Heute vor 35 Jahren mußte ich meinen Wehrdienst leisten

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Für alle die es interessiert wie das damals so war und für alle die ihre eigenen Erinnerungen auffrischen möchten

Ich war nie begeistert das ich zum Bund musste und hab erst viel später eine andere Sichtweise auf den Wehrdienst erlangt. Ganz besoners heute.

Als 20 jähriger hatte ich andere Sachen im Kopf aber man kam als Kfz Mechaniker auch nicht weiter wenn man nicht gedient hatte.

So zog ich am 3.4.1989 in den Butzweilerhof zu Köln beim Transport BTL 801 (gibts nicht mehr) ein.
Als erstes wurden wir in die blauen Trigema Trainingsanzüge gesteckt und mußten die Kleiderkammer durchlaufen.

Beim Antreten am nächsten Morgen ging dann das rumgebrülle los. Damals für mich unverständlich. Bei vielen Sachen habe ich aber erkannt das es bewährte Techniken waren.
Z.B Antritsordnung: Wer ist 210? wer 190 wer 189 danach stellten wir uns auf.

Und dann wurde nur noch Marschiert. Vom Komaniegeäude zur Kantine: Alle Antreten und im Marsch.
Vor der Kantine angekommen (es waren nur 200m) wieder aufstellen und rottenweise eintreten. Nach dem Essen wieder Antreten und die 200m zurücK. So ging das immer weiter und wir fühlten uns schon ein wenig schikaniert. Es war aber auch Lustig wenn der Uffz mal wieder losgebrüllt hatte und man konnte in seinen Hals reinschauen bis zum A... was er auch war. (Nicht alle).

Es begann eine 6 wöchige Ausbildung an allen Waffen die das BTL halle:
G3, P1, MG1, Uzi,Leuchtpistole schwere Panzerfaust Karl Gustav. Die Panzerfaust schossen wir aber nicht scharf. Handgranaten dann später aber schon. Das war brutal.

Schießen war im Stommeler Busch bei Köln (ich glaube die Schießbahn gibt es auch nicht mehr).
Die Infantristische Ausbildung hatten wir zwischen der BAB1 und der Militärringstraße gemacht.
Hier liefen viele Zivilisten mit Hunden zum Gassi gehen rum. Einmal hatte ein Böser Uffz sich Deckung suchend hingeworfen und landete in einem Hundehaufen. Das war ein Spaß.
Einmal hatte ich ein Geschäft erledigt und eine Joggerin sprang über mich drüber. Wir hatten uns beide sehr erschrocken. In die Hose habe ich natürlich nicht gemacht die war ja schon unten.
Wir wurden mit ABC Alarm Übungen wach gehalten. Immer wenn der Ausbilder unzufrieden war hieß es Maske auf (auf Zeit). Die Dichtigkeitsprüfung der Maske wurde mit CS Gas gemacht. Wir mußten durch Röhren kriechen und eine Sirene ertönte um zu prüfen ob wir uns unter Stress die Maske runter reißen.

Desweiteren wurden wir im Wachdienst ausgebildet da wir keine zivile Wache hatten.
Dann weitere 6 Wochen Fahrausbildung LKW (BCE). Wir fuhren den Magirus 168M11 mit Anhänger.
Rückwärtsfahren bis zum geht nicht mehr mit Anhänger und in der Kölner City.

Nach den 12 Wochen Grundi waren wir dann LKW Kraftfahrer BCE und fuhren unsern MAN 22/240 dreiachser (Tonner).
Und zwar nicht zum Spass, wir transportierten Stückgüter aus Depots zu Kasernen in ganz Deutschland.

Einmal sind wir (wir waren immer zu zweit auf dem Tonner) in den Hamburger Freihafen gefahren.
Dort trafen wir auf eine Zerstörerbesatzung die grade Landgang hatten. Zuvor waren wir noch auf der Reperbahn (nicht in grün). Es war ein feucht fröhlicher Abend mit fast Schlägerei und es sah ein wenig so aus wie bei dem Film das Boot als sie in Livorno an Land waren.

Zum Ende der Dienstzeit wurde eine Kompanie ausgezeunt und es kamen DDR Bürger die über Ungarn geflüchtet sind da rein. Ich mußte sie Mit P1 bewaffnet zum Essen führen.
Es hätten ja Spione unter Ihnen sein können die unsere LKW und Tanklastzüge ausspionieren wollen. Die hätte ich dann vermutlich neutralisieren sollen.

