Mittwoch, 15.08., nach 7-stündiger Fahrt treffen wir bei herrlichem Wetter an unserem Gasthof in Osttirol ein, schon mächtig beeindruckt über das alpine Panorama auf der Herfahrt über Kufstein und Kitzbühel. Auf dem Parkplatz bereits großes Hallo, offenbar sind alle schon da, zeitgleich mit uns treffen auch die ein, die in einem anderen Gasthof einquartiert sind.
Wir richten uns gemütlich auf der Terrasse ein und es gibt gleich viel zu reden. Am nächsten Tag soll es um 6.30 auf Murmel gehen, daher brechen wir um 22 h ab, bis dahin hatte ich mit meiner Tochter noch nicht mal ein Zimmer bezogen, so nett war gleich dieser erste Abend.
Nach einer schlecht verbrachten Nacht (geht mir immer so in der ersten Nacht in einem ungewohnten Bett) klingelt um 5.30 der Wecker. Ich rödle mich auf und mache mich mit Sack und Pack zum Frühstück. Bin der erste um 6 Uhr. Der Wirt, ein ganz spezieller Spaßvogel: „Hörst Du die Glocken?“ Tatsächlich läuten Kirchenglocken. „Ja.“ „Beerdigung.“ (häh?) „Um diese Uhrzeit?“ – „Für die Murmeln“, grinst er.
Nach dem Frühstück treffen wir uns mit dem Pirschführer Hans, der direkt unterhalb des Gasthofs wohnt. Wir, das sind Hikä, ihr Partner Udo und ich. Wespe, MichiK007, Markus Thaddäus und Rotznjaga werden mit einem anderen Pirschführer in einem anderen Tal ihr Glück versuchen.
Nach 20-minütiger Autofahrt kommen wir an,. Jetzt wird’s ernst – ich habe nicht trainiert und ein bisschen Manschetten, was mir da wohl bevorsteht. Anderthalb Stunden Aufstieg hat Hans prognostiziert (was Faktor 3 gegenüber der Prognose von dmdBj bedeutet, mit der er uns Piefkes ins Land lockte. Das kriegt er noch wieder!).
Der Weg steigt anfänglich noch erträglich an, trotz schwerem Rucksack und Waffe auf dem Buckel. Man hört bereits Murmel oberhalb im Berg pfeifen, nach wenigen Minuten sehen wir den ersten. Liegt platt wie eine Flunder unterhalb auf einem Felsen am Bachlauf und sonnt sich. Schrotschussentfernung! Der ist aber Wanderer wohl so gewöhnt, dass er keinerlei Notiz von uns nimmt. Aber der wird nicht geschossen, „der ist für Pensionisten“ meint Hans. Schade auch, dass ich noch werktätig bin…
Eine weitere halbe Stunde später, ich bin klitschnass geschwitzt und das Wasser kocht mir in der Kimme, kündigt Hans den steilsten Abschnitt des Aufstiegs an. Der würde etwa 20 Minuten brauchen. Tatsächlich scheint der Steig direkt in den Himmel zu führen und der Pudding, der mittlerweile die Position meiner Oberschenkelmuskulatur eingenommen hat, fühlt sich merkwürdig taub an. Egal, Schritt für Schritt geht’s weiter und die Schmerzen in den Beinen lenken vom drückenden Rucksack ab.
Nach diesem steilen Stück erreichen wir einen flacheren Absatz des Tals, das wir heraufkraxeln und gönnen uns eine Rast. „Wer schiaßt als Erster?“ fragt Hans. HiKä möchte nicht und ich melde mich. Direkt bestätigt von Hans: „Der Erschte brauch a nit weiter laufn.“ Doch es sollte anders kommen…
Er führt mich um einen Vorsprung in einen kleinen Einschnitt der Bergflanke. Von dort hat man Blick auf die gegenüberliegende Seite dieses Einschnitts, im Wesentlichen ein Geröllfeld mit dicken Brocken, gelaserte 97 m. Vor uns auf unserer Seite liegt ein riesiger flacher Brocken, mit irgendwelchem wacholderähnlichen Zeugs 10-20 cm hoch vollständig bewachsen, flach wie ein Tisch und ca. 45 Grad aufragend. Da krabbelt Hans rauf und linst über den Rand, nachdem er mir bedeutete mich fertig zu machen. Kurz darauf holt er die von mir bereits geladene Waffe, krabbelt wieder hoch und drapiert sie mittels seines Wetterflecks und Rucksacks auf den Rand.
