Jagdschein und Psychotherapie

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Ich spiele mit dem Gedanken aufgrund einer langanhaltenden Depression die mein Leben in jeder Beziehung ausbremst einen Termin bei einem Psychotherapeuten zu vereinbaren.

Wie sieht es denn da in Beziehung zum Jagdschein aus? Kann es passieren dass das irgendwo registriert wird und ich meine Eignung verlieren könnte?
 
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Zunächst einmal ist es prognostisch ein gutes Zeichen, daß Du Dir darüber Gedanken machst. Zeigt es doch , daß noch positive Perspektiven in Deinen Gedanken Platz haben.

Weiterhin: Vorstellen kann ich mir in unserer Bürokratur mittlerweile alles.

Auch wenn der Datenschutz dem scheinbar entgegensteht.
Was der Wert ist , zeigt ja z.Zt. die Diskussion über die Schweizer Daten.

Stürze Deinen Psychotherapeuten nicht unnötig in "Gewissenskonflikte" und thematisiere Deine jagdlichen (und damit verbundenen waffenrechtlichen) Belange dort nicht.
Er könnte sonst auf krumme Gedanken kommen.

Grundsätzlich solltest Du aber professionelle Hilfe ohne Hemmung in Anspruch nehmen.
 
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H0rst schrieb:
Kann es passieren dass das irgendwo registriert wird und ich meine Eignung verlieren könnte?

Selbst wenn ein Täter(!) bei einem Arzt als Patient erscheint und über die Tat berichtet, darf der Arzt nicht einschreiten, so denn keine aktue Fremdgefährdung mehr besteht. Ausnahme natürlich eine Entbindung von der Schweigepflicht seitens des Patienten.
 
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Ich habe mit einem Freund, Psychiater, gesprochen.

Ergebnis:

Das halte ich für ausgeschlossen - es sei denn, Du hättest Gedanken, andere Menschen zu töten/verletzen (da wäre das Krankheitsbild aber nicht Depression sondern eine Psychose, z.B. "Schizophrenie".
Depression und Waffen können allerdings für Dich selber unheilvoll werden, deshalb solltest Du Dich, falls Du suizidale Gedanken hast, die Waffen bei einem befreundeten EWB unterstellen oder, einfacher, diesem Deine Schlüssel für den Waffenschrank übergeben.
Depressionen sind zu 95%+ behandelbar und defintiv kein Grund, sein Leben zu beenden!

Geh zu einem guten Psychiater, der Dir auch etwas verschreiben kann. Das ist bei einer akuten Depression das Wichtigste. Andere Therapien (Verhaltenstherapie, psychoanalytische Verfahren) schließen sich dann ggf. an.

Also, auf gehts, zum Arzt!
 
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Also mir geht es bei weitem nicht so schlecht das ich an Selbstmord denke. Das ist für mich keine Option - egal wie schlecht es mir geht.

Ich bin davon ausgegangen das sich das wieder von selbst legt aber das geht jetzt schon ein gutes Jahr so und ich möchte endlich was dagegen unternehmen.

Gut zu wissen das mir da keine Sanktionen drohen. Ich meinte da irgendwo mal gelesen zu haben, dass psychische Erkrankungen zum Entzug des Jagdscheins fürhen können und wollte mich absichern.

Ich hab mir jetzt mal einen Therapeuten in meiner Nähe herausgesucht den ich morgen mal anrufen werde. Ich weiß nur noch nicht wo ich die Zeit hernehmen soll...

Ich hoffe mal das sich das ohne Medikamente behandeln lässt. Antidepressiva sind mir irgendwie unheimlich.

Möchte mich bei Allen für die informativen und hilfreichen Tipps bedanken!
 
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Den Hinweis vom Oberförster auf Selbsgefährdung muss man natürlich ernst nehmen.

Aber die Schweigepflicht ist ein Rechtsgut, daß der Güterabwägung unterliegt.
Diese Abwägung vollzieht der Behandler nach seinen Normvorstellungen(ob die objektiv richtig oder falsch sind, ist im Ergebnis unerheblich).

Ein Faktum ,dessen sich viele nicht bewusst sind :
Für die Behandlung steht vermutlich immer ein Kostenträger(gesetzliche oder Privatkasse) , der schon von der Diagnose /Behandlung via Abrechnung in Kenntniss gesetzt ist.
Auch die Verordnung des Medikaments/Rezeptureinlösung löst einen Datensatz beim Apotheker aus , der ebenfalls wieder zum Kostenträger geht.

