Weidgerechtigkeit wurde „erfunden“ um einen Ausgleich zwischen Wild und Jäger herbeizuführen. Weidgerechtigkeit meint nicht größtmögliche Effizienz. Ginge es nur noch um Effizienz wären wir eben keine Jäger mehr, sondern reine Töter.
Jagd ist möglich in all ihren Facetten, die Jagd des San, die Jagd mit dem Bogen usw. bis hin zur Hightechjagd. Aber umso mehr Technik umso weniger Können des Jägers und umso geringerer Ausgleich für das Wild. Weidgerechtigkeit kann aber gerade bedeuten sich in der Wahl seiner Mittel zu begrenzen. Eben nicht alles zu machen, was man machen kann oder gesetzlich darf.
Ich werde dieses Feld, das Wesen der Jagd zu beschreiben, jetzt hier nicht weiter ausführen
Weidgerechtigkeit ist eine Form des Anstandes. Sich selbst als alleinigen Inhaber der Deutungshoheit aufzuschwingen und alle Dogmaabweichler zu verdammen ist per se nicht weidgerecht.
Es ist aber auch nicht jagdgerecht. Wir brauchen ganz sicher keine weiteren Spalter, sondern ein Zusammenschluss aller naturverbundenen Menschen. Jagd ist in ihrer gesamten Bandbreite erhaltenswert. Diese Konflikte Bogenjäger vs Hinterlader, Stöberhunde vs Vorsteher, Jäger vs Angler usw. ist krank!
In der monokausalen Definition der Hightechjagd als alleinige Form der weidgerechten Jagd ist implizit die Suche nach weiteren Alternativlösungen enthalten. Dies führt direkt in das Aus der gesamten Jagd.
Die Vokabeln wie „militärische Ausrüstung“, „Krieg“ u.ä. sind im Kern unweidmännisch, weil eben kein Krieg gegen Wild geführt wird und ferner dies sicher in der Öffentlichkeit, die ja gerne von der Gegenseite als Garant angeführt wird, befremdlich wirkt. Das hier eine historische Verschiebung eingesetzt hat ist richtig, soll hier aber nicht weiter diskutiert werden.
Jahresstrecken eines einzelnen Jägers von 30, 40 oder mehr Sauen ohne (neuere), militärische Ausrüstung machen eine generelle Notwendigkeit weiterer Technisierung der Jagd faktisch nicht notwendig.
Richtig ist, dass unter gewissen Umständen, NSicht-Technik ein echter Vorteil auch für das Wild ist.
Es muss aber die Frage erlaubt bleiben, warum es dann zu diesen Umständen kommt bzw. vermeintlich kommen muss.
Cui bono? Bei diesen mit erheblicher Vehemenz und größtmöglichem Beleidigungspotential vorgebrachten Ansichten ist es evtl. ratsam hinter die Kulissen zu gucken. Da sind dann Technikfreaks, Sportschützen und eben auch Händler, die direkt von einem Technikhype profitieren. Diese Leute wären mir alle auf der Jagd recht, wenn es ihnen denn tatsächlich um die Jagd ginge. Naheliegend ist aber, dass sich die Motivation aus ganz anderen Quellen speist, exemplarisch: Schießen in vivo anstatt in vitro, lebendes Wild als Zielmedium und Testmatrix, Technikhype zum Selbstzweck oder weil man es kann.
Mit einem mehr an Möglichkeiten steigt auch die Möglichkeit des Missbrauches. Es ist zwar richtig, Menschen Freiheiten zulassen und von einem positivem Menschenbild auszugehen, in dubio pro reo. Gerade aber die hier von der Gegenseite gezeigten Defizite sowie die vermutlich auf Projektion beruhende Annahme des „Nichtjägers“ lassen schlüssig vermuten, dass bei fehlenden sozialer Kontrolle und Ausweitung der Möglichkeiten auch der Missbrauch zunimmt.
Die pauschale Gleichsetzung, Nachtsichttechnik = Weidgerechtigkeit, ist jedenfalls nicht haltbar.
Wenn man für Nsichttechnik plädieren möchte, dann doch bitte mit sachlichen Argumenten, so man sie denn hat, aber nicht mit einem Simpel und seiner Dreckschleuder.