Jagd in der DDR

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charlyman schrieb:
Mauseristi schrieb:
Die Frage ist einfacher zu beantworten, wenn gefragt wird, wie viel behalten werden durfte, Es war nämlich nicht nur so, dass die Jagd, sondern auch fast alle Früchte derselben "dem Volk gehörten". In meiner Gegend gab es dabei zeitweilig unterschiedliche Handhaben. Bei Schalenwild war es zum Beispiel so bei uns, dass nur jedes 10te Stück dem Weidmann erhalten blieb, Ausnahmen wie Feiertage verzerrten dies etwas. Abwurfstangen mussten fast ausschließlich abgegeben werden, Trophäen mit einer eher undurchsichtigen Systematik auch. So manche schicke "Geweihlampe" in westlichen Jagdzimmern der vor 90er und so mancher Geweihknopf am Rock der Jäger des NSW waren "made in GDR". Im übrigen eine vielzahl der Geräte des Hausstandes, sofern Sie Marken von Neckermann, Quelle und co. waren im übrigen auch. Heute hat diese Aufgabe wohl China übernommen... Auf den Fuchs, gab es übrigens 20M Abschussprämie, das lohnte sich beim Geheck... Wmh
Über den "Selbstbehalt" wurde in der Jagdgesellschaft verhandelt und beschlossen. Für abgeliefertes Wild gab es Erlegerprämien. Beispiele: Frischling 75,-M Überläufer 50,-M Frischlinge bis 10 kg(zeitw. 15 kg) blieben immer beim Erleger und durften auch mit Schrot erlegt werden. Sommerfuchs geschossen 50,-M Winterfuchs geschossen 50,-M Winterfuchs gefangen 100,-M Trophäen blieben beim Erleger, meist auch die mit einem roten Punkt belegten. Die Erlegerprämien wurden im Januar für das Vorjahr ausgezahlt.
Die Erlegerprämie kenne ich auch so(hatte die Zahlen nur nicht mehr so parat),allerdings gab es bei uns 75,-M für den geschossenen Winterfuchs.
 
A

anonym

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Moin CZ,

für 100 Mark der DDR konntest du 2000 Brötchen kaufen, oder 2 Monate deine Miete bezahlen.

Rehfelder
 
A

anonym

Guest
Mauseristi schrieb:
@CZ versuche mal eine Einladung zur Jagd in den Osten zu bekommen, würde dir gut tun.

Wmh

Ich bin ständig beruflich drüben.

Die Leute sind wie bei uns - alle ganz unterschiedlich.

Eine Ex-DDR-Bürgermeisterin fühlt sich bis heute regelmässig militärisch besiegt und wartet auf den Tag, an dem ein Aufstand die Diktatur des Proletariates wiederherstellt. (Ich wette, sie hat eine Kaschi unter dem Bett!)

Eine andere Führungskraft mit erheblicher Verantwortung läuft beim Thema "DDR" rot an und flucht über jegliche "Ostalgie" Artikel, die seiner Meinung nach komplett verboten werden müssten. Er sagt dazu, er habe (angeblich) drei Jahre wegen "regimekritischer" Äusserungen in Haft verbracht.

Alle Anderen bewegen sich irgendwie zwischen diesen beiden Extremen.

Was nichts daran ändert, woher das Geld kommt und wer es -nicht- erwirtschaftet hat ... einschliesslich der Kosten der Wohnblocks für die einst in Ostdeutschland stationierten russischen Truppen ....
 
A

anonym

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Rehfelder schrieb:
Moin CZ,

für 100 Mark der DDR konntest du 2000 Brötchen kaufen, oder 2 Monate deine Miete bezahlen.

Rehfelder


Donnerwetter!

Mit anderen Worten: Das war richtig viel Geld!!!
 
