Donnerstag; der 5 September
Morgens bei Familie Rugen war Aufbruchstimmung:
endlich ist es soweit; der lang ersehnte Tag meiner Murmelreise ist gekommen.
Die Koffer schon am Tag vorher gepackt; den Drilling nochmals geputzt und geölt lag schon verschlossen und verstaut im Waffenkoffer; die Munition im Reisekoffer
und die Ferngläser im Rucksack; so ging's mit Kind und Kegel zum Flughafen nach Bremen.
Schon das Einschecken wurde abenteuerlich: Als ich meinen Waffenkoffer bei Lufthansa zur Kontrolle abgegeben habe und um die freundlich Beamten des Grenzschutzes bat; wurde ich gemustert als wen ich Mitglied der Taliban wäre.
Nachdem der Grenzschutz meine Waffe nebst Nummer mit meinen Papieren verglichen hatte, durfte ich die Knatterlatte dann als Sperrgepäck aufgeben und als unbescholten und harmlos die Reise nach freundlicher Verabschiedung meiner Tochter und eindringlichen Ermahnungen meiner Liebsten antreten.
Der Flug nach München war bis zur Gepäckaufnahme noch eigentlich harmlos; aber dann kam's : Mein sonstiges Gepäck hatte ich schon eingesammelt und wollte zum Sperrgepäck-Schalter um den Drilling abzuholen; als der Waffenkoffer einsam und verlassen und für alle greifbar seine Runden auf dem Gepäckband drehte......
Himmel Sakra; wie man hier zu sagen pflegt; also schnellstens eingesammelt und auf zur S-Bahn um mich irgendwo innerhalb der Metropole mit Bratljaga zu treffen; der durch seine Selbstständigkeit leider noch am Schreibtisch gefesselt war.
Dank der mobilen Telekommunikation war das Aufeinandertreffen kein Problem; und nach einem kleinem Umweg über sein Büro ging’s dann mit dem unverkennbarem Brateljagamobil über einem Supermarkt zum Bratlbau und sofort weiter ins Bratlrevier. Hier durfte ich freundlicherweise noch einen Kontrollschluss mit dem Drilling abgeben; der Einstecklauf schoss mit der 5,6X50 R Mag blitzsauber.
Der anschließende Ansitz wurde durch einen Fuchrüden vom Bratl gekrönt; hierzu ein kräftig WH ! Die Besonderheit des Fuchses möge der Erleger bitte selber berichten.
Freitag; der 6 September
Nach einer ruhigen Nacht und ausgiebiegem Frühstück machten wir uns auf den Weg um Nussjakel nebst Hundanhang Dingo und Lindy aufzupicken...
Die Zuladefähigkeit des Bratlmobils wurde bis aufs letzte ausgenutzt um Koffer; Bergschuhe; Waffenkoffer; Bergstöcke; Jacken und Hundeverpflegung zu verstauen und uns 4 Freunden noch genügend Sitzplatz zu bieten als denn ultimativ zum Aufbruch gen Süden ins Kärtener Land der Österreicher aufzubrechen.
Da wir uns seit der Grünkohlvernichtungsaktion im Januar und dem Treffen bei Opa Lu nicht wieder getroffen hatten; wurde die Fahrt überhaupt nicht langweilig und bot doch reichlich Gelegenheit zu Freudenbekundungen....
Spätnachmittags trafen wir dann die andern an der Almhütte : Die Wasserralle; den Amadeus (der freundlicherweise die Vermittlung und Organisation selbstlos übernommen hatte ); den Leitwolf Sven und den Rest der Familie Amadeus mit (Rauhaar?) Dackel Mozart. Das Wiedersehen wurde mit einem schnellem Bier fundamentiert; dann gings in die gastliche Herberge, wo neben Zimmer auch eine „Jause" für uns bereitgestellt war; mit reichlich an Essen und auch alkoholfreien Getränken.
Hier wurde der Jagdablauf des nächsten Tages abgestimmt; die Gruppen und deren technische Ausstattung wie Entfernungsmesser und Spektiv aufeinander abgestimmt und die Pirschgruppen auch auf meine Gehbehinderung aufs Gelände und personell zusammengestelt.
Samstag; den 7. September
Der Reisewecker riss einem um 5 Uhr unsanft aus dem Schlaf; und kurz drauf trafen wir uns alle fertig aufgemöbelt erst mal zum Frühstück; als es um 6 Uhr eigentlich mit dem bestellten Bus ins Reviergehen sollte....
Aber vermutlich gehen die Uhren bei österreichischen Busunternehmern etwas anders... Aber zur Ehrenrettung sei angemerkt; das der Fahrer die Verspätung durch seinem digitalen (0 und 1 = Vollgas und Panikbremsen) Fahrstil unfallfrei kompensiert hat.
Im Heimatorte des zuständigen Jagdvereins wurden wir mit einem Kaffee freundlich begrüßt; die Papiere kontrolliert und die Jagdgastkarten ausgestellt; dann gings mit den Bergführern erst noch mal auf den revierigenen Schießstand zum Kontrollschluss: Hier gab's erstmals ein Desaster : 2 Waffen hatte defekte Optiken und waren nicht einsetzbar; mein Einsteklauf hatte plötzlich 15 cm Tiefschuss ! Bei mir das Zielfernrohr korrigiert ( obwohl es sauber auf die 7x57R eingeschossen war ), der 2. Schuss passte.
Den beiden Pechvögel wurden freundlicherweise durch Leihwaffen der Bergführern ausgeholfen. Kurz vor 9 Uhr waren wir dann im Revier versammelt und auf ging’s zum Murmelabenteuer: Schon beim Angehen wurden wir der ersten Bergnager sichtig; ein erregender Anblick für mich; der Murmel nur als Präparat aus Ausstellungen kannte...
