Hämatome und ihre Entstehung ... um sachdienliche Erklärung wird gebeten !

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Jeder von uns kennt Hämatome am Ein- und Ausschuss. Mal sind es mehr, mal weniger, mal fast garnichts und ein anderes Mal ist wieder alles komplett sulzig ... !

Ich bin kein Mediziner, geh aber schon gut über 30 Jahre auf die Jagd, erlege jedes Jahr zwischen 60-80 Stück Schalenwild, schiesse dafür div. unterschiedliche Kaliber mit unterschiedlichen Geschossen von 5,6x50R bis 9,5x66 SE v. H. und kann mir diese exorbitanten Unterschiede oftmals einfach nicht erklären.

Landläufig heisst es ja ein schnelles und weiches Geschoss begünstigt die Hämatombildung, ein hartes langsames Geschoss verhindert sie. Gehen wir mal davon aus, dass die meisten Kaliber und Geschosse irgendwo dazwischen liegen, dann müssten ja pro Wildart betrachtet auch die Hämatome in den meisten Fällen +/- identisch sein, sind sie aber definitiv nicht und manchmal erlebt man Überraschungen, die eigentlich völlig unlogisch sind.

Letzte Woche hab ich mal wieder meine 7x66 SE v. H. mit raus genommen, weil an der Stelle eigentlich nicht unter 200m mit Wild (Reh) zu rechnen war, eher 250m oder sogar noch ein paar Meter weiter, aber selbst auf diese Entfernungen hatte ich damit schon ziemlich üble Hämatome (verbleites RWS EVO mit 10,3g).
Dann aber kamen ein schwacher Jährling und ein noch schwächeres Schmalreh auf 60-70m, ich konnte beide sehr schnell und sauber erlegen und hatte schon die allerschlimmsten Befürchtungen. Einschusseiten ( knapp hinter dem Blatt ) praktisch garnichts und Ausschussseiten auch fast nur rein mechanische Zerstörung, aber keine nennenswerten Einblutungen, quasi 6,5x55-Niveau.

Wie kann das alles sein ? Gibt´s hier vielleicht einen (Tier-)Mediziner, der uns das allen mal wirklich vernünftig und grundlegend erklären kann ?!?
 
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Auch wenn die äußeren Kriterien (Vz, Ez und Geschossverhalten) gleich sind, gibt es noch einige Kriterien beim beschossenen Wild, die wohl nie völlig gleich sein werden:

Auch bei scheinbar gleicher Trefferlage können die Gefäßverletzungen die zum Blutaustritt führen an Zahl und Größe durchaus verschieden sein: Von einer Sickerblutung aus kleinsten Kapillaren bis zur Massenblutung bei Verletzung größerer Gefäße. Aber auch diese können sich mal z.B. durch Intimaeinrollung spontan verschließen. Die weitere Verteilung der Blutung hängt von der „Dichte“ des Gewebes ab: Vom rel. festen Gewebe in einem Muskelkompartment bis zum lockeren Bindegewebe bzw. Faszien zwischen den Muskeln.

Der den Blutaustritt fördernde Blutdruck kann um den Zeitpunkt des Schusses herum verschieden sein: Von erhöht durch Stress (Drückjagd) über entspannt bis zum sog. „Schock“ durch Vagusreiz durch den Schuss.

Die Dauer und Kraft der die Blutung fördernde Herztätigkeit kann von sofortigem Ausfall beim Herztreffer bis zum Versagen durch Sauerstoffmangel erst nach einiger Zeit führen.

Die Verteilung der Blutung zwischen des Faszien hängt von der Dauer der Muskelbewegungen ab: Vom sofortigem Zusammenbrechen über Schlegeln bis zu einer Flucht.

Vielleicht fällt mir noch mehr ein…..
 
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Nachtrag: Das Zusammenbrechen des Stücks hat allerdings weniger mit der Durchblutung zu tun, da gibt es noch Reserven:
Bei einem auf 25 m querenden Frischling in voller Fahrt wurde das Herz in der Wurzel abgeschossen (es lag dann frei im Brustraum) . Obwohl damit auch die Hirndurchblutung sofort gestoppt war, reichte der Restsauerstoff im Hirn noch einige Sekunden, in denen der Frischling noch fast 50 m weiter lief, bis er - inzwischen wohl schon nichts mehr sehend - gegen einen Baum prallte.
 
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Langzeitdokumentationen zeigten, das bei jeder Laborierung und jedem Kaliber ca. 50% Hämatome auftreten.
Die Bewertung durch oberflächliche optische Beurteilung fällt im Einzelfall
aber kritisch aus und führt zu Prognosen der erwartbaren Geschoßwirkung, die sich
aber nicht bestätigen.
 
