Mal ne ganz doofe Frage: Nach dem was ich hier so lesen konnte sind 98er-Systeme für LR etc. nicht populär. Gibt es handfeste technische Gründe dafür oder ist mein Eindruck so oder so falsch?
Die 98er sind einfach nicht so verwindungssteif, da oben relativ offen. Prechtl hat das gelöst, indem er oben alles geschlossen hält, glaube das Modell heisst Express. Man kann ne Pica gleich direkt mit einfräsen lassen. Schaut dann im Endeffekt ähnlich aus wie die modernen Remmy customs oder ne Tikka. Der Haken ist der Preis, kostet glaub ab 30 000 aufwärts. Wenn es bezahlbar wäre, würde ich genau so ein System wählen. Alle Vorteile des 98ers mit der Präzision der modernen customs.
Was die 6XC angeht, meiner Meinung nach ist die häufigste Falschannahme bzgl. long range, dass ich ein spezielles Kaliber dafür brauche. Ich kann da genauso eine 3006, 243 win, 6,5x55 etc verwenden. Geschwindigkeit messen, drop chart erstellen und loslegen. Ein Anfänger wird von einer 6XC wenig profitieren, weil es an den Grundlagen mangelt, da hilft mir auch ein super Kaliber weniger. Viel mehr Einfluss hat da die Schaftgeometrie. Würde also, bevor ich in ein super long range Kaliber investiere, was ja oft mit Wiederladezubehör einhergeht einfach besser in ein vernünftiges Schaftsystem investieren. PSE Etac, KRG Whiskey 3, MDT etc.
Man kann maximal noch über Chassis vs. Composite diskutieren. Vom Schiessen her sind mir composite Schäfte wie ein PSE deutlich lieber, die schlucken den Rückstoss sehr gut. Maximal angenehm zu schiessen. Die chassis übertragen da etwas direkter. Dafür ist ein Chassis nochmal mehr an die Anatomie des Schützen anpassbar. Muss man gucken wo die Prioritäten liegen.
Ein perfekt angepasster Schaft hat einen deutlich spürbaren Effekt auf das Trefferergebnis. Je improvisierter die Positionen, desto mehr ist der Effekt bemerkbar.
Ich empfehle daher für die ersten Versuche, ruhig die Jagdwaffe zu nehmen, dann kann ich gucken ob mir die ganze Rechnerei, der Wind etc. auch wirklich Spass macht. Erst danach fang ich an zu investieren.
Der einzige Knackpunkt ist die Optik, das sollte dann doch in der 1. Bildebene liegen und wenigstens 0,5mil Haltepunkte in der Horizontalen haben für den Wind. Ja man kann auch in der 2.BE schiessen, THLR macht das ja aktuell. Viele vergessen nur, dass er jahrelang 1.BE geschossen hat und massivst Erfahrung aufgebaut hat. Ich behaupte ein Anfänger wird das nicht reproduzieren können. Es geht ja darum zu analysieren, wo meine Fehler liegen und das dann auszugleichen. Da tu ich mir in der 1.BE erstmal deutlich leichter, weil ich genau weiss wo ich angehalten habe und dann zurückrechnen kann wo der Fehler liegt. Das geht bei 2.BE schlicht nicht.
Auch sollte man vorher ein wirklich gutes Grundlagentraining absolvieren, um sicherzustellen, dass es sich nicht um Schützenfehler handelt sondern um Umwelteinflüsse, die ich dann im Anschluss wieder korrigieren kann. Wenn ich auf 800m nicht mehr weiss ob ich jetzt verrissen hab oder der Wind sich geändert hat hab ich ein Problem, dann gehts nicht mehr weiter. Auf 100m muss das Schussbild passen, sonst macht es keinen Sinn weiter rauszulangen. Das ist auch kein Hexenwerk, bisschen Trockentraining, bisschen Theorie zu Schiessgrundlagen und das ist gegessen.
VG