Reviergestaltung im Niederwildrevier

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Ich habe mir angewöhnt gleich nach Einbruch der Dunkelheit zu zählen. Da sind sie meist fast alle draußen. Mit unseren vielen Hecken und Feldgehölzen, bleibt immer eine Dunkelziffer. In der Zeitreihe gibt es aber trotzdem eine gute Aussagekraft über die Entwicklung des Bestandes.
Was ich bisher noch nie herausgefunden habe: Wann sind die meisten Kaninchen draußen? Da gibt es bei uns keine Regel. Man Dämmerung nichts und zwei Stunden später alles voll. Dann umgekehrt.
 
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Dann ist das halt in den Augen von Haselhahn ein unordentliches Hasenrevier. Hier zählt keiner Hasen, weil auch keine Hasen gejagt werde. Kann auch niemand ohne Wärmebilddrohne wirklich zählen. Klar zählt man deutlich zu wenig und nicht zu viel.

Trotzdem kann man sagen, dass der Hasenbestand explodiert ist, weil man jetzt ständig und überall Hasen sieht, wo sie früher seltener waren.

Aber auch hier gilt, drei Jahre Dürre freuen den Hasen mehr als jeder Wildacker, weil die Nachzucht aus Februar und März in den trockenen Frühjahren groß wird.

Über das Niederwild freut man sich hier. Das schießt man nicht tot. Wenn es Abnehmer für 100 Hasen gäbe, würde man die entnehmen können.
 
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Beim Kaninchen kann ich mir nur vorstellen, dass der Uhu "die Fläche putzt". Dann kommen die Kaninchen eine Zeitlang nicht aus der Deckung. Heuer im Spätwinter hatte ich jede Menge Zuckerrüben übrig und warf sie in die Brombeerhecken. Die wurden lieber angeommen, als gleich nebenan die frische Saat. Hatte wegen des Bestandes ein wenig "Bauchweh" aber alles gut, Ablenkfütterung war offensichtlich erfolgreich.
 
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Zählen heißt nicht gleich bejagen, die Zählung gibt ja schließlich Aufschluss darüber, ob überhaupt bejagt werden könnte. Wärmebilddrohne ist für die Hasenzählung nicht notwendig. Wir freuen uns auch übers Niederwild, aber wir freuen uns auch wenn wir es bejagen können bzw. aufgrund von Schäden auch müssen. Man könnte 100 Hasen entnehmen... jetzt kommt es darauf an wie groß das Revier ist. Sinds 200 ha, ist das viel, sinds 2000 ha, isses eher mager. Aber wenn man die Reviergröße nicht kennt🤦🏻‍♂️
 
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Hasen sind jetzt wirklich kein Problem, weil sie in Massen noch vorkommen. Zurück zum Rebhuhn.
In Beitrag #2176 steht fast nur Falsches.

Wahrscheinlich sind hier fachliche Infos nicht gewünscht. Ich habe trotzdem die Untersuchungsergebnisse kurz raus geschrieben:

Gottschalk und Beeke, 2013 und 2014

Blühstreifen als Brutplatz:
NUR 0,8 % insgesamt, lokal bis zu 7 % des Projektgebietes sind Blühstreifen.
ABER 25 % der Nester sind in den Blühstreifen.
In den Blühstreifen ist der Bruterfolg bei 50 %.
In Brachen ist der Bruterfolg 50 %.
In Hecke und Feldrainen nur bei rund 25 %.

Die Hälfte der Hennen überlebt die Brut nicht. Fast immer war es der Fuchs.
Nur ein einziger Verlust eines Nestes bei 71 Bruten innerhalb der ersten 10 Tage, also finden Raubsäuger die Spur der Hühner zum Nest.
Die Eiablage beginnt im Mai, Brutbeginn liegt im Juni. Die Erstgelege schlüpfen (Median) am 2. Juli.
Nachgelege am 24. Juli.
Teilweise wird noch im August gebrütet.
Ein Drittel aller Rebhuhneltern führt Anfang August noch Küken, die weniger als zwei Wochen alt sind.

Die Küken werden gerne im diesjährigen Teil des Blühstreifens geführt, weil dort der Bewuchs weniger verfilzt ist.
(wer sich meine Bilder anguckt sieht, dass die diesjährige Vegetation absolut ausreichend Deckung bietet)

Insekten: Auf Blühstreifen ist die Schwebfliegenartenzahl im Hochsommer vierfach höher und die Individuenzahl zwölffach höher als an den Feldrainen.

Rebhühner um Göttingen: schwankender Bestand (schneereiche Winter, Änderungen an den Agrarförderungen und damit der Blühstreifenfläche), zwischenzeitlich starkes Wachstum, am Ende insgesamt nur konstanter Bestand, aber das bei einer Halbierung der Rebhuhnzahlen in Niedersachsen!
Lokal bei 7 % der Feldmark als Blühstreifen eine Verzehnfachung von 4 auf 39 rufende Hähne.
Daraus schließen sie, dass man 3 bis 5 % Blühfläche braucht, um den Rebhühnern zu helfen.