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Nachtrag: Das Zusammenbrechen des Stücks hat allerdings weniger mit der Durchblutung zu tun, da gibt es noch Reserven:
Bei einem auf 25 m querenden Frischling in voller Fahrt wurde das Herz in der Wurzel abgeschossen (es lag dann frei im Brustraum) . Obwohl damit auch die Hirndurchblutung sofort gestoppt war, reichte der Restsauerstoff im Hirn noch einige Sekunden, in denen der Frischling noch fast 50 m weiter lief, bis er - inzwischen wohl schon nichts mehr sehend - gegen einen Baum prallte.
Ich hatte mal den Eintritt der Symptome bei Herzstillstand gelernt, bring sie spontan nicht mehr ganz zusammen.
Aber pulslos 0 Sekunden
Bewusstlosigkeit ca 7 Sekunden nach Eintritt des Herz-Kreislauf-Stillstand.
Hatte ich selbst schon bei einem Patienten gesehen, im EKG ein Kammerflimmern aber noch ansprechbar und orientiert.
In 7 Sekunden Flucht ist noch einiges an Strecke zu machen.
 
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Auch wenn die äußeren Kriterien (Vz, Ez und Geschossverhalten) gleich sind, gibt es noch einige Kriterien beim beschossenen Wild, die wohl nie völlig gleich sein werden:

Auch bei scheinbar gleicher Trefferlage können die Gefäßverletzungen die zum Blutaustritt führen an Zahl und Größe durchaus verschieden sein: Von einer Sickerblutung aus kleinsten Kapillaren bis zur Massenblutung bei Verletzung größerer Gefäße. Aber auch diese können sich mal z.B. durch Intimaeinrollung spontan verschließen. Die weitere Verteilung der Blutung hängt von der „Dichte“ des Gewebes ab: Vom rel. festen Gewebe in einem Muskelkompartment bis zum lockeren Bindegewebe bzw. Faszien zwischen den Muskeln.

Der den Blutaustritt fördernde Blutdruck kann um den Zeitpunkt des Schusses herum verschieden sein: Von erhöht durch Stress (Drückjagd) über entspannt bis zum sog. „Schock“ durch Vagusreiz durch den Schuss.

Die Dauer und Kraft der die Blutung fördernde Herztätigkeit kann von sofortigem Ausfall beim Herztreffer bis zum Versagen durch Sauerstoffmangel erst nach einiger Zeit führen.

Die Verteilung der Blutung zwischen des Faszien hängt von der Dauer der Muskelbewegungen ab: Vom sofortigem Zusammenbrechen über Schlegeln bis zu einer Flucht.

Vielleicht fällt mir noch mehr ein…..
👍🏻👍🏻Premium Post👍🏻👍🏻
 
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Was passiert beim Schächten hinsichtlich Hämatombildung?
 
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Denke dadurch, dass die Komponente kinet. Energie nahezu komplett wegfällt, sowie der „Gefässdruck“ deutlich besser entweichen kann, kommt es zu keinerlei Hämatomen. Hämatome entstehen meist, wenn Energie auf nicht entweichen könnende Flüssigkeiten trifft.

Ich habe schon einige Stücke abgezogen, welche mit der kalten Waffe abgefangen wurden. Dort verhält es sich identisch. Bei nicht allzu scharfer Klinge kommt es zu minimalen Einblutungen um die Einstichstelle. Als Hämatom würde ich das aber nicht sehen.

Bin allerdings kein Mediziner, sondern lediglich „primitiver“ Anwender, der von persönlichen Beobachtungen „lebt“.
 
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Wenn der Schnitt

beide Arterien annähernd gleichzeitig durchtrennt hat: nichts. Keine Hämatome. Das Ausbluten mit noch schlagendem Herz geht zu schnell, v.a., wenn das Tier an den Hinterläufen angehoben wird.

Mbogo
Beim Schächten wird das Tier nicht betäubt. Ich dachte, das hätte ggf. eine andere Auswirkung als beim herkömmlichen Sclachten.
 
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Warum sollte
Beim Schächten wird das Tier nicht betäubt. Ich dachte, das hätte ggf. eine andere Auswirkung als beim herkömmlichen Schlachten.
Warum sollte das?
Bei der Schechita wird eine extrem scharfe Klinge mit nur einem Schnitt verwendet. Das Blut kann nicht woanders hin als ins Freie.
Da können keine Hämatome entstehen
 
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Bzgl. Anfangsfrage, warum kein/ kaum Hämatom trotz 7x66 Kaliber? Auch da gilt meiner Meinung nach wo die meiste Energie abgeben wird. Und das ist bei einem schwachen Stück der Kugelfang und nicht das Wild.
 
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Bzgl. Anfangsfrage, warum kein/ kaum Hämatom trotz 7x66 Kaliber? Auch da gilt meiner Meinung nach wo die meiste Energie abgeben wird. Und das ist bei einem schwachen Stück der Kugelfang und nicht das Wild.
.. und da hängt die Energieübertragung primär am Geschoss und weniger am Kaliber.
Auch wenn das viele nicht gerne hören in ihren Kaliberdiskussionen bezüglich deren jagdlicher Relevanz.

Für die Wildpretentwertung ist primär die im Körper übertragene Energie relevant, weniger die Zielenergie.
 
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Irgendwo hab ich mal gelesen das auch der Atmungszustand ein Teil des Problems sein soll .
Also hat das Stück Wild beim Treffererhalt grade eingeatmet oder ausgeatmet .
 

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