Vögel pfiffen und der Wind zwar ebenfalls von "vorne links" kam aber doch schon ordentlich bließ. Zeitvertreib mit Natur genießen, zuschauen wie die Sonne hinter den Bäumen verschwand und in dem Moment anfangen zu frieren. Schnell in die dicke Jacke, zum Glück hast den Teppich dabei dachte ich mir. In der nächsten Stunde wirds kalt..
20.45 Uhr. *grunz* was war das? Das war doch wieder ein Sau?! Angestrengtes lauschen und tatsächlich, wieder *grunz quieck*! Das sind Sauen. Na gut, dann wirds mit Rehwild wohl nix werden und die Borstenviecher werden sich noch eine ganze Zeit verkrümeln bis sie sich zeigen. Ist ja noch taghell. 21 Uhr. Herzhaftes gähnen. Die bessere Hälfte trackiert meine Nerven wann ich endlich heim komme, sie hätte Vesper (Brotzeit) gerichtet und extra dafür eingekauft. Jaja blabla, Richtung 22 Uhr bin ich daheim, wenn nix passiert. Ach was soll den passieren, Bock schießt du eh keinen. Danke. *Fluch* warum ist das ein Sitz auf dem ich Handyempfang habe!? *Fluch*.
21.05 Uhr Kräftiges rascheln und tappsen vorne links, da tut sich was. 21.08 Uhr *plopp plopp plopp und nochmals plopp* un aus der Querspange kommen 4 schwarze Wutzen in guter Frilligröße (15 kg) auf die Rückegasse. Sehr schön. Taghell. Da kannst eine raussortieren und dann gibts Vesper halt erst um 23 Uhr. Pech. Mit dem Fernglas schaue ich mir die Frillis an. 1 Keilerchen, 1 Bache und 2 nicht zu bestimmen. OK. Keilerchen passt ja. Der solls werden. Blick nach rechts, leise das Gewehr zurecht legen, blick zurück. Nanu? Nu sinds 6 Frillis. Auch gut. Mit dem ZF mein Keilerchen gesucht und nicht gefunden. Wo issen das jetzt hin. Links in der Querspange ordentlich Terror. Lautes gequicke und gegrunze. Da stecken also noch mehr Sauen. Und im nächsten Moment kommen nochmals 2 Frillis raus. Gleiche Größe. Ich kann 2 Keilchern und 3 Bachen sicher Ansprechen. Ist ja noch taghell. Die restlichen stehen hintereinander, verdeckt oder spitz zu mir. Die beiden Keilerchen stehen recht weit hinten und knuffen sich kräftig gegenseitig. Ich mache mich fertig um einen davon zu erlegen und im Sommer dann als Spanferkel ganz auf den Spieß zu stecken. Einer der ersten Frillis kommt jetzt direkt auf mich zu. Mist. Die Keilerchen sind verschwunden. Von den übrigen steht auch nichts frei. Der Frilli ist jetzt nur noch 10m vor dem Sitz. Wenn der noch bisschen weiter läuft ist abfahrt angesagt... Was tun? Ihn bekomme ich nicht ins Korn da müsste ich ja fast senkrecht nach unten schießen. Die anderen Frillis stehen auf einem Haufen und die beiden Keilerchen sehe ich nicht mehr. Der Frilli vor mir quitscht auf, grunzt und ist in 2 Sätzen links verschwunden. *Fluch* die anderen Frillis explodieren nach links und rechts und die Rückegasse ist leer. Blick zu Uhr 21.15 Uhr. Die waren jetzt 7 Minuten da. Und ich hab keinen erwischt. Ich bin einfach nicht zum Schuss gekommen. Aber warten, die kommen nochmals. Sind ja verstreut auf beide Seiten der Rückegasse. 2 Mins später *quiek links* und die Antwort *grunz rechts*. Und schon sind die 8 wieder da! So nach dem Motto "Luft rein" und "jo also raus". Tja und wieder alle auf einem Haufen. *Fluch* von links kommt jetzt noch eine weitere Sau. Rückenlinie vielleicht 5 cm Höher, Gewicht keine 30 kg. Alle Frillis zur Sau hin grunzen quiecken und knuffen. Sollte das die Bache sein?! Die ist ja kaum größer als die Frillis an sich selber. Blick durchs Fernglas bestätigt es, die Bache hat sichtbare Striche die mal milchführend waren. Sind bestimmt noch 1,5cm lang. Langsam beruhgit sich die Situation und die Bande verteilt sich und beginnt im frischen Gras zu brechen. Ein Frilli sondert sich nach rechts in Richtung der Querspange ab. Ansprechen. Pinsel sichtbar. Keilerchen. Passt. Wenn "hintendran" jetzt die Bache verschwindet komm ich endlich zum Schuss. Der Frilli macht 2 Schritte nach rechts, steht schön breit, die Bache ein Schritt nach links. Kurzer Überblick, passt. *entsichern, bum, Bühne leer, repetieren* in ungefähr 3 Sekunde. 