Großwildbüchse auf heimischen Drückjagden?

A

anonym

Guest
Hallo Waidgesellen/innen.

Habe nun, da sich zu meinem Gunsten die Drückjagdeinladungen ins Haus flattern, sowohl in der Forst als auch Privat, mir einen etwas anderen Drückjagdrepetierer zugelegt.
Ganznebenbai meine Merkel BBF in 8x57 IRS halte ich für suboptimal und der Schrotlauf stellt auch mit verschiedenen Brenneke- Sorten nicht ganz zufrieden (orig. Brenneke, Remington, Hubertus Treffer) auf 35-40 m.

Ich konnte aus dem Nachlas eines Auslandsjägers eine Repetierbüchse „Brünner Magnum“ im Großwildkaliber .416 Rigby mit EAW - Schwenkmontage für kleines Geld (€ 600,--) ergattern können. Dazu sitzt oben drauf noch ein Schmidt & Bender 1,25-4x20 mit Absehen 4, leider ohne Leuchtabsehen. Als Munition waren leider nur 34 Stück Federal Vollmantel dabei.

Was haltet ihr von einer solchen Waffe auf heimische Drückjagden für Schwarzkittel, Reh, Fuchs und gelegentlich Rot/ Damwild? (in dieser Reihenfolge)
Bin leider kein Widerlader und somit auf fabrikfrische Munition angewiesen. Fürs Widerladen hätte ich aus beruflichen Gründen auch nicht die Zeit.
Ein Tipp zur Munitionswahl?

Ist es doch nicht ein wenig übertrieben diese dicke Pille zu schießen?

Werde ich da vielleicht ein wenig schief angeguckt oder sogar nicht mehr eingeladen?

Allen eine schöne Drückjagdsaison

Traubeneiche
 
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Hallo Traubeneiche,

grundsätzlich solltest Du das zu verwendende Kaliber an der Stärke des zu bejagenden Wildes orientieren. Kaliber ab 9,3 x 64 bzw. .375 sind für starkes Wild konzipiert. Wenn bei Euren Drückjagden also nur Wild ab 100 kg aufwärts vorkommt bist Du mit der .416 richtig bewaffnet. Ansonsten lass es besser sein.

Verwendest Du ein hartes Geschoss (TXP, Trophy Bondet) wirst Du bei leichterem Wild - wenn kein Knochen getroffen ist - kaum Wirkung haben, weil von den ca. 6.800 Joule, die auf 30 - 50 m ankommen etwa 6.400 zum Ausschuss wieder rausfliegen (Vollmanteleffekt). Bei Knochentreffern (Blatt), dürftest Du zwar eine gute Wirkung erzielen, dafür wird sich der Jagdherr aber nicht grade freuen wenn er das Stück auch noch verwerten will.

Mit weichen Geschossen (TMR) wirst Du zwar eine gute Augenblickswirkung haben, allerdings wird sich das Stück kaum noch verkaufen lassen. Überleg mal, wie der Ausschuss bei einem Reh mit Blattschuss schon bei mittleren Kalibern aussieht. Da kommen ca. 10 - 12 g Blei an, bei der .416 sind's rd. 26.

Ich habe im letzten Winter einen Fuchs mit der 9,3 x 64 geschossen (15 g Vulkan). Der Einschuss lag vor dem Blatt. Das Geschoss hatte auf der Ausschussseite den gesamten Lauf aus dem Stück rausgerissen und vom Blattknochen war nichts mehr vorhanden. Der rest vom Lauf lag 10 cm neben dem Stück.

Daneben solltest Du nicht vergessen, dass Du mit einer .416 ganz leicht zu mucken beginnst und die Schüsse schlecht sitzen oder ganz vorbei gehen. Üb lieber mit Deiner 8 x 57 ein wenig und triff sauber, als auf die gigantische Wirkung eines Elefantenkalibers zu hoffen. Es ist immer noch entscheidender wo Du triffst, als mit was. Auch ein 30 kg Schwein mit Waidwundschuss liegt mit der .416 nicht.

Ganz nebenbei kostet eine Packung Federal Premium mit TMR rd. 200 Euro. Eine Packung 8 x 57 IRS mit TMR gibts schon für unter 20 Euro - und S & B ist schon lang nicht mehr schlecht & billig. Du kannst also sehr viel üben und hast auch noch Geld gespart.