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Rehfelder schrieb:
Moin CZ, für 100 Mark der DDR konntest du 2000 Brötchen kaufen, oder 2 Monate deine Miete bezahlen. Rehfelder
Genau! Nur mal so nebenbei und völlig wertefrei :Der DDR-Bürger hatte ,nicht zuletzt wegen des mangelnden Angebotes,langer Wartezeiten....und Schattenwirtschaft(Pfuschen gehen) nicht unbedingt ein schmales Konto.So konnte dann auch schon mal für ein 10 Jahre altes Auto mehr als der Neupreis gezahlt werden. :mrgreen:
Jetzt fahre ich aber erstmal auf den Strich,den Entenstrich natürlich.
 
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Count Zero schrieb:
*Blödfrag*

100 Mark sind ja nur eine Hausnummer.

Was konnte man sich von den Beträgen eigentlich konkret kaufen bzw. war das eher viel oder wenig?

Welche Kosten hatte man als Jäger zu zahlen?

Und wie war das mit den Saufängen (eine Methode, die ich ehrlich gesagt gut finde und nicht verstehe, warum das heute so gaaanz arg schlimm sein soll!).

100Mark waren recht viel. Ein "einfacher Facharbeiter" bekam ohne Schichtzulagen ca. 700 Mark monatlich. Eine 3 Raum-Neubauwohnung(70 qm) kostete ca. 80,- M Miete.
Wir hatten in unserer Jagdgesellschaft einen Familienclan(Vater und 2 Söhne), die jeden Winter einige tausender beim Fuchsfang machten. Die gefangenen Füchse wurden in zentralen Annahmestellen gebalgt.
Kosten entstanden, nach meiner Erinnerung, nur für die verbrauchte Munition und die eigene Jagdausrüstung.

Zum Saufang: Mitte der 80 er gab es einen Seuchenzug der Schweinepest und es wurde die Nutzung von Saufängen und Jagdkommandos angewiesen. Die Saufänge wurden zentral geliefert. Es handelte sich dabei um etwas vergrößerte Schweinetransportkisten aus Stahlrohr. Der Frischlingsfang funktionierte damit recht gut. Es ist aber eine erbärmliche Viecherei und ich möchte das nicht mehr erleben.
 
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Count Zero schrieb:
Donnerwetter!

Mit anderen Worten: Das war richtig viel Geld!!!

Das war ja eines der Hauptprobleme dieses Staates, neben der stark eingeschränkten Reisefreiheit.
Besonders in den Bergbau- und Chemieregionen wurden recht hohe Löhne gezahlt. Die Geschäfte waren aber nur mies gefüllt und so entstand eine sehr große Unzufriedenheit. Neue PKW kosteten auf dem Schwarzmarkt doppelten Neupreis.
 
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1989 im August, Lada 2103 (1500er) 12 Jahre alt (Zustand besser als neu, die Ossis wissen wie es gemeint ist). Verkaufspreis 32.000 M.

Man muss im Leben auch einmal Glück haben, nach der Wende hätte der Wagen evtl. noch 300DM gebracht, wenn überhaupt.

Zu den Abschussprämien und dem Selbstbehalt scheint es regional deutliche Unterschiede gegeben zu haben oder meine Erinnerungen sind nicht mehr die besten.

Dinge des täglichen Lebens waren in der Tat äußerst billig, das uferte z.B. darin aus, dass sich die LPG vom Backkombinat früh die Brötchen für die Schweinefütterung abgeholt hat, Tierfütter wäre teurer gewesen (Stütze)...

Man muss aber dazu sagen, dass man auch nicht einfach "mir nichts, dir nichts" 4 Kohlköpfe hätte kaufen können. Die Dame an der Kasse konnte einem schon einmal was aus dem Wagen nehmen mit dem Spruch "Ist ihre Frau schwanger, wie viele Kinder haben Sie?". Es ging um Versorgung und nicht um Konsum, auch wenn die Verkaufseinrichtung so hieß.

"Luxusartikel" wie Farbfernseher, Schrankwände, "HiFi", Fahrzeuge waren gemessen am Einkommen sündhaft teuer. Werkzeuge dagegen wieder nicht.

