Klaus Maylein schrieb:
Dass eine öffentliche Stellungnahme fehlte und nach wie vor fehlt, wird von vielen bedauert; auch von mir.
Da diesem Verhalten jedoch eine demokratische Entscheidung zugrunde liegt, muss ich das so akzeptieren.
Grüße
Klaus
Hallo,
nicht ganz unschuldig möchte ich anmerken, dass es sehr viele jagdliche Themen gibt, zu denen ein Jagdverband theoretisch ganz dringend was zu sagen hätte.
WENN DENN im Sinne von Parteienaufgaben tatsächlich nicht nur eine Mitwirkung an der Meinungsbildung sondern ein stetes Schattenregierungsprogramm auf der Agenda stünde.
Genau das aber haben wir nicht - es gibt im eigentlichen Sinne im jagdlichen Bereich keine lebendige Demokratie, keine Parlamente. Sondern schlicht Kaderstrukturen, die auf lokaler Ebene i.d.R. darauf fußen, dass irgend ein Trottel bei drei halt noch nicht auf die Toilette geflüchtet war...
Es ist DESHALB eine sehr grundsätzliche Frage, ob denn ein kritischer Nebenverband wie der ÖJV wirklich mehr sein will als eine lebendige Plattform für Leute, die sich eben in ihren LJV-Strukturen teilweise nicht ausreichend verreten fühlen. Denen die Ergebnisse der kleinsten gemeinsamen Nenner der LJV-Kaderpolitik ( mit Rechtsanwälten, die "alles in Ordnung finden", gegen die "Verbisslüge kämpfen") und die einem mit ihren sattsam bekannten Tönen halt irgendwann Brechreiz auszulösen vermögen.
Ich erwarte im ÖJV eine begrenzte Solidarität zu ein paar Basisfragen und eben auch andere Töne, im LJV "undenkbare" Diskussionen. Keinesfalls aber das Rüstzeug, irgendwann den Hegering zu kapern wie ein kleiner FDP-Parteigenosse, der auf ner Westerwelle in den Stadtrat will.
Ergo brauch ich keinen - vom "bösen LJV" unterscheidbaren - Konsens zum Haselhuhn, der Sinnhaftigkeit des Dachsgrabens oder zum Waffenrecht. Da hätten wir sehr viel sinnlos zu streiten.
Denn dann kämen Fragen:
- sollte der ÖJV die Tresterkirrung der Rehe nicht als mindestens unsportlich brandmarken ?
- sollte nicht unser NABU-Freund langsam Druck aufbauen und die gesamte Entenjägerei - als regulativ sinnlos, in ihren Nebeneffekten aber eher schädlich- Schritt für Schritt auf der Diskussionsebene halten, bis wir in Ba-Wü das Abgeben aller Schrotwaffen auf unseren Wimpel schreiben ?
- und sollten wir in unseren Reihen jeden auch nur vermeintlichen Anflug von Waffenfetischismus (ein Repetierer auf der Polizeiwache reicht völlig!) ausräuchern und ausrotten ?
- brauchen wir nicht ne eigene ÖJV-Schießordnung und Zwangstreffen im Müller-Schießkino mit Basispunkten ?
Der ÖJV baut keine Schattenregierung auf, braucht als Existenzberechtigung keine tausend Mann Zuwachs pro Jahr, muss nicht zu jedem Thema einen Konsens haben und darf seinen Leuten erlauben, auch mal selbständig nicht konsentierte Dinge zu verlautbaren.
Ganz im Gegenteil.
Konsens auf immer breiterer Basis ist hauptsächlich langweilig, immer restaurativ antirevolutionär, tot und letztlich immer taktisch verlogen.
Die Worthülsen der LJVs mit dem ermüdenden Gehalt, dass doch jagdlich alles o.k. sei und man sich nur weiter in Wagenburgmanier gegen die vermeintlichen Jagdfeinde wehren müsse...sind beredtes und warnendes Beispiel.
Auch irgendwlche Wagenburgfloskeln zum Thema Waffenrecht sind doch solange ätzend langweilig, wie wir mit keinen noch so schrägen Konsens ABSEITS der eingefahrenen Spuren aufwarten können. Und mit sowas können wir hier nicht aufwarten, lassen wir`s doch lieber und halten uns vornehm mit allen Aufgeregtheiten zurück.
Hat sonst LJV-typisches BLÖD-Niveau.
Inklusive scheinbar unausweichlichem Verrat dieser Berufspolitiker an ihrem Wahlvolk wie Borchert ( "mit dem Kompromiss zufrieden" ) oder ganz tollen Geschäftsoptionen für Armatix mit seinen LJV-Politheinis im Aufsichtsrat...
Da ist mir jede bayerische Anklagenthese lieber, die Rehe für Seidenspinnerexplosionen verantwortlich macht: interessant,aberwitzig, "unerhört provokant". Da sitzt man beim Lesen der Ökojagd schon schenkelklopfend zuhaus, wenn man sich nur die fluchenden Weidmänner am Hegeringstammtisch vorstellt, die sich darüber bald wieder ganz furchtbar aufregen müssen. Wie bis 1986, als irgend so ein irrer Aussie Bakterien für die Ursache von Magengeschwüren erklären wollte. Oder wie jetzt grade, wo welche den Leitbachenabschuss als vielleicht wichtigstes Moment regulativer Sauenbejagung ins Spiel bringen - in der ÖKOJAGD!
Basiskonsens aber zur freudvollen Bejagung der wichtigsten Wildarten und Kritik an den real existierenden Jagdhemmnissen (ausgebremste Stöberjagden wegen überjagender Hunde, unausrottbare Rehe, herabgewürdigte Maisjunkies und ihre angefixten Mäster mit der Mär, 80% der Sauen könnten nur unter ungebremstem Futterinput an Kirrungen selektiert werden...), dazu Reflektionen am Rande ( muss man Rotwild auf 4% Fläche zurückzäunen in Ba-Wü oder darf man gegen das hier implizierte Betondenken von versagender Jägerei nicht Utopien setzen ?) :sowas ist quergedacht genug.
Und wenn das für Röllchen sorgt ab und an, mit denen man den monolithischen Jägerblock um glatte 10 cm verschieben hilft, dann ist genau das schon immer wieder Wunder genug.
Selbst wenn im Landesverband nur 5 Leute wären, Spitze weiterhin besonnen und eben glaubhaft "bessere Jäger" und Demokraten, ab und zu schörkellos pro Jagd-an-sich: reichte mir das für meine ÖJV-Sympathie vollauf!
Gruß,
Martin