So, das mit dem Bild hätte schon mal geklappt! Jetzt folgt die Geschichte, auch wenn sie ein wenig lang wurde!
Wie so oft in den letzten zwei Monaten packte ich am Abend des 5. Septembers meine Sachen zusammen, um die Sauen daran zu hindern, den Mais vorzeitig zu „ernten“. Bis jetzt blieb es leider bei den Versuchen und der Mais war ob dieser Tatsache schon arg in Mitleidenschaft gezogen. Der Acker liegt direkt neben dem Wald, was die Bejagung fast unmöglich machte und der Ansitz an den Wechseln ist wegen des Windes aussichtslos.
Jedes Mal, wenn ich am Mais vorbeifahre, überkommt mich ein schlechtes Gewissen, darf ich mich doch in diesem Revier uneingeschränkt bewegen und bis auf ältere Böcke alles (passende) erlegen, und dann bin ich nicht im Stande die Sauen daran zu hindern, den Wildschaden in astronomische Höhen zu treiben - und das bei EINEM Maisacker im ganzen Revier!!!!!
Doch heute war ich guten Mutes, da ich am Vortag festgestellt hatte, dass die Sauen nicht mehr an der oberen, sehr windunsicheren, sondern an der unteren Seite des Ackers in den Mais einwechselten. Außerdem war in zwei Tagen Vollmond und spendete so mehr als ausreichend Licht für einen bevorstehenden Sauansitz. Vom Vorjahr wusste ich, dass die Sauen, wenn sie von dieser Seite kamen, des Öfteren über eine der zwei knapp hinter dem Maisacker im Wald gelegenen Wiesen wechselten. Die Wiesen werden ca. 80m vor dem Hochsitz durch einen Weg getrennt, an dessen Rändern sich einige Weißdornsträucher befinden. Dieser Weg führt zu einer Pferdekoppel, die sich hinter den beiden Wiesen befindet. Dieser Umstand schränkt das Schussfeld stark ein, da diese Koppel durch hohe Sträucher von der Wiese getrennt ist und man dadurch nie weiß, wo sich die beiden Pferde gerade befinden.
Um 19.00 Uhr baumte ich schließlich auf und richtete mich erst mal ein – Wetterfleck aus dem Rucksack, Taschenlampe herausgekramt und Gewehrriemen vom Gewehr runter. Zuerst inspizierte ich wie immer die Umgebung und versuchte mir jeden Strauch und jedes größere Grasbüschel einzuprägen, denn sonst würden mir diese in der Nacht im Mondschein – der Mond war schon über den Horizont emporgeklettert – noch üble Streiche spielen!
Wie immer, wenn ich auf diesem Hochsitz sitze, ärgerte ich mich auch diesmal über die Autos, die zu hunderten über die keine 100m entfernte Bundesstraße brettern und es beinahe unmöglich machten, anwechselndes Wild zu hören.
Die Dämmerung war schon weit fortgeschritten, als ich in ca. 100m Entfernung plötzlich eine kurze Bewegung zwischen bei Sträuchern bemerkte. Kurz nachdem das Adrenalin ausgestoßen wurde und noch bevor ich das Glas an den Augen hatte, erkannte ich dass es sich um einen Hasen, und nicht um einen im ersten Moment erhofften Fuchs handelte.
Zehn Minuten nach Acht: Eine Bewegung am rechten Wiesenrand lässt mich augenblicklich aus meinen Gedanken hochschrecken, und gleich eine zweite hinterher – Glas an die Augen und, durchatmen – zwei Rehe treten aus und beginnen zu äsen.
Um 20:25 Uhr bemerkte ich durch die Bäume am linken Wiesenrand plötzlich ein Scheinwerferpaar, das sich näherte. Noch bevor ich die ersten Flüche losschickte, erkannte ich den Suzuki des Pferdehalters mit Pferdeanhänger – „Was macht der im Stockfinstern noch hier draußen???“ Doch nach fünf Minuten entfernte er sich wieder und ich beruhigte mich mit den Worten „das wird den Sauen schon nichts machen“ wieder.