Auf unserem Pirschweg sahen wir dann eine Murmelkatze; die ihre Jungen aus einiger Entfernung, beim Sonnenbad sicherte; als wir einen starken Bären linker Hand durch den Hang streifen sahen.
Dieser wurde von den Bergführer als schießbar eingestuft;und wegen meiner Gehbehinderung durfte ich gleich hier an diesem Bau Stellung beziehen : Bergführer Hermann half mir freundlicherweise beim Einrichten hinter einem mächtigen Dolomitfelsen und gab mir wertvolle Tipps wie ich den Bären abpassen sollte, um mich dann mit einem freundlichem Weidmannsheil mit dem Berg; den Murmeln, der Natur und Gott alleine zu lassen.
Nach nur 20 Minuten traf mich buchstäblich der Schlag: das Murmel war aus dem Bau! Der Bär hatte sich schon zehn Meter vom Bau entfernt und wuselte im Bewuchs. Langsam; ganz langsam richtete ich mich hinter meiner Deckung auf, peinlichst jedes Geräusch und heftige Bewegungen vermeiden und richtete mich hinter meinem schon auf dem Stein aufgelegtem Drilling ein; entsichern, einstechen; anvisieren! Der Zielstachel saß sauber auf dem Blatt des nach links ziehenden Murmels; als ich langsam und bedächtig den Druck auf den Abzug verstärkte; als der Schuss brach und mich ein mehrfaches Echo von den anderen Berghängen erreichte....
Und das Murmel ? Schittendiddi; wie wir in Norddeutschland zu sagen pflegen; das fühlte sich nicht mal angesprochen ! Stumpf vorbei; in die Botanik gepflastert; ein Loch in die Natur gezimmert; viel Luft ums Ziel umgerührt! Ha; Schlumpschütze, und das Murmel äst weiter als sei nichts geschehen; und wuselte langsam wieder in den Bau.
Himmelherrgottsakra; Dummkopf; was machst du hier eigentlich hä? Fährst 1000 km; lässt dich vom Bergführer zum Ziel bringen; hast die Möglichkeit und... vergeigst es! Ins Klo gegriffen; mit Zitronen gehandelt; Hochstapler und Dünnbrettbohrer; Warmduscher...
Glaubt's mir; mit Selbstvorwürfen hab ich nicht gespart; war aber doch heilfroh das ich das Murmel gänzlich gefehlt hatte und es scheinbar gesund zu Bau gegangen war... hoffentlich.
Gut; die Chance auf Murmel haste vergeigt; das war’s zum Thema Andreas und Murmel... Und nu ? Watt machen wer nu? Genieß den Tag; und warte auf die Rückkehr der Bergführer und der Jagdfreunde; irgendwann werden die wohl auftauchen und genieß die Landschaft....
Den Rucksack nach Schokolade und Limo geplündert und erst mal eine Zigarette geraucht; dann den doch etwas unbequemen Platz gegen ein sonniges Liegeplätzen auf dem Stein getauscht und es den sonnenbadenden Murmeln nachgemacht....
So in Gedanken und mit mir selbst etwas unzufrieden wollte ich nochmals zur Schachtel mit den Rentsma-Schnitzeln greifen; als ich das Feuerzeug von der Schachtel auf den Stein stieß; also aufgesetzt und nach dem Feuerzeug gelangt; als meine Bewegungen plötzlich einfroren : Der Bär war los! Der Bär hatte den Bau verlassen, und ich nahm ein Sonnenbad. Also sofort nach hinten meinen Liegeplatz verlassen und langsam wieder hinter meinem Drilling Platz genommen und dem Murmel anvisiert: Zu spät; das letzte was ich durch die Zieloptik sah war das prächtige Hinterteil eines über den Kamm verschwindenden Murmels....
Währe zu schön gewesen um Wahr zu sein; aber eigentlich war ich froh; das diese Murmel gesund war !
Ich nahm also wieder auf meinem Sonnenstein Platz und genoss die Natur und Landschaft und ließ den Seelenfrieden wieder einkehren.
Also; die Landschaft : einfach herrlich. und wir waren nicht alleine auf Murmeljagd: Ein junger Adler zog öfters seine Kreise; ob der auch mal danebenhält? Auf dem Gegenhang talabwärts unterhalb der Baumgrenze konnte ich ein einzelnes Stück Rotwild ziehen sehen; mehrere Falken waren in der Luft und Murmel satt ! Auf dem Hang links von mir konnte ich zeitgleich bis zu 12 Murmel zählen; unterhalb von mir, ca. 80 Meter entfernt sonnte sich auch eins; aber in der Nähe wo wir beim angehen schon die Katze gesehen hatten; also ließ ich Murmel Murmel sein; weil ich mir beim Ansprechen nicht ganz sicher war.
Links oben am Hang wurde ich auf eine Bewegung aufmerksam: Nussjakl wurde von seinem Bergführer an einen anderen Stand gebracht; weil mittlerweile der Besucher- und Wandererverkehr deutlich zunahm und er an seinem altem Platz kein sicheres Schussfeld hatte.
Zeitweise hatten wir bis zu 44 (!) Wanderer zeitgleich am Hang; und fast alle liefen querfeldein durch mein Schussfeld...
Hinter mir tauchte Ewald; einer der Bergführer auf; zusammen machten wir uns auf den für mich beschwerlichen Weg talwärts um den Anschuss zu kontrollieren.
Die Kontrolle erbrachte das von mir erhoffte Ergebnis : ich hatte den Murmel komplett gefehlt! Na ja; wenigsten nur Minimalschaden an der Bodendecke angerichtet.
Ewald und ich beschlossen; den Standort zu wechseln; und begaben uns auf dem linken Hang; schräg unterhalb von Nussjakl und Wasserralle; die unseren Standortwechsel zur Kenntnis genommen hatten.