Wenn Du mit dem Kaliber bei mir das Wild zermanschen würdest, bräuchtest Du im nächten Jahr nicht mehr anzutreten. Die .416 ist für Afrika konstruiert und dort gehört sich auch hin.

Waidmannsheil Andreas
 
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Vorsicht beim Üben - bei uns hat neulich einer mit so einer Großwildbüchse auf dem Stand die Seile zerschossen...
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steve

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Mmh...ich stelle mir grad die Stände vor auf denen man bei uns mit so einem Ding zurückgelassen würde...seeehr seeehr einsam!
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Nee, ma ganz im Ernst, wenn der Jagdherr nicht gerade selbst so ein Ding führt machst du dich schnell unbliebt damit und ob die Wirkung auf unser heimisches Wild dich zufriedenstellt ist meines Erachtens fraglich.
 
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Man sollte nicht glauben, die in der .416 fabriksmässig verladenen TMR seien weich, nur weil ihre Vettern von RWS in 8mm das sind
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Wenn Du kein Widerlader bist, dann lass es bleiben, auch wenn Du einer wärst ist die .416 wohl nicht die Optimallösung.

Zwar gilt auf Drückjagden wie bei der Pirsch auf die Big Five der Grundsatz use enough gun, aber man muss ja nicht gleich für Fuchs und Elefant die gleiche Waffe verwenden - ausser man hat eine 9,3 natürlich.

J.....!!!

Dompfaff
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von GreyArwen:
Vorsicht beim Üben - bei uns hat neulich einer mit so einer Großwildbüchse auf dem Stand die Seile zerschossen...
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<HR></BLOCKQUOTE>

Das geht auch mit Standardkalibern. Habe ich oft genung beobachten und reparieren dürfen. Der Fehler liegt oft bei einer zu schwachen Spannung des Zugseils, so dass dieses vor der Scheibe hängt.

Moorerpel
 
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Hallo Traubeneiche,

ich habe auch eine .416 Rigby mit Federal Trophy Bonded TM u. VM, die ich bis jetzt aber nur in Afrika eingesetzt habe.

Grundsätzlich muss ich mich meinen Vorrednern anschliessen, das Kaliber ist für die Drückjagd nicht optimal - Gründe:
- Die Federal Solids solltest Du auf keinen Fall verwenden (die pfeifen durch das Wild wie nichts - zur Veranschaulichung: ich habe mit dem Trophy Bonded Solids einen Büffel schräg spitz von vorne auf den Stich geschossen - das Geschoss ging durch den ganzen Körper und kurz vor der Hüfte auf der anderen Seite wieder raus - soviel zum Thema Energie (!)
- Die Teilmantelgeschosse sind etwas besser geeignet, aber auf für das Ansprechen auf Grosswild konstruiert - zur Veranschaulichung: 1 Büffel auf das Schulterblatt - das TM steckte auf der gegenüberliegenden Seite wieder im Schulterblatt schön aufgepilzt, aber mit quasi 100% des Geschossgewichtes. Ich habe damit aber auch schon schwächeres Wild in Afrika wie einen Keiler (ca. 100kg), einen Puku (ca. 70-80kg) u. einen Wasserbock (ca. 250kg) geschossen - der Keiler u. der Wasserbock lagen am Anschuss, der Puku ging trotz Blattschuss noch ca. 100m (Einschussloch = Ausschussloch, was ich so von aussen sehen konnte...) - bei noch schwächerem Wild werden die Fluchtstrecken wahrscheinlich noch länger...
- Eine Möglichkeit wäre, ein leichteres / weicheres TM mit einer reduzierten Ladung zu laborieren (Werner Reb hat dazu einen ausgezeichneten Artikel geschrieben
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) - allerdings ist das gerade bei der .416 Rigby schwierig, da die Patrone mit dem großen Pulverraum heute eigentlich auch nur relativ schwach geladen wird, so dass reduzierte Ladungen wohl nur sehr schwer herzustellen sind...
- Die Munitionskosten für das Üben sind ebenfalls signifikant - sammele auf jeden Fall Deine Hülsen, dann kannst Du sie Dir später wiederladen (lassen)
- Das mit dem Mucken finde ich nicht so signifikant - meine (Ruger) .416 schiesst sehr angenehm u. man sollte halt vor allem angestrichen bzw. vom Dreibein schiessen...
- Das Argument mit der höheren Umfeld-Gefährdung durch die höhere Energie der .416 finde ich nicht relevant - entweder man hat einen guten Kugelfang oder man hat ihn nicht u. Bäume stellen nun mal keinen dar (das wäre einer der Vorteile - wenn eine Sau sich hinter einem Baum versteckt, dann kann man durch den Baum die Sau trotzdem schiessen
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)
- Fazit: Ich rate Dir, erst mal TMs zu besorgen (z.B. die Norma A-Frames) u. damit zu üben u. die Waffe erst mal auf dem Ansitz mitzunehmen u. damit dann eine Sau zu schiessen - dann bist Du persönlich schon viel schlauer!

