Murmel, die Zweite

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Nach meinem Mißerfolg im vergangenen Jahr bin ich mit ziemlich gemischten Gefühlen am Mittwoch an den Wörther See gefahren.
Es ging schon richtig gut los, als ich am Montag meine Waffe, vom Büchsenmacher überholt und eingeschossen abholen und noch einige Schuß abgeben wollte. Das Kopfschütteln des Büchsenmachers war eindeutig: das Ding kannste vergessen, was auf Murmel? Haha.
Was blieb mir übrig? Natürlich brauchte ich schnell eine Alternative. So schnell kommt man bzw. frau zu einem neuen Repetierer. Eine 223.Rem. Savage steht wie für mich bestellt im Laden. In einer Blitzaktion in der Nacht bringt mir der Büchsenmacher den Schaft auf Maß, eine Schwenkmontage dran und Glas drauf. Am Dienstag noch eine Schachtel Probeschüsse. Paßt - Gott sei dank!

Am Mittwoch reisen wir an. Zur seelischen Unterstüztung habe ich meinen Hawk dabei. Wir treffen uns mit den Mitjägern und Begleitern in der Pension, von wo aus es direkt zum Schießstand geht. Wir verbringen nach dem Schießen einen gemütlichen Tag dort und lassen es mit einem vorzüglichen Menue in der Pension nicht zu spät ausklingen.

Donnerstag, 4.57 h wache ich auf, kurz bevor das Jagdhorn von 8 x 57 randaliert und die gesamte Pension auf die Beine stellt. Ich vermute mal, die anderen Gäste wollten nicht mit, war aber den Pensionbetreibern völlig wurst. In der Magengegend spielte alles verrückt und ich war froh, dass ich noch einen Zwischenstopp bei der Jagdkartenvergabe bekommen habe und noch das stille Örtchen besuchen konnte.

Schließlich ging es um ca. 8.30 h hoch in den Berg. Angekommen an einer kleinen Hütte direkt am Berg stellen wir unsere Fahrzeuge ab, werden in Gruppen aufgeteilt. 8 x 57 und ich gehen mit Ewald, meinem Jagdführer vom letzten Jahr. 'Pack mas halt wieda, wird scho klappn diesmol.' Ich strahle ihn an und hoffe, dass er mit seiner Prophezeihung Recht behält. Nebenbei erzähle ich Hawk, der Weg wäre nicht besonders beschwerlich, habe ich locker geschafft letztes Jahr. Dann war ich doch froh, nicht sprechen zu müssen. Von 400 auf 2000 m hoch und dann mit Marschgepäck noch höher rauf, das ist für eine Exraucherin zuviel. Die Luft wird einfach zu dünn. Ich beobachte heimlich 8 x 57, dem muß das ja wie die Rocky Mountains vorkommen. Aber nein, tapfer geht er hinter mir her und läßt sich auch nicht von meinen pfeifenden Lungen beeindrucken.
Bereits nach kurzer Zeit bleibt Ewald stehen und zeigt in eine Richtung, da sind die ersten Murmeltiere. Hawk hat sie bereits mit bloßem Auge gesehen. Ich muß mich erst mit dem Glas orientieren. Jetzt sehe ich sie auch. Friedlich liegt eine Katze mit zwei Affen auf einem Felsen und läßt sich die Frühsonne auf den Pelz scheinen. Meine Aufregung hat sich inzwischen gelegt. Ich habe keine Zeit dafür, der Anblick und Ausblick sind einfach atemberaubend.

Nach mehreren Pausen, Ewald kennt uns Flachlandtiroler und macht keinen Berglauf, sondern führt uns langsamen, ruhigen Schrittes zu einer Felsenanhäufung, wo sich Hawk und 8 x 57 erst mal einbauen und warten sollen.

Ewald und ich gehen ein Stück weiter, Hawk hat beim Angehen einen guten Bären auf einer Felsnase gesichtet. In diese Richtung wollen wir und suchen uns eine gute Deckung in der Nähe. Nachdem ich mich eingebaut habe, können wir zwei etwas kleineren Murmel zusehen, die sich abwechselnd auf Stein oder Gras tummeln. Der starke Bär ist nicht dabei. Von links oben kommen Wanderer, es bleibt nicht bei diesen - es werden noch wesentlich mehr-. Die Murmel verschwinden auf der anderen Seite der Felsnase und kommen nach ca. 10 Minuten wieder zurück an die Stelle. Dieses Spiel wiederholt sich dreimal. Nach einiger Zeit meint der Jagdführer, es wäre Zeit zu jausen (bei uns heißt das soviel wie Brotzeit machen). Wir gehen zurück zu den beiden anderen und der Jagdführer schnappt sich 8 x 57 und geht mit ihm auf die andere Seite zum Ansitzen.
Nach ca. 2 Stunden hören wir einen Schuß. Gespannt sehen wir in die Richtung und können erkennen, dass ein Murmel liegt. Wir freuen uns richtig mit. Ich werden langsam wieder richtig nervös. Ich versuche mich in Richtung verschiedener Murmelbaue einzurichten, kann aber nicht die richtig Stellung finden. Vor lauter nach oben schauen merke ich einen stechenden Schmerz im Genick, runter zu den Schulterblätter und weiter zum Ischias. Ich fühle mich im Moment sehr, sehr alt.