Aber Murmel ? Von den Massen; die ich Stunden vorher gezählt hatte; nix is; alle nicht da... Nur sicherte immer wieder aus seinem Bau ohne das er sauber anzusprechen wäre; als es aus der Richtung vom Nussjakel der Schuss brach...
Hinter uns sahen wir den Sven mit Hermann den Berg herabkommen; der Sven hatte sein Murmel in der Hand! WH; wenigstens würden wir nicht alle als Schneider talwärts kommen.
Da Hermann sich in meine Richtung begab; machte sich der Ewald auf zum Nussjakel; um mit ihm zusammen den Murmel nachzusuchen.
Hermann und ich machten es uns hinter den deckunggebenden Steinen gemütlich und Glasten den Hang ab : NIX !
Wohl wegen der Massen von Wanderern und auch wegen der Nachsuchen hatten die Murmel es wohl vorgezogen die Baue nicht mehr zu verlassen... Nur ganz vereinzelt ließen sich welche sehen; meistens Katzen oder Affen; also nicht schießbar.
Ein Standortwechsel zu meinem alten Standort brachte auch nichts; zwar reichlich Murmel; aber alle zu jung oder Katzen.
Meine Augen hatte sich langsam an die Murmelsuche gewöhnt; deshalb nahm ich oberhalb des vorhergingen Standortes eine Bewegung war...
„ Jo; Hergottssakra, is dös 'a stark's Murmel is dös“ entfuhr es Hermann; den wollte er mit mir angehen !
Ich hatte das Murmel hoch droben am Kamm gesehen; und der Berg; ja der ; der hörte für mich kurz vorm Mond auf!
„ Mit dem Fuß? Das schaff ich nie; kannste knicken ! Wenn; dann muss da jemand anderes mit Dir rauf; mit mir hat' s keinen Zweck „
„Stell dich nicht so an; wir probierens jetzt; wenn’ s nicht klappt; dann können wir immer noch abbrechen „
Patt!
Hermann wollte mir zuliebe mit mir unbedingt das Murmel angehen; und ich wollte ihm zuliebe die Enttäuschung für ihn als Führer klein halten; also hab ich’ s unter Aufbietung aller meiner Proteste probiert...
Donner, war das weit und steil, wenn du hier ins rollieren kommst; dann kullerst du ein Jahr; bis du unten bist...
Rapumpel; weg is der Kumpel; holterdiepolter; da unten rollt er!
Ob die Lederhosen nach solch einem Tag noch als Sänftenträger brauchbar wären ? Was kostet die Bergrettung; wie teuer ist hier ein Hubschrabschrab ? Du hast nicht alle Tassen im Schrank!
Herr Rugen; was halten sie als Nichtbetroffener von der Intelligenz ?
Warum gibt’ s Sauerstoff nicht als Zigaretten?
Ich hatte wahrlich genügten Zeit; um mir etliche Fragen durch den Kopf gehen zu lassen, bis mir wahrscheinlich selbst zum Denken die Luft zu knapp wurde...
Auf dem Weg nach oben kamen wir irgendwann nach einem Jahrhundert an der Wasserralle und dem Nussjakel vorbei; ob die meine Frage nach dem Rettungssanitäter verstanden haben ? Irgendwann waren wir oben; ich wunderte mich noch warum in der Zwischenzeit nicht das Christkind auf seinem Schlitten vorbeikam; aber reichlich außer Atem und auf dem Zahnfleisch hechelnd kam ich oben neben dem immer noch wie ein Neugeborenes ausehenden Herrmann an; der schon lange mit seinem Glas die Lage erkundete:
„ Still; sei's leise; da droben sind Sie ! „ Leise? Ich? Ich konnte kein Ton über die Lippen bringen; aber wer spielt hier ober auf einer kaputten Zieharmonika? Das Rasseln hört sich ja grausam an; also, wen ich das wäre, dann sollte ich mir kein dickes Buch zum Lesen mehr kaufen, über den Epilog würde ich nicht mehr rauskommen mit dem Lesen.... Herrgott; war ich froh, das ich mich ins Gras niedertun durfte...
„Bleib liegen; wenns passt; sag ich Bescheid! „
„ Aber nicht mehr in diesem Jahrtausend; erst mal muss ich wieder Luft holen können...“
Also für so 'n Flachlandtiroler wie ich einer aus der norddeutschen Tiefebene bin; da sind 2000 Meter hoch doch schon was...
Mann in de Tünn; ich hätte Zuhause bei Wein; Weib und Kind bleiben sollen, statt dessen kau ich mich in der Fremde hier durch einen Hang und halt mich mit meinen Zähnen an der Grasnabe fest... Ob die meinen Namen auf dem Grabstein richtig schreiben ?
Oh nee; oh nee; langsam ging meine Atemfrequenz von einem Schumachermotor bei der Hetzjagd auf Schumi II zu dem einer schnellen Dampflok über und mein Hirn verlangte schon wieder nach einer HB; auch die anderen Lebensgeister kamen wieder. Ach ja, da war doch noch was ?
MURMEL !
Also nach dem geliehenem Doppelglas gesucht; und den Hang abgeleuchtet: NIX! NIX! NIX! Ni... Murmel ?
Auch Hermann hat es schon lange im Glas, ich sollte mich langsam bereit machen. Problem: Ich lag rechts; der Drilling links von Hermann und das Murmel vor uns! Ich hätte nie gedacht; das wir beide die Plätze unter der Grasnarbe tauschen konnten; aber es klappte; ohne das uns ein Murmel von oben auslachte... Ganz langsam ging ich in den Anschlag; das Murmel aber immer noch im Bau und weit! Und hoch! Und die Sonne ging langsam unter; denn es ging stramm auf 19 Uhr zu. Wir konnten sehen; wie der Schatten den Berg immer weiter raufkroch. Wenn das Murmel in den Schatten kam; dann würde es zu Bau gehen.