Also viele Daten, viele Lücken, viel Missbrauch :twisted:

Unter dem Ein--Druck der öffentlichen Kampagnen bei Begutachtungen(anscheinend fehlerhafter) durch Psychiater mit entsprechenden Folgen neigt wohl mancher heutzutage eher dazu seine eigene Haut zu retten.

All dieses darf und soll niemanden von der Inanspruchnahme sachkundiger Hilfe abhalten, aber auch ein Psychiater muss nicht alles wissen.

Unter dem
 
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H0rst schrieb:
Ich weiß nur noch nicht wo ich die Zeit hernehmen soll...

Soviel Zeit musst Du Dir Wert sein

Ich hoffe mal das sich das ohne Medikamente behandeln lässt. Antidepressiva sind mir irgendwie unheimlich.

Das ist ein gottseidank ein absolut unbegründetes Vorurteil von Dir.
Unheimlich ist die Depression.
!

Wünsch Dir Alles Gute.
 
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Naja, Antidepressiva sind schlichtweg unheimlich. habe die selbst mal in einer Kriesenzeit verschrieben bekommen weil mein Doc sich wegen der starken Abhängigkeitsneigung weigert Schlaftabletten zu verschreiben. Ein Teufelzeug, nach 3 Wochen und ca. 8 Anwendungen habe ich das weit weggeschmissen.

Aber ich denke das jeder psychische "Defekte" vorweist und eine Depression ist imho garnicht vom Gesetzgeber gemeint, dann scheiden mittlerweile 8.000.000 Deutsche schon für den Jagdschein aus.

Kein Arzt wird von sich aus das Krankheitsbild melden, keine Apotheke darf das. Auch die illegal erlangten daten dürften nicht ohne Weiteres verwendet werden,...

Aber bei allen Überlegungen gilt: Wenns der Gesundheit und dem Wohlbefinden dienlich ist, dann geh zum Arzt. Selbst ein Jagdschein ist nicht alles. Ich hatte eine stark depressive und paranoide Freundin mit Psychosen (selbst schuld, scheiss Kifferei) und allem Übel das dazugehört. Das ist doch kein Leben, das ist Qual pur. Was ist dagegen ein Jagdschein?

Terminiere früh, die Praxen sind auf lange Zeit ausgebucht.
 
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Kein Arzt wird von sich aus das Krankheitsbild melden, keine Apotheke darf das.

Richtig. Daten bekommen einige. Aber angesichts der Konsequenzen wird da schon nichts passieren. So eine Approbation wird man ähnlich schnell los wie den Jagdschein.
 
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Also weder von einem Psychiater noch von einem Psychologen wird eine Gefahr für den Jagdschein ausgehen, weil dem - wie mehrfach gesagt - schon alleine die Schweigepflicht entgegen steht.

Allerdings ist die Auskunftspflicht zu bedenken!

Sollte nämlich tatsächlich eine psychische Störung diagnostiziert werden, die eine klinisch-psychologische Intervention (Psychotherapie oder v.a. psychiatrische Behandlung - egal ob stationär, ambulant oder im häuslichen Umfeld) erfordert, so ist dies spätestens beim nächsten Waffenerwerb auf dem auszufüllenden Formular (in Bayern ganz unten auf der ersten Seite) anzugeben, wenn die o.g. Interventionsmaßnahme bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht erfolgreich abgeschlossen wurde.

Dies führt zwar (bei einer Depression) nicht zum Entzug des Jagdscheins, kann aber im schlimmsten Fall eine psychologische Begutachtung erfordern, deren Kosten (z.Zt. 800 - 1.200 €uro) selber zu tragen sind.

Im Fall einer Depression darf dies aber auf keinen Fall ein Grund sein, nicht nach professioneller Hilfe zu greifen, da die Ursachen häufig gar nicht in der Psyche des Betroffenen, sondern in seinen Umgebungsbedingungen zu finden und meistens sehr schnell und erfolgreich zu behandeln sind.
Und gerade wenn doch, dann ist nichts wichtiger, als dass eine vorhandene Störung frühzeitig erkannt und behandelt wird, um auf eine positive Therapieprognose hoffen zu können.

Eine unterdrückte, permanente Depression kann über Kurz oder Lang dazu führen, dass Du zwar Eignung und Schein hast...es Dir aber an Antrieb fehlt, um Dich von der Couch in den Wald zu bewegen.

