Die Geschichte eines Mannlicher-Schönauer.
Wir schreiben das Jahr 1939, und es ist Sommer in einer kleinen Stadt namens Erlangen im nördlichen Bayern.
Die Franken würden eher sagen es ist Franken.
Ein glückliches Paar schreitet zum Traualtar und es endet mit dem Unvermeidlichen, sie heiraten.
Sie, besser gesagt der Mann, erhalten, unter anderem, einen Mannlicher-Schönauer Stutzen Kaliber 6,5x54 Mannlicher-Schönauer als Hochzeitsgeschenk.
Die Freude ist groß.
Doch wenige Tage später erhält der Ehemann seinen Einberufungsbefehl.
Es ist 1. September 1939 und Adolf muss seinen 2. Weltkrieg abhalten.
Irgend wann kommt aus Russland die Nachricht dass der Ehemann vermisst ist, und er kommt auch nie wieder zurück.
Er hat es nie auf die Reihe bekommen, mit der Waffe auch nur einmal zur Jagd zu gehen.
Der Witwe bleibt die Waffe als Erinnerungsstück in dem Bewusstsein, das ihr geliebter Mann die Waffe sehr mochte.
Dann ist April 1945.
Die Amerikaner klopfen an die Tür und fordern alle Waffen des Haushalts.
Die Witwe übergibt den Stutzen, und der Amerikaner drischt ihn an die Gartenzaunsäule, so dass der Schaft in tausend Stücke fliegt.
Dann entnimmt er Magazin und Verschluss, wirft sie so weit er kann in die Botanik und übergibt der verstörten Witwe den verbleibenden Rest.
Diese bewahrt den Rest auf, als Erinnerung an Ihren geliebten Mann.
Es ist irgend wann in den 90ern, und der Dame wird bewusst, dass es auch mit ihr einmal zu Ende gehen wird.
Sie übergibt den Rest, den sie so lange gehütet hatte, nur noch bestehend aus Lauf und Verschlußgehäuse an einen Bekannten.
Sie erzählt ihm die Geschichte der Waffe und, dass es bedeutsam für sie wäre, wenn mit der Waffe irgend wann doch mal gejagt werden würde.
So weit die Geschichte, wie sie mir erzählt wurde.
Irgend wann begegne ich dem neuen Besitzer der Fragmente, wir unterhalten uns über die Waffe und er erzählt die Geschichte, und dass er sich bewusst ist, dass er es wohl nie auf die Reihe bringen wird, die Waffe noch einmal zu komplettieren.
Wir machen einen Deal.
Wir tauschen, einen Krieghoff Einstecklauf 16er Schrot, Kaliber 5,6x35R Vierling gegen die Fragmente.
Der Lauf ist innen spiegelblank, die Brünierung makellos.
Aber sonst fehlt alles.
Wohin Abzug, Abzugsbügel, Systemschrauben und der Rest an Kleinzeugs gekommen sind, ist nicht mehr nachvollziehbar.
Ich mache mich mit dem Überrest auf nach Vach, zu meinem Büchsenmacher Siegfried Hadler.
Siegfried war Büchsenmachermeister und arbeitete Zeit seines Lebens für die Dynamit in Stadeln.
Er hat dort so ziemlich alles an Munition mitentwickelt und getestet, was nach dem Krieg auf den Markt gekommen ist.
Er war ein Meister seines Fachs, ihn deckt der grüne Rasen.
Wir haben viel zusamen gejagt, er war mein Freund, worauf ich stolz bin.
Er bringt es fertig, den Verschluss eines M1950 so anzupassen, dass der Verschlussabstand und auch sonst alles perfekt passt.
Nur der Fachmann erkennt, des der Verschlusshebel etwas weiter absteht, als bei einem originalen Verschluss
Die Waffe geht zum Beschußamt, bekommt dort ihre Stempelchen, und eine legale Existenz mit einer WBK.
Im nächsten Frühjahr ist IWA.
Ich treffe die Jungs von "Numrich Gun Parts" und ordere das Magazin eines griechischen Mannlicher-Schönauer Militärgewehrs.
Nach etlichen Wochen ungeduldigen Wartens kommt ein Päckchen aus USA.
Das Magazin,.... es passt perfekt.
Mein nächster Weg führt mich nach Österreich, zu Herrn Schoder - der Name dürfte bekannt sein.
Ich zeige mein Fragment vor, und er versichert mir, dass er alle noch fehlenden Teile habe, und seine Tochter, die grad Schäfter(-in) lernt, würde mir einen Schaft machen.
Irgend wann kommt der Anruf, dass die Waffe abzuholen wäre.
Mit einem Bündel DM fahre ich nach Österreich.
Letzte Woche hab ich ihn mal wieder aus dem Schrank gekramt.
Die alten Beschusszeichen sind von 1939, die neuen von 1995.
Die 25 Jahre sind irgendwie wie im Flug vergangen.
Ich sollte mal rausgehen damit, und was erlegen, damit sich der Kreis schließt....
Gruß
HWL