Ich stelle mal die ganz ketzerische These auf, dass Arbeiten auch jung und frisch hält.
Jaja, jetzt wird wieder der arme Dachdecker herausgeholt, der mit 65 nicht mehr aufs Dach kommt - wobei mein Dachdecker mit 65 immer noch besser übers Dach kommt, als ich das mit 25 gekonnt hätte. Klar sollte man mit 65 nicht mehr die Dachziegelpakete hochwuchten, aber vernünftigerweise macht das heute auch niemand mit 25, sondern hat dafür einen Kran oder ähnliches.
Ich habe festgestellt, dass die Frührentner in meinem Bekanntenkreis deutlich schneller geistig und körperlich abbauten als diejenigen, die noch in einem Beruf - und sei es nur Teilzeit - gefordert waren. Man macht etwas sinnvolles, ist geistig gefordert, hat vielfältige soziale Kontakte - alles Dinge, die man heute auch zur Demenzprophylaxe empfehlen würde.
Bei den meisten Menschen, die mit 65 nicht mehr arbeiten können, liegt es nicht an der ach so harten Arbeit, sondern eher am Rauchen, am Alkohol, an falscher Ernährung und mangelnder Bewegung (und eventuell zu viel Fernsehkonsum).
Leider wird ja von vielen Meinungsmachern Arbeit als "Strafe" gesehen, der man so früh als möglich entkommen sollte. Das Gegenteil ist wahrscheinlich der Fall. In Japan - dem Land der Hundertjährigen - ist es gang und gebe, dass Leute länger als das offizielle Rentenalter arbeiten - und die sind sogar stolz darauf und fühlen sich gebraucht.
Zeitlich etwas kürzer treten, Verantwortung abgeben, sich auf Dinge konzentrieren, die einem besonders Spaß machen - warum nicht. Aber komplett mit der Arbeit aufhören sollte man so spät wie möglich.