Ich soll nun raufkrabbeln, aber die Waffe nicht berühren. „Guckch nur durch, im Absehn is a Murmel“. Gesagt getan. Aber ich sehe nichts. Raunend: „Der isch braun und hat a schwarzes Köpfl. Siesch eam?“ „Da ist keiner“. „Doch, der isch no do. Jetzt guckter her zu uns“. „Ich seh nix“. Ich komme mir ziemlich blöd vor. Also Hans wieder rauf, die Knifte wieder ausrichten. Ich wieder hoch, aber obwohl ich die Waffe nicht berühre, kippst sie um weil ich halt da wie ein Affe in dem Grünzeug rumhangele. Sch…
Wohl 3x machen wir das Spiel, endlich sehe ich den Murmel als er sich bewegt. Perfekt getarnt, genau die Farben der Geröllwüste. Und er lugt nur mit dem Kopf und 1/3 seines Oberkörpers über einen Felsblock. Hab’ ich Dich, Freund und Kupferstecher. Meine Position ist denkbar unbequem: mit den Spitzen der Bergschuhe und den Knien hänge ich in diesem abschüssigen Grünzeug, Oberkörper halb kniend vorgebeugt, aber das geht schon: Absehen drauf und – er taucht ab. Zefix! Ich raune zu Hans: „Wie lang bleibt der jetzt weg?“ „Des woaß ma nie, bleib drauf!“
Endlich erscheint er wieder, jetzt fix, bevor er wieder taucht. „Bumm“ geht die 5,6x50R auf die Reise, die Bühne ist leer. Fragender Blick zu Hans, der das Glas vor Augen hat. „Den hoscht überschossn.“ „Was? Nie im Leben.“ „Warsch guat drauf?“ „Natürlich, sonst hätte ich nicht abgedrückt“. „I hob’s aber staubn gsehn“. Er kraxelt auf die andere Seite und prüft den vermeintlichen Anschuss. Nix, kein Schweiß kein Haar –na wenigstens nicht krankgeschossen.
„Willst an Probeschuss mochn?“. Ja, das will ich, aber auf was? Dicke Felsen?. „Wart, I bau irgendwas.“ Er kraxelt wieder rüber, deutet schließlich auf einen taubenschissgroßen hellen Fleck auf einem Felsen, direkt nebenan wo der Murmel gesessen hat. Ich zeige mit Daumen hoch, dass ich verstanden habe. Probeschuss auf den "Taubenschiss": Volltreffer! Die Waffe schießt also Fleck, den Schuss auf den Murmel habe ich selbst vergeigt. Jetzt, vor Ort, sehe ich auch wo der erste Schuss in den Fels gespritzt ist: eine Handbreit rechts von da, wo der Murmel war. Schaudrig vorbeigeschossen. (was sind die Viecher auch so klein)
Ich bin einigermaßen geknickt, aber jetzt sind erstmal HiKä und Udo dran. Und es geht weiter AUFWÄRTS. Immer wieder leuchtet Hans mit dem Glas das Gelände ab. Aber entweder es ist nichts, oder es pfeift und die Bühne ist leer. Und weiter AUFWÄRTS. Es ist jetzt schon kurz vor Mittag.
Endlich bedeutet Hans Udo sich fertig zu machen. Ich kann das anvisierte Murmel nicht ausmachen, sehe nur wie Udo Ziel auffasst und höre den Schuss brechen. Wieder staubt der Fels, das war nix, überschossen.
Nun ist HiKä dran. Ich sehe zwar, in welche Richtung sie zielt, aber aus meiner Position kein Murmel. Schuss bricht, das „Waidfrauheil!“ von Udo mischt sich mit HiKä’s Jubelschrei.
Gottseidank, einen haben wir wenigstens. Hans zeigt unverhohlene Freude, dass die Lady uns was vorgemacht hat.
Dem Murmel hat sie das Gehirn rausgeschossen. Egal, das braucht er nicht mehr. Allerdings kommt nun doch der Verdacht auf, dass die Waffe Hochschuss hat, da HiKä angibt Brustkern angehalten zu haben und Udo mit derselben Waffe überschoss.
