Rehe auf Drückjagden schießen?

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Rehstreichler

Guest
Hallo, ich bin Jungjäger und hatte nun die erste Einladung zu einer Drückjagd. Bislang bin ich nur ein Mal zu einem Ansitz mitgekommen wo wir aber keinen Anblick hatten. Ich habe darum auch nur sehr wenig Ahnung. Auf der Drückjagd ist mir nun mein erster Abschuss gelungen. Ich habe eine verhoffende Ricke erlegen können. Ich hatte auch sehr viel Zeit, diese Anzusprechen. Aber ich war mir nicht ganz sicher. Ich dachte es sei ein Schmalreh, aber einer sagte später, es sei wohl eine mehrjährige Ricke gewesen. Auf der Jagd war alles freigegeben. Und nachdem ich die Strecke gesehen habe, dachte ich, dass noch viel mehr freigegeben gewesen sein musste. Böcke zum Beispiel. Ehrlich gesagt, hatte ich den Eindruck, dass einige gar nicht so richtig darauf geachtet haben, was sie da eigentlich schießen. Ich eingeschlossen! Mir ist es aber wichtig. Ich habe mich aber auch nicht getraut zu fragen, da es wohl außer mir keinem aufgefallen ist, dass auch Böcke erlegt wurden. Es kam mir so vor, als wenn es OK gewesen wäre, wirklich alles zu schießen.

Als ich am Anfang noch mal fragte, was ich schießen darf, sagte man mir, in O-Ton, alles. Alles was frei ist.

Beim Ansitz wiederum, dass habe ich aus Gesprächen mitgehört, ist es wichtig, vor allem die Jungen Stücke zu schießen. In der Ausbildung habe ich gelernt, dass man vor allem Kitze und Schmalrehe schießen muss.

Nun frage ich mich, ob es denn wirklich egal ist, was man auf einer Drückjagd schießt? Drückjagden sind ja nun mal auch dafür da, dass man viele Tiere schießt. Das ist der Sinn von Drückjagden. Aber es geht beim Jagen doch auch darum, dass man eine vernünftige Altersstruktur in den Bestand bekommt? Und ich frage mich nun, ob es richtig war, das Reh zu schießen? Ich frage mich, wie wäre es richtig gewesen? Und, ich hatte den Eindruck, dass mir die Leute auf der Drückjagd diese Frage nicht beantworten können. Darum wollte ich hier mal fragen.

Ich stehe noch am Anfang und habe mir vorgenommen Waidmännisch zu jagen und bin nun verwirrt und zweifle, was denn das richtige Verhalten auf einer Drückjagd und auf der Jagd allgemein ist. War es in Ordnung das Reh zu schießen? Worauf muss ich achten? Stelle ich mich zu sehr an?

Waidmannsheil
 
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Bist du zur Drückjagd eingeladen und es ist alles frei kannste auch alles schießen.
Der Pächter wird genau über die Altersstruktur von seinen Wild bescheid wissen
und darauf die Abschußfreigabe ausrichten.Du hast selber schon erkannt auf einer
Drückjagd geht es meistens um gute Strecke.

Gruß Seppel
 
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Hallo Rehstreichler,

meine ehrliche Meinung (wenn Du kein Troll bist):

1. seine erste Erlegung sollte man nicht auf einer Drückjagd tätigen. Du siehst ja, dass das mit mehr Fragen endet, als Dir lieb ist.

2. Jedes Revier ist anders. Jagdkonzepte unterscheiden sich. Manche schießen "Zahl vor Wahl", andere haben das Revier und die Zeit, einen ordentlichen Wahlabschuss zu tätigen. Und andere sind wiederum scheinheilig oder wankelmütig und handeln mal so und mal so.

3. Einen Rehbock schießt man traditionell nicht bei der Drückjagd. Wildbiologisch schadet es nicht, den Bock auf der Drückjagd zu schießen. Er führt ja keine Kitze und schmeckt im Winter auch. Allerdings ist es wildbiologisch auch nicht sonderlich sinnvoll, denn den Bestand reguliert man vor allem über die Zuwachsträger (weibliche Rehe) und die Schäden halten sich bei der bevorzugten Erlegung von jungen Böcken und schonenden Erlegung von alten Standortböcken eher in Grenzen (wenn einem soetwas wichtig ist).
Der eigentliche Streit um die Erlegung von Böcken entsteht dadurch, dass manche garnichtmehr gucken, auf was sie eigentlich schießen und das Reh nur noch als Schädling ohne eigene würde ansehen. Dass passt nicht zur Waidgerechtigkeit unseres Tuns.

