Moin
Das hier gehört in die Kategorie erster Bock, hat aber auch eine kleine Besonderheit ;-)
Also, meinen ersten Bock Konnte ich Anfang August 2013 erlegen. Ich hatte mich abends extra auf dem Hegeringstammtisch zurückgehalten, denn ich wollte morgens noch auf Ansitz. Morgens wäre ich erst fast gar nicht hochgekommen, nicht wegen dem einen Bier am Abend, sondern weil mich die Bettanziehungskraft so beharrlich festhielt. Nun ja, statt fünf war Meetschloot erst um halb sechs auf dem Hochsitz, es war schon recht hell, die Sonne war drauf und dran sich zu zeigen und es wurde ein warmer Tag.
Zur Örtlichkeit, ein Niederwildrevier an der Nordseeküste; nord-westlich zehn ha Raps an der hinteren langen Seite ein alter Deich der von unten nach oben durch geht, süd-östlich 5 ha Weizen.
Nachdem ich mich eingerichtet hatte und anfing die gegend abzuglasen war erstmal nichts zu sehen, ab viertel nach sechs zeigte sich dann mal die erste Ricke in ca. 300 m Entfernunug, die zusammen mit ihrem Kitz vom Weizen in den Raps wechselte und so außer Sicht war, ,,Joa, die wird wohl zum alten Deich wollen und dann in die ruhige Ecke dahinten´´, dachte ich mir.
Dann kurze Zeit später, an derselben Stelle wie die Ricke, ein Rehbock der in die selbe Richtung zog, nur leider nicht in meine, denn es war schon ein ansehnliches Stück. Alles sehnsüchtiges gucken half nix, er verschwand im Raps; ich habe sogar nicht mal eine zweite Ricke mit Kitz bemerkt die direkt unter meinem Hochsitz drunter durch ist ;-) erst als die beiden schon wieder zwanzig Meter weiter waren.
Daraufhin, ich freute mich über den Rehwildbestand und den Anblick, augenscheinlich noch eine Ricke mit Kitz in der zweiten Spritzspur von mir, also ca. 40 m entfernt. Sie kamen vom Südende des Rapsschlages, dort wo auch der Bock und
die erste Ricke mit Kitz einwechselten.
Statt das Meetschloot mal nachdenkt, freut dieser sich nur und träumt so etwas vor sich hin und geniesst die Ruhe.
Um halb sieben dann plötzlich eine Bewegung von links, also dem Südende des Rapsschlages. Der Bock von vorhin gemächlich ziehend, auf einmal wird mir auch alles klar, der wird den gleichen Wechsel wie die Ricke nehmen, unten in den Raps, dann die Spritzspur hoch und am Wendeacker nach Westen abbiegen Richtung altem Deich.
Ich spreche nochmal durch eine Lücke im Raps an, weiß das ich zwanzig Meter weiter noch eine Lücke habe, Glas weg, Gewehr hoch, verdammt, Vergrößerung zu hoch! runterdrehen.
Ich kann nur das Haupt sehen, gleich ist er an der Lücke, entsichern und einstechen. Grade als der Bock bis zum Träger in der Lücke ist knirscht der Riemen etwas, er verhofft und ich denke mir, ein-einhalb Schriite noch, denn passts. Er zieht nach kurzem Winden weiter, mach die ein-einhalb Schritte, ich piepse ihn an, er verhofft und ich belaste den Abzug.
Der Schuss bricht, der Bock zeichnet und springt ab, ich repetiere und ziehe nach Norden mit dem Gewehr, aber kein Bock zu sehen, dieser geht grade entgegen meiner Erwartung hochflüchtig nach Süden ab und anscheinend ohne Beeinträchtigung, dabei war ich mir sicher getroffen zu haben!
Naja, an nachschiessen ist nicht zu denken, ich schaue nur noch hinterher, meine in ca 70 Meter Entfernung nochmal das Haupt zu sehen und wie es dann nach unten in den Raps verschwindet. So, erstmal warten und alles einprägen, Fluchrichtung, Anschussort etc. Nach fünf Minuten zur Beruhigung, meinen Vater anrufen dieser meint noch etwas warten und dann vorsichtig in der Spritzspur gucken. Nachdem diese insgesamt quälend langen 15 Minuten vergangen sind, abbaumen und Anschuss kontrollieren, da ist aber nichts zu sehen außer Eingriffen und sehr vielen Fährten von Rehwild. Ich bin dann vorsichtig in der anderen Reifenspur Richtung Süden, dabei hab ich mir geschworen, dass nach 100 Metern Schluss ist und dann ein Hund her muss, denn es war bald sieben Uhr, die Sonne stieg und der Bock lag irgendwo in einem 10 ha Rapsschlag!
Nach 70 Metern laufen konnte ich ihn sehen, er lag verendet in der Spur. Ich hatte vorne Tiefblatt getroffen, die Fluchtstrecke betrug 80 Meter.
Als Bruch zur Erlegung und als letzten Bissen wählte ich Schilf aus einem nahen Graben, dabei bin ich noch in die Kante gerutscht und habe mir eine gute Brennesselkur für den Rücken geholt, störte mich aber auch nicht weiter, ich hatte anderes im Kopf. Beim genaueren betrachten fiel mir etwas weißes knöchernes zwischen den Stangen auf, sollte ich etwas einen Dreistangenbock erlegt haben??
Das wäre zu viel, als ersten Bock einen guten, graden Sechser und dann auch noch dreistangig??
Sah irgendwie komisch aus das Ding, war auch nicht fest, steckte nur in der Decke, aber so fest das ich es nciht rausziehen konnte, eine Entzündung war auch nicht da. Hm.
Beim Aufbrechen in der Wildkammer habe ich mir dann mal bald das Haupt näher angeschaut, dieses längliche Stück wollte nicht raus, irgendwann habe ich dranlang geschärft, so hartnäckig war das. Und siehe da, es war eine Gehörnspitze! Im Verlauf eines Kampfes wird ein anderer Bock die dort wohl verloren haben.
Viel länger als sichtbar ist die Gehörnspitze nicht, sie steckte bis zu der Bruchkante vor meinem Daumen in der Decke, war deswegen auch so hartnäckig.
(Das Haupt sollte gleich danach abgekocht werden, deswegen ist die Decke schon abgeschärft)
Ich würde gerne wissen, hat das schon mal jemand gehabt? Bei unseren Jägern konnte keiner so davon berichten.
Und ich denke mal das wird kurz vorher passiert sein, saß sehr fest, war aber noch nichts entzündet. Oder kann das sein das sowas im Hochsommer ausheilt und ohne Infektion festwächst?
Dieser Morgen wird mir verständlicherweise immer im Gedächtnis bleiben, durch die Gehörnspitze natürlich noch mehr.
Waidmannsheil
Meetschloot