Nun kann ich auch mal wieder etwas beitragen:
Beim letzten Mond im Februar hatte ich auf 50m zur Kirrung leider gefehlt. :no:
Nachdem ich am Samstag ohne Anblick bei gutem Licht von 8 bis Mitternacht angesessen bin und am Sonntag mein Vater mit einem Freund auf 2 Kanzeln ebenfalls ohne Anblick ansaß, dachte ich mir gestern ich muss es noch mal probieren.
Ein Pensionist, der uns die Kirrungen bestückt sagt mir am Telefon, dass die Kirrung alle unberührt sind, wahrscheinlich zu hell oder zu starker Druck im Nachbarrevier. Die Nachbarn, leider auch anderes Land, halten sich nicht so ganz an unsre Regeln des Waidwerks. Kommt der Mond laufen Sie durch den Wald, an der Grenze entlang, verstinken mit Diesel getränkten Fetzen, erleichtern sich in Grenznähe und ähnliche Tricks wie Akkulampen mit Bewegungsmeldern. Es ist leider eine Katastrophe. Aber das ist ein anderes Thema.
Ein weiteres Telefonat mit einem Jagdgehilfen verschafft mir die Info, dass von der Fuchsjagd noch eine fahrbare Kanzel auf dem Wildacker steht und dort auch Spuren von Sauen seien.
Also gut, probiere ich mein Glück dort, wenn schon an der Grenze nichts ist. Der liebe Pensionist bestückt mir am Nachmittag noch ein paar der Wühllöcher mit Mais und deckt diesen mit Erde ab.
Pünktlich um halb 8 sitze ich mit Jause in der Kanzel. Schon beim Angehen der Kanzel konnte ich die Spuren der Sauen sehen, der Wildacker war gut mit Mais bestückt im Sommer und dort wühlen die Schwarzkittel wie blöd. Die Sicht ist sehr, sehr gut. Vielleicht sogar zu hell?
Bis 22:00 kommt nur ein Reh vorbei, dass sich auch am Mais vergnügt, ein paar Hasen springen auch herum. Wie aus dem Nichts taucht um 22:12 ein Marder 10m vor der Kanzel auf, aber aufgrund der kurzen Distanz und meiner mitgeführten .375 H&H lasse ich gehen, zwischen den abgeknickten Maisstengeln ist er ohnehin nur schwer auszumachen.
Um 22:20 vibriert mein Handy, meine Freundin schickt mir einen Gute N8 Kuss und drückt mir die Daumen für ein dickes Schwein. Ich hab das Handy noch in der Hand, da sehe ich sie kommen. Eine starke Sau kommt zügig durch den Wildacker auf die freiere Fläche mit den Wühllöchern zu. Handy weg und Fernglas hoch und Peltor Gehörschutz auf- mit der .375 schieße ich in Kanzeln nicht mehr ohne. Ein starkes Stück- eine Seltenheit bei uns, vor allem mit den Nachbarn.
Der Wind ist recht stark von rechts, die Sau wechselt von links an und ich habe nur das vordere Fenster geöffnet.
Die Sau zieht ohne stehen zu bleiben an dem mit Mais bespickten Wühlloch vorbei und bleibt 30m rechts davon, wo der Wildacker noch etwas höher ist, stehen und sichert in Richtung Kanzel. Der Fernglas ist schon gegen die Waffe getauscht. Das Stück steht spitz und sichert- kurzes Haupt, massiger Körper, sieht für mich nach Keiler aus. Aber sicher bin ich mir nicht. Die Sau ist eindeutig alleine. Das Stück dreht ab und ich sehe den Pinsel. Zügig entfernt sie sich nach rechts durch den Wildacker.
