Nabend.
Ich und meine Kollegen wurden hier schon als "Blockwart" betitelt. Na dankeschön :16:
Und ich will Euch jetzt mal erzählen, wie wir unsere Kontrollen durchführen:
Ort: Bayern
Jeder zu kontrollierende Waffenbesitzer wurde angeschrieben, auf vier Seiten über die Lage informiert und um Rückantwort gebeten.
Pro Sachbearbeiter sollen im Monat 5 bis 10 Kontrollen durchgeführt werden. Das macht bei uns minimal 6,5 Kontrollen im Monat bei ein paar Tausend Waffenbesitzern.
Das Ministerium empfiehlt (noch) angemeldete Kontrollen und eine Konzentration auf Altbesitzer und Erben.
Die Besuche werden bei uns generell unangemeldet durchgeführt, das macht Arbeit beim anfahren, aber da wir aufgeräumte Tresore für erstrebenswert, eine Fehlerquote von 0% jedoch für unrealistisch halten, nehmen wir das gerne in Kauf. Falls angemeldete Kontrollen Pflicht werden sollten, werde ich auf meiner örtlichen Polizeidienststelle sofort den Terminplaner für die Blitzgeräte einfordern.
Altbesitzer und Erben sind natürlich extrem ahnungslos und hatten bis vor zwei Jahren zur Hälfte noch nicht mal an einen Tresor gedacht und hatten auch noch jede Menge Munition und.ein Großteil hat im Krieg noch gekämpft .........aber, nachdem die Erben und Altbesitzer angeschrieben wurden, haben die jede Menge Munition abgegeben, Tresore gekauft oder die Waffen gleich verscherbelt. Die informierten Altbesitzer sind bei Kontrollen hervorragend aufgestellt, auch weil sie sich grundsätzlich weniger mit den Waffen, Ladezuständen, der Munition oder dem aufsperren des Schrankes beschäftigen. Weniger km im Jahr, weniger Strafzettel wegen schnellem Fahren. Grob gesagt. Im übrigen haben die meisten Altbesitzer nur einen lummeligen 22er Einzellader von Voere oder eine 6,35mm Pistole. Da sind 10 Langwaffen und 5 KW bei unbegrenztem Munitionserwerb doch interessanter zum prüfen.
Uhrzeiten: sind gesetzlich bereits definiert und großzügig. Samstag um 12.00 und Freitag um 20.40 Uhr haben wir auch schon gemacht, ist kein Problem. Rentner kommen tagsüber, Berufstätige idealerweise abends und samstags. Morgens geht übrigens auch.
Ergebnis: Leut, Leut, Leut, geht mal in Euch. Wir sprechen bei locker der Hälfte aller Kontrollen mündliche Verwarnungen aus. Schlecht gelaunte Menschen können da auch ne Owi schreiben. Nochmal: HÄLFTE
Was sind das für Fälle?
- illegale Waffen bzw. das überlassen derselben
- Munition falsch gelagert
- Waffen falsch gelagert
- geladene Waffen
Da werden Perkussionsrevolver vorsätzlich in A-Schränke gepackt, weil B-Fach zu klein. Da stehen Schweden Mauser im Kleiderschrank, weil A-Schrank zu klein. Da ist Munition die man nicht haben dürfte, weil die Waffe längst verkauft ist.
Da ist die Waffe von der freundlichen Witwe gegenüber, welche nur noch den Verschluss abschießen kann, aber sie wollte das Ding loshaben. War was mit einer WBK oder so?
Da sind Kriegsfunde vom Vater oder Beute vom Opa oder irgendetwas, was mehrschüssig ist und schießt, aber uralt ist. Da war doch was mit der WBK, oder?
Wer macht die Fehler:
Wir haben bisher nur illegale Waffen bei Jägern gefunden. Das sollte zu denken geben. Echte Statistk ist das nicht, aber mein Erfahrungswert.
Munition und Waffen lagern alle gleichberechtigt falsch, aber, Sportschützen schneiden erstaunlich gut ab.
Ältere Menschen machen mehr Fehler als jüngere Menschen. Ältere Menschen kennen auch noch ganz andere Gesetze und Zeiten als jetzt. Gewohnheiten sind stark.
Wieso macht der Jäger so viele Fehler:
Jäger haben meinem Gefühl nach einen höheren Altersdurchschnitt als Schützen.
Jäger nutzen ihre geladene Waffe stundenlang auch OHNE zu schießen. Schützen fahren leer zum Stand, lassen durch und fahren wieder leer zur Familie.
Jäger sitzen meist sehr lange alleine (bei Schützen ist fast immer was los) und das auch noch zu ungewöhnlichen Zeiten und bei schlechtem Wetter. Müde Menschen, oder durchnässte Menschen machen natürlich mehr Fehler beim Ladezustand einer Waffe.
Jäger inserieren gerne ihr Hobby über Geländewägen, grüne Kleidung und riesenhafte Hirschgeweihe. Sportschützen sind hingegen sehr unauffällig. Deshalb gehen die meisten älteren Damen vorzugsweise zum feschen Jäger, plauschen, bringen Kekse und ein 22er Anschütz mit. Das endet dann in einer Strafanzeige.
Auch macht der Jäger so viele Fehler mit Waffen, weil er verwöhnt ist. Nur bei KW muss der Jäger sein Amt VOR Erwerb beteiligen. Das vergisst mancher. Man kann auch eine Waffe kaufen, warten bis alle gestorben sind, keine Papiere mehr für die Waffe haben und dann in eine Kontrolle geraten. Und in beiden Fällen gilt: Strafanzeige.
Der Sportschütze hat hier wiederum den Vorteil, dass er die meisten Waffen eh erst durch Bedürfnis nachweisen muss, das prägt sich ein. Außerdem ist die Paranoia bei den Schützen durch die Vorfälle der Vergangenheit und die folgende Hexenjagd stärker ausgeprägt. Schützen sind deshalb vorsichtiger.
Was tun?:
Liebe Jäger, immer nur mit ungeladenen Waffen unterwegs sein. Niemals anders. Macht es halt zu einem Ritual oder so.
Reden ist die beste Lösung!
Wir zeigen niemanden wegen illegalem Waffenbesitz an, welcher sich an uns wendet und eine Bereitschaft zur Abgabe der Waffe erklärt. Würden wir dies nicht tun, wäre das eine Empfehlung die Waffen doch eher über den Restmüll oder das nächste Gewässer zu entsorgen. Blödsinn. Irgendwer muss das Zeug doch nehmen. Ich möchte den Politiker sehen, welcher bei dieser Begründung eine Strafanzeige präferiert, nur weil er dann keine "Amnestien" mehr ausrufen kann.
Polizei oder auch Kollegen können das anders sehen. Legalitätsprinzip und so. Ich glaube aber, die meisten Kollegen lassen mit sich reden.
Illegale Waffen sind gefährlich, nicht immer nur für das Leben, auch für den Geldbeutel und das Hobby. Fundwaffen können legalisiert werden, gibt keine Garantie drauf, aber versuchen ist besser als ein Risiko für sich selbst oder sogar die Erben einzugehen. Apropos Erben, nur legale Waffen können vererbt werden, also Opas 08 rechtzeitig legalisieren.
Reden hilft natürlich nicht, wenn ein Tresor zu klein oder zu billig ist. Dann muss halt investiert werden.
Übrigens: Beratung bei waffenrechtlichen Fragen durch den zuständigen "Blockwart" ist meistens kostenlos.