Ewald und der Erleger kommen zurück. Wir gratulieren und fotografieren und dann gehts wieder mit mir weiter. Wir gehen wieder in Richtung Stand vom Vormittag. Ich baue mich im Gras auf zwei Rücksäche und einer Jagdjacke liegend ein. Oben auf der Felsnase sitzt wieder 'mein' Murmel und zeigt uns die kalte Schulter. Wie soll es auch anders sein, wieder kommen ein paar Wanderer von links. Das Murmeltier macht einen Satz in den Bau und ist nicht mehr gesehen. So schnell konnte ich mit dem Zielfernrohr nicht folgen und konnte somit nicht sehen wo er veschwunden war. Mein Jagdführer beruhigt mich mit den Worten: 'der musch wieda komma'. Anscheinend wird es auch ihm zulange und er pirscht Richtung Felsen um eine besseren Anblick zu erlangen. Er kommt zurück und berichtet, dass Hawk ihm Zeichen macht, der Bär muß an einer Stelle am Felsen sitzen, die wir nicht einsehen können. Also warten. Dann sehe ich eine Nasenspitze, dann den Kopf. Die Nackenschmerzen sind verschwunden, die Schüsse von den Jagdkameraden kann ich zu diesem Zeitpunkt nicht hören. Ich konzentriere mich auf das Murmeltier, die Waffe und meinen Finger im Abzug. Jetzt streckt es den Kopf weiter nach oben, ich sehe das Dreieck auf der Brust, das spitz zum Hals zugeht. Diese Mitte mußt Du treffen!! Jezt bin ich ganz ruhig, atme durch, preße die Waffe an meine Schulter und mache den Finger krumm.
Ewald sagt Waidmansheil, ich konnte durch das Zielfernrohr noch sehen, wie das Tier schnell wegkippt, doch dann sehe ich nichts mehr. Mein Jagdführer sagt: 'lasch mich hochgeh'. Oben angekommen beugt er sich suchend über den Felsen, bzw. dazwischen dann hebt er, ohne sich umzudrehen, die linke Hand und macht eine drehende Handbewegung. Ich könnte heulen, es ist schiefgegangen. Dann dreht er sich grinsend um und hebt MEIN Murmel hoch auf. Jezt heule ich, ich bin glücklich.


Unabhängig von diesem traumhaften Jagderlebnis bin ich zutiefst beeindruckt von der Kameradschaft unter Jägern und bedanke mich bei meinen Mitjägern, den Organisatoren und Begleitpersonen für einen unvergesslich schöne Zeit in Kärnten.

Und vor allen Dingen bedanke ich mich bei Hawk für dieses grandiose Geburtstagsgeschek und seine unerschöpfliche Geduld mit SEINER Jungjägerin!!

Wasserralle
 
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Waidmannsheil !

Bärenstark, sozusagen !

Schön, dass wir und bei Opa Lu kennengelernt haben, so kann man an diesem tollen Erlebnis viel intensiver teilhaben.
Viele Grüße auch an Hawk.
Waidmannsheil natürlich auch allen anderen Murmeljagern.
Hat Helge sein Horn denn mit auf den Berg geschleppt?

[ 07. September 2003: Beitrag editiert von: 222Rem ]
 
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Die Hornissen waren allgegenwärtig!

Zu jeder Gelegenheit wurde geblasen.

Ob Wecken, zum Essen, Zapfenstreich die Hörner hatten stets etwas mitzuteilen.

Sogar mir ist es gelungen ein paar Tönchen (kein Signal!) aus der Hupe zu locken.
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Wasserralle, Dir nochmal mein allerherzlichstes Waidmannsheil. Habe mich sehr mit Dir über Deinen Murmel gefreut.
 
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@8x57
Waidmannsdank nochmal. Ich glaube gerade Du konntest gut sehen, wie sehr ich mich über mein Murmel gefreut habe.

@222Rem
mir geht es genauso, man stellt sich die Leute schon irgendwie vor, wenn man nur schriftlich verkehrt, allerdings ist das persönliche Kennenlernen schon ein highlight und man hat beim Posten ein Gesicht vor Augen.
Das muß ich schon zugeben, 8x57 ist der fleißigste Bläser, den ich kenne. Wobei ich jeden Ton liebe
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.

Wasserralle
 
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PS: apropos Begleitpersonen, das muß ich noch etwas genauer erklären: ich bedanke mich nochmals ganz besonders bei den Hundesittern. Mir wäre so ein schöner und entspannter Jagdtag nicht möglich gewesen, wenn unsere beiden Mädels nicht in guten Händen gewesen wären!!