Nun wird zunächst der Murmel aufgebrochen und das Fett entnommen, aus dem HiKä Salbe kochen will. Das gleiche passierte übrigens mit allen von uns erlegten Murmeln, sie wurden also nicht nur für Jux und Dollerei von den Läufen gekippt.
Danach beschließt Hans es nochmals auf den überschossenen Murmel zu versuchen. Udo meint zwar ich wäre wieder dran, ich bin jedoch der Meinung das sei seiner.
HiKä und ich lagern derweil in einer angrenzenden Senke und ich leuchte den Hang gegenüber ab. Langsam habe ich ein Auge für die Nager entwickelt und entdecke ein kapitales und recht agiles Exemplar, das wir weiter im Auge behalten, sowie einen weiteren auf einem Felsblock, der gegen den Horizont zu erkennen ist. Aber schießen will ich ohne Hans natürlich nicht. Udo und Hans geben aber nach etwa 30 Min. auf und wollen weiter AUFWÄRTS. Nachdem wir von den beiden Murmeln berichten, bedeutet mir Hans mich auf einem Felsen mit meinem Rucksack und meiner Jacke einzurichten. Der „Fette“ ist inzwischen nicht mehr auszumachen, aber der Horizont-Murmel ist noch da und auch nicht ganz so mickrig. Als Kugelfang (dessentwegen ich Bedenken anmelde) dient der hinter dem Grat liegende Bergrücken.
Die Waffe eingerichtet, als ich Ziel auffasse tut er mir noch den Gefallen sich breit zu stellen. Bumm. Noch im Knall sehe ich im ZF den Rückwärtssalto und höre Hans’ „Waidmannsheil“.
Er liegt beim Bergen mit Kammerschuss mit allen 4 Läufen nach oben weisend auf dem Felstisch.
Nun muss Udo noch seinen Murmel schießen und er und Hans ziehen weiter AUFWÄRTS um auf den Grat zu kommen. HiKä und ich brechen meinen Murmel auf und steigen dann ein Stück ABWÄRTS (endlich!) zur Stelle unserer ersten Rast, wo wir uns wieder treffen wollen.
Hier sollen wir aber erst Stunden und ein paar Schuss später wieder zusammentreffen (das überlasse ich HiKä zu erzählen, da Udo hier nicht angemeldet ist und ich nicht aus dritter Hand berichten möchte.)
Wir sehen die beiden ab und zu oben am Grat rumkrabbeln, meist in Primatenhaltung was uns vermittelt, dass immer noch kein Murmel liegt.
Gegen halb sechs ziehen dunkle Wolken ein und es beginnt zu regnen, endlich sehen wir die beiden beim Abstieg zu uns. Wo es dann kurz bevor sie uns erreichen noch mal rummst und auch Udo seinen Murmel erbeutet.
Bei einem Kuhhirten in der Hütte geht der erste Schnaps auf die Murmel, dann beginnen wir den endgültigen Abstieg. Dieser geht ebenfalls auf die Knochen (mir speziell auf die Knie) und je länger er wird kann ich immer weniger glauben, dass ich das alles HOCH gelaufen sein soll.
Gegen 8 Uhr abends, als wir am Gasthof vorbeifahren, um die Murmel zunächst in Hans’ Garage zu hängen, rennt uns dmdBj schon hinterher, hat uns wohl vorbeifahren sehen. Kurzer Blick in den Suzuki: alle drei einen Bruch. Er strahlt über alle 4 Backen. Auch die Jäger der anderen Gruppe hatten direkt am ersten Tag Waidmannsheil.
Als ich selbst endlich wieder in den Gasthof komme, gehe ich zunächst in voller Montur und mit Waffe in die Gaststube: erstmal für alle 3 ein Bier ordern und die anderen begrüßen.
Ich fühle mich, als hätten mich 5 Mann mit Dreschflegeln massiert und habe mächtige Pfützen auf der Zunge.
„Hobt’s ihr die Murmel g’riegelt?“ – ich blick’s nicht. Murmel riegeln? Endlich fällt der Groschen: sie mokieren sich über meine grün-orange, drückjagdmäßige Regenjacke. Ösis, elendige.
Als Überraschungsgast ist Barry08 da, der sich uns für die nächsten 2 Tage beigeschlagen hat. Den nächsten Abend kommt uns auch OschttirolerJaga besuchen, wieder 2 neue Realpersonen zu Forums-Nicks kennengelernt. Superaktion von den beiden und zwei wirklich sympathische Gesellen!
