Mahlzeit
Kurz nach meinem Start hier im Forum hatte ich von meinem ersten Ansitz und Fuchs berichtet, aller Anfang war schwer.
Nun möchte ich euch die Geschichte meines ersten Bockes erzählen.
Einen neuen Faden wollte ich nicht wieder eröffnen; ich denke die Geschichte ist hier in diesem gut aufgehoben.
Mein erster Bock
Es begab sich Anfang Mai vor ein paar Jahren.
Mein Lehrprinz und mein Beständer meinten, es sei langsam Zeit für meinen ersten Bock.
Bereits mehrfach hatte ich vergebens auf einen Bock angesessen, zwar Rehwild in Anblick gehabt, aber das richtige Stück war noch nicht dabei gewesen.
Je nach Windrichtung und Tageszeit wechselte ich zwischen verschiedenen Kanzeln im gleichen Revierteil, aber es ergab sich keine Gelegenheit.
Hinzu kam, dass ich die Wetterverhältnisse etwas zu optimistisch eingeschätzt hatte und es trotz Sonnenscheins doch einen empfindlich kalten Wind gab, der auf den halboffenen Kanzeln den nur mit dünner „Sommerhose“ bekleideten Beuterheinländer schon recht schnell vor Kälte schlottern lies.
Eines Abends saß ich mit dem Rücken zum Wald, vor mir schwang sich Ackerfläche ansteigend in Bögen.
Nach rechts lag die Grenze zum Nachbarn, markiert durch einen Weg, der dort in den Wald führte. Jenseits des Weges erstreckte sich eine Viehweide mit Schafen.
Nach links konnte ich dem Waldsaum folgend weitere Kanzeln sehen, auf denen jedoch niemand saß, ich hatte diesen Teil ganz für mich.
Dachte ich, denn hinter mir vernahm ich über das Grundrauschen des frischen Windes immer wieder Rascheln und erst nach gaaanz vorsichtigem Umdrehen wurde ich der Eichhörnchen gewahr, die sich dort höchst vergnügt durch Astwerk scheuchten und kaum zwei Meter entfernt waren.
Als ich mich wieder umdrehte, sah ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung.
Rechts von mir, noch diesseits des Weges stand ein Stück Rehwild, ein Bock, ein Jährling mit knapp lauscherhohen Stangen, genau die Kategorie, die ich als Obergrenze frei hatte.
Ich war zu überrascht, um mich ebenso bedacht wie zuvor für das „Eichwild“ ;o) umzudrehen;
Der Griff zur Waffe wurde bemerkt, der Bock sprang ab und blieb genau auf dem Weg, der Grenze stehen.
Zu mir äugend konnte ich regelrecht sehen, wie er hämisch dachte: „Trau dich. Ich stehe fast beim Nachbarn. Du bist unerfahren und wirst nicht schießen.“
Damit hatte er wohl Recht, machte einen eleganten Satz über den Stacheldraht der Schafsweide und verschwand nach weiteren Sprüngen im dortigen Bestand.
Wieder einmal kein Glück gehabt.
Auch der nächste Ansitz des Morgens war vergeblich, es kam nicht ein Stück Wild in Anblick.
Als es auf den Abendansitz zuging, kabbelten sich mein Lehrprinz und sein Sohn, welcher Sitz für mich besser sei.
Abwechselnd schauten sie sich den Hahn der Dorfkirche an und je nachdem, wie der sich drehte, flogen die Namen der Kanzeln hin und her.
Irgendwann stand eine fest und mir wurde der Weg dorthin erklärt.
Ich stieg ins Auto, fuhr zum Ortsausgang, stellte an der benannten Stelle den Wagen ab und begab mich noch etwa 500m zu Fuß auf den Weg zur Kanzel, die genau vor mir lag.
Sie war eine von denen, die dem eben beschriebenen Waldsaum folgen, allerdings die erste, die ich von der Kanzel des gestrigen Abends aus nicht sehen konnte, weil der ansteigende Waldrand dazwischen war.
Ich erstieg die Leiter, der Zugang war durch eine Klappe von unten und ich richtete mich ein.
Genau vor mir lag das Dorf; der Feldweg, auf dem ich hergegangen war, führte über eine Kreuzung hinweg zu meinem Wagen, den ich gerade noch erkennen konnte.
An der Kreuzung führte auch ein Weg nach rechts, hin zu einer Kuppe.
Zur Linken der Kanzel erstreckte sich eine große Wiese, von der Kanzel aus etwas ansteigend und in einem höheren Plateau mündend, das sich etwa auf Höhe meiner Augen erstreckte.
Auf der rechten Seite war ebenfalls eine Wiese, die sich jedoch von mir weg absenkte, um nach etwa 100m wieder anzusteigen. Jenseits der dortigen Kuppe standen die anderen Kanzeln, die ich am Vortage sehen konnte.
So saß ich dort, schaute mich um, genoss die Aussicht und
Das Wetter!
Es war deutlich wärmer geworden, Beuterheinländer hatte die Winterhose an und auch das Futter in die Jacke geknöpft, aber es war mindestens 5-8 Grad wärmer als am Abend zuvor.
Von Kälte keine Spur, es war richtig angenehm warm.
Beim routinemäßigen Blick nach links sehe ich einen Knubbel knapp oberhalb der Grasspitzen, der dort vorher noch nicht war.
Das Glas hochgenommen und: nix zu sehen!
Glas runter und geschaut: Da ist nichts.
Sekunden später: Da ist d o c h was!
Ende Teil 1