Jagdfieber - was dagegen tun?

A

anonym

Guest
Da Du alle handwerklichen Vorgaben mitbringst, geht der Rest nur mental. Die Atemtechnik ist zu recht angesprochen worden. Weiter hilft stilles Selbtsgespräch um sich mental zu beruhigen, nach der Devise "ich hab Zeit, ich schieße erst wenn´s paßt, und dann paßt´s auch," oder Ähnliches...mußt für Dich selber rausfinden, welche "Beruhigungsformel" für Dich paßt.
Letztendlich muß man sich bewußt machen, daß einem niemand zum Schuß zwingt und man den Zeitpunkt doch weitgehend selbst bestimmen kann - das nimmt schon einiges an (selbstauferlegten) Druck raus.
 
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Sir Henry schrieb:
Was heißt "einem Wild Leid ersparen". Ob einem kranken Stück das Leid verkürzt wird, oder einem gesunden durch einen guten Schuss Leid erspart wird ist nicht viel anders.
Servus Henry,

wenn ich ein krankes Stück vor mir habe, wird agiert, ohne viel Gezittere, weil das die Zeit eben nicht erlaubt. Gefühle werden hintan gestellt, es agiert die Vernunft.

Habe ich ein gesundes Stück vor mir, kann ich mich entscheiden, will ich oder will ich nicht? Hier habe ich Zeit und in diese Zeit nutzen die Gefühle, um die Herrschaft zu übernehmen. :wink:
Diese Gefühle zu beherrschen, das ist die große Kunst, ned wahr? :wink:

Grüße und ebenfalls viel Waihei in 2010
Oichkatzl
 
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@Oichkatzel
Die Entscheidung fällt NOCH BEVOR das Gewehr in die Hand genommen wird.
Bis dahin wird dem Wild eine Chance gegeben, die es nicht mehr haben darf, wenn das Absehen auf dem Blatt steht.
Man sollte das verinnerlichen, aber nicht erst mit der Büchse im Anschlag, wenn der Beutetrieb über das mentale Problem des Flatterichs im Clinch liegt.

Mit voller Absicht ein Stück Wild zu töten, kann zu einer Problemsituation führen. Es ist das Finale, das der Jäger dem von ihm gehegten und bejagten Stück "angedeihen" lässt, indem er ihm den raschen Tod bringt.

Da wir das auf z.T. auf Entfernungen tun, auf die uns das Stück weder wittert, eräugt noch vernimmt, ist es die verdammte Pflicht des Jägers das als Verpflichtung zu sehen aus der er sich nicht rausmogeln kann. Mogelei kommt aber immer ans Tageslicht.

Mehr will ich jetzt nicht mehr dazu schreiben
 
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Sir Henry schrieb:
@Oichkatzel
Mehr will ich jetzt nicht mehr dazu schreiben
Schad drum, hätt das Thema noch gern weiter mit dir erörtert, weil echt intressant. Jeder reagiert halt anders und es gibt vermutlich auch keine allgemein gültigen Ratschläge.
Aber lassen wir das, ich akzeptiere deine Entscheidung. :wink:

Grüße und Waihei
Oichkatzl
 
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Oichkatzl schrieb:
Sir Henry schrieb:
@Oichkatzel
Mehr will ich jetzt nicht mehr dazu schreiben
Schad drum, hätt das Thema noch gern weiter mit dir erörtert, weil echt intressant. Jeder reagiert halt anders und es gibt vermutlich auch keine allgemein gültigen Ratschläge.
Aber lassen wir das, ich akzeptiere deine Entscheidung. :wink:

Grüße und Waihei
Oichkatzl

Hast PN
 
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hi murmeli,
bist einfach nur zu gut

wer gut ist will es immer noch besser machen, setzt sich damit bewußt unter Druck und bringt dadurch seinen Puls und Nerven unterbewußt zum flattern.

Also ich, Perfektionist, atme ziemlich rauh. Da ich dank Gehörschutz bei der Arbeit laut meinem Betriebsarzt mit 45 noch besser höre als die meisten Jugendlichen vernehme ich jeden Atemzug und jede Kopfbewegung wenn die Mütze am Kragen streift. Habe schon eine BBF95 verkauft weil der dünne Vorderschaft beim drüberstreichen geraschelt hat.
Nun wenn was in Anblick kommt traue ich mich fast nicht zu atmen, gleichzeitig muß der Kreislauf nach stundenlangem Verharren vom Standby auf Touren kommen. Mir ists oft als müsste ich ersticken.