Kurz darauf machte sich der Stress des heutigen Tages bemerkbar und mir fallen die Augenlider zu. Im Dahindämmern kommen die Erinnerungen an die Sauen des vergangen Jahres an dieser Wiese wieder hoch und lassen mich regelmäßig erwachen und hoffnungsvoll die Wiesenränder nach Schatten abglasen. Mittlerweile haben sich vor mir vier Rehe versammelt. Sie äsen in aller Ruhe, während auf der Bundesstraße unaufhörlich Autos, LKWs und Motorräder vorüberdonnern. Ich bewundere wieder die Intelligenz des Wildes, denn würden sie auch nur das geringste Geräusch von der Kanzel vernehmen, wären sie innerhalb weniger Sekunden von der Bildfläche verschwunden. Es dauert nicht lange und ich gebe den Kampf gegen meine Augenlider wieder auf.
Plötzlich fahre ich in die Höhe, bin hellwach und alle Sinne sind gespannt – „Was war das denn jetzt??“ fragte ich mich und bemerkte dass die Rehe alle im meine Richtung sichern und nervös umhertänzeln. Da, da war doch ein Rascheln im Laub hinter mir, und jetzt hörte ich Äste brechen – das ist eindeutig eine Sau, und sie muss schon sehr nahe im Wald hinter mir sein, denn ich kann sie trotz des Lärms von der Straße hören. Plötzlich höre ich Steine klappern – keine fünf Meter hinter mir! Und ich hab keine Chance hinter mir in den Wald zu sehen, da der Trauf komplett dicht ist. Mir schlägt der Puls bis zum Hals, ich traue mich kaum zu atmen. Die Rehe sind inzwischen abgesprungen. Es waren bereits einige Minuten des bangen Wartens vergangen, da hörte ich wieder einen Ast brechen, doch die Sau zog es vor, im Wald die Wiese zu umschlagen, denn es waren bereits deutlich weniger Autos unterwegs und ich konnte den Schwarzkittel nach weiteren zehn Minuten im Mais hören. Die Uhr sagte 22.15 Uhr.
Langsam fiel die Spannung wieder von mir ab und ich glaste wieder die Wiesen vor mir ab. Da, am rechten Wiesenrand – ah, die Rehe kommen wieder! Ich blickte wieder mal auf die Uhr, es war bereits 22.45 Uhr, ich muss um spätestens 6.00 wieder aus den Federn – und ich war jetzt schon so müde, das kann ja was werden und nach einiger Zeit wurden die Lider wieder schwer…
Als ich wieder erwachte, war es 23.00 Uhr und ich beschloss, dass das so keinen Sinn macht und begann meine Sachen zu packen. Ich nahm das Handy aus der Tasche und schaltete es wieder ein. „Düdeldidü…“ – Sch… Anfangsmelodie, die muss ich auch mal ausschalten, PIN-Code eingeben – „warum dreh ich eigentlich jetzt das Handy auf??“ fragte ich mich in Gedanken – „Knacks“ – und das keine zwanzig Meter rechts von mir, direkt am Waldrand! Ein Blick auf die Wiese, es war kein einziges Reh mehr zu sehen. Mir wurde ganz heiß und der Puls hatte sich merklich beschleunigt. „Du musst den Ton vom Handy abschalten, wenn du in der Zwischenzeit einen Anruf hattest oder eine SMS bekommen hast, …“ sagte mir eine innere Stimme – gedacht, getan und dieses Sch…drum wieder eingesteckt. Da, ganz eindeutig war es zu vernehmen: tapp, tapp, tapp, tapp. Und plötzlich „flog“ ca. zwanzig Meter neben mir eine Sau auf die Wiese – Mann hat es die aber eilig – schon war das Gewehr im Anschlag.
