Großwildjäger stellen ihr fragwürdiges Hobby sogar als Beitrag zum Artenschutz und zur Entwicklungshilfe dar. Immerhin kostet eine Jagdreise inklusive Verpflegung und Unterbringung in der Luxuslodge, Begleitung durch einen (selbstverständlich deutschsprachigen) Profijäger und Abschuss von Elefant, Löwe oder Eisbär Zehntausende Euro. Glaubt man der Jagdlobby, dann sind diese Devisen eine lukrative Einnahmequelle für die einheimische Bevölkerung, die im Gegenzug dafür sorgen soll, dass Wildtierbestände als Einnahmequelle erhalten bleiben. Doch die Theorie hält der Realität nicht Stand: Von dem Millionengeschäft profitieren vor allem ausländische Jagdreiseveranstalter, die Bevölkerung vor Ort erhält laut einer aktuellen Studie der Weltnaturschutzunion (IUCN) bestenfalls einen „Hungerlohn“: Sie hat berechnet, dass die lokale Bevölkerung im Durchschnitt jährlich nur 0,2 € pro Person aus dem Jagdtourismus verdient, sofern sie überhaupt beteiligt wird. Häufig finden Jagden ohnehin auf privatem Farmland statt – hier profitiert weder die Staatskasse noch die arme Bevölkerung, die lediglich als Feigenblatt missbraucht wird, um die Trophäenjagd gesellschaftsfähig zu machen.
Auch das Totschlagargument Arbeitsplätze greift nicht: 15.000 Teilzeit-Arbeitsplätze soll die Jagd in den acht wichtigsten afrikanischen Jagdländern schaffen - bei einer Gesamtbevölkerung von 140 Mio. Menschen. Zum Staatshaushalt trägt sie lächerliche 0,006 Prozent bei. Der Fototourismus hingegen erwirtschaftet Milliardenbeträge und schafft ein Vielfaches an Arbeitsplätzen. Nicht umsonst haben sich Länder wie Kenia komplett und Botsuana teilweise gegen die Jagd und für den Fototourismus entschieden: Kenia verdient jährlich 1 Mrd. US $ am Fototourismus – 30 Mio. US$ wären es durch die Trophäenjagd. Und in Botsuanas Okavango Delta schafft der Fototourismus 39 Mal mehr Jobs als die Jagd.
Quelle:
https://www.prowildlife.de/Jagd_Trophaeen
Falls dem so wäre, wäre das sehr interessant.
Leider gibt pro-wildlife keine direkte Quelle für diese Zahlen an.
Und laut wikipedia setzt sich die Organisation für die Abschaffung der Jagd ein. Also nicht nur der Afrika-Jagd, sondern allgemein der Jagd.
Ich habe mal anhand der pro-wildlife Zahlen nachrecherchiert, von welchen Größenordnungen hier tatsächlich die Rede ist. Was bedeutet 0,006 Prozent der Staatseinnahmen der 8 wichtigsten Jagdländer?
Ich nahm an, die 8 wichtigsten Länder sind (von nord nach süd): Kenia, Tansania, Mocambique, Sambia, Simbabwe, Botswana, Namibia & Südafrika.
Steuereinnahmen 2012 in Mill USD
(Quelle:
http://www.welt-auf-einen-blick.de/wirtschaft/budget.php):
Kenia 7.418
Tansania 5.571
Mocambique 4.315
Sambia 4.256
Simbabwe (keine Angaben)
Botswana 5.508
Namibia 4.524
Südafrika 99.560
Summe 131.152 (131,1 Mrd USD)
0,006 Prozent dieser Summe würden demnach bei den 7 wichtigsten Afrika-Jagdländern (ohne Simbabwe) staatliche Einnahmen von etwa 7,87 Mill USD ausmachen.
7,87 Millionen für Tierschutz / Ranger etc. in 8 Staaten mit einer Gesamtfläche von etwa 6,3 Mill qkm (Europa ohne Russland: 6,15 Mill qkm).
Ob das nun viel oder ein Tropfen auf den heißen Stein ist, ob dieser theoretische Wert in der afrikanischen Praxis tatsächlich den Strukturen zu Gute kommt, von denen es behauptet wird und ob dies alles das nahezu einstimmige Pathos der ethisch wertvollen Afrika-Jagd als Pfeiler des Naturschutzes rechtfertigt, mag jeder für sich beurteilen.