Mag ja sein, daß ich nicht dem üblichen Rollenbild entspreche. Aber ich habe seit über 60 Jahren so ziemlich jeden Unfug überlebt. Weil ich früh genug angefangen habe mich zu Informieren was geht und weas nicht so prall ist.
Cowboy spielen. Die Jungs brüllten "Peng, du bist Tot". Glaubte natürlich keiner. Kam auf die Idee Opa zu fragen wie man Flitzbögen baut und die Pfeile dazu. Basierte auf Haselstock, Schilfpfeilen und Holunderspitze. Habe das modifiziert: trockene Erbse in hohle Schilfspitze, Holuderspitze drauf und Stecknadel rein.
Treffer waren eindeutig, wenn Pfeil hängen blieb. Eignete sich auch für "Bisonjagd" auf Rinder. Zur Wiedererlangung der Pfeile war es erforderlich die armen Viecher so lange zu scheuchen bis die Pfeile abfielen. Meine Güte, gab das regelmäßig "Knüppelsuppe", ohne Ansehen der "Besitzverhältnisse" der beteiligten Kinder.
Selbstgebastelte Zwillen mit Einmachgummibändern, geladen mit Krampen, sorgten dafür, daß Fensterscheiben in alten Scheunen bis auf den allerletzten Glasrest befreit wurden.
Manöverplatzpatronen wurden delaboriert und das angezündete Pulver vermieste so manchem Frisör das Geschäft mangels ausreichendem Haarangebots.
Wir wußten Bescheid wie eine Bola aus Bindfaden und Hufeisen funktionierte und vor allem wirkte.
Und das Seltsame war, die richtigen Verletzungen passierten immer da, wo es nichts gefährliches gab.
Einem Nachbarsjungen hackte dessen Vater mit der Spitzhacke ein Fingerglied an weil der Junge zu nahe an die Hackstelle kam. Sein Vater zückte das Taschenmesser und schnitt die letze Verbindungstelle ab. Pflaster drauf und gut war es. Der Hund entsorte das Fingeglied. Derselbe entsorge auch den Fleischfetzen, den ich mir beim Überklettern an einem hervorstehenden Nagel aus dem Unterschenkel riss. Oma machte ein Pflaster drauf und gut wars. Bin trotzdem glücklich verheiratet.
Meinen Arm habe ich mir beim Abschnallen der Rollschuhe gebrochen, weil einfach weggerutscht. Aber wir haben eine ungeheure selbstbestimmte Freiheit gehabt. Grenzen wurden hin und wieder durch eine Tracht Prügel aufgezeigt, seelischen Schaden kann ich dadurch in meiner Generation nicht feststellen.
Wer auf die Schnauze fiel war selbst schuld.
Meinen Kindern, inzwischen 32-38 Jahre alt, habe ich eindringlichst geraten, nie eine Provokation, gleich welcher Art,
anzufangen. Aber immer mit äußerst vertretbarer Härte zu antworten. Hat bislang hervoragend funktioniert.
Eine Tochter hat allerdings mit ihrer ersten Tochter das Problem, daß andere Mütter sich darüber beklagen, daß das die deren Kinder zu "lebensgefährlichem" Verhalten animieret. ZB, wer als letzter den Finger vor dem zuhackenden Hahn wegzieht, wer dem Pferd das kleinste Leckereli anbietet, wer am höchsten am Zaun hochklettert usw.