Waidmannsheil allen Erlegern und Bockjägern, schöne Geschichten!:thumbup:
Ich konnte gestern Abend auch den ersten Bock des Jagdjahres erlegen.
Ich war mit meiner Freundin und ihren Eltern zu einer 3-Tages-Hochzeit mit allem drum und dran eingeladen. Ich regte mich schon etwas auf, dass gerade das Datum der Hochzeit mit dem Aufgang der Bockjagd kollidierte, obwohl die Familie auch Jäger sind und viele befreundete Jäger erschienen (die Hochzeit war trotzdem sehr schön:biggrin
. Auch wenn das Datum nicht passte, der Ort war umso besser! Er lag keine halbe Stunde von dem Wohnort meines Onkels und seinem Revier weg. Dem Revier in dem ich jagen lernte bevor ich laufen konnte und als Kind (auch bis heute noch) viele Stunden verbracht habe...
So kam es auch, dass ich nach dem sonntäglich Brunch, eigentlich hundemüde und ausgelaugt, mir nichts schöneres wünschen konnte als zu meinem Onkel zu fahren und auf Ansitz zu gehen. Der Brunch hatte etwas länger gedauert und so kam ich fast zu spät ins Revier, welches im Nebel verhüllt war. Aber das und der Regen taten meiner Passion und Laune keinen Abbruch. Die Frage, ob ich noch raus wollte stellte mein Onkel erst gar nicht und ich übernahm das Gewehr und zog sodann los. Der Wind für meine ausgewählte Kanzel war denkbar schlecht, und der Nebel verschluckte auch meine zweite Wahl. Mir blieb nichts anderes übrig als ich einen niedriger gelegenen Revierteil zu wechseln, dort wo kein Nebel war. Und so wählte ich einen Hochsitz nahe der Grenze, vor dem eine Wiese lag, die auf der einem Seite vom Wald und auf der anderen Seite vom Grenzbach eingeschlossen wird. Direkt am Bach standen große Erlen und ließen dadurch die Wiese wie eine Lichtung wirken, obwohl hinter der Grenze eine große Wiese bis zum Wald anschließt.
Auf dieser Wiese stand beim Angehen schon ein Schmalreh, welches jedoch scheinbar etwas mitbekommen hatte und obwohl ich zur Salzsäule erstarrte zog es langsam in den Wald des Nachbarn. Auf dem Sitz angekommen passierte erstmal nichts und ich konnte entspannen, bis plötzlich wie aus dem nichts ein Stück Rehwild vor dem Hochsitz stand. Da es immer spitz von vorn zu mir stand konnte ich nicht sagen Ricke oder Schmalreh, auch wenn ich mehr zu Schmalreh tendierte blieb der Finger gerade. Das Stück zog unbehelligt über die Grenze und verschwand in dem dichten Bewuchs des Baches. Nach kurzer Pause zog wieder ein Stück Rehwild aus dem Wald in die Wiese. Diesmal eindeutig als hochgeschlagene Ricke anzusprechen, vertrieb es mir etwas die Zeit. Nach ein paar Minuten zog sie wieder in Richtung Wald. Kurz vor der Waldkante gab sie plötzlich Gas! Da wo sie eben noch stand, war plötzlich ein zweites Stück deutlich schwächer. Ich sprach gleich durchs Zielfernrohr an und erkannte einen schwachen Jährling. Ich entsicherte, aber der Bock folgte der Ricke in den Wald und beide zogen neben der Kanzel durch das Altholz. Es war mittlerweile so dunkel im Wald das ich nur noch schemen erkannte. Plötzlich tauchte der Bock wieder am Waldrand auf, spitz zu mir stand er. Auf der Wiese reichte das Licht noch zum ansprechen. Doch der Bock zog wieder in den Wald. Das Gewehr blieb trotzdem auf der Brüstung und tatsächlich Sekunden später trat er wieder auf die Wiese auf und zog langsam Richtung Grenze. Er verhoffte kurz und schon fasste ihn die Kugel. Ein Schritt noch und er lag.
Es zeigte sich mal wieder man sollte wirklich jede Chance nutzen und keine Gelegenheit zur Jagd auslassen!:-D