Mist! Sie muss mich gespürt haben, ich verfolge sie mit dem Zielfernrohr, aber an einen Schuss ist nicht zu denken, sie ist zu flott. Ich fahre nach und nach und nach....bis der Fensterausschnitt zuende ist. :17: Schnell Gewehr rein, 90 grad drehen, ein Bein auf die andere Seite des Sitzbrettes, Seitenfenster auf. Da ich die Kanzel nicht gut kenne, brauche ich eine gefühlte Ewigkeit bis ich das Fenster oben fixiert habe. Der Keiler hat den Wildacker bereits verlassen und zieht über eine Wiese in Richtung Windschutzgürtel. Die Entferung ist mittlerweile schon über geschätzte 100m. Ich dreh das Glas auf 10fach und hab sie eigentlich gut drinnen.
Nur stehen bleiben müsste sie kurz bevor sie im Windschutz verschwindet. Aber siehe da, der Keiler zieht parallel zum Windschutz und dann verhofft er plötzlich. Ich entsichere, der Finger geht zum Abzug, ich checke kurz: Auflage passt, da ich nun in der Ecke der Kanzel bin habe ich Auflage für linken und rechten Ellbogen, Gewehr liegt sauber auf dem Wetterfleck auf und ich habe die Sau gut drinnen- es ist weit, aber ich trau mich zu schießen- und in dem Moment zieht die Sau wieder los.
Das war's jetzt, das war meine Chance, zu lange gewartet/gebraucht/gezögert. :no: Der Keiler mach aber keine 5 Schritte um wieder zu verhoffen. Luft anhalten, Kolben fest eingespannt und schon ist die Kugel draussen. Der Kugelschlag ist dank elektronischem Peltor Gehörschutz deutlich zu hören.Der Keiler startet in vollem Tempo 20m nach vorne um dann umzudrehen und 10m zurückzulaufen. Die Büchse ist zwar schon wieder schußbereit aber ob der Geschwindigkeit der Sau ist an einen 2.Schuß nicht zu denken. Lieber schnell mit Fernglas beobachten. Beim Zurücklaufen seh ich schon, dass die Vorderläufe das Stück nicht mehr wirklich tragen. Das Stück biegt in den Windschutzgürtel ab und ich glaube noch zu sehen, dass es fällt.
Nun zittere ich am ganzen Körper. Die Zigarette beruhigt mich etwas. Klingt als wär ich starker Raucher- rauche aber normal nur 1-2 Zigaretten am Tag, beim Jagen sind es schon mal 5-6, vor allem am Ansitz.;-)
Nach der Zigarette pack ich meine Sachen und gehe Richtung Anschuss. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Stück liegt. Alle Zeichen sprechen dafür. Als ich Richtung Windschutz schreite, merke ich, dass der Schuss doch weiter war als gedacht. Kurz vorm Windschutz erkenne ich im Schein meiner Lampe schon viel Schweiß, ich folge ihm und siehe da: das Stück hat es gerade noch in die Dickung geschafft. Der Keiler liegt direkt auf einem Wechsel im Gebüsch. Deswegen wohl die Kehrtwendung.
Der Schuss sitzt tiefblatt, hat beide Hämmer durchschlagen und den Brustspitz gesprengt. Nun mal der Freundin zurücktexten.;-)
Mit Verstärkung wird das Stück geborgen und versorgt:
2 jähriger Keiler, kleine bis keine Waffen.
Aufgebrochen 81kg
Distanz: 148m
Waffe: Winchester Modell 70
Kaliber: 375 H&H
Geschoß: Federal Power Shok, 17,5gramm
Flucht: ca 30m
Treffer: Tiefblatt
An dieser Stelle muss ich wirklich einmal eine Lanze brechen für DDOptics. Ich habe das von meinem Großonkel geerbte Gewehr nach 10 Jahren, das es ungenützt im Kasten verbracht hat, letzten Sommer mit einem 56er 2-10x DDOptics Glas bestückt, damit ich die Waffe für den Ansitz verwenden kann. Der gestrige Schuß hat gezeigt, dass sogar bei Mond Distanzen von 148m möglich sind. Ich liebe den fein justierbaren Leuchtpunkt und bin vom Preis/Leistungsverhältnis begeistert.
LG & wmh, M.