Pfeife schrieb:
Es ist besonders clever, wenn man zum Therapeuten kein Vertrauen hat - zudem wird man im Rahmen der Therapie auch mal so darüber reden, was man den den lieben langen Tag so treibt - wenn man dann von Jagd usw. erzählt wird kein Arzt auf die Idee kommen, dass da irgendwie Waffen mit im Spiel sind :roll:
Richtig.
Und (4,5 Jahre Erfahrung auf geschlossenen Akutpsychiatrien) ich selbst kenne keinen einzigen Fall, wo der Psychiater eine Meldung an die Waffen- oder Führerscheinbehörde gemacht hätte betreffs Waffenbesitzes oder fortgesetzten Autofahrens wegen Psychose oder fortgeschrittener Demenz. Nur in einem Fall gab es mal ein- relativ ultimatives- Gespräch mit Gattin eines Lodenjockels, der schwerdement morgens den Drilling geladen ins Auto warf und seine Kirrunde mit Fahrt durch eine Spielstraße startete.... kleinhirngesteuerte Fortsetzung seiner beiden Lieblingsbeschäftigungen und Süchte: Autofahren und dann Runde parajagerischer Aktion durch`s Revier. Eine sehr traurige Karrikatur seiner selbst war der nette Weidgenosse.
Aber von sowas reden wir hier sowieso ( noch hoffentlich lange) nicht.
Anders aufgedröselt.
Es gibt Studien zur Häufigkeit psychiatrischer Erkrankungen in der Allgemeinbevölkerung - Alkoholismus, volle Demenz und Psychosen mal außen vor gelassen. Und hier bekam ne MEHRHEIT zu jedem Untersuchungszeitpunkt entweder a) ne F-Diagnose i.S. psychiatrischer Störung verbunden mit der gesehenen Notwendigkeit einer zu beginnenden Psychotherapie bzw. b) eine F-Diagnose. Nur die Minderheit war c) "seelisch gesund".
Nach Wiederholung der diagnostischen Gespräche mit allen Dorfbewohnern ein paar Jahre später ergaben sich ungefähr dieselben Zahlen - nur waren ne Menge Leute aus Gruppe c) in a) oder b) gerutscht. Mit anderen Worten: es ist ne verdammt kleine Minderheit von Menschen, die ihr trübes Erdendasein in steter psychischer Balance verleben.
Nebenbei (aus Neurotizismus-Forschung) sind dies wohl meist ziemliche Langweiler - Typ nichtrauchender konformistischer heterosexueller Mensch mit mittlerem Schulabschluß, mittlerem Einkommen und wenig beruflichem Ehrgeiz.
Die Frage: "Sind Jäger überwiegend psychisch als gesund anzuschauen?" wäre demnach also ohnehin mit einem klaren und lauten NEIN- MEIST NICHT zu beantworten. Denn ein wenig mehr erfolgreiche Kämpfer, Kleinbetriebsbosse und ähnlich todsicher narzisstisch gestörte ERFOLGREICHE als in der Normalbevölkerung tummeln sich ja wohl schon unter den Jagdscheinbesitzern.
Eine Psychotherapie, gar psychiatrische Behandlung inklusive Medikation sind auf keinen Fall ein Grund, mit Waffen- oder Führerscheinbesitz hinter dem Berg zu halten. Denn vielleicht rettet das mal ein Leben (Warnung vor Autofahrten unter neuen Medikamenten, Krankschreibung anstatt versehentlicher Geisterfahrt zum Arbeitsplatz, Organisation vorübergehender Safeschlüsselübergabe an die Gattin...) .
Die Angst vor dem "Helfer als Petze" ist absolut lächerlich - denn Schweigepflichtsbruch ist der direkteste Weg zum Lizenzverlust, tausendmal breiter als der dürre Pfad übersehener akuter Suizidalität bei depressivem Waffenbesitzer - und diese Suizidalität muss nicht nur brutal und schlußendlich "erfolgreich" zur Panne Selbsttötung geführt haben - sie muss aus den Aufzeichnungen des Therapeuten und / oder klaren Warnungen Dritter schuldhaft ignoriert worden sein. Und (nur) in solchen Fällen reden wir beim therapieverweigernden Patienten ohnehin davon, dass dieser vor der Panne gerichtlich in einer psychiatrischen geschlossenen Abteilung untergebracht gehört hätte.
Was nebenbei oft genug ohne Folgen für den Jagdschein passiert - die Ämter merken`s gar nicht.
Also hört auf, vor Schweigepflichtsbruchgefahr von Therapeuten und Apothekern, gar AOK-Sachbearbeitern zu warnen. Völliger Blödsinn.
Auch Jäger dürfen zum Psychotherapeuten und versuchen, sich ganz konkret ihre Waffennarretei, komische Aggression gegen eigene und freilebende Caniden sowie ihre krankhafte Hege- und Veredelungssucht an trophäentragenden Knospenbeißern endlich austreiben lassen.
Wo kämen wir denn hin ohne diese Option ?
Chrüazi,
Martin