Der Abend klang dann natürlich feuchtfröhlich aus…
Am nächsten Tag auf der Karte ermitteln wir, dass wir locker über 800 Höhenmeter raufgekrabbelt sind (un’ ich sach noch: das kricht er wieder!)
Während dieses für uns Jäger im Mittelpunkt stehenden Tages hat übrigens dmdBj dem nichtjagenden Anhang (neben ihm 7 Personen und insgesamt 8 Hunde!) mit einer Rundwanderung zu irgendwelchen Wasserfällen Programm geboten, das wohl allgemein sehr gut ankam. (meine Tochter maulte nur über Blasen an den Füßen, sonst sei es toll gewesen).
Der nächste Tag bietet uns Scheißwetter, wie sich denn auch zu Abschluss herausstellen soll, dass nur der Donnerstag für die Murmeljagd getaugt hat. Glück gehabt.
dmdBj führt uns zunächst mit den erlegten Murmeln zum Präparator. Danach zieht er sich ins Wundbett zurück. Er war wohl durch die vorabendliche Anwendung diverser Elixiere aus österreichischen (!) Alchimistenküchen leicht inkommodiert.
Nach einem ausgedehnten gemeinsamen Mittagsmahl für alle ein Tag der Entspannung, zumindest meinen Knochen hat’s gut getan und ich denke den anderen Kraxlern ging’s ebenso.
Gestern nahmen wir uns dann eine Wanderung von Hütte zu Hütte vor. Eine gelungene Aktion, die viel Spaß gemacht hat. Auch wenn das Wetter erneut nicht mitspielte und uns nicht ganz den Ausblick gewährt hat, den man von dort oben normalerweise hat.
Wie jeden Abend trafen sich alle in unseren Gasthof, um den Tag gemeinsam ausklingen zu lassen. Stets auch in dem Bemühen, die 7 Murmel posthum dadurch zu adeln, dass sie die am sorgfältigsten Totgetrunkenen der Welt sind.
Fazit: ein sehr schöner Kurzurlaub, der mir einen kleinen Eindruck und großen Respekt vor der Bergjagerei vermittelte.
An dmdBj für Realisierung, Organisation und umfassende Betreuung ein herzliches Weidmannsdank (für Dich mit „ei“).
Für Illustration und Jagdberichte von der anderen Gruppe bitte ich die anderen Teilnehmer um ihre Unterstützung.
WaiHei!
Wir richten uns gemütlich auf der Terrasse ein und es gibt gleich viel zu reden. Am nächsten Tag soll es um 6.30 auf Murmel gehen, daher brechen wir um 22 h ab, bis dahin hatte ich mit meiner Tochter noch nicht mal ein Zimmer bezogen, so nett war gleich dieser erste Abend.
Nach einer schlecht verbrachten Nacht (geht mir immer so in der ersten Nacht in einem ungewohnten Bett) klingelt um 5.30 der Wecker. Ich rödle mich auf und mache mich mit Sack und Pack zum Frühstück. Bin der erste um 6 Uhr. Der Wirt, ein ganz spezieller Spaßvogel: „Hörst Du die Glocken?“ Tatsächlich läuten Kirchenglocken. „Ja.“ „Beerdigung.“ (häh?) „Um diese Uhrzeit?“ – „Für die Murmeln“, grinst er.
Nach dem Frühstück treffen wir uns mit dem Pirschführer Hans, der direkt unterhalb des Gasthofs wohnt. Wir, das sind Hikä, ihr Partner Udo und ich. Wespe, MichiK007, Markus Thaddäus und Rotznjaga werden mit einem anderen Pirschführer in einem anderen Tal ihr Glück versuchen.
Nach 20-minütiger Autofahrt kommen wir an,. Jetzt wird’s ernst – ich habe nicht trainiert und ein bisschen Manschetten, was mir da wohl bevorsteht. Anderthalb Stunden Aufstieg hat Hans prognostiziert (was Faktor 3 gegenüber der Prognose von dmdBj bedeutet, mit der er uns Piefkes ins Land lockte. Das kriegt er noch wieder!).