Wir dürfen uns nicht so sehr unter Drück setzen, was mich nervt wird das Wild auf 15m nicht wahrnehmen. Das Blatt ist Handtellergroß, wir müssen kein 5-Markstück treffen.
Ich atme ganz bewußt langsam tief ein und aus während ich Anspreche und die Waffe fertig mache.
Der denkprozess Schießen oder nicht ist abgeschlossen ehe ich in Anschlag gehe, danach gibt es nur noch einen sauberen Schuß.

Hab meinen Ausbilder angegrinst als er was von Jagdfieber vortrug. Gibts bei mir nicht, ich kann total abschalten. Da habe ich mich selbst noch nicht gekannt, wird immer wilder.

Das hält uns Jung.
 
J

jackknife

Guest
Wer ehrlich ist, den meisten wird es sicher ähnlich gehen, wie Murmeli. Ich habe auch oft Jagdfieber, dann mal wieder nicht, meistens aber doch. Sehe es für mich als positiv an, welches zu haben. Wenn ich keines mehr habe, dann sollte ich die Büchse weglegen!
Man macht etwas, was für eine andere Kreatur eine entscheidende Wende bringt. Sollte sowas nicht Aufregung beim Akteur auslösen?
Murmeli, mach weiter so, Du bist Dir Deines Handelns ehrlich bewußt, was eine große Tugend imho ist.
Hut ab!
 
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Etwas, was mir geholfen hat sicher bei der Jagd zu schießen.


Lerne und übe den gesamten Prozess des Schießens auf dem Stand und führe ihn oft bewusst durch, am Besten mit einem kompetenten Freund. Sir Henry hat ja bereits das Wichtigste gut zusammengefasst.

Wenn du vor einem heftigen Jagdfieber starke Angst hast nimmst du bei den nächsten Ansitz(en) nur Pufferpatronen mit und schießt damit ruhig und genau auf alles jagdbare Wild was dir vor die Büchse kommt.

Versuche bei genügend Zeit immer im Geist eine Zielscheibe/Zielkreuz so hinter das Blatt des Tieres zu malen, dass du Herz und Lungen durchschießt. Wiederhole und wiederhole.

Mir hilft es während des Schießens (fast) nur an das Schießen zu denken.

Kronberg
 
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mr.woodpecker schrieb:
Wir dürfen uns nicht so sehr unter Drück setzen, was mich nervt wird das Wild auf 15m nicht wahrnehmen. Das Blatt ist Handtellergroß, wir müssen kein 5-Markstück treffen.
Ist schon richtig, trotzdem würde ich nicht schießen, wenn das Fadenkreuz nicht ruhig auf dem "Fünfmarkstück" stehen bleibt. Dann eben warten, bis dich die Nerven beruhigt haben oder dem Stück einen schönen Tag wünschen und den Anblick unter Ansprechübung ablegen, ist auch sehr sinnvoll und wird noch viel zu wenig genutzt.
Der denkprozess Schießen oder nicht ist abgeschlossen ehe ich in Anschlag gehe, danach gibt es nur noch einen sauberen Schuß.
Ganz so würd ich das nicht sehen. Beispiel:
Sau nachts an der Kirrung. Die Frage, ob das Licht noch zum sauberen Schuß reicht, kann ich mir erst nach einem Blick durchs Zielfernrohr beantworten und erst dann heißt es, schießen oder Waffe wieder in die Ecke stellen.
Und genauso halte ich es:
Erst wird das Stück mal sauber angesprochen.
Dann wird entschieden, ob ich das Stück mit nach Hause nehmen will.
Dann nehme ich die Waffe zur Hand und der Blick durchs ZF zeigt mir, ob ich das Stück immer noch mit nach Hause nehmen will (Licht, Fadenkreuz bleibt brav da, wo ich es haben will, etc.;))
Dann wird die Waffe schußfertig gemacht, ich konzentriere mich nur mehr auf das Stück und wenn es passt, findet der Schießfinger den Abzug - nicht eher!

So habe ich die besten Erfahrungen gemacht, setze mich nicht unter Druck und jagen macht Freude!

Grüße und Waihei
Oichkatzl
 
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Interessanter Fred.

Bei mir ist es genau umgekehrt. Ich werde vor dem Schuss total cool. Schieße, und dann löst sich die Anspannung mit Zittern, heftigem Atmen und allerhand schnell wechselnden Gedanken.

Die Zigarette "danach" zu drehen, fällt mir manchmal nicht leicht. Wenn sie aufgeraucht ist, geht es mir besser.

Das war von anbeginn bei mir so bis heute.

VG
P
 
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Vielen Dank euch allen für all' das positive Feedback und die damit verbundenen Wünsche "so zu bleiben wie ich bin" .

Ich hoffe, das bei der nächsten Gelegenheit, wenn ich Wild vor mir habe, das Gesagte auch umsetzen kann. Wie ich gelesen haben, konnte sich ja der eine oder andere sich wiederfinden - zumindest ansatzweise.

