Für Zuhörer.

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Gelöschtes Mitglied 3384

Guest
Tach allerseits.

Ich muss Euch mal eben als "seelischen Mülleimer " benutzen, da sonst irgendwie grad keiner zum Zuhören da ist ausser dem ollen Kater.

Tja, da verdient man sein bisher ganzes Berufsleben lang seine ziemlich kleinen Brötchen unter z.T. nicht unerheblichem Eigenrisiko damit kranken Menschen zu helfen. Manchmal kann man sogar ein Leben retten.
Dann ist man 32,, nach ein paar "Schicksalsschlägen" wie dem viel zu frühen Jagd vorbei und letzten Halali für den Vater, einer anders als geplant verlaufenden Karriere u.s.w fängt das Leben langsam an immer besser zu laufen im Rahmen der bescheidenen Wünsche die man hat. Die "aktuelle" Lebensgefährtin stellt sich im Laufe der letzten Jahre endlich als "die richtige" für´s ganze Leben raus, man hat endlich eine halbfeste kleine bescheidene Jagdgelegenheit. Wenn man was mit bezahlbarer Miete findet soll´s dieses Jahr endlich aus der 2-Zimmer-Wohnung in der Stadt in ein kleines Häuschen mit Garten auf dem Land gehen. Dann kann man auch endlich mal über einen Hund nachdenken. Also alles fein, "nix dolles", aber es reicht um glücklich und zufrieden zu sein.
Dann geht man wegen einer etwas seltsamen,scheinbaren "Kleinigkeit" ins Krankenhaus, und ´ne Weile später nach so einigen Untersuchungen, kommt dann der, obwohl man "vom Fach" ist, unerwartete Schlag in die Fresse: Multiple Sklerose, unheilbar, nur verzögerbar, herzlichen Glückwunsch, Lotto brauchst heut nicht mehr spielen. Was soll denn der Scheiß jetzt ?? :shock: :evil:
Und das während die bessere Hälfte grade ein paar Tage vorher zum viermonatigen Wüstenaufenthalt in lustigen gefleckten Klamotten aufgebrochen ist.
Natürlich kommen Beruhigungsversuche von ärztlicher Seite, nix an der Lebensplanung ändern, die Wahrscheinlichkeit für einen nicht so schlimmen Verlauf ist ziemlich hoch u.s.w....
Aber mit Verlaub, bei einer Inzidenz von MS von c.a. 5-7 Fällen auf 100.000 Einwohner, davon die meisten Betroffenen Frauen, kann mich die Wahrscheinlichkeitsrechnung mal sauber am Arsch lecken.

Zu den Dingen die einem jetzt in der Frühphase etwas Kraft geben gehört ganz oben auf der Liste die Jagd, die Vorfreude auf viele schöne Stunden die man im Revier noch erleben kann, mit viel Glück ja auch noch viele viele Jahre lang,mit extrem viel Glück bis ins hohe Alter, aber selbst diese Freude wollen einem irgendwelche Spinner in der Politik und den Medien zurZeit ja sauber vermiesen. Und dabei soll ich mich doch nicht aufregen....

Der aktuelle Vollmond fällt für mich wohl leider auch aus, da mich die Cortison-Dröhnung die ich mir hier zuhause "in Eigenleistung" reinlaufen lassen soll doch ein wenig umhaut. Grummel...


Versteht mich nicht falsch,das ist kein "Hilferuf", ich will auch kein Mitleid einsammeln hier, ich musste nur kurz mal meinen Ärger irgendwie los werden.
Die Freundin ist wie gesagt nicht da, mit Kollegen möchte ich in dieser Form nicht so drüber reden (obwohl einer auch Jäger ist und hier immer mitliest, Hallo "Harry" :wink: ) , obwohl sie Bescheid wissen, denn hier allein vor dem Rechner ist mir die eine oder andere vielleicht verdrückte Träne nicht so unangenehm wie es vor einem Kollegen "von Angesicht zu Angesicht" wäre.
Und bei irgendwelchen schon angebotenen "Gesprächsgruppen", mit Kräutertee im Kreis sitzen und erzählen "Halloo, ich bin der WaldWolf, und ich find´s totaal in Ordnung mit der MS", übertrieben, da rollen sich mir die Zehennägel von hinten auf, das ist nicht meine Welt...

Ich überlege schon ob ich das Posting, vor allem mit so viel persönlichen Infos, überhaupt abschicken oder jetzt wo ich mir ein bisschen was von der Selle geschrieben habe ich es einfach löschen sollte. Vor allem da einiges was mir noch auf der Zunge liegt bestimmt den "Fluchfilter" im Forum zur Explosion bringen würde... :oops: :lol:
Naja, löschen kann ich´s ja immer noch.
Vielleicht gibt´s hier ja jemanden der auch betroffen ist und trotzdem seit Jahren problemlos weiterjagen kann ?