Der Weg steigt anfänglich noch erträglich an, trotz schwerem Rucksack und Waffe auf dem Buckel. Man hört bereits Murmel oberhalb im Berg pfeifen, nach wenigen Minuten sehen wir den ersten. Liegt platt wie eine Flunder unterhalb auf einem Felsen am Bachlauf und sonnt sich. Schrotschussentfernung! Der ist aber Wanderer wohl so gewöhnt, dass er keinerlei Notiz von uns nimmt. Aber der wird nicht geschossen, „der ist für Pensionisten“ meint Hans. Schade auch, dass ich noch werktätig bin…
Eine weitere halbe Stunde später, ich bin klitschnass geschwitzt und das Wasser kocht mir in der Kimme, kündigt Hans den steilsten Abschnitt des Aufstiegs an. Der würde etwa 20 Minuten brauchen. Tatsächlich scheint der Steig direkt in den Himmel zu führen und der Pudding, der mittlerweile die Position meiner Oberschenkelmuskulatur eingenommen hat, fühlt sich merkwürdig taub an. Egal, Schritt für Schritt geht’s weiter und die Schmerzen in den Beinen lenken vom drückenden Rucksack ab.
Nach diesem steilen Stück erreichen wir einen flacheren Absatz des Tals, das wir heraufkraxeln und gönnen uns eine Rast. „Wer schiaßt als Erster?“ fragt Hans. HiKä möchte nicht und ich melde mich. Direkt bestätigt von Hans: „Der Erschte brauch a nit weiter laufn.“ Doch es sollte anders kommen…
Er führt mich um einen Vorsprung in einen kleinen Einschnitt der Bergflanke. Von dort hat man Blick auf die gegenüberliegende Seite dieses Einschnitts, im Wesentlichen ein Geröllfeld mit dicken Brocken, gelaserte 97 m. Vor uns auf unserer Seite liegt ein riesiger flacher Brocken, mit irgendwelchem wacholderähnlichen Zeugs 10-20 cm hoch vollständig bewachsen, flach wie ein Tisch und ca. 45 Grad aufragend. Da krabbelt Hans rauf und linst über den Rand, nachdem er mir bedeutete mich fertig zu machen. Kurz darauf holt er die von mir bereits geladene Waffe, krabbelt wieder hoch und drapiert sie mittels seines Wetterflecks und Rucksacks auf den Rand.
Ich soll nun raufkrabbeln, aber die Waffe nicht berühren. „Guckch nur durch, im Absehn is a Murmel“. Gesagt getan. Aber ich sehe nichts. Raunend: „Der isch braun und hat a schwarzes Köpfl. Siesch eam?“ „Da ist keiner“. „Doch, der isch no do. Jetzt guckter her zu uns“. „Ich seh nix“. Ich komme mir ziemlich blöd vor. Also Hans wieder rauf, die Knifte wieder ausrichten. Ich wieder hoch, aber obwohl ich die Waffe nicht berühre, kippst sie um weil ich halt da wie ein Affe in dem Grünzeug rumhangele. Sch…
Wohl 3x machen wir das Spiel, endlich sehe ich den Murmel als er sich bewegt. Perfekt getarnt, genau die Farben der Geröllwüste. Und er lugt nur mit dem Kopf und 1/3 seines Oberkörpers über einen Felsblock. Hab’ ich Dich, Freund und Kupferstecher. Meine Position ist denkbar unbequem: mit den Spitzen der Bergschuhe und den Knien hänge ich in diesem abschüssigen Grünzeug, Oberkörper halb kniend vorgebeugt, aber das geht schon: Absehen drauf und – er taucht ab. Zefix! Ich raune zu Hans: „Wie lang bleibt der jetzt weg?“ „Des woaß ma nie, bleib drauf!“
Endlich erscheint er wieder, jetzt fix, bevor er wieder taucht. „Bumm“ geht die 5,6x50R auf die Reise, die Bühne ist leer. Fragender Blick zu Hans, der das Glas vor Augen hat. „Den hoscht überschossn.“ „Was? Nie im Leben.“ „Warsch guat drauf?“ „Natürlich, sonst hätte ich nicht abgedrückt“. „I hob’s aber staubn gsehn“. Er kraxelt auf die andere Seite und prüft den vermeintlichen Anschuss. Nix, kein Schweiß kein Haar –na wenigstens nicht krankgeschossen.
