Nach meiner sehr persönlichen Auffassung unterliegt ein weiter Teil der Kommentare hier einer massiven Fehleinschätzung.
Jagd oder auch andere Bereiche sind schon immer bis zu einem gewissen Maße heterogen gewesen und bestanden aus einer Gruppe Erfahrener, Kompetenter (die vorgenannten müssen nicht zwangsläufig die selben sein), Anfänger und weniger Kompetenter. Der Zugang zur Jagd war schon immer in Teilen leichter und in anderen Teilen (in dichter besiedelten Lebensräumen) schwieriger.
In der Vergangenheit hat nur nicht jeder ein Sprachrohr bekommen oder gefunden und konnte damit sein Mitteilungsbedürfnis befriedigen. Üblicherweise hat man nur denen gezielt ein 'Mikro' hingehalten, die ihre Qualifikation dokumentiert hatten und etwa nachvollziehbares vorweisen konnten. Da teilten sich dann beispielsweise nur Hundeausbilder einer breiten Öffentlichkeit mit, die über einen langen Zeitraum (ggf. mit unterschiedlichen Rassen) quantifizierbare Erfolge vorweisen konnten.
In Zeiten von Social Media ist nun jeder in der Lage, sein persönliches Sprachrohr zu etablieren und sich einer breiten Öffentlichkeit mitzuteilen. Wer in diesem Kontext in der Lage ist, seinen persönlichen, gefälligen Märchenwald, seine 'Märchen' Hundeausbildung, seine 'Märchen' Pferdehaltung, seine 'Märchen' Jagd zu kreieren und in Bilder/ Videos/ Botschaften zu packen, findet Follower und Fans. Für vorgenanntes bedarf es nicht in jedem Fall einer wirklichen Kompetenz, nur ausschließlich eines gefälligen spezifischen Weltbildes (des jeweiligen Themas) und ein paar steiler Thesen.
Wenn die Retriever-Mami (mit ihrem ersten 'Jagd'hund am Strick) heute ein paar allgemein als wünschenswert betrachtete Bilder ihres Waldis zeigen kann und dazu vielleicht noch ein eingängiges Narrativ verbreitet, darf sie Kompetenz für sich reklamieren und anderen Menschen mit abschließender Wahrheit erklären, wie es geht, was richtig und was falsch ist und wie gute Hundearbeit auszusehen hat.
Daraus resultierend bilden dann (teilweise) eben nicht mehr die Fakten und nicht mehr die differenzierte Betrachtung die 'Wahrheiten', sondern das gefällige und allgemeinverträgliche Bild der 'Waldpädagogen mit Jagdschein' ggf. die Mehrheiten und damit die vermeintlichen Wahrheiten und häufig auch Grundlage für politische Entscheidungen.
Wenn nun Menschen (aus den urbanen Lebensräumen?) den Jagdschein machen, die relativ wenig Gelegenheit (mangels Zugang oder auch Zeit) haben, die Jagd auszuüben, Erfahrungen zu sammeln und damit Thesen zu falsifizieren, konzentrieren sie sich eben teilweise - manchmal als eine Art von Ersatzhandlung - darauf, steile Thesen und wünschenswerte Bilder und Auffassungen in den sozialen Medien zu verbreiten. Bisher ist ein Teil von denen beim jagdlichen Schießen gestrandet, jetzt stranden sie halt bei Instagram
Mit dem Blick auf vorgenanntes, hadere ich auch mit der Grundeinstellung des Betreibers dieses Forums, politische Diskussionen nicht zu wollen. Ich halte es für einen Realitätsverlust anzunehmen, wir könnten und sollten uns in unseren Äußerungen unpolitisch verhalten und uns damit auch noch ein Sprachrohr nehmen. Ja, ganz sicher sehr schwierig, den politischen Balanceakt hier immer zu bestehen, nach meiner Auffassung aber für die einen (u.a. den Verlag) wirtschaftlich existenziell und für die Jäger bedeutend, um ihrer Passion auch zukünftig weiter nachgehen zu können.
Vorgenanntes unterscheidet sich nach meiner Einschätzung nur sehr bedingt, ob es sich da gerade um Männlein oder Weiblein handelt. Möglicherweise sind Frauen allgemein etwas harmoniebedürftiger und suchen eher nach der kommunizierbaren heilen 'Märchenwelt', die sich gerade in schönen Bildern darstellen lässt.
grosso