Naja, wie auch immer, sorry für´s volllabern,

Gruß und WH,

der Wolf
 
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Scheixxe!!! Und meine besten Wünsche. Mehr weiß ich dazu leider nicht.
Geschäftsfreund meines Vaters hatte eine MS-kranke Frau. Saß damals schon phasenweise im Rollstuhl. Mein Vater und sein Freund sind seit Jahren tot, die Frau hat sie überlebt. Ohne zusätzliche gesundheitliche Beeinträchtigung, ihr Zustand ist eigentlich unverändert. Das ist also kein Todesurteil.

Steck den Kopf nicht in den Sand. Carpe diem.
 
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WaldWolf schrieb:
... Und bei irgendwelchen schon angebotenen "Gesprächsgruppen", mit Kräutertee im Kreis sitzen und erzählen "Halloo, ich bin der WaldWolf, und ich find´s totaal in Ordnung mit der MS", übertrieben, da rollen sich mir die Zehennägel von hinten auf, das ist nicht meine Welt...

Auch wenn ich es nicht wirklich direkt beurteilen kann - so muß es nicht zwangsläufig in den Selbsthilfegruppen ablaufen.
Habe eine gute Bekannte die sich seit fast 20 Jahren in einer solchen Gruppe engagiert. Die Lady würde auf jeden Fall niemals in das Bild passen, dass Du von diesen Gruppen hast. Übrigens kenne ich die Dame seit Ende der 80er Jahre - gleiche Diagnose wie Du, aber in all diesen Jahren keine deutliche Verschlechterung des Gesundheitszustandes, keine Veränderung der Lebensplanung.

Waidmannsheil (dann eben für den übernächsten Vollmond),
Skogman
 
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Ist schon gemein, wenn man alles mögliche packt und dann sowas. Aber freu Dich auf die gemeinsame Zeit in dem Häuschen, den Hund, die Jagd und dass Du trotz allem glücklich werden kannst - es vielleicht viel mehr schätzen kannst, als jemand anders.

Kopf hoch!
 
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Tut mir Leid für dich erwischt doch immer die Falschen . Aber Kopf hoch evt läufts ja so ab dass die Krankheit sich erstmal nicht verschlimmert.
 
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Moin,

die Diagnose ist besch***en, die Informationen, die Du bekommst, sind am Anfang ziemlich widersprüchlich und ich hoffe für Dich, dass der Humanmechaniker, der Dir das Cortison verschafft hat, sein Handwerk versteht. Ich kenne einige Leute mit dieser Diagnose - alle unabhängig voneinander kennen gelernt - und daher weiss ich auch, dass die Diagnose alleine noch nichts besagt - es gibt zu viele Typen / Verläufe. Eine sehr alte (sic!) Freundin meiner Mutter habe ich früher fast nur im Rollstuhl gesehen, jetzt läuft sie wieder rum. Ihr Wahlspruch: "MS heisst mach's selbst!" - täglich etwas Sport treiben, gesund ernähren, keine Resignation (!!) aber auch keine Panik und keine Hektik. Im Augenblick laufen auch verschiedene Studien zu neuen Medikamenten, so dass die Hoffnung besteht, in naher Zukunft eine Prophylaxe ohne Spritzen zur Verfügung zu haben. Falls Du es Dir schon antun magst schau mal auf der Seite der DMSG vorbei. Da findest Du mehr Infos als Dir die meisten Neurologen geben können.

Und: Lass' Dir von keinem Einreden das wär's jetzt gewesen mit Jagen / Sportschiessen / Reisen / Hunden / Kindern* / ... !!

Kopf hoch, auch wenn der Boden weg ist! (Dann fällst Du auch eher auf die Füße) ;)

Joe

*Das kann bei jungen Frauen mit MS ein Problem sein, da ein Schub während der Schwangerschaft nicht mit Cortison bekämpft werden sollte / darf ...
 
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meine tante lebte fast 40 jahre mit MS. gestorben ist sie dann über 70-jährig an einem herzversagen.

wie sagte sie immer: wenn einem die schei..e bis zum hals steht sollte man auf gar keinen fall den kopf hängen lassen.

sie hielt sich auch meistens an diesen spruch auch wenn ihr im leben oft nur der galgenhumor zur verfügung stand.

also kopf hoch (ich weiss, als "unbeteiligter" schreibt sich das leicht)
 
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der_mit_der_Bracke_jagt schrieb:
meine tante lebte fast 40 jahre mit MS. gestorben ist sie dann über 70-jährig an einem herzversagen.

wie sagte sie immer: wenn einem die schei..e bis zum hals steht sollte man auf gar keinen fall den kopf hängen lassen.

sie hielt sich auch meistens an diesen spruch auch wenn ihr im leben oft nur der galgenhumor zur verfügung stand.

also kopf hoch (ich weiss, als "unbeteiligter" schreibt sich das leicht)

Das passt ganz gut.
Auch ich habe in meinem Bekanntenkreis eine jetzt 55´jährige die von dieser Diagonose vor ca. 5 Jahren eingeholt wurde.
Klar, richtig gut geht es Ihr nicht, aber: es geht.
Also: nix Jagd vorbei! :!:
Ein wenig wirst Du wohl noch mit uns zu recht kommen müßen! :D

A...ch huh un Zäng useinander!

Gruß aus WW,

U.
 