„Willst an Probeschuss mochn?“. Ja, das will ich, aber auf was? Dicke Felsen?. „Wart, I bau irgendwas.“ Er kraxelt wieder rüber, deutet schließlich auf einen taubenschissgroßen hellen Fleck auf einem Felsen, direkt nebenan wo der Murmel gesessen hat. Ich zeige mit Daumen hoch, dass ich verstanden habe. Probeschuss auf den "Taubenschiss": Volltreffer! Die Waffe schießt also Fleck, den Schuss auf den Murmel habe ich selbst vergeigt. Jetzt, vor Ort, sehe ich auch wo der erste Schuss in den Fels gespritzt ist: eine Handbreit rechts von da, wo der Murmel war. Schaudrig vorbeigeschossen. (was sind die Viecher auch so klein)
Ich bin einigermaßen geknickt, aber jetzt sind erstmal HiKä und Udo dran. Und es geht weiter AUFWÄRTS. Immer wieder leuchtet Hans mit dem Glas das Gelände ab. Aber entweder es ist nichts, oder es pfeift und die Bühne ist leer. Und weiter AUFWÄRTS. Es ist jetzt schon kurz vor Mittag.
Endlich bedeutet Hans Udo sich fertig zu machen. Ich kann das anvisierte Murmel nicht ausmachen, sehe nur wie Udo Ziel auffasst und höre den Schuss brechen. Wieder staubt der Fels, das war nix, überschossen.
Nun ist HiKä dran. Ich sehe zwar, in welche Richtung sie zielt, aber aus meiner Position kein Murmel. Schuss bricht, das „Waidfrauheil!“ von Udo mischt sich mit HiKä’s Jubelschrei.
Gottseidank, einen haben wir wenigstens. Hans zeigt unverhohlene Freude, dass die Lady uns was vorgemacht hat.
Dem Murmel hat sie das Gehirn rausgeschossen. Egal, das braucht er nicht mehr. Allerdings kommt nun doch der Verdacht auf, dass die Waffe Hochschuss hat, da HiKä angibt Brustkern angehalten zu haben und Udo mit derselben Waffe überschoss.
Nun wird zunächst der Murmel aufgebrochen und das Fett entnommen, aus dem HiKä Salbe kochen will. Das gleiche passierte übrigens mit allen von uns erlegten Murmeln, sie wurden also nicht nur für Jux und Dollerei von den Läufen gekippt.
Danach beschließt Hans es nochmals auf den überschossenen Murmel zu versuchen. Udo meint zwar ich wäre wieder dran, ich bin jedoch der Meinung das sei seiner.
HiKä und ich lagern derweil in einer angrenzenden Senke und ich leuchte den Hang gegenüber ab. Langsam habe ich ein Auge für die Nager entwickelt und entdecke ein kapitales und recht agiles Exemplar, das wir weiter im Auge behalten, sowie einen weiteren auf einem Felsblock, der gegen den Horizont zu erkennen ist. Aber schießen will ich ohne Hans natürlich nicht. Udo und Hans geben aber nach etwa 30 Min. auf und wollen weiter AUFWÄRTS. Nachdem wir von den beiden Murmeln berichten, bedeutet mir Hans mich auf einem Felsen mit meinem Rucksack und meiner Jacke einzurichten. Der „Fette“ ist inzwischen nicht mehr auszumachen, aber der Horizont-Murmel ist noch da und auch nicht ganz so mickrig. Als Kugelfang (dessentwegen ich Bedenken anmelde) dient der hinter dem Grat liegende Bergrücken.
Die Waffe eingerichtet, als ich Ziel auffasse tut er mir noch den Gefallen sich breit zu stellen. Bumm. Noch im Knall sehe ich im ZF den Rückwärtssalto und höre Hans’ „Waidmannsheil“.
Er liegt beim Bergen mit Kammerschuss mit allen 4 Läufen nach oben weisend auf dem Felstisch.
Nun muss Udo noch seinen Murmel schießen und er und Hans ziehen weiter AUFWÄRTS um auf den Grat zu kommen. HiKä und ich brechen meinen Murmel auf und steigen dann ein Stück ABWÄRTS (endlich!) zur Stelle unserer ersten Rast, wo wir uns wieder treffen wollen.
Hier sollen wir aber erst Stunden und ein paar Schuss später wieder zusammentreffen (das überlasse ich HiKä zu erzählen, da Udo hier nicht angemeldet ist und ich nicht aus dritter Hand berichten möchte.)
Wir sehen die beiden ab und zu oben am Grat rumkrabbeln, meist in Primatenhaltung was uns vermittelt, dass immer noch kein Murmel liegt.