Nu meldete sich auch noch mein Vibrationsmelder meines Handys ... Ein Forumskollege wollte Vollzugsmeldung haben: Egal; weggedrückt den Kerl, hier ging’s ums Ganze !
Ich lag wohl schon ½ Stunde im Anschlag; als das Murmel plötzlich mit einem Riesensatz den Bau verließ- und in einer Bodenfalte verschwand!
„Der kommt wieder !“ ging’ s mir durch den Kopf als es plötzlich wieder auftauchte... Der Zielstachel saß sauber auf dem Stich als ich die 5,6 fliegen ließ...
vorbei !
Wieder soweit daneben; das sich der Bär nicht mal gemeint und angesprochen fühlte! Das darf doch nicht war sein; das Murmel richtete sich zum Sichern etwas auf, als ich den Wahlschalter des Drillings auf große Kugel stellt; und ohne Stecher das 10,5 Gramm KS der 7 x 57R mit den besten Wünschen hinterherschickte und der Murmel deutlich zeichnete!
„Wös war den das ? Der liegt jo ! Dön höst g'troffn! Jo gibt's denn sowas? Waidmannsheil!„
Ich war platt... Sollte ich doch getroffen haben ? Wenn ja; wo ? Liegt der Murmel; oder müssen wir vielleicht noch graben ?
Hermann bot sich an; den Anschuss alleine zu kontrollieren; um mir einen weiteren mühsamen Weg mit meinem schmerzenden Fuß zu ersparen- Das Angebot nahm ich dankend an... Als Hermann bedächtig den Hang hinaufschritt; ließ ich mir erst mal eine Zigarette schmecken, um dann den verprellten Forumskollegen um Absolution zu bitten...
Hermann war immer noch nicht am Murmel; und der Kerl wurde immer kleiner...
als er plötzlich mit verschränkten Händen auf dem Rücken stehen blieb und sich lange Zeit nicht bewegte....
Sollte das Murmel... etwa krank im Bau? Nein; nicht noch das; den Anschuss würde ich morgen nie erreichen - was für meine Freunde bedeuten würde; das sie meinen Mist Morgen ausbügeln müsse würden und den Murmel durch Graben zu bergen... Als Hermann sich plötzlich langsam bückte und etwas vom Boden aufhob; sich zu mir drehte; mit einer majestätischen Handbewegung seinen Hut vom Kopf nahm; mit der rechten den erlegten Murmel hochhielt und sich zu mir tief verbeugte...
„Oh Hermann; Du guter! Ohne Dich... niemals!“ Mit dankender Bewegung nahm auch ich meinen Hut vom Haupte um ihn mit einer tiefen Verbeugung zu danken....
Ich glaube; trotz der wohl knapp 200 Meter zwischen uns waren wir uns nie so nahe... Ein Genuss; diesen erfahrenen Bergführer mit dem von mir erlegtem Murmel den Berg herabschweben zu sehen; langsam; mit würdevollen Schritten,
jeden Moment diesen Augenblickes zu huldigen.
Mit Freude; Anerkennung und Würde überreichte er mir den Murmel: „Waidmannsheil! Ein tausend Gulden Schuss! Einen Zentimeter höher; und du hätt’ st das Murmel gefehlt;
einen tiefer und du hättest nur noch die Decke brauchen können! Wirklich Waidmannsheil! Solch einen Prachtburschen, solch ein Murmel ist hier lange nicht mehr gestreckt worden. Auch für mich als Jagdführer ein einmaliges Erlebnis! Noch nie habe ich so spät so weit ein Murmel angegangen und dann mit solch einem Waidmannsheil! Und wie Du' s geschossen hast: Respekt! Das war für mich heuer interessanter als Gams-Jagern.“
Ich ließ es mir nicht nehmen; meinen Bären selber im Rucksack zu Tal zu bringen. Beschwerlicher Abstieg? Ach wo; niemals...
Unten trafen wir Sven; der alles mit dem Spektiv beobachtet hatte. Nach einem aufrichtigen „ Waidmannsheil“ wurde er seiner Persönlichkeit wieder gerecht und konnte sich manchen flapsigen Kommentar nicht verkneifen: „Brainshot-Rugen“ Wir kennen unseren Sven...
Nachdem Hermann dem Murmel den letzten Bissen und mir den Erlegerbruch überreicht
hat; ließ er uns noch mal von seinem selbstgemischten probieren: Was für ein Kraut! Erinnerte mich stark an das Gesöff welches man Jungjäger beim Jägerschlag überreicht und ließ bei mir doch glatt die strapazierten Fußnägel hochklappen....
Eile war geboten, die Kameraden warteten schon am Bus auf die Heimreise und die Regularien beim Jagdvorstand musste noch erledigt werden,wobei uns die Dunkelheit schon eingeholt hatte....
Ich möchte mich noch mal bei allen beteiligten für diese hervorragend Wochenende
bedanken. Mein Dank gilt auch besonders Amadeus für die Organisation und Planung
dieser privaten Jagdreise. Falls es irgendwelche organisatorische Pannen gegeben haben sollte; so sind sie nicht Amadeus anzulasten und machen das ganze Unternehmen doch zu einer unvergesslichen Sache...
Meinen Dank auch an Bratljaga nebst Anhang für die freundliche Beherbergung und Verpflegung in seiner privaten Behausung.
Den besonderen Dank natürlich an die Kameradschaftlichkeit der Berg- und Jagdführer;
ohne die wir alle nicht diese unvergessliche Wochenende hatten sowie allen Beteiligten; ohne diese Truppe wär' s nur das halbe gewesen...
.
.
.
Mitterweile bin ich wieder in der eigenen Burg angekommen das Desaster mit dem Waffentransport, dem Flughafen hat sich wiederholt.....
Erlegt wurden insgesamt 5 Murmel; die anderen mögen ihre Geschichte bitte selber erzählen...