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Wenn jemand am Abgrund steht sind irgendwie alle Worte daneben...
ich wünsch dir trotzdem alles Gute.
Mein Onkel und ein guter Bekannter haben auch MS, mein Onkel hat es seit
er etwa 30 ist und ihm gehts jetzt mit fast 60 Jahren sehr gut, er hat kaum Beschwerden. (leichte Sensibilitätsstörungen)
Den anderen Bekannten hat es voll erwischt, er sitzt im Rollstuhl kann aber Arme und Finger noch gut bewegen.
Ich spiele ab und an Schach mit ihm wenn ich Zuhause bin.
Er hat aber ein sehr fröhliches Wesen, wenn ichs beurteilen müsste würde ich sagen das er der glücklichere von beiden ist
und ich würde auch nicht drauf wetten das ich ein besseres/glücklicheres
Leben haben werde.
 
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WaldWolf schrieb:
Ich überlege schon ob ich das Posting, vor allem mit so viel persönlichen Infos, überhaupt abschicken oder jetzt wo ich mir ein bisschen was von der Selle geschrieben habe ich es einfach löschen sollte. ...

Naja, wie auch immer, sorry für´s volllabern,

Gruß und WH,

der Wolf

Ich finde es in Ordnung, daß du dieses Post geschrieben hast. Es tut eben manchmal einfach gut wenn man sich etwas von der Seele reden/schreiben kann.

Wünsche dir alles Gute!
 
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18 Jul 2001
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Mach das beste aus der Zeit, in der Du noch kannst.

Geh Jagen, hab Freude dran.

Manchmal können die Glückshormone eine Krankheit verlangsamen.

Ich wünsche Dir, dass Du noch lange rausgehen und dem Wild nachstellen kannst!
 
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24 Apr 2007
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844
moin WW,
laß den Kopf nicht hängen, ist zwar leichter gesagt als getan, aber
trotzdem...
Mein Jagdkumpel hat auch MS, er kann da mittlerweile gut mit umgehen.
Er hat seinen Wohnsitz gewechselt, von Korbach nach Afrika :shock:
angeblich ist da Klima viel verträglicher!!
Auf jeden Fall nimmt er sich viel vom Leben, ist zwischendurch noch mal Papa
geworden und er läßt sich gaaanz sicher nicht unterkriegen
gruß vom dorfler
 
Registriert
20 Feb 2008
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466
in meiner nähe sind 5 mit ms, zwei lassen sich hängen und sitzen derzeit im rolli.
ms seit 10 bezws. 15 jahren.

drei geben gas, und leben gut - selbstverständlich auf die krankheit abgestellt
8 - 20 - 30 jahre.

der mit den 30 jahren erkrankung jagd, ist berufstätig und schraubt für sein leben gerne an heckmotoren - und fährt die biester auch gern.

also lieber waldwolf, nix mit einsamer wolf - zurück zum rudel und eine erfolgreiche und lange jagd

lieben gruß

der mit dem hund geht
 
Registriert
23 Mrz 2006
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2.772
Naja Kopf hoch,

hab gerade mal bisserl gegoogelt. Klingt zwar sehr bescheiden aber umbringen wirds dich hoffentlich nicht gleich. Also mach alles wie du es dir geplannt hattest. Nur weil du vielleicht einen schwereren Weg haben wirst und evtl. 10 Jahre früher gehen musst heisst das noch nicht das du aus deinem Leben nix mehr machen kannst.

Vielleicht jetzt erst recht WaldWolf. Kopfeinziehen wird nicht gehen. Nimm dir Zeit und planne. Wenn ich an deiner Stelle wäre würde ich meine Zukünftige auch erst über die Krankheit informieren wenn Sie wieder im Land ist. Und
dann starte neu durch mit Ihr.

Klingt doch schon mal gut was die anderen geschrieben haben. Wenn man 30 Jahre mit der Krankheit leben kann ohne an einen Rollstuhl gefesselt sein zu müssen gibt das doch Hoffnung.
 

Rotmilan

Moderator
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24 Jul 2007
Beiträge
5.982
Hallo Waldwolf,

das Leben hält für fast alle ein paar Überraschungen bereit. Auch wenn man es vielen nicht direkt ansieht. Die schlimmen Zeiten oder Nachrichten muss man immer erst verarbeiten. Dazu hast Du den ersten wichtigen Schritt getan, Du sprichst darüber...

Mach weiter so und verschliesse Dich Deinem Schicksal nicht. Deshalb würde ich eine Selbsthilfegruppe auf jeden Fall besuchen. In aller Regel verfügen SH-Gruppen über ein recht gutes Netzwerk (gerade bez. Info, gute Ärzte etc.). Vom seelischen Beistand ganz zu schweigen. Schwäche zeigen, das Mitgefühl anderer anzunehmen und mal zu heulen ist für uns harten Männer, die "sogar noch richtige Jäger" sind, genauso wichtig wie für den Rest der Menschheit. Es gehört einfach dazu und hilft Dir, die Situation bestmöglichst zu verkraften.

Ich wünsche Dir alles Gute und gib mal wieder Laut, wie es Dir geht.

Rotmilan
 

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