Gegen halb sechs ziehen dunkle Wolken ein und es beginnt zu regnen, endlich sehen wir die beiden beim Abstieg zu uns. Wo es dann kurz bevor sie uns erreichen noch mal rummst und auch Udo seinen Murmel erbeutet.
Bei einem Kuhhirten in der Hütte geht der erste Schnaps auf die Murmel, dann beginnen wir den endgültigen Abstieg. Dieser geht ebenfalls auf die Knochen (mir speziell auf die Knie) und je länger er wird kann ich immer weniger glauben, dass ich das alles HOCH gelaufen sein soll.
Gegen 8 Uhr abends, als wir am Gasthof vorbeifahren, um die Murmel zunächst in Hans’ Garage zu hängen, rennt uns dmdBj schon hinterher, hat uns wohl vorbeifahren sehen. Kurzer Blick in den Suzuki: alle drei einen Bruch. Er strahlt über alle 4 Backen. Auch die Jäger der anderen Gruppe hatten direkt am ersten Tag Waidmannsheil.
Als ich selbst endlich wieder in den Gasthof komme, gehe ich zunächst in voller Montur und mit Waffe in die Gaststube: erstmal für alle 3 ein Bier ordern und die anderen begrüßen.
Ich fühle mich, als hätten mich 5 Mann mit Dreschflegeln massiert und habe mächtige Pfützen auf der Zunge.
„Hobt’s ihr die Murmel g’riegelt?“ – ich blick’s nicht. Murmel riegeln? Endlich fällt der Groschen: sie mokieren sich über meine grün-orange, drückjagdmäßige Regenjacke. Ösis, elendige.
Als Überraschungsgast ist Barry08 da, der sich uns für die nächsten 2 Tage beigeschlagen hat. Den nächsten Abend kommt uns auch OschttirolerJaga besuchen, wieder 2 neue Realpersonen zu Forums-Nicks kennengelernt. Superaktion von den beiden und zwei wirklich sympathische Gesellen!
Der Abend klang dann natürlich feuchtfröhlich aus…
Am nächsten Tag auf der Karte ermitteln wir, dass wir locker über 800 Höhenmeter raufgekrabbelt sind (un’ ich sach noch: das kricht er wieder!)
Während dieses für uns Jäger im Mittelpunkt stehenden Tages hat übrigens dmdBj dem nichtjagenden Anhang (neben ihm 7 Personen und insgesamt 8 Hunde!) mit einer Rundwanderung zu irgendwelchen Wasserfällen Programm geboten, das wohl allgemein sehr gut ankam. (meine Tochter maulte nur über Blasen an den Füßen, sonst sei es toll gewesen).
Der nächste Tag bietet uns Scheißwetter, wie sich denn auch zu Abschluss herausstellen soll, dass nur der Donnerstag für die Murmeljagd getaugt hat. Glück gehabt.
dmdBj führt uns zunächst mit den erlegten Murmeln zum Präparator. Danach zieht er sich ins Wundbett zurück. Er war wohl durch die vorabendliche Anwendung diverser Elixiere aus österreichischen (!) Alchimistenküchen leicht inkommodiert.
Nach einem ausgedehnten gemeinsamen Mittagsmahl für alle ein Tag der Entspannung, zumindest meinen Knochen hat’s gut getan und ich denke den anderen Kraxlern ging’s ebenso.
Gestern nahmen wir uns dann eine Wanderung von Hütte zu Hütte vor. Eine gelungene Aktion, die viel Spaß gemacht hat. Auch wenn das Wetter erneut nicht mitspielte und uns nicht ganz den Ausblick gewährt hat, den man von dort oben normalerweise hat.
Wie jeden Abend trafen sich alle in unseren Gasthof, um den Tag gemeinsam ausklingen zu lassen. Stets auch in dem Bemühen, die 7 Murmel posthum dadurch zu adeln, dass sie die am sorgfältigsten Totgetrunkenen der Welt sind.
Fazit: ein sehr schöner Kurzurlaub, der mir einen kleinen Eindruck und großen Respekt vor der Bergjagerei vermittelte.
An dmdBj für Realisierung, Organisation und umfassende Betreuung ein herzliches Weidmannsdank (für Dich mit „ei“).
Für Illustration und Jagdberichte von der anderen Gruppe bitte ich die anderen Teilnehmer um ihre Unterstützung.
WaiHei!