Aw: Raubwild 2013/2014
Vergangenes Wochenende war es wieder so weit.
Vollmond und zwar in voller Pracht, dazu sternenklarer Himmel, was will ein Jägerherz mehr?
Nur welcher Hochsitz? Die offene Leiter an der kleinen Wiese, die geschlossene Kanzel am Waldrand ,der Erdsitz am Luderplatz, die Kanzel am Bau oder doch die offene Kanzel in mitten der 7 ha großen Wiese? Kalt wird es ja, -5 °C sind angesagt aber das ist egal. Füchse habe ich von allen Kanzeln schon lange nicht mehr gesehen. Genaugenommen war ich schon seit fast 30 Nächten ohne Fuchskontakt. Gespürt habe ich auch seit längerem keinem mehr. Was tun? Auch das Telefonat mit dem Pächter half mir nicht weiter, niemand schien in der letzten Zeit Füchse gesehen zu haben. Sollten wir alle schon erlegt haben.... wohl kaum, aber eine Entscheidung musste her. Also Mutter gefragt und die Antwort kam prompt: "Schon wieder auf Jagd. Du sollst studieren und dich nicht ständig in der Jagd rumtreiben aber wenn dann versuchs mal an der großen Wiese", typisch Mutter...
18.30 Uhr, los geht‘s. Das Auto am Straßenrand geparkt und leise über die Wiese Richtung Hochsitz gepirscht.
Die offene Kanzel steht direkt an einer kleinen mit Strohballen gefüllten, offenen Scheune. Beides steht gute 100m entfernt vom dazugehörigen Hof auf einer knapp 7 ha großen Wiese. Die Wiese wird 5- bis 6-mal im Jahr geschnitten und ist eigentlich ein Garant für Füchse, doch in letzter Zeit nicht mehr. Umgeben ist die Wiese von einer Hecke, nach vorn sind es gut 100m nach rechts und links gute 180m.
An der Kanzel angekommen richte ich mich zunächst einmal ein. Es ist noch sehr dunkel, der Mond ist noch nicht aufgegangen. Gemütlich in eine Decke gewickelt lasse ich die ersten paar Stunden verstreichen. Langsam wird es kälter aber auch heller. Ein kurzer Blick auf die Uhr, 21 Uhr, was kommt wohl heute im Fernsehen? Sicher nichts Gutes und die Sternschnuppen sind auch schön anzusehen.
Mittlerweile ist es 22.30Uhr und bisher habe ich nur zwei Hasen sehen können, die kurz die Wiese durchquerten. Raureif hat sich auch schon gebildet. Der Mond strahlt nun in mit voller Kraft und ich entscheide mich dazu die Hasenklage ertönen zu lassen. Doch nichts rührt sich. Und so warte ich weiter. Langsam aber sicher kriecht mir die Kälte die Hosenbeine empor und ich werde ungeduldig. „00.05Uhr hmm… wie lange will ich heute eigentlich sitzen? Mal schaun… welcher Tag ist heute eigentlich? Wir haben doch Dezember oder? …Ranzzeit… natürlich“ mit ungefähr diesem Gedankengang krame ich nun in meinem Rucksack rum und suche den Fuchsbeller. Nach einer gefühlten Ewigkeit halte ich ihn in den Händen und beginge die ersten Töne in die Nacht zu spielen. Die Laute sind noch nicht ganz verhallt, da höre ich wie ein paar Tauben eilig ihren Schlafplatz in der Hecke verlassen. „Fuchs… das kann nur ein Fuchs verursacht haben… nur wo ist er?“ das abglasen der Fläche bringt mich nicht weiter und so ertönen erneut die lustvollen Ranzlaute des künstlichen Rüden.
Immer mal wieder ertönt der Locker doch nie bekomme ich eine Antwort. Mittlerweile ist es kurz vor 1 und langsam beginne ich zu zweifel ob wirklich ein Fuchs die Tauben zum aufstehen zwang.
Plötzlich “ --- Grt…grt…grtgrtgrgtgrtg---„ irgendetwas läuft über die Wiese, der Raureif verrät mir die Richtung. Das Glas ist schnell an den Augen und da schnürt ein Fuchs genau auf mich zu. Immer wieder verhofft er kurz und äugt vorsichtig umher. Jetzt bloß keine schnelle Bewegung mehr. 50m, weiter ist der Fuchs schon nicht mehr entfernt. Langsam greife ich zur Flinte. 30m, der Fuchs äugt direkt zu mir hoch und die Waffe ist noch nicht ganz im Anschlag. Jetzt nur nicht bewegen. Ein kribbeln in der Nase macht sich breit. Ich muss doch jetzt wohl nicht Niesen… Konzentrieren, langsam in den Anschlag gehen und NICHT NIESEN.
15m vor mir, der Fuchs verhofft erneut. Die letzten 5m habe ich ihn im Anschlag verfolgt, der Finger krümmt sich langsam ----BOOOMM----- geblendet vom Mündungsfeuer und taub vom Knall (hatte vergessen die Ohrenschützer aufzusetzen) suche ich verwirrt nach dem Fuchs. Da liegt er. Scheinbar im Schuss zusammengebrochen liegt er im Gras. Um ihn herum glitzert der Raureif im Mondschein. Ein schöner Moment. Glücklich lehne ich mich zurück und genieße die Schönheit dieser Nacht noch für eine weitere Stunde, bevor ich mich mit meiner Beute zurück auf den Heimweg mache.
Zum Fuchs: Rüde, starker Bursche, kein Jungfuchs, ein stück der Lunte fehlt
Geschossen mit 12/70 36g 3,0mm
Flucht 0m