Wmh
 
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Nur kein Bäcker hätte dir damals mal eben 2000 Brötchen gebacken ohne das wohl blöde Fragen aufgekommen wären. :21:
Wenn ich mir so den Thread hier durchlese finde ich es einerseits klasse wie hier so mancher das menschliche raus hängt um hier mitlesenden den damalig jagenden Osten zu vermitteln und wenn ich die teilweise überzogenen Beiträge vom Forist "Count Zero" lese die grösstenteils nur auf Zahlen beruhen.
Ja das eine oder andere versetzt mich wieder in die Zeit "Jagen in der Slowakei" zurück. Hier war es damals auch nicht viel anders. Man musste eine Einladung haben um dort zu jagen oder man buchte eine Bockjagd in Böhmen oder anderswo in der CSSR.
Was ich in den fast 2 Jahrzehnten offiziellem :21: und "nicht" :15: offiziellem Jagen jedenfalls mehr als geschätzt habe,war das herzliche was von diesen Menschen die an Konsum wahrlich nicht viel hatten, entgegen gebracht wurde.
Die meisten Leute hatten alle genügend Geld.Nur das Problem war,sie konnten es nirgendwo vernünftig ausgeben. So war es damals wohl auch in der DDR? Jedenfalls in der CSSR und Rumänien war es so. :21:
 
A

anonym

Guest
Count Zero schrieb:
Donnerwetter!

Mit anderen Worten: Das war richtig viel Geld!!!
Siehst Du jetzt, wie wenig Du weißt?

waldgeist schrieb:
Im Sommer gings mit der Schwalbe zur Jagd,hinten dran ein Mopedanhänger.
Einfach unverwüstlich, diese Anhänger. Verzinktes Stahlblech, 20 Zoll Mopedreifen dran, Zuladung locker 100 kg. Ich habe zwei von den Dingern. Einen sehr gebrauchten (BJ 1979) von einem Ossi gekauft für 88 Euro, einen fast neuwertigen von einem Wessi gekauft für 24 Euro!
Die Ostler wissen halt, was die taugen. :26:

waldgeist schrieb:
die Sau ragte vorn seitlich rechts und links über die Karosse und die Klappe sand fast steil nach oben.Ich fuhr ca.3km mit geöffneter Tür und weit nach draußen gebeugt,um überhaupt noch was zu sehen,Richtung Heimat.
H e r r l i c h ! So muss das sein!
Ich sehe mich ganz in dieser Tradition! :18:

waldgeist schrieb:
In Leipzig gab`s in der Thälmannstraße einen Jagdausstatter.
Wie heißt 'n die Thälmannstraße heute?
 
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So da es ja so scheint das es vernünftiger wird noch was dazu.
Marder geschossen 25,-DDR -Mark
Marder gefangen 50,-
Katze geschossen oder gefangen 6,-
Krähen und Eichelhäher bei Abgabe der Ständer 1,50
Da würde heute mancher Fangjäger und Krähenforisti aber Kohle machen :20: ,auf alle
Fälle würde es die Munniekosten verringern.
Übrigens die Jagdausübung war kostenlos,nur verschossene Munition waren zu bezahlen.

Gruß Seppel
 
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Wurzelseppel schrieb:
So da es ja so scheint das es vernünftiger wird noch was dazu.
Marder geschossen 25,-DDR -Mark
Marder gefangen 50,-
Katze geschossen oder gefangen 6,-
Krähen und Eichelhäher bei Abgabe der Ständer 1,50
Da würde heute mancher Fangjäger und Krähenforisti aber Kohle machen :20: ,auf alle
Fälle würde es die Munniekosten verringern.
Übrigens die Jagdausübung war kostenlos,nur verschossene Munition waren zu bezahlen.

Gruß Seppel

Bei uns gab es pro Ständerpaar 4 DDR Mark.
Zu den Kosten kommen noch der Jahresbeitrag für die Jagdgesellschaft. Der war vom Einkommen abhängig.
 

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