Andreas
[ 26. September 2002: Beitrag editiert von: Sven Helmes ]
Morgens bei Familie Rugen war Aufbruchstimmung:
endlich ist es soweit; der lang ersehnte Tag meiner Murmelreise ist gekommen.
Die Koffer schon am Tag vorher gepackt; den Drilling nochmals geputzt und geölt lag schon verschlossen und verstaut im Waffenkoffer; die Munition im Reisekoffer
und die Ferngläser im Rucksack; so ging's mit Kind und Kegel zum Flughafen nach Bremen.
Schon das Einschecken wurde abenteuerlich: Als ich meinen Waffenkoffer bei Lufthansa zur Kontrolle abgegeben habe und um die freundlich Beamten des Grenzschutzes bat; wurde ich gemustert als wen ich Mitglied der Taliban wäre.
Nachdem der Grenzschutz meine Waffe nebst Nummer mit meinen Papieren verglichen hatte, durfte ich die Knatterlatte dann als Sperrgepäck aufgeben und als unbescholten und harmlos die Reise nach freundlicher Verabschiedung meiner Tochter und eindringlichen Ermahnungen meiner Liebsten antreten.
Der Flug nach München war bis zur Gepäckaufnahme noch eigentlich harmlos; aber dann kam's : Mein sonstiges Gepäck hatte ich schon eingesammelt und wollte zum Sperrgepäck-Schalter um den Drilling abzuholen; als der Waffenkoffer einsam und verlassen und für alle greifbar seine Runden auf dem Gepäckband drehte......
Himmel Sakra; wie man hier zu sagen pflegt; also schnellstens eingesammelt und auf zur S-Bahn um mich irgendwo innerhalb der Metropole mit Bratljaga zu treffen; der durch seine Selbstständigkeit leider noch am Schreibtisch gefesselt war.
Dank der mobilen Telekommunikation war das Aufeinandertreffen kein Problem; und nach einem kleinem Umweg über sein Büro ging’s dann mit dem unverkennbarem Brateljagamobil über einem Supermarkt zum Bratlbau und sofort weiter ins Bratlrevier. Hier durfte ich freundlicherweise noch einen Kontrollschluss mit dem Drilling abgeben; der Einstecklauf schoss mit der 5,6X50 R Mag blitzsauber.
Der anschließende Ansitz wurde durch einen Fuchrüden vom Bratl gekrönt; hierzu ein kräftig WH ! Die Besonderheit des Fuchses möge der Erleger bitte selber berichten.
Freitag; der 6 September
Nach einer ruhigen Nacht und ausgiebiegem Frühstück machten wir uns auf den Weg um Nussjakel nebst Hundanhang Dingo und Lindy aufzupicken...
Die Zuladefähigkeit des Bratlmobils wurde bis aufs letzte ausgenutzt um Koffer; Bergschuhe; Waffenkoffer; Bergstöcke; Jacken und Hundeverpflegung zu verstauen und uns 4 Freunden noch genügend Sitzplatz zu bieten als denn ultimativ zum Aufbruch gen Süden ins Kärtener Land der Österreicher aufzubrechen.
Da wir uns seit der Grünkohlvernichtungsaktion im Januar und dem Treffen bei Opa Lu nicht wieder getroffen hatten; wurde die Fahrt überhaupt nicht langweilig und bot doch reichlich Gelegenheit zu Freudenbekundungen....
Spätnachmittags trafen wir dann die andern an der Almhütte : Die Wasserralle; den Amadeus (der freundlicherweise die Vermittlung und Organisation selbstlos übernommen hatte ); den Leitwolf Sven und den Rest der Familie Amadeus mit (Rauhaar?) Dackel Mozart. Das Wiedersehen wurde mit einem schnellem Bier fundamentiert; dann gings in die gastliche Herberge, wo neben Zimmer auch eine „Jause" für uns bereitgestellt war; mit reichlich an Essen und auch alkoholfreien Getränken.
Hier wurde der Jagdablauf des nächsten Tages abgestimmt; die Gruppen und deren technische Ausstattung wie Entfernungsmesser und Spektiv aufeinander abgestimmt und die Pirschgruppen auch auf meine Gehbehinderung aufs Gelände und personell zusammengestelt.
Samstag; den 7. September
Der Reisewecker riss einem um 5 Uhr unsanft aus dem Schlaf; und kurz drauf trafen wir uns alle fertig aufgemöbelt erst mal zum Frühstück; als es um 6 Uhr eigentlich mit dem bestellten Bus ins Reviergehen sollte....
Aber vermutlich gehen die Uhren bei österreichischen Busunternehmern etwas anders... Aber zur Ehrenrettung sei angemerkt; das der Fahrer die Verspätung durch seinem digitalen (0 und 1 = Vollgas und Panikbremsen) Fahrstil unfallfrei kompensiert hat.
Im Heimatorte des zuständigen Jagdvereins wurden wir mit einem Kaffee freundlich begrüßt; die Papiere kontrolliert und die Jagdgastkarten ausgestellt; dann gings mit den Bergführern erst noch mal auf den revierigenen Schießstand zum Kontrollschluss: Hier gab's erstmals ein Desaster : 2 Waffen hatte defekte Optiken und waren nicht einsetzbar; mein Einsteklauf hatte plötzlich 15 cm Tiefschuss ! Bei mir das Zielfernrohr korrigiert ( obwohl es sauber auf die 7x57R eingeschossen war ), der 2. Schuss passte.
Den beiden Pechvögel wurden freundlicherweise durch Leihwaffen der Bergführern ausgeholfen. Kurz vor 9 Uhr waren wir dann im Revier versammelt und auf ging’s zum Murmelabenteuer: Schon beim Angehen wurden wir der ersten Bergnager sichtig; ein erregender Anblick für mich; der Murmel nur als Präparat aus Ausstellungen kannte...