Es folgten Übungen in Bergen/Munster, Sennelager und Schwarzenborn. Fand ich immer übel da wir in Zelten hausten.

Als das ganze dann zu Ende war (15 Monate) und ich wieder ins Berufsleben zurück kehrte dauerte es kein Jahr und ich bekam die Einberufung zur Reserveübung. Das ganze Einkleiden ging von vorne los.

Wir sollten mit unseren Tonnern eine Panzerdivison versorgen die von Rotland angegriffen wurden
Der Feind steht schon am Niederrhein wurde uns gesagt. Wir luden Darstellungsmuniton aus dem Depot Königswinter auf und fuhren sie an die Front (zu Blauland nach Xanten).

Nach der einwöchigen Übung fragten wir wo und wann wir ausgekleidet werden.
Man sagte uns: Garnicht, ihr seid jetzt MOB Reservisten. Und so habe ich meinen Seesack heute noch im Keller.
Es kam aber irgendwann ein Schreiben dass das Alarmwort LILA PFERD aufgehoben ist.

Es ist schon interessant wie die BW uns eingeteilt hat. Einer war dabei der war ein wenig sagen wir mal weiblich.
Der kam in das Offz Kasino. Einer war Kaufmann, der kam in die Waffenkammer. Wie unser Verteidigungsminister. Der hat zwar als einer der wenigen gedient, war aber auch Ordonanz im Kasino.

Alles in allem muss ich sagen war es eine Schöne Zeit und ich hätte mir gewünscht die Wehrpflicht wäre nie abgeschafft worden. Gott sei Dank mussten wir in keinen Krieg ziehen. Das war die BW die unser Land hätte schützen sollen. Alleine hätten wir das vermutlich nicht geschafft wenn es denn so gekommen wäre.

Ob deutsche jemals auf deutsche geschossen hätten? Ja, das glaub ich schon. Aber nicht aus Hass sondern einfach deswegen weil dumme Politiker den Befehl gegeben hätten und wenn die ersten Kugeln fliegen...
 

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Vielen Dank für den Bericht.
Einiges vergleichbares hatte ich 1973 bei den Feldjägern in D'Dorf erlebt.
Höhepunkt des Ganzen war der Ordnungsdienst im Rheinstadion während der WM 1974
 
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1992 Grundausbildung auf der Artillerieschule in Idar-Oberstein und anschließend bei der 1./51 auf dem Klotzberg.

Gab einiges schönes aber auch einiges an Dummfick. Das Schlechte verdrängt man über die Jahre und erinnert sich hauptsächlich an die guten Dinge. Zumindest geht es mir so...
 
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Vielen Dank für den Bericht.
Einiges vergleichbares hatte ich 1973 bei den Feldjägern in D'Dorf erlebt.
Höhepunkt des Ganzen war der Ordnungsdienst im Rheinstadion während der WM 1974
Da bin ich 1990 in Heide eingerückt 😉
 
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..war in Pinneberg zur Grundausbildung, gab ein paar nette Episoden, meine Stube war meist irgendwie immer die letzten, nur bei den internen Wettkämpfen immer Sieger, also lies man uns in Ruhe.
Meinen Truppenausweis hab ich auf der Reeperbahn verbummelt, es folgte ein hochnotpeinliches Verhör vom MAD, tauchte Gottseidank wieder auf, wurde an der Davidswache abgegeben. 😅
Von den erste Tagen der Formalausbildung, wegen 192 cm Körpergröße meist vorne dran, hallt heute noch ein Satz nach, dass gebrüllte -
Flieger Edeltreiber sie Gummipuppe, sie verschleppen den Schritt! 😂😂😂
 
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Am 02.04.1984 musste ich mich im RakArtBat 1/72 in Wuppertal melden und durchlief dort meine Grundausbildung. Alles zu schildern, sprengt ganz sicher diesen Rahmen. Ich war dann als Z2 bis zum Frühjahr 1986 dort stationiert. Spaß hat es mir nicht bereitet, aber ich habe immerhin den BCE machen können. Ich war nach der Grundi als Leiter der Schlosserei in der Inst tätig. ATN als KFZ- und Panzerschlosser, sowie als Fernmelder. Mein Abgang war spektakulär und kostete dem unbeliebten Kommandeur Oberstleutnant (ein arroganter Sack) seinen Posten (versetzt ins tiefste Bayern, wie ich später hörte). Verarschen ließ ich mich schon damals nicht so gerne.