Die Sau rannte 30m vor dem Hochsitz vorbei – schei*e ist die schnell, und trotz 6-facher Vergrößerung ganz schön klein, allerhöchstens 15kg, eher aber zehn. Als sie endlich aus dem Gefährdungsbereich der Pferde draußen ist, pfeife ich sie laut an, und als sie verhofft donnert meine Sauer in die mittlerweile stille Nacht. Durch das Mündungsfeuer erst nichts erkannt, sehe ich den Wutz in tiefer Flucht links von mir in den Wald abgehen, dann lautes Brechen an einer Stelle – die liegt! Jetzt erst repetiere ich leise und stopfe eine neue Patrone ins Magazin (das muss das nächste mal gleich nach dem Schuss passieren)! Puh, das ist jetzt aber schnell gegangen, die Uhr sagt 23.03Uhr. Na gut, bis halb zwölf bleib ich sitzen.
Zweifel kommen auf in mir: Warum ist der Zwerg noch so weit gegangen, das gibt’s ja nicht, obwohl, mit den Sauen hab ich schon einige andere Sachen erlebt. Zum Beispiel die Bache am Riegler vorigen Winter: mit zwei tödlichen Kammertreffern flüchtete die den Berg hinauf und konnte 100m weiter hangaufwärts erst durch einen weiteren Kammertreffer, der auch die Wirbelsäule zertrümmerte gestoppt werden – knacks – wieder rechts von mir. Der Puls hatte sich noch nicht beruhigt, da stieg er schon wieder in unermessliche Höhen. Mir wurde wieder heiß und das Herz wollte zum Hals raus. Kommen da noch welche nach? Kaum ausgedacht schälte sich ein riesiger Kasten von Sau in schnellem Gang aus dem Wald. Warte noch, das ist sicher eine Bache – und da kommen auch schon drei Frischlinge nach, nur unwesentlich größer als der zuvor beschossene, und schlossen zur Bache auf. Die Waffe war bereits wieder im Anschlag, entsichert und eingestochen, und ich wollte schon wieder einen Pfiff loswerden, da stoppte die Bache vierzig Meter vor mir plötzlich. Der erste Frischling, auf dem ich mitgefahren bin konnte gerade noch ausweichen und stand jetzt spitz von mir weg, verdammt. Also auf den Zweiten nach rechts gefahren – der steht ein wenig schräg, da setzte sich die Bache wieder in Bewegung und automatisch schickte ich mit einem lauten „Rummmms“ die zweite 10,7g DK auf die Reise und repetiere noch in den Schuss hinein. Wieder blendet mich das Mündungsfeuer. Die Bache geht flüchtig nach rechts ab in Richtung der Stelle, an der die Schwarzen auswechselten. Doch was ist das – zwei Frischlinge kommen auf mich zu, aber nicht gerade, sondern in Halbkreisen!! Die kennen sich ja überhaupt nicht aus! Und es sind nur zwei, das heißt meiner liegt! Kreisend kommen die zwei auf mich zu, ich fahre ständig mit, doch ich werde keinen Schuss los. Plötzlich verhofft einer 15 Schritt vor mir – draufgefahren, und „Rummms“ donnere ich zum dritten Mal in die Dunkelheit dieser Nacht. Die zwei Frösche flüchten links von mir in den Wald. Rechts von mir höre die Bache blasen und brummen, und kurz darauf die Frischlinge ca. 10m hinter mir durchwechseln. Sch…, den hab ich unterschossen, ich hab in der Eile den Abzug voll durchgerissen.
Es ist 23.12 Uhr. Mein Puls war bestimmt auf 180, mir war unendlich heiß und von der Müdigkeit war überhaupt keine Spur. Ich wusste noch gar nicht so recht was sich da gerade abgespielt hat. Leise nahm ich das Magazin vom Gewehr und stopfte wieder nach – na ja, vier hab ich noch!
Ich versuchte mich wieder zu beruhigen und glaste die Wiese vor mir ab, doch da war logischerweise nichts zu sehen, doch, da, da liegt ja mein Frischling. Ich setzte das Glas wieder ab und auch mein Puls beruhigte sich wieder einigermaßen.