Auf unserem Pirschweg sahen wir dann eine Murmelkatze; die ihre Jungen aus einiger Entfernung, beim Sonnenbad sicherte; als wir einen starken Bären linker Hand durch den Hang streifen sahen.
Dieser wurde von den Bergführer als schießbar eingestuft;und wegen meiner Gehbehinderung durfte ich gleich hier an diesem Bau Stellung beziehen : Bergführer Hermann half mir freundlicherweise beim Einrichten hinter einem mächtigen Dolomitfelsen und gab mir wertvolle Tipps wie ich den Bären abpassen sollte, um mich dann mit einem freundlichem Weidmannsheil mit dem Berg; den Murmeln, der Natur und Gott alleine zu lassen.
Nach nur 20 Minuten traf mich buchstäblich der Schlag: das Murmel war aus dem Bau! Der Bär hatte sich schon zehn Meter vom Bau entfernt und wuselte im Bewuchs. Langsam; ganz langsam richtete ich mich hinter meiner Deckung auf, peinlichst jedes Geräusch und heftige Bewegungen vermeiden und richtete mich hinter meinem schon auf dem Stein aufgelegtem Drilling ein; entsichern, einstechen; anvisieren! Der Zielstachel saß sauber auf dem Blatt des nach links ziehenden Murmels; als ich langsam und bedächtig den Druck auf den Abzug verstärkte; als der Schuss brach und mich ein mehrfaches Echo von den anderen Berghängen erreichte....
Und das Murmel ? Schittendiddi; wie wir in Norddeutschland zu sagen pflegen; das fühlte sich nicht mal angesprochen ! Stumpf vorbei; in die Botanik gepflastert; ein Loch in die Natur gezimmert; viel Luft ums Ziel umgerührt! Ha; Schlumpschütze, und das Murmel äst weiter als sei nichts geschehen; und wuselte langsam wieder in den Bau.
Himmelherrgottsakra; Dummkopf; was machst du hier eigentlich hä? Fährst 1000 km; lässt dich vom Bergführer zum Ziel bringen; hast die Möglichkeit und... vergeigst es! Ins Klo gegriffen; mit Zitronen gehandelt; Hochstapler und Dünnbrettbohrer; Warmduscher...
Glaubt's mir; mit Selbstvorwürfen hab ich nicht gespart; war aber doch heilfroh das ich das Murmel gänzlich gefehlt hatte und es scheinbar gesund zu Bau gegangen war... hoffentlich.
Gut; die Chance auf Murmel haste vergeigt; das war’s zum Thema Andreas und Murmel... Und nu ? Watt machen wer nu? Genieß den Tag; und warte auf die Rückkehr der Bergführer und der Jagdfreunde; irgendwann werden die wohl auftauchen und genieß die Landschaft....
Den Rucksack nach Schokolade und Limo geplündert und erst mal eine Zigarette geraucht; dann den doch etwas unbequemen Platz gegen ein sonniges Liegeplätzen auf dem Stein getauscht und es den sonnenbadenden Murmeln nachgemacht....
So in Gedanken und mit mir selbst etwas unzufrieden wollte ich nochmals zur Schachtel mit den Rentsma-Schnitzeln greifen; als ich das Feuerzeug von der Schachtel auf den Stein stieß; also aufgesetzt und nach dem Feuerzeug gelangt; als meine Bewegungen plötzlich einfroren : Der Bär war los! Der Bär hatte den Bau verlassen, und ich nahm ein Sonnenbad. Also sofort nach hinten meinen Liegeplatz verlassen und langsam wieder hinter meinem Drilling Platz genommen und dem Murmel anvisiert: Zu spät; das letzte was ich durch die Zieloptik sah war das prächtige Hinterteil eines über den Kamm verschwindenden Murmels....
Währe zu schön gewesen um Wahr zu sein; aber eigentlich war ich froh; das diese Murmel gesund war !
Ich nahm also wieder auf meinem Sonnenstein Platz und genoss die Natur und Landschaft und ließ den Seelenfrieden wieder einkehren.
Also; die Landschaft : einfach herrlich. und wir waren nicht alleine auf Murmeljagd: Ein junger Adler zog öfters seine Kreise; ob der auch mal danebenhält? Auf dem Gegenhang talabwärts unterhalb der Baumgrenze konnte ich ein einzelnes Stück Rotwild ziehen sehen; mehrere Falken waren in der Luft und Murmel satt ! Auf dem Hang links von mir konnte ich zeitgleich bis zu 12 Murmel zählen; unterhalb von mir, ca. 80 Meter entfernt sonnte sich auch eins; aber in der Nähe wo wir beim angehen schon die Katze gesehen hatten; also ließ ich Murmel Murmel sein; weil ich mir beim Ansprechen nicht ganz sicher war.
Links oben am Hang wurde ich auf eine Bewegung aufmerksam: Nussjakl wurde von seinem Bergführer an einen anderen Stand gebracht; weil mittlerweile der Besucher- und Wandererverkehr deutlich zunahm und er an seinem altem Platz kein sicheres Schussfeld hatte.
Zeitweise hatten wir bis zu 44 (!) Wanderer zeitgleich am Hang; und fast alle liefen querfeldein durch mein Schussfeld...
Hinter mir tauchte Ewald; einer der Bergführer auf; zusammen machten wir uns auf den für mich beschwerlichen Weg talwärts um den Anschuss zu kontrollieren.
Die Kontrolle erbrachte das von mir erhoffte Ergebnis : ich hatte den Murmel komplett gefehlt! Na ja; wenigsten nur Minimalschaden an der Bodendecke angerichtet.
Ewald und ich beschlossen; den Standort zu wechseln; und begaben uns auf dem linken Hang; schräg unterhalb von Nussjakl und Wasserralle; die unseren Standortwechsel zur Kenntnis genommen hatten.