21.28 Uhr. Ich sehe den Frilli nicht liegen aber auch sonst keine Sau mehr, bin mir eines guten Schusses sicher und hoffe auf nochmaliges Waidmanns Heil. Den ein Teil der Wutzen verschwand nach links und ein Teil nach rechts. Links bläst die Bache rechts quieckt ein Frilli. Aber den Gefallen über die Rückegasse zu wechseln tun sie mir nicht. Sie entfernen sich deutlich von mir. Die Holde frägt ob ich schon aufm Heimweg bin, die Antwort nein ich hab ne Sau geschossen quitiert sie mit: "WMH, ich geh ins Bett GN8." Auch gut, gibts schon kein Gemecker wenn ich heim komme. Die Dämmerung neigt sich es wird Dunkel. Ich steige ab, gehe zum Anschuss, kein Schweiß *fluch* Bleifrei *fluch*. Mit der Lampe ins Unterholz leuchten und sehen das die Wutz liegt. Glück, hatte mich schon auf eine längere Nachsuche eingestellt. Bergen des Frillikeilerchens und Aufbrechen verlaufen ohne Probleme und ohne Auffälligkeiten (das wird noch von Bedeutung). Die Organe sehen gut aus, sichtbare Verletzungen sehe ich nicht. Schuss hinters Blatt, Herz ganz Lunge nur noch in festzen gefunden. Rippentreffer auf der Einschussseite, Splitter auf der Wirbelsäule. Wie kann die damit noch 15m laufen?!
Das Keilerchen wandert nach dem wiegen (14 kg) beim Jagdherr in die Kühlung. In mich 3 bleifreie Bier (muss ja noch fahren) und um 23.30 steht in der Küche das Vesper aufm Tisch mit einem lieben Briefchen. Waidmannsheil und guten Appetit, den wirst du erst recht haben. Ich lasse mir das Vesper schmecken, trinke die Wutz mit einem Bier und einem Schnaps tot, dusche mich und falle totmüde neben die holde Weiblichkeit. Morgenjagd an Vatertag hab ich geistig gestrichen und auch kein Wecker gestellt.
Ich wache schlaftrunken auf, irgendwas knufft mich ordentlich in die Seite... he aufhören bin doch keine Wutz. Die zuckersüße Stimme meiner Holden: Aufstehen Schlafmütze du hast verpennt. Du willst doch zum Morgenansitz! Wieviel Uhr haben wir? 4.30 Uhr raus mit dir. Ne, bleib im Bett. Kühlung voll. Gegen 9 werde ich dann wieder aus den träumenden Jagdgründen geweckt. Halb 10 am Stammtisch mach dich fertig. Stammtisch mit den Jägern, Hähnchenessen, tottrinken des Frillis....
Montags nach erfolgreicher Trichinenuntersuchung will ich die Wutz abschwarten, eintüten und einfrieren. Ich öffne den Kühlschrank und mir kommt ein unbekannter aber nicht gut riechender Geruch entgegen. Mhmm was ist das? Komisch. Ich beginne die Wutz abzuschwarten aber irgendwie fühlt sich das Fleisch komisch an und der Geruch ist auch ungewohnt. Nachdem ich halb abgeschwartet habe und in Richtung der Vorderhammer komme wird das Fleisch milchig weiß und ganz wabbelig. Es richt immer strenger und ekliger. *die ess ich nicht* bin ich mir da schon sicher. Ich schwarte die Wutz fertig hab. Die Lymphknoten am Hals sind geschwollen und eitrig. Im Gebrech ist ein Zahn total vereitert. Seitlich am Hals ist ein Eiterbollen mit 4-5 cm im Durchmesser. Darin befindet sich ein 2 cm langes Stück Holz. Der Eiterbollen war erst nach abschwarten sichtbar, nach außenhin überhaupt keine Anschwellung oder sonstiges Anzeichen. Nach Entfernen der Schwarte war ein 1cm großer weißer Kreis sichtbar, den ich aufgeschäft habe. Dann kam der Bollen zum Vorschein. Die Wutz wandert ins Konfiskat, die ist nicht genießbar. Schade um das Wildpret aber trotzdem Danke für das tolle Jagderlebnis.
Sauer 202 7mm Rem Mag mit LM MJG.
Schussdistanz 45 m.
Kein Schweiss obwohl Ausschuss, Flucht 15m, lag auf der Ausschussseite.
Lunge zerfetzt, deutliche Knochentreffer