Ein schöner, erfolgreicher Abend:
Das Wetter wurde tagsüber jede Stunde besser, am Nachmittag war es bereits wolkenlos und es versprach eine sternenklare Nacht zu werden.
Pünktlich um 17.00 fuhr ich heimwärts. Nach ein paar Übungen mit dem Hund und einem gemütlichen Ratsch und Kaffee mit meiner Liebsten, packte ich schön langsam all die schönen Dinge, die man für so eine Mondnacht im Wald braucht. Den Ansitzsack und den dicken Lodenjanker auf den Rucksack gebunden, den Taschenofen angeheizt, zog ich los.
Als ich aus dem Auto ausstieg umfing mich bereits die kalte Mondnacht mit ihrem eigenartigen Zauber. Der Schnee war ganz leicht überfroren, also musste man eventuell anwechselndes Wild auch auf einige Entfernung hören. In meinem Sitz mit See- und Uferblick gemütlich eingerichtet, ließ ich mich ganz in den Bann des schönen Abends ziehen. Auf Grund der doch nicht unerheblichen Kälte wuchs das Eis am See, was man mit oft bis in die Magengrube fahrendem Krachen akustisch mitverfolgen konnte. Es war herrlich hell, fast schon zu hell. Nach gar nicht langer Zeit, eine halbe Stunde mag ich vielleicht gesessen sein, hörte ich es tatsächlich im Schnee Richtung Luderplatz leicht knistern. Der Blick durchs Fernglas brachte Klarheit. Ein Marder machte sich an den Köstlichkeiten zu schaffen. Also Büchse angeschlagen, Marder ins Absehen gebracht und eingestochen. In dem wenigen Schnee haben sich schon einige apere Stellen gebildet, von denen der kleine Räuber nur sehr schwer zu unterscheiden war. Und mit dem Stillhalten ist es bei einem Marder auch nicht weit her. Als das Absehen einmal auf dem Blatt ruhte, wenn man es überhaupt so bezeichnen kann, machte sich der Tod mit Donner und Blitz auf die Reise. Als sich meine Augen, durch das Mündungsfeuer geblendet, wieder an das fahle Licht der Luna gewöhnt hatten sagte ein weiterer Blick durch das Zielfernrohr nur, dass die Bühne leer war.
Zweifel nagten an mir. War ich wirklich drauf, als ich abzog? Hat er in dem Sekundenbruchteil zwischen Impuls aus dem Gehirn, Betätigen des Abzuges und Abschlagen der Patrone vielleicht noch einen Hupfer gemacht?
Eines stand fest: der Schuss war draußen und ich habe schön durchs Feuer geschaut. Das 4er Absehen konnte ich schön auf orangem Hintergrund sehen.
Also Büchsflinte abgekippt, abgeschossene Hülse heraus und frische Kugelpatrone ins Lager geschoben.
Nach dieser Phase der Aufregung wollte die vorherige Ruhe nicht mehr so recht einkehren. Zu stark waren die Gedanken an das Geschehene.
Irgendwie verfiel ich dann aber doch ins Sinnieren, ob man nicht im kommenden Jahr einmal die Fallenjagd auf den Marder ausprobieren sollte? Mögliche Plätze kamen in meine Gedanken und wurden wieder verworfen.
Und immer wieder krachte und rumorte das Eis.
Trotz meiner gedanklichen Abwesenheit waren meine Sinne hellwach und mir entging das neuerliche Knistern im Schnee nicht. Das Fernglas zeigte erneut einen Marder. Also doch gefehlt! Das war mein erster Gedanke. Und der Marder ist so neugierig und kommt zwei Stunden später nochmal an den Platz wo er dem Tod mit knapper Not nochmal von der Schaufel gesprungen ist.
Doch diese Gedanken wurden sofort von der automatisierten Handlung des in Anschlag Gehens, Erfassen des Zieles und Einstechens abgelöst. Als ich nun durch mein Zielglas schaute, wusste ich nicht, ob ich jetzt den Marder im Fadenkreuz hatte oder nur so eine apere Stelle. Einfach drauflosdrücken wollte ich nicht. Doch plötzlich kam Leben in den Fleck in meinem Absehen. Es war der Marder! Zwei Hupfer nach vorn, ein ganz kurzes Haberl und dann war er auch schon wieder in den Stauden verschwunden. Ich war etwas ratlos. Warum sprang er ab? Hat er etwas von mir mitbekommen? Einen leisen Windhauch? Das Geräusch des Stechers? Oder liegt da vorne vielleicht doch ein verendeter Kollege von ihm und er hat diesen in den Wind bekommen und es war ihm nicht mehr geheuer? Ich werde es wohl nie erfahren.
Angestrengt schaute ich weiterhin mit dem Gucker die Gegend ab, aber der Marder blieb unsichtbar. Eine Stunde wollte ich noch bleiben und dann abbaumen und zum Anschuss gehen. Ich war unruhig. Die Stunde war noch nicht ganz um , als ich meine Sachen in den Rucksack stopfte und den Ansitzsack darüber band. Ich stieg aus meinem Sitz heraus, nahm Rucksack, Büchse und Bergstock und umschlug die kleine Bucht, die ich vor drei Stunden überschossen hatte. Am Anschuss angekommen leuchtete mir schon eine rote Bahn, gespickt mit Gescheide entgegen. Erleichterung und Zufriedenheit breitete sich aus. Nach fünf Metern konnte ich den Marder zwischen den Steinen am Seeufer aufheben. Was für ein Gefühl!
Für die, die es gerne kurz und nüchtern haben:
Steinmarder (Geschlecht aufgrund der Schussverletzung nicht mehr bestimmbar)
6,5x57R, 8,2g KS
Entfernung: ca 60m
19:15 Uhr