A
anonym
Guest
<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Saubazi:
Zum Thema: Ich glaube, man kann es - mit etwas Glück usw. Ist aber auch keine Garantie, das es so sein muss. Wie ich es halte? Wenn ein Bock kommt, der passt, wird er geschossen. Dabei ist wichtiger, in welchem Teil des Reviers er zur Strecke kommt, als was er auf hat. Weidmannsheil
Norbert<HR></BLOCKQUOTE>
Es spricht für Deine Erfahrung, daß Du "ich glaube" sagst. Und will nicht behaupten, das Gegenteil zu wissen.
Habe schon reichlich mir superduper jung vorkommende Sechser nicht erlegt. Aber auch nicht geweint, wenn sie eine Woche später im Kofferraum eines Gastes lagen und -siehe da- doch nicht ganz so jung, so toll waren.
Selbst wenn ich konsequent nur die allerbesten "Fehlabschüsse" machte, Du weisst es, werden sich Genpool und Gehörnentwicklung in meinem Revier nicht verschlechtern. Und Du weisst auch, daß der "mickrige" Spiesserjährling, den man nicht erwischt hat, vielleicht nächstes Jahr ganz groß rauskommt.
Wir wissen mithin eigentlich gar nichts über das ca Drittel unserer Rehe, die wir kennen: nicht von wem sie stammen, ob sie eingewandert sind, demnächst abhauen, im nächsten Jahr den Riesen mimen wollen oder, dank Parasit, den "Kümmerer" spielen werden.
Kann denn irgendwer mehr als fragwürdige EINZELBEOBACHTUNGEN zur Gehörnentwicklung ausserhalb Gatters machen ? Gar wissenschaftlich haltbare Aussagen zur eigenen Rehstandsentwicklung/Gehörnentwicklung unter verschiedenen Jagdtechniken vergleichend abgeben?- Nebbich!
Sicher ist nur eins: wer 25 Böcke erlegt hat in 10 Jahren, einen Hund spazieren geführt hat, jedes Jahr einen Hochsitz gebaut, ein Buch gelesen hat, ist der Prototyp eines ganz "erfahrenen, unfehlbaren, deutschen Experten-Weidmannes". Der z.B. mir (mit x-facher Erfahrung, insbesondere und eben grade meiner eigenen Fehlbarkeiten) das Alter seines Gablers bald genau erklären will und dann gleich was von der Tugend des Verfolgens ihm zugewiesenen Abschußbockes mit seinem allerbesten Rehkaliber erzählen wird.
Meine "Phrasendrescherei"-nehm`s Dir nicht übel - daß ich trotz erklärtem Wunsch unselektiv betreffs der Gehörne/Alter/Konstitution Rehe jagen möchte, beinhaltet zunächst mal eine Bescheidenheit: ich weiß nicht, lieber Bock, wie alt Du bist,wie Du nächstes Jahr aussiehst und ob`s Dir hier gut oder schlecht geht. Was viele wurmt, ist die von mir hochgehaltene und daraus abgeleitete "Wertschätzung jedes einzelnen Individuums" - denn ich werde trotzdem gleich ohne jeden Anspruch auf Moral abdrücken, jetzt etwas Minderwertiges /Ausgereiftes zu entnehmen. Ich kann nicht valide über Böcke urteilen und fände es wirklich schade, "meinem" Bock erst seine Einzigartigkeit abgesprochen zu haben vor dem Schuß. Ich will jetzt diese Beute, aus vielerlei Gründen - das muß reichen. Oder aber: ich will sie eben nicht. Sehe genug Rehe um selbst in wettbewerbsmäßig betriebener Jagd gegen meine Gäste (reine Strichliste in meinem Kopf, mehr ist da nicht) mir die Freiheit zu nehmen, zu pardonnieren - Beutemachkrampf ist ja nur der direkteste Weg zum raschen und neuerlichen jagdlichen Versagen! Zwar eher selten, aber irgendwie wird mitunter aus dem Gefummel mit der Knarre nichts, muß nicht sein und basta. (Meist: Gottseidank und eben im Unterschied zum unerfahrenen Schiesser)
Diese Einstellung aber find ich ehrlicher und eben auch würdevoller als der Fiktion eines wissenschaftlich irgendwie begründbaren selektiven Ausastens am Baum der Rehe anzuhängen: jeder abgeschnittene Ast zuvor irgendwie als störend, minderwertig erkannt. Sämtliche vorgeschobenen Gründe (und selbst die von Dir zitierte Straßennähe /oder etwas obskurer angedeutete Totalabschußgebiete) für die Erlegung des jetzt vor mir stehenden Bockes aber sind bei sachlicher Prüfung doch letztlich niemals stichhaltig. Du sagst es ja selbst: schiess halt die Nachbarn weg, und es kommt zu einer völlig anderen Entwicklung. Wir haben keine Ahnung, was passieren wird, können auch im Jahr drauf nichts daraus lernen: irgendein Bock besetzt jetzt den Einstand, vielleicht ein Verwandter des Pardonnierten?