Aber Murmel ? Von den Massen; die ich Stunden vorher gezählt hatte; nix is; alle nicht da... Nur sicherte immer wieder aus seinem Bau ohne das er sauber anzusprechen wäre; als es aus der Richtung vom Nussjakel der Schuss brach...
Hinter uns sahen wir den Sven mit Hermann den Berg herabkommen; der Sven hatte sein Murmel in der Hand! WH; wenigstens würden wir nicht alle als Schneider talwärts kommen.
Da Hermann sich in meine Richtung begab; machte sich der Ewald auf zum Nussjakel; um mit ihm zusammen den Murmel nachzusuchen.
Hermann und ich machten es uns hinter den deckunggebenden Steinen gemütlich und Glasten den Hang ab : NIX !
Wohl wegen der Massen von Wanderern und auch wegen der Nachsuchen hatten die Murmel es wohl vorgezogen die Baue nicht mehr zu verlassen... Nur ganz vereinzelt ließen sich welche sehen; meistens Katzen oder Affen; also nicht schießbar.
Ein Standortwechsel zu meinem alten Standort brachte auch nichts; zwar reichlich Murmel; aber alle zu jung oder Katzen.
Meine Augen hatte sich langsam an die Murmelsuche gewöhnt; deshalb nahm ich oberhalb des vorhergingen Standortes eine Bewegung war...
„ Jo; Hergottssakra, is dös 'a stark's Murmel is dös“ entfuhr es Hermann; den wollte er mit mir angehen !
Ich hatte das Murmel hoch droben am Kamm gesehen; und der Berg; ja der ; der hörte für mich kurz vorm Mond auf!
„ Mit dem Fuß? Das schaff ich nie; kannste knicken ! Wenn; dann muss da jemand anderes mit Dir rauf; mit mir hat' s keinen Zweck „
„Stell dich nicht so an; wir probierens jetzt; wenn’ s nicht klappt; dann können wir immer noch abbrechen „
Patt!
Hermann wollte mir zuliebe mit mir unbedingt das Murmel angehen; und ich wollte ihm zuliebe die Enttäuschung für ihn als Führer klein halten; also hab ich’ s unter Aufbietung aller meiner Proteste probiert...
Donner, war das weit und steil, wenn du hier ins rollieren kommst; dann kullerst du ein Jahr; bis du unten bist...
Rapumpel; weg is der Kumpel; holterdiepolter; da unten rollt er!
Ob die Lederhosen nach solch einem Tag noch als Sänftenträger brauchbar wären ? Was kostet die Bergrettung; wie teuer ist hier ein Hubschrabschrab ? Du hast nicht alle Tassen im Schrank!
Herr Rugen; was halten sie als Nichtbetroffener von der Intelligenz ?
Warum gibt’ s Sauerstoff nicht als Zigaretten?
Ich hatte wahrlich genügten Zeit; um mir etliche Fragen durch den Kopf gehen zu lassen, bis mir wahrscheinlich selbst zum Denken die Luft zu knapp wurde...
Auf dem Weg nach oben kamen wir irgendwann nach einem Jahrhundert an der Wasserralle und dem Nussjakel vorbei; ob die meine Frage nach dem Rettungssanitäter verstanden haben ? Irgendwann waren wir oben; ich wunderte mich noch warum in der Zwischenzeit nicht das Christkind auf seinem Schlitten vorbeikam; aber reichlich außer Atem und auf dem Zahnfleisch hechelnd kam ich oben neben dem immer noch wie ein Neugeborenes ausehenden Herrmann an; der schon lange mit seinem Glas die Lage erkundete:
„ Still; sei's leise; da droben sind Sie ! „ Leise? Ich? Ich konnte kein Ton über die Lippen bringen; aber wer spielt hier ober auf einer kaputten Zieharmonika? Das Rasseln hört sich ja grausam an; also, wen ich das wäre, dann sollte ich mir kein dickes Buch zum Lesen mehr kaufen, über den Epilog würde ich nicht mehr rauskommen mit dem Lesen.... Herrgott; war ich froh, das ich mich ins Gras niedertun durfte...
„Bleib liegen; wenns passt; sag ich Bescheid! „
„ Aber nicht mehr in diesem Jahrtausend; erst mal muss ich wieder Luft holen können...“
Also für so 'n Flachlandtiroler wie ich einer aus der norddeutschen Tiefebene bin; da sind 2000 Meter hoch doch schon was...
Mann in de Tünn; ich hätte Zuhause bei Wein; Weib und Kind bleiben sollen, statt dessen kau ich mich in der Fremde hier durch einen Hang und halt mich mit meinen Zähnen an der Grasnabe fest... Ob die meinen Namen auf dem Grabstein richtig schreiben ?
Oh nee; oh nee; langsam ging meine Atemfrequenz von einem Schumachermotor bei der Hetzjagd auf Schumi II zu dem einer schnellen Dampflok über und mein Hirn verlangte schon wieder nach einer HB; auch die anderen Lebensgeister kamen wieder. Ach ja, da war doch noch was ?
MURMEL !
Also nach dem geliehenem Doppelglas gesucht; und den Hang abgeleuchtet: NIX! NIX! NIX! Ni... Murmel ?
Auch Hermann hat es schon lange im Glas, ich sollte mich langsam bereit machen. Problem: Ich lag rechts; der Drilling links von Hermann und das Murmel vor uns! Ich hätte nie gedacht; das wir beide die Plätze unter der Grasnarbe tauschen konnten; aber es klappte; ohne das uns ein Murmel von oben auslachte... Ganz langsam ging ich in den Anschlag; das Murmel aber immer noch im Bau und weit! Und hoch! Und die Sonne ging langsam unter; denn es ging stramm auf 19 Uhr zu. Wir konnten sehen; wie der Schatten den Berg immer weiter raufkroch. Wenn das Murmel in den Schatten kam; dann würde es zu Bau gehen.