(Tapper et al (1996) erreichten alleine durch intensive Prädatorenbekämpfung eine Steigerung der Rebhuhndichte um das 2,6 bis 3,5-fache.)

Hier ist eine Eklärung zum Projekt inkl. Göttinger Mischung
Rebhuhnschutzprojekt Leitfaden

Aber Achtung, auch wenn es hier immer wieder erwähnt wird, die Mischung ist ziemlich egal! Jeder Praktiker weiß, dass die Mischung fast nichts mit dem späteren Bestand zu tun hat. Man setzt einen Rahmen, aber alles andere wird von anderen Größen beeinflusst.
Ich säe auch nicht die Göttinger Mischung, habe das was eigenes, es ist aber angelehnt an die Göttinger und die ist schon gut.
 
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Na jetzt wird es doch langsam interessanter. Kaum lässt man die Beleidigungen weg kann man doch wirklich übers Fachliche reden.
 

z/7

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In Hecke und Feldrainen nur bei rund 25
Da fallen mir zwei Dinge dazu ein, die @colchicus ja permanent predigt: zum einen die lineare Struktur, die für Prädatoren leicht abzusuchen ist (ließ mich auch bei der Beschreibung der 'beetle banks' zusammenzucken), und insbesondere in Bezug auf Hecken deren Tauglichkeit als Deckung je nach Aufbau. Wäre die Frage, wie sich das bei den Göttinger Hecken so verhält. Hecke ist ja erst mal ein weiter Begriff, ebenso wie Feldrain. Breite, Höhe, beteiligte Pflanzen, Pflegeweise und -zyklen etc.
 
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Da fallen mir zwei Dinge dazu ein, die @colchicus ja permanent predigt: zum einen die lineare Struktur, die für Prädatoren leicht abzusuchen ist (ließ mich auch bei der Beschreibung der 'beetle banks' zusammenzucken), und insbesondere in Bezug auf Hecken deren Tauglichkeit als Deckung je nach Aufbau. Wäre die Frage, wie sich das bei den Göttinger Hecken so verhält. Hecke ist ja erst mal ein weiter Begriff, ebenso wie Feldrain. Breite, Höhe, beteiligte Pflanzen, Pflegeweise und -zyklen etc.
Das ist eine Erkenntnis aus sehr alten Untersuchungen, die die Göttinger auch zitieren. Sie schreiben von (ich müsste nachlesen um sicher zu sein) alles ab 25 m wäre gut. Allerdings frage ich mich, ob Füchse so viel schlechter riechen als Hunde oder einfach anders suchen.
Wenn sie energiesparend die linearen Strukturen abschnüren ist es etwas anderes als die Quersuche meines Hundes, der dann ziemlich schnell und zielsicher aus großer Entfernung auf Rebhühner und Hasen zu läuft. Da sind 25 m nichts.

Beatle Banks: man sieht ja, dass ihnen nicht die Stoppelbrachen fehlen sondern die sicheren Brutplätze. Sicherheit schafft man im grünen Deutschland über die Flächengröße, in England über die Jagd auf Prädatoren.
 
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z/7

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In erster Linie wird es wohl sein wie bei Kitzen. Die Mutter tut alles, um eine olfaktorische Auffälligkeit des Nachwuchses zu verhindern, vermindern. Nehmen Rebhühner den Kot ihrer Kücken auf?
 
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In erster Linie wird es wohl sein wie bei Kitzen. Die Mutter tut alles, um eine olfaktorische Auffälligkeit des Nachwuchses zu verhindern, vermindern. Nehmen Rebhühner den Kot ihrer Kücken auf?
Nö ist nicht nötig da sie ja ständig wandern. Macht nur bei Nesthockern Sinn. Sorry wurde ja schon gepostet (y)
 

z/7

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Prädation ist dann in erster Linie vor dem Schlüpfen ein Problem der brütenden Henne?
 
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Prädation ist dann in erster Linie vor dem Schlüpfen ein Problem der brütenden Henne?
Das macht eben den Vollschlag. Später haben die Küken einiges auszuhalten und es ist oft schon ein Wunder wie die Hennen das auf die Reihe bekommen. Wird die hudernde Henne z.B. im Regen gestört, dann verklammen die Küken schnell im nassen Bewuchs.
Kommt die brütende Henne noch weg, ist zumindest immer das Gelege futsch
 
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Allerdings hat Kroll angenommen das die Henne mit fortschreitender Brutdauer inner weniger Witterung abgibt was natürlich Sinn machen würde. So wurden Vorstehhunde an der fest sitzenden Henne vorbei geführt ohne ein Vorstehen oder Markieren zu zeigen. Bring aber trotzdem nix wenn tagsüber 20 Katzen und Hermeline und Nachts eine Armada von Füchsen, Mardern, Waschbären und Dachsen die Flächen absuchen. Wenn man Füchse beim Wiesen absuchen beobachtet sieht man gut das sie im Raster absuchen, also nicht 2mal die selbe Fläche, so werden es die anderen auch machen.
Sicherheit für die Henne geht also nur über verringerte Prädatorendichte.
 

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