Waffenausbildung am G3, MG, Panzerfaust, P1. Geschossen habe ich nur das G3 und das ganz besonders schlecht, weil ich, als vom Vater (Berufssoldat der Wehrmacht) ausgebildeter Schütze, nicht in der Lage war, meine blöde Knarre mit ihrem ins Waffenbuch eingetragenen Haltepunkt zu schießen. Der Haltepunkt war auf 2 Uhr. Ich schoss und schieße noch immer intuitiv (das Ziel fokussierend), und kam nicht drauf klar. Auch ein G3 hätte man einschießen können, schon damals.

Wir waren eine reine Verteidigungsarmee, streng darauf geschult, uns gegen das Brudervolk zu verteidigen. Unsere Pappkameraden trugen den NVA Helm. Hätten wir es getan? Ich denke schon, damals jedenfalls und bitte deshalb hiermit alle ostdeutschen Foristen ganz aufrichtig um Verzeihung. Wenn ich sehe, wie unsere hoffnungslos verarmte Bundeswehr heute da steht, wird mir echt Angst und bange. Wenn das mal gut geht......

Meine Colmar Kaserne ist jetzt ein Wohngebiet. Nichts erinnert mehr an sie. Mir ist nicht bekannt, was aus den benachbarten Kasernen Diedenhofen-, Sagan- und Generaloberst Höppner wurde. Steht da überhaupt noch was von? Mir wird ganz flau beim Gedanken daran, wie schutzlos wir derzeit da stehen. Denk ich an Deutschland in der Nacht, .......
 
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Ich bin Jahrgang 80 und war somit 1998 "dran", noch vor dem Abiball im Juli eingezogen und dann am ersten Samstag früher weggedurft.

Ich hatte die AGA in Demen (MV), eine alte NVA-Kaserne als Instandsetzer. Nach der AGA wurde ich Stabsdienstsoldat im S3-Bereich des dortigen Logistikregiments und ging dann neun Monate später (letzter Monat Urlaub und Dienste abbummeln) ab. Ich bin dem Dienstherrn treu geblieben, trage nun zivil und arbeite auf dem Heiligen Berg oberhalb Bonns.

Als Reservist war ich kurz beordert und wurde so insgesamt zweimal im Leben Jäger :)

Ich kann sehr gut nachvollziehen, wenn noch ältere Veteranen ein Problem mit der aktuellen Bundeswehr haben, denn schon allein die letzten 25 Jahre haben sehr viel Veränderung gebracht. Alle Dienststellen, an denen ich gearbeitet habe, gibt es so nicht mehr, entweder aufgelöst oder umbenannt/umstrukturiert.
 
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01.07.1962 Hamburg Neugraben bei den Panzergrenadieren (mot). Damals noch 18 Monate. Hätte ich gut drauf verzichten können.
 
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Meine Grundausbildung startete 1984 in Achim unter der Waffenfarbe Panzergrenadier. Positiver Mitnahmeeffekt der Führerschein der Klassen BCE.

War dann ab Januar 1985 in Münster bei der Stab. StabsKmp. I. Korps (Waffenfarbe/ -gattung Jäger!) und hatte 12 Monate ein unglaublich stressbefreites Leben. Eine Waffe habe ich während der 12 Monate nur bei der Heeresübung wieder in der Hand gehabt.

In 1985 fand die größte Heeresübung nach Ende WK II statt, Trutzige Sachsen, bei der wir als Übungsschadenszentrale eingesetzt waren. Der Job bestand daraus, in 12 Stunden Schichten im Hubschrauber (BELL UH1D) mitzufliegen und Übungsschäden zu besichtigen.

Rückblickend bleiben halt die positiven Aspekte in Erinnerung und entsprechend blicke ich häufiger mit einem ausgeprägten Schmunzeln auf die Zeit als W15er zurück.

Ich war sehr kurz Mob Reserve (Lila Pferd 😁 ), wurde dann aber recht zeitnah ausgekleidet.


grosso
 
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Mist, ich werde alt. Am 04. Juli werden es auch schon wieder 30 Jahre dass ich im PiBrBzl 330 in Speyer angefangen habe...
 
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Der Job bestand daraus, in 12 Stunden Schichten im Hubschrauber (BELL UH1D) mitzufliegen und Übungsschäden zu besichtigen.
Also die Ordonanz vom Manöverschadenoffizier.
Muss ziemlich oft vorgekommen sein das ein Fahrer vom Leo oder MTW den Vorwärts- mit dem Rückwärtsgang verwechselt. Danach war dann meistens der Eckpfeiler der Scheune weg und das Ding hing auf Halbmast.

WH
Frank
 
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