Nu meldete sich auch noch mein Vibrationsmelder meines Handys ... Ein Forumskollege wollte Vollzugsmeldung haben: Egal; weggedrückt den Kerl, hier ging’s ums Ganze !
Ich lag wohl schon ½ Stunde im Anschlag; als das Murmel plötzlich mit einem Riesensatz den Bau verließ- und in einer Bodenfalte verschwand!
„Der kommt wieder !“ ging’ s mir durch den Kopf als es plötzlich wieder auftauchte... Der Zielstachel saß sauber auf dem Stich als ich die 5,6 fliegen ließ...
vorbei !
Wieder soweit daneben; das sich der Bär nicht mal gemeint und angesprochen fühlte! Das darf doch nicht war sein; das Murmel richtete sich zum Sichern etwas auf, als ich den Wahlschalter des Drillings auf große Kugel stellt; und ohne Stecher das 10,5 Gramm KS der 7 x 57R mit den besten Wünschen hinterherschickte und der Murmel deutlich zeichnete!
„Wös war den das ? Der liegt jo ! Dön höst g'troffn! Jo gibt's denn sowas? Waidmannsheil!„
Ich war platt... Sollte ich doch getroffen haben ? Wenn ja; wo ? Liegt der Murmel; oder müssen wir vielleicht noch graben ?
Hermann bot sich an; den Anschuss alleine zu kontrollieren; um mir einen weiteren mühsamen Weg mit meinem schmerzenden Fuß zu ersparen- Das Angebot nahm ich dankend an... Als Hermann bedächtig den Hang hinaufschritt; ließ ich mir erst mal eine Zigarette schmecken, um dann den verprellten Forumskollegen um Absolution zu bitten...
Hermann war immer noch nicht am Murmel; und der Kerl wurde immer kleiner...
als er plötzlich mit verschränkten Händen auf dem Rücken stehen blieb und sich lange Zeit nicht bewegte....
Sollte das Murmel... etwa krank im Bau? Nein; nicht noch das; den Anschuss würde ich morgen nie erreichen - was für meine Freunde bedeuten würde; das sie meinen Mist Morgen ausbügeln müsse würden und den Murmel durch Graben zu bergen... Als Hermann sich plötzlich langsam bückte und etwas vom Boden aufhob; sich zu mir drehte; mit einer majestätischen Handbewegung seinen Hut vom Kopf nahm; mit der rechten den erlegten Murmel hochhielt und sich zu mir tief verbeugte...
„Oh Hermann; Du guter! Ohne Dich... niemals!“ Mit dankender Bewegung nahm auch ich meinen Hut vom Haupte um ihn mit einer tiefen Verbeugung zu danken....
Ich glaube; trotz der wohl knapp 200 Meter zwischen uns waren wir uns nie so nahe... Ein Genuss; diesen erfahrenen Bergführer mit dem von mir erlegtem Murmel den Berg herabschweben zu sehen; langsam; mit würdevollen Schritten,
jeden Moment diesen Augenblickes zu huldigen.
Mit Freude; Anerkennung und Würde überreichte er mir den Murmel: „Waidmannsheil! Ein tausend Gulden Schuss! Einen Zentimeter höher; und du hätt’ st das Murmel gefehlt;
einen tiefer und du hättest nur noch die Decke brauchen können! Wirklich Waidmannsheil! Solch einen Prachtburschen, solch ein Murmel ist hier lange nicht mehr gestreckt worden. Auch für mich als Jagdführer ein einmaliges Erlebnis! Noch nie habe ich so spät so weit ein Murmel angegangen und dann mit solch einem Waidmannsheil! Und wie Du' s geschossen hast: Respekt! Das war für mich heuer interessanter als Gams-Jagern.“
Ich ließ es mir nicht nehmen; meinen Bären selber im Rucksack zu Tal zu bringen. Beschwerlicher Abstieg? Ach wo; niemals...
Unten trafen wir Sven; der alles mit dem Spektiv beobachtet hatte. Nach einem aufrichtigen „ Waidmannsheil“ wurde er seiner Persönlichkeit wieder gerecht und konnte sich manchen flapsigen Kommentar nicht verkneifen: „Brainshot-Rugen“ Wir kennen unseren Sven...
Nachdem Hermann dem Murmel den letzten Bissen und mir den Erlegerbruch überreicht
hat; ließ er uns noch mal von seinem selbstgemischten probieren: Was für ein Kraut! Erinnerte mich stark an das Gesöff welches man Jungjäger beim Jägerschlag überreicht und ließ bei mir doch glatt die strapazierten Fußnägel hochklappen....
Eile war geboten, die Kameraden warteten schon am Bus auf die Heimreise und die Regularien beim Jagdvorstand musste noch erledigt werden,wobei uns die Dunkelheit schon eingeholt hatte....
Ich möchte mich noch mal bei allen beteiligten für diese hervorragend Wochenende
bedanken. Mein Dank gilt auch besonders Amadeus für die Organisation und Planung
dieser privaten Jagdreise. Falls es irgendwelche organisatorische Pannen gegeben haben sollte; so sind sie nicht Amadeus anzulasten und machen das ganze Unternehmen doch zu einer unvergesslichen Sache...
Meinen Dank auch an Bratljaga nebst Anhang für die freundliche Beherbergung und Verpflegung in seiner privaten Behausung.
Den besonderen Dank natürlich an die Kameradschaftlichkeit der Berg- und Jagdführer;
ohne die wir alle nicht diese unvergessliche Wochenende hatten sowie allen Beteiligten; ohne diese Truppe wär' s nur das halbe gewesen...
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Mitterweile bin ich wieder in der eigenen Burg angekommen das Desaster mit dem Waffentransport, dem Flughafen hat sich wiederholt.....
Erlegt wurden insgesamt 5 Murmel; die anderen mögen ihre Geschichte bitte selber erzählen...
Andreas
[ 26. September 2002: Beitrag editiert von: Sven Helmes ]