Gestern abend nutzte ich die angenehmeren Temperaturen für einen Ansitz und einen kleinen Revierrundgang. Aufgrund der Hitze hatte sich das Rehwild in den vergangenen Tagen wenig gezeigt. Und ich wollte noch mindestens einen Jährling vor der Blattzeit / Brunft strecken. Nach dem bereits beim Aufbaumen gegen 19.30 Uhr ein Schmalreh abgesprungen war, konnte ich in den 2 Stunden danach noch eine weiteres Schmalreh sowie eine Ricke mit Kitz und zwei mittelalte Böcke erblicken. Das erste Stück war zu weit. Die vier anderen wechselten in meinem Rücken, wobei der Bock laut bellend absprang, nachdem dieser meinen Schiesstock (3 m neben der Leiter) touchiert hatte. Nach dem Abbaumen wollte ich auf dem Weg zu Wagen noch zwei Wiesen anpirschen. Bei der ersten traf ich nur eine alte Bekannte - eine uralte Ricke, die dieses Jahr dem Anschein nach erstmals kein Kitz führt oder nicht mehr. Denn drei Kitze sind der Mahd, min. 5 dem Fuchs zum Opfer gefallen (den Läufen im Umfeld des Fuchsbaus zufolge).
In der Ferne wechselte ein Bock schreckend aus dem Raps. Wahrscheinlich machte sich gerade eine bekannte Rotte Sauen auf dem Weg in den Weizen des Nachbarpächters, der bereits sehnsüchtig auf die 10kg-Frischlinge wartete. Jeden Tag in der vergangenen Woche (zwischen 22.00 Uhr und 22.30 Uhr) wechselte die dunkle Bache mit den drei Gestreiften in den Weizen. Für mich unerreichbar, so dass ich dem Nachbarn Bescheid gab, der diesen Revierteil etwas vernachlässigt.
Dann machte ich mich langsam auf den Weg zur letzten Wiese, die in einer Senke liegt, von vielen alten Eichen umgeben. Dort habe ich im letzten und im laufenden Jahr bereits einen Bock strecken können. Es ist in jedem Jahr ein heiss umkämpfter Einstand. Gegen 22.00 Uhr konnte ich in gut 200 m Entfernung an der Kante einen Jährling erblicken. Um näher heranzukommen, musste ich ca. 50 m zurückgehen, um dann in einem Bogen in eine bessere Schussposition zu gelangen. Gesagt, getan. Als ich mich in ca. 150 m - mit nun passendem Kugelfang in Position brachte, sprang ein Schmalreh kurz ab, welches ich vorher nicht hatte sehen können. Es hatte sich niedergetan und der junge Bock wurde etwas zu zudringlich. Doch mit einer Ricke und einem Kitz waren noch zwei andere Stücke in der Zwischenzeit aus dem Bestand auf die Fläche gewechselt. Dieser Ricke wandte sich der Jüngling nun zu. Fast 10 Minuten lang hat sich der Bock abwechselnd an die beiden "Damen" herangemacht, doch nur die zwischenzeitlich zurückgekehrte "Schmale" schien nicht gänzlich abgeneigt.
Durch die ewigen Positionswechsel des Treibens musste nun auch ich näher ans Geschehen heran. Das Schmalreh bekam mich (mitsamt Schiessstock) zuerst mit und sprang ab. Der Bock, der mittlerweile äste, warf nur kurz irritiert auf und schaute ihm nach. Die Ricke zog mit dem Kitz langsam in den Bestand zurück. Ich bezweifle, dass mich diese mitbekam. Ich pirschte mich nun weiter an den schmächtigen Bock heran, bis ich in ca. 80 m verharren musste. Der Genannte äugte in meine Richtung. Da ich regungslos blieb, äste er vertraut weiter. Nun dauerte es noch ein paar Minuten ehe er sich endlich breit stellte und die 30-06 (Barnes Tsx - 180 gr.) bahnte sich ihren Weg aus der Helix. Die kurze, tiefe Flucht von weniger als 10 m bestätigte den gewünschten Tiefblattschuss. Da mir an einer der besten Revierecke der vom Wildbret schwache Bock nicht passte und ich diesen schon öfter bestätigt, aber bis dato noch nicht getreckt hatte, war ich sehr zufrieden mit dem Ausgang des Jagdtages. Ohne Läufe und aufgebrochen brachte er 15,4 kg auf die Waage. Das Foto ist aufgrund der schlechten Sichtverhältnisse nicht das beste. Verzeiht dies bitte.