Auf eine Art bewundere ich die Jäger die nach Aussen hin echt "cool" bleiben und gezielt ihre Dinge verrichten. Ich sehe halt immer das Ganze an der Jagd und reduziere die Jagd nicht nur auf den gezielten, emotionslosen Schuss (der als waidgerechter Tätigkeit natürlich sehr sehr wichtig ist, keine Frage).

Ich setzte mich bei der Jagd nicht unter Druck um mit aller Gewalt Beute machen zu wollen. Es ist mehr so, dass ich mir bewusst bin, mit einem Schuss etwas zu beenden (ein Leben zu beenden) - vielleicht setzte ich mich mehr damit auseinander, "Herr über Leben und Tod zu sein" (sorry, klingt doof, ich weiss :oops: ). Im Prinzip ist es aber so, oder? Würden wir heute, wie unsere Vorfahren es in der Steinzeit gemacht haben, noch jagen des Überlebens willen (also damit wir nicht hungern), hätte ich wohl diese Gedanken nicht. Vermutlich setzte ich mich heute viel mehr damit auseinander als früher, wie ich noch Jungjäger war und heiss drauf Beute zu machen. Beispiel: Im Sommer steht vielleicht auf 60 - 70 m ein Knöpper vor mir und äst vertraut vor sich hin. Eine Entfernung, die eigentlich keine Probleme machen sollte bei guter Auflage vom Ansitz. Er ist richtig angesprochen, steht frei, ist schwach im Wildbret, meine Waffe schiesst auf ein 5 Markstück, das Licht ist auch gut - kurzum: Alles passt. So, dann gehe ich in Anschlag und sehe vielleicht bei 8 oder 9-facher Vergrößerung (bei der man jedes Detail erkent) wie er immer noch vertraut äst: So, und dann denke ich mir, diese eine Blatt was Du gerade aufäst, ist dein letztes, weil ICH jetz gleich dein Leben beenden werde mit sauberem Schuss (hoffentlich sauberem Schuss!). Es ist doch "nur" ein Knopfbock, aber ich werde ihn ins Jenseits befördern.

Sind da meine Gedanken so abwegig oder muss ich mich als gestandener Jäger dafür schämmen ??????? Irgendwie bin ich nicht mehr so cool wie früher, habe halt auch schon viele schwarze Schaafe unter den Jägern gesehen, die sich so Gedanken halt nicht machen. Die "schiessen halt einfach drauf" und aller Wahrscheinlichkeit nach, würden diese Leute mich auslachen, oder ? Ich denke, es ist primär ein mentales Problem bei mir mit dem ICH fertig werden muss.

Nochmals Danke an alle und werde das mti dem "bewusten Atmen" mal ausprobieren.

Waidmannsheil an Alle :D
 
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Plimbes schrieb:
Interessanter Fred.

Bei mir ist es genau umgekehrt. Ich werde vor dem Schuss total cool. Schieße, und dann löst sich die Anspannung mit Zittern, heftigem Atmen und allerhand schnell wechselnden Gedanken.
Ist auch eine Gabe.
 
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Murmeli schrieb:
Es ist mehr so, dass ich mir bewusst bin, mit einem Schuss etwas zu beenden (ein Leben zu beenden) - vielleicht setzte ich mich mehr damit auseinander, "Herr über Leben und Tod zu sein" (sorry, klingt doof, ich weiss :oops: ). Im Prinzip ist es aber so, oder? Vermutlich setzte ich mich heute viel mehr damit auseinander als früher, wie ich noch Jungjäger war und heiss drauf Beute zu machen. Beispiel: Im Sommer steht vielleicht auf 60 - 70 m ein Knöpper vor mir und äst vertraut vor sich hin. Eine Entfernung, die eigentlich keine Probleme machen sollte bei guter Auflage vom Ansitz. Er ist richtig angesprochen, steht frei, ist schwach im Wildbret, meine Waffe schiesst auf ein 5 Markstück, das Licht ist auch gut - kurzum: Alles passt. So, dann gehe ich in Anschlag und sehe vielleicht bei 8 oder 9-facher Vergrößerung (bei der man jedes Detail erkent) wie er immer noch vertraut äst: So, und dann denke ich mir, diese eine Blatt was Du gerade aufäst, ist dein letztes, weil ICH jetz gleich dein Leben beenden werde mit sauberem Schuss (hoffentlich sauberem Schuss!). Es ist doch "nur" ein Knopfbock, aber ich werde ihn ins Jenseits befördern.

Aua , das konnte ich aus Deinem Eingangsbeitrag nicht herrauslesen.
Da klemmt der Knoten wohl doch etwas tiefer.
 

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