Nach einiger Zeit blickte ich wieder nach links, doch was war denn das für ein Hügel? Scharf gegen die Umgebung abgrenzt, der Übergang zum Boden nicht so fließend, verschwommen wie bei einem Grasbüschel. Sofort nahm ich das Glas wieder an die Augen: ein Fuchs! Der buddelt da seelenruhig nach einer Maus. Sofort wieder in die Ecke ums Gewehr gegriffen und aus dem Fenster gefädelt, entsichert, eingestochen – so diesmal mehr Zeit nehmen als auf den Frischling vor fünf Minuten – Das Kreuz saugte sich am Blatt fest und „Rummms“ sprach meine 30.06 zum vierten Mal ihr Machtwort. Wieder hab ich nichts außer gelbem Leuchten durchs ZF gesehen, und als ich neben dem Zielfernrohr vorbeischaute, sah ich auch nichts. Das ist gut, dachte ich, wenn er nicht flüchtet, muss er liegen.
Jetzt war´s aber vorbei mit der innerlichen Ruhe. In kurzen, regelmäßigen Abständen schüttelte es meinen ganzen Körper sodass der ganze Hochstand wackelte. Ich kramte die letzte Patrone aus meiner linken Hosentasche und schob sie mit zitternden Händen ins Magazin. Gott sei dank hab ich heute zum ersten Mal (!!! und das nur aufgrund einiger hier im Forum geschilderten Jagderlebnisse!!!) sieben statt wie üblich fünf Patronen mit, sonst hätt ich jetzt zum Nachsuchen nur noch eine. Es war 23.17Uhr!! Ich packte nun endgültig zusammen und nach weiteren zehn Minuten hielt mich nichts mehr am Hochstand.
Zuerst ging ich zum Anschuss der ersten Sau, den ich auch gleich fand – und, nur einen Meter danach lag mein Fuchs (Jungfähe)! War das nun der Schweiß vom Frischling oder vom Fuchs? Ich nahm den Schweiß genauer unter Lupe – Lungenschweiß, aber von wem. Ich leuchtete in Fluchtrichtung des Frischlings und fand gleich den nächsten Schweiß, und immer mehr. Das kann doch nicht sein, soviel hat so eine kleine Sau doch gar nicht in ihr!!! Es war keine Schwierigkeit der Schweißfährte zu folgen und nach fünf Metern im Wald stand ich vor der längst verendeten Frischlingbache, die später aufgebrochen 11kg auf die Waage brachte. Doch was war das, da trappelt ja etwas umher, keine zehn Meter vor mir!!!!! Mir wurde mulmig, denn ich konnte in dem Brombeerdickicht nichts erkennen. Ich entschied mich sicherheitshalber für den geordneten Rückzug auf die Wiese und zuerst mal das Auto zu holen.
Mit dem Auto auf der Wiese und eingeschaltetem Fernlicht suchte ich dann den zweiten Anschuss und fand sofort den verendeten Wutz, wieder eine Frischlingbache (aufgebrochen 12kg). Also auf zum dritten Anschuss und dort fand ich das, was ich erwartet hatte, nämlich einen mächtigen Kugelriss. Also noch mal hinein in den Bestand und den Frischling holen. Während des gesamten Suchens, Aufbrechens und Verladens hatte die Zündung mit eingeschaltetem Fernlicht, Gebläse und Radio aufgedreht, und als ich endlich fertig war und starten wollte, machte der Motor – gar nichts.
Ich musste meinen Suzuki unter gewaltigen Schweißausbrüchen in die richtige Richtung bugsieren und ließ es dann bergab, quer über die Wiese anlaufen (bin ich froh dass die brach liegt und nur zweimal im Jahr geschlägelt wird!).
Doch das alles, der Fehlschuss, die nun kaputte Batterie, der vergessene Rucksack, wegen dem ich auf dem Weg heimwärts nochmals umkehren musste, ärgert mich eigentlich überhaupt nicht, denn nach zwei Monaten Ansitz am Mais hat es endlich geklappt - und wie es geklappt hat!!!!!!!!!!