Im Kern also gehen alle Entschuldigungen für das "notwendige" Sakrileg des hier-und-jetzt-Tötens letztlich ins Leere: Jäger hat 40 Rehe zu erlegen, hier steht eins und er will diese Beute machen. Warum reicht das nicht? Und andersrum: warum müssen sich soviele so religiös ereifernd gegen diese Erkenntnis sperren?
Trophäen sind für mich jeweils einzigartige Artefakte eines Erlebnisses - niemals aber Beweis, daß ich irgendwas richtig gemacht hab ausser der eigentlichen Jagd auf eben diesen einen Bock. Keine weitere Moral, kein besser wachsender Rehbestand.
Wenn mein Erlebnis schal war, werf ich das Haupt den Füchsen hin inzwischen- man wiederholt sich und ermüdende Routine kommt mitunter auch auf. Mein Rekordgehörn habe ich aber auch irgendwie fast bewusst "verloren" (geklaut aus meiner stets offenen Jagdhütte). Die Erbeutung war eine Geschichte, die ich nicht gerne erzähle und dieses Artefakt mag jetzt einen anderen belasten - der Dieb hat mir also buchstäblich was "ab"-genommen.
Wo siehst Du hier was völlig anders?
Wmh, Martin
Zum Thema: Ich glaube, man kann es - mit etwas Glück usw. Ist aber auch keine Garantie, das es so sein muss. Wie ich es halte? Wenn ein Bock kommt, der passt, wird er geschossen. Dabei ist wichtiger, in welchem Teil des Reviers er zur Strecke kommt, als was er auf hat. Weidmannsheil
Norbert<HR></BLOCKQUOTE>
Es spricht für Deine Erfahrung, daß Du "ich glaube" sagst. Und will nicht behaupten, das Gegenteil zu wissen.
Habe schon reichlich mir superduper jung vorkommende Sechser nicht erlegt. Aber auch nicht geweint, wenn sie eine Woche später im Kofferraum eines Gastes lagen und -siehe da- doch nicht ganz so jung, so toll waren.
Selbst wenn ich konsequent nur die allerbesten "Fehlabschüsse" machte, Du weisst es, werden sich Genpool und Gehörnentwicklung in meinem Revier nicht verschlechtern. Und Du weisst auch, daß der "mickrige" Spiesserjährling, den man nicht erwischt hat, vielleicht nächstes Jahr ganz groß rauskommt.
Wir wissen mithin eigentlich gar nichts über das ca Drittel unserer Rehe, die wir kennen: nicht von wem sie stammen, ob sie eingewandert sind, demnächst abhauen, im nächsten Jahr den Riesen mimen wollen oder, dank Parasit, den "Kümmerer" spielen werden.
Kann denn irgendwer mehr als fragwürdige EINZELBEOBACHTUNGEN zur Gehörnentwicklung ausserhalb Gatters machen ? Gar wissenschaftlich haltbare Aussagen zur eigenen Rehstandsentwicklung/Gehörnentwicklung unter verschiedenen Jagdtechniken vergleichend abgeben?- Nebbich!
Sicher ist nur eins: wer 25 Böcke erlegt hat in 10 Jahren, einen Hund spazieren geführt hat, jedes Jahr einen Hochsitz gebaut, ein Buch gelesen hat, ist der Prototyp eines ganz "erfahrenen, unfehlbaren, deutschen Experten-Weidmannes". Der z.B. mir (mit x-facher Erfahrung, insbesondere und eben grade meiner eigenen Fehlbarkeiten) das Alter seines Gablers bald genau erklären will und dann gleich was von der Tugend des Verfolgens ihm zugewiesenen Abschußbockes mit seinem allerbesten Rehkaliber erzählen wird.
Meine "Phrasendrescherei"-nehm`s Dir nicht übel - daß ich trotz erklärtem Wunsch unselektiv betreffs der Gehörne/Alter/Konstitution Rehe jagen möchte, beinhaltet zunächst mal eine Bescheidenheit: ich weiß nicht, lieber Bock, wie alt Du bist,wie Du nächstes Jahr aussiehst und ob`s Dir hier gut oder schlecht geht. Was viele wurmt, ist die von mir hochgehaltene und daraus abgeleitete "Wertschätzung jedes einzelnen Individuums" - denn ich werde trotzdem