Wasserralle
 
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Aufregend war das alles für einen relativ alten Hasen wie mich schon. Immer wenn jemand das erste Mal auf eine Wildart in einer Landschaft geht die ihm neu ist, wirds manchmal eifach eng. Dieses Mal war es rundum gelungen.
Apropos, ob 8X57 die Tröte den Berg raufgeschleppt hat bedarf keiner Frage, natürlich hat er. Als ich vorsichtig am Berg darauf hingewiesen habe, die Begrüßung ohne Wiederholung zu blasen meinte er bloß: "Ist hier die Luft soo dünn?" Gewitzt aus Erfahrung ließ ich diese Frage unbeantwortet und konnt dann bei der Wiederholung Helge in leichten Blautönen mit tiefen Schnaufern bewundern. Die Luft ist echt so dünn da oben für nen Flachlandtiroler. Wer es nicht glaubt kanns gerne ausprobieren.
Wir hatten alle eine tolle Zeit und jeder hat sein Murmel bekommen.
Danke an Rudi und seine bessere Hälfte für die Organisation und das Hundesitting zusammen mit Bratljaga. Nochmal ein dickes Wadmansheil an JROB, der sich zwei Tage plagen musste, an Helge mit dem mir das Jagen so richtig Spaß gemacht hat, an Mike der sich beruhigen kann, die Fotos von ihm und seinem Bären sind was geworden, an Moorerpel, der ensprechend seiner Statur den stärksten Bären erlegt hat und natürlich an meine Ralle, die meine Nerven bis zur letzten Minute strapaziert hat und mir dafür das glücklichste Lachen geschenkt hat, das ich je gesehen habe. An unsere Jagdführer die eine Geduld hatten, wie die sprichwörtlichen Maulesel und auch mal einen Fehlschuss kommentarlos weggesteckt haben und die nächste Chance suchten bis der Erfolg da war. Na und natürlich an Fredi und seine Waltraud, die dafür gesorgt haben, dass wir ganz gewiss nicht ein einziges Gramm abgenommen haben. Es war einfach ein rundum gelungener jagdausflug, wie man ihn sich eigentlich besser nicht wünschen kann. Tut mir leid für alle, die nicht wie geplant dabei sein konnten.

Hawk
 
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Euch, Wasserralle, Moorerpel, 8 x 57 und Mike B., nochmals dieser Stelle ein Weidmannsheil.

Den Begleitern Moorente, Bratljaga und Hawk, den erfolgreichen Schützen, den Jagdführern Ewald und Hermann danke ich für für die aufmunterden Worte.

Mein besonderer Dank gilt Rudi und seiner lieben Frau für die ausgezeichnete Organisation.

Ich hatte das Vergnügen an 2 Tagen in herrlicher Umgebung, bei bestem Wetter jagen zu können.

Hier mein vorläufiger Bericht

verschoben nach:

Zwei Tage auf der Alm bei den Murmeltieren



PS
Dann hatten wir noch das Vergügen ARNOLD zu treffen!

[ 08. September 2003: Beitrag editiert von: JROB ]
 
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WeyHey und Bergheil allen Murmeljägern;
da kommen doch alte Erinnerungen in mir auf
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jeder der dies Art der Bergjagd nicht kennt kann sich keine Vorstellungen der Qualen und Mühen machen aber auch nicht von den Freien und ungezwungenen Weiten; dem Klima und Herlichkeit der Landschaft sowie den Eindruck den diese Bergnager auf Flachlandjäger machen...

Nochmal die allergröste Anerkennung an die Murmeljäger
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und das noch reichlich Geschichten zu lesen sind
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Andreas
 
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Au ja.
hätte ich bald vergessen, ARNOLD, der Schrecken aller Dünenrehe gab uns auf dem Schießstand die Ehre. Im Vorbeimarsch die Bürste gesträubt zeigte er deutlich, wer, oder wer er meinte, der Chef im Ring ist. Sein Herrchen war es jedenfalls nicht. Jedenfalls, vom äußeren Erscheinungsbild ein klotziger Rüde mit deutlicher Ignoranz zu seinerm Herren. War mir irgendwie klar, nicht nur weil unsere beiden schwrzweißen Mädels da lagen. Ich glaube fast, das Arnold ein Angebot aus Hollywood hat, den nächsten Terminator oder sowas zu drehen, wenn der andere Arnie wegen Alterschwäche die Knatterlatte nicht mehr heben kann. Naja, ich glaube, es gibt ARNOLD und Hunde mit Apell. Soviel zu dieser Episode. Aber schön wars schon einen Filmstar mal live erleben zu können. Meine sind mir lieber.

Hawk
 
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Murmeljagd in Kärnten Teil 2



verschoben nach:

Zwei Tage auf der Alm bei den Murmeltieren


[ 08. September 2003: Beitrag editiert von: JROB ]
 
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Jungs (und Mädel
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), es macht unheimlich Spass hier am Schreibtisch zu sitzen und die Geschichten zu lesen. Denn links auf meinem Schreibtisch steht im Rahmendieses Bild
und erinnert mich an meinen Murmel.


Mit waidmannsheilwünschendem Gruß

Sven

[ 08. September 2003: Beitrag editiert von: Sven Helmes ]
 
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Nach vielfachen telefonischen Glückwünschen
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(hab ich mich gefreut das es diesmal geklappt hat)
auch hier ein herzliches Waidmannsheil!!


Lindy
 

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