Tue Dir, aber auch den Menschen in Deinem Umfeld, denen Du etwas bedeutest, den Gefallen und mach einen Termin :wink:
 
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Waidmanns Heil zusammen,
hallo Horst,

erst einmal möchte ich Dir zu Deinem Entschluß, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen, gratulieren. Sehr gute Entscheidung.

Ich selber litt unter schweren depressiven Episoden und ließ diese stationär und danach ambulant behandeln.

Die Medikation ist heute völlig bedenkenlos. Entgegen der leider weit verbreiteten Meinung sind Antidepressiva nicht suchtauslösend oder persönlichkeitsverändernd. Die modernen AD sind sehr gut verträglich (häufigste Nebenwirkungen i.d. ersten 3-4 Wochen sind meistens Appetitsteigerung und Müdigkeit)

Ich habe die Jagd damals ruhen lassen und erst im letzten Drittel der Behandlung ab und an mal wieder mit Freunden zusammen gejagd, nachdem der Therapeut meinte, dies wäre gut für mich.
Rückblickend hatte er auch recht.

Ich gehe nicht davon aus, dass eine Depression (wie hier ja bereits erwähnt, eine Volkskrankheit) Deinen Jagdschein gefährdet.

In diesem Sinne Dir alles Gute und
Horrido
 
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H0rst schrieb:
Ich spiele mit dem Gedanken aufgrund einer langanhaltenden Depression die mein Leben in jeder Beziehung ausbremst einen Termin bei einem Psychotherapeuten zu vereinbaren.

Wie sieht es denn da in Beziehung zum Jagdschein aus? Kann es passieren dass das irgendwo registriert wird und ich meine Eignung verlieren könnte?

Gute Besserung!! :D Nur weil man mal "down" ist, auch wenn es auf eine Depression zurückzuführen ist, sollte man nicht die Eignung verlieren.

Ich würde nur nicht jedem auf die Nase binden.... Die Gesellschaft hat leider mit Depressionen immer noch ein Problem. Leider!! :( :(
 
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..sofern es sich um eine ganz normale und freiwillige Behandlung handelt, gibt es keine "Gefahr" für Deine Erlaubnisse.
Anders sieht es aus, wenn das Krankheitsbild eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung im Handeln des Erkrankten darstellt und es zur einer zwangsweisen Einlieferung in eine Psych. Klinik kommt.....dann werden die Erlaubnisbehörden in der Regel unterrichtet.
 
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Lieber Horst,

ich habe noch einmal mit dem Freund telefoniert.

Nachdem hier auch widersprüchliche Meinungen geäußert wurden, nochmal: eine Depression ist keine der gemeinten psychischen Erkrankungen, weil Sie höchstens Dich selbst gefährdet, aber nicht Dritte. Gemeint sind Psychosen, also Erkrankungen, bei denen Du, vereinfacht ausgedrückt, "Befehle bekommst (von "Gott", vom "Teufel" etc.), den Nachbarn auszulöschen usw.
Stationär eingewiesen wirst Du bei einer Depression nur bei akutem Suizidverdacht, sonst nicht. Hier besteht also wirklich keine Gefahr, den Jagdschein zu verlieren
Den Therapeuten würde ich aber über Deinen Waffenbesitz in Kenntnis setzen, damit er einwägen kann, ob es z.B. sinnvoll wäre, die Waffen zeitweise einem Dritten zu überlassen.
Die Furcht vor Antidpressiva ist unbegründet, die Nebenwirkungen sind in der Regel gering. Allerdings muss man ggf. mehrere ausprobieren, weil nicht jedes AD bei jedem wirkt. Bis ein AD wirkt vergehen 2-3 Wochen, das hängt mit der Umstellung im Gehirnstoffwechsel zusammen. Es gibt ADs, die antriebsteigernd wirken; diese Antriebssteigerung tritt ein, bevor die antidepressive Wirkung einsetzt - und diese 2-3 Wochen können dann gefährlich sein, weil sie suizidale Gedanken auslösen ("mir reichts jetzt endgültig, ich mach jetzt Schluss"). Waffenbesitzer haben ein signifikant höheres Suizidrisiko, es ist eben rel.einfach, die Kanone aus dem Schrank zu holen. Deshalb muss Dein Therapeut wissen, dass Du Waffen hast!

Ich wünsche Dir alles Gute, Du kannst mir auch gerne ein PN schreiben.

Gruß

OVS
 

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