Hoffe, Dir geholfen zu haben - wenn noch Fragen sind - jederzeit!

WH

Erik

PS: Glückwunsch zum Kaliber u. zur Waffe - die .416 ist das Kaliber, was die PHs, mit den ich geredet habe, am meisten auf Büffel beeindruckt hat... Und die Brünner ist auch eine klasse Waffe!
 
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Grundsätzlich gilt das von ErikT gesagte, die .416 ist als Drückjagwaffe suboptimal. Die Munition ist zu teuer. Auch wiedergeladen liegst Du immer noch um 5 € / Patrone.

Führe meine Ruger MK II in dem Kaliber hier aber auf alles Wild; TMR ist die ideale Wahl. Die von Hornady sind weich, überreden aber bei Schüssen aufs Blatt immer noch die allermeisten Hornträger, ein kurzes Verdauungsschläfchen einzulegen
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Die Woodleigh TMR sind härter und stecken bei bison africanus wie von Erik Beschrieben, also klasse.

Wenn Du mit einem der beiden Geschosse spitz von vorn schiesst (auf den Stich also), musst Du damit rechnen, das der Bock oder Keiler ausgeweidet vor die liegt...

Schiesst Du querstehendes Wild von Rehgrösse, gehen sie immer noch was, ab 50/60 kg liegt alles, was sauber getroffen wurde, im Knall (bei Verwendung der o.a. Geschosse).

Von Gulasch habe ich noch nie etwas gehabt bei dem Kaliber, die entsprechenden Aussagen sind schlicht Unsinn. Das schwere Geschoss, das -als Grosswildgeschoss konzipiert- vergleichsweise hart ist, macht keinen Wildbretverlust, auch nicht bei Knochentreffern.

Wie es bei Lionload aussieht weiss ich nicht, habe das erst einmal aus Munitionsnot von meinem 'Standnachbarn' bekommen, macht bei 250-kg-Antilopen keinen Ausschuss und innen drin viel Wurstfüllung, aber eigentlich wenig Wildbretverlust. Stoppwirkung auf Wasserbock und Bubal hervorragend, auf Büffel zu weich.

Gruss,

Mbogo

PS: wenn Du es machst und sie lästern, dann lass sie
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, sie haben schlicht keine Ahnung, was ja bei uns heisst, dass man erst mal meckern muss.

Und: das Kaliber ist kein Ersatz für schlechte Schüsse...
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Mbogo:
(...)
PS: wenn Du es machst und sie lästern, dann lass sie
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, sie haben schlicht keine Ahnung, was ja bei uns heisst, dass man erst mal meckern muss.

Und: das Kaliber ist kein Ersatz für schlechte Schüsse...
<HR></BLOCKQUOTE>

Und es macht mächtig was her, wenn Du die Zuckerrüben in die Wumme steckst.
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Gelöschtes Mitglied 9162

Guest
Original erstellt von A_Krämer:
[QB]Hallo Traubeneiche,

.

Ich habe im letzten Winter einen Fuchs mit der 9,3 x 64 geschossen (15 g Vulkan). Der Einschuss lag vor dem Blatt. Das Geschoss hatte auf der Ausschussseite den gesamten Lauf aus dem Stück rausgerissen und vom Blattknochen war nichts mehr vorhanden. Der rest vom Lauf lag 10 cm neben dem Stück.


Ja jaaa... 9,3x64 mit dem leichten und weichen Vulkan bei recht viel Querschnitt da bricht der Vulkan ja auch buchstäblich aus, gerade auf kurze Distanzen.

Mit einer 416 mit TBB dürfte der Fuchs etwas gesünder ausgesehen haben. gegen die verwendung auf der Drückjagd spricht eigentlich nur der preis und der rückstoß, sowie die dummen kommentare der Mitjäger...
 

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