4. du solltest schon wissen, ob Du ein Kitz, ein Schmalreh oder eine Ricke geschossen hast. Zugegeben, das ist im Winterhaar nicht ganz einfach. Aber spätestens (!) am erlegten Stück kannst Du ja in den Äser schauen und Dich vergewissern. Das solltest Du grundsätzlich tun, dazu muss man übrigens auch nicht das Messer bemühen.

In diesem Sinne wünsche ich weiterhin viel Anblick und Waidmannsheil zur Sammlung jagdlicher Erfahrungen.

M.
 
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Na, erstmal ein kräftiges Waidmannsheil zum ersten Reh!

Nach Deiner Schilderung hast Du wohl alles richtig gemacht. Das vereinzelt kommende weibliche Stück, auch noch verhoffend, ist pures Jagdglück für den Jungjäger auf der Drückjagd! Aber merke: Kommt die Ricke mit Kitzen im Schlepptau (manchmal weit hinterher), sind zuerst die Kitze und dann erst - wenn die Situation es zulässt - die Ricke zu erlegen. Der Rehwildbestand wird das verkraften.

Die wichtigste Regel auf der Drückjagd ist: Du bist für Deinen Schuss verantwortlich, niemand sonst.
Diese Verantwortung ummantelt die Aspekte Sicherheit, "Weidgerechtigkeit" und Tierschutz. Die Geschwindigkeit, mit der diese komplexen Entscheidungen getroffen werden können, wächst meist mit zunehmender Erfahrung. Es ist daher absolut in Ordnung, wenn Du Dir am Anfang Zeit läßt, abzuwägen.

Wenn Du Dir nicht sicher bist, läßt Du den Finger gerade! Fürchte nicht das manchmal übliche "Geschwätz" im Schüsseltreiben. Lieber ein Reh laufen gelassen, als mit einem zu schnellen Finger Unheil (Unfall, schwere Nachsuche, Tierleid) zu verursachen. Bleib Dir treu und handle so, daß Du am nächsten Tag noch in den Spiegel schauen kannst. Dann wirst Du Jagdfreunde gewinnen und kannst Dich auf weitere Einladungen zu Bewegungsjagden freuen. Der besonnene Schütze ist meist gern gesehen. Die Selbstsicherheit kommt mit der reflektierten Erfahrung. Aber: erwarte auch immer das Unerwartete. Das ist Jagd.

Nochmals, Waidmannsheil!
Schnepfenschreck.
 
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Weidmannsheil zum ersten Stück:cheers:
Manchmal gehört einfach Glück dazu, zu Beginn der Jägerlaufbahn häufiger.
@Mattenklodts Beitrag ist sehr gut geschrieben :thumbup:
Ergänzen möchte ich noch:
Vorsicht bei halbherzigen Freigaben (schwache Kitze etc.). Lieber einmal mehr nerven und fragen (was ist hier ein schwaches Kitz ?),
im Zweifel hilft entspannter Verzicht.
 
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Weidmannsheil!

Vom ersten erlegten Stück hast du doch bestimmt tolle Fotos gemacht. Hier im Forum mag man gute Fotos, also stell doch gleich mal hier das Foto ein um den Thread in Schwung zu bringen.

WH Nobel
 
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Rehstreichler

Guest
Ich habe nur zwei Fotos, auf denen ich auch mit drauf bin. Halt diese typischen Erlegerfotos. Man musste mich sogar erinnern, diese Fotos zu machen. Sonst hätte ich es vergessen. Die möchte ich lieber nicht mit einstellen. Dann wüsste man wahrscheinlich auch, auf welcher Drückjagd ich war. Das würde ich lieber vermeiden.
 
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Tolles Revier.

Man gibt ALLES frei und lässt JJ die noch keinen Schuss abgegeben haben allein auf den Stand. BRAVO.

Mir ist schlecht, ich könnte kotzen.
 
A

anonym

Guest
Ich denke du hast einfach Glück gehabt.
Als absoluter Jungjäger auf der ersten DJ gibt es nur einen Tipp - konzentriere dich auf kleine Sauen und Raubwild.
 
R

Rehstreichler

Guest
Das meine ich. Ich habe mich riesig über die Einladung gefreut, da ich auch gar nicht damit gerechnet habe. War auch sehr kurzfristig. Aber dort hatte ich den Eindruck, es MUSS Strecke gemacht werden. Klar, es soll immer Strecke gemacht werden, aber irgendwie war das komisch. Die Aussagen waren so, keine falsche Scham zu haben.

In der Ausbildung hier haben viele Ausbilder die Nase gerümpft vor Halbautomaten. Dort habe ich doch einige gesehen. Die ersten Schüsse vielen schon 10 Min. vor Beginn und auch danach usf.
 
A

anonym

Guest
Je nach Ansage darf vor Beginn des Treibens geschossen werden, Z.B. wenn der Stand bezogen und Sicherheit hergestellt wurde, so etwas muß aber angesagt werden.
Nach Ende der Jagd können Schüsse auch von (erlaubten) Fangschüssen oder Nachsuchen stammen.
Hörensagen oder die Schilderung von Drückjagderlebnissen ohne Beschreibung der Umstände helfen nicht so sehr weiter.
Ob das Ganze eine langsam anflutende Aktion zum Blosstellen eines bestimmten Reviers dienen soll? Man wird sehen...

Falls doch Ernst gemeint: Wenn mir die Art zu jagen in einem bestimmten Revier nicht gefällt, gehe ich einfach zukünftig nicht mehr hin, eigentlich ganz einfach. Jeder sollte mit seinen eigenen Aktionen einverstanden sein, was "die Anderen" Jagdteilnehmer machen spielt für die eigenverantwortliche Aktion kaum eine Rolle.
Die zitierte Ansage "Alles, was frei ist" bedeutet übrigens, daß vorher etwas freigegeben wurde...
 
G

Gelöschtes Mitglied 9073

Guest
Ich finde man sollte sich über jede Jagdeinladung freuen. Wie man dann auf dieser Jagd agiert sollte man mit gesundem Menschverstand und ehrlicher Einschätzung des eigenen Könnens entscheiden. Niemand der noch bei klarem Verstand ist wird einem JJ den Kopf abreißen, wenn dieser den Finger etwas zögerlicher bewegt. Umgekehrt habe ich es jedoch schon mehrfach erlebt, dass sich der JJ dank wilder Ballerei in dem Revier ins Aus geschossen hat und auch nicht mehr bei den anderen Jagdbeteiligten nach einer Jagdgelegenheit fragen muss. Ein wenig understatement kommt immer gut und einen einmal erworbenen "Ruf" wird man regional nur schwer wieder los ;-)

Unabhängig vom JJ oder nicht, ist es nach meinem Dafürhalten als Jagdgast immer besser mit weniger oder gar keiner Strecke am Streckenplatz zu erscheinen, als mit schlechten Schüssen und verpönten Abschüssen, von Fehlabschüssen ganz zu schweigen. Beim Streckelegen und Schüsseltreiben kann man sich dann immer besonderer sehr negativer Aufmerksamkeit sicher sein. Habe auch noch nie erlebt, dass jemand wegen fehlender Strecke von der Jagd verwiesen wurde, während es schon häufiger zornesrote Gesichter vom Pächter gab, wenn zersprengte grüne Rehe oder Sauen mit zerschossenen Keulen angeschleppt wurden oder die HF den rest des Tages mit wilden Nachsuchen beschäftigt waren. In meiner Region ist ein zerschossenes Reh oder eine Sau mit zerschossenen Keulen unverkäuflich, was für den Pächter einen greifbaren finanziellen Verlust darstellt und noch das Problem der Entsorgung aufwirft.
 
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Rehstreichler

Guest
Ich weiß nicht genau, was ich über diese Jagd denken soll. Anfangs habe ich mich gefreut, doch ich hatte auch einige Zweifel. Ich habe das nun einigen Jägern schon erzählt, die ich kenne. Die Reaktionen waren doch sehr unterschiedlich. Manche haben aber schon sehr verhalten reagiert. Aber weiter nichts gesagt. Ich weiß nicht, was so üblich ist?

Und was das Schießen angeht, war die Ansage nur, wann das Treiben losgeht und wann es zu Ende geht. Sonst war nichts angesagt.
 

Fex

Moderator
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5 Okt 2011
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6.144
Angefangen hats mit der Frage, ob das richtige Reh liegt. Mittlerweile hat der TS alles erwähnt, was bei einer DJ an diskussionswürdigen Punkten aufkommen, kann, von der (fehlenden) Freigabe bei der Ansprache über das Erlegen von Böcken bis hin zu Schüssen vor und nach dem Treiben.... was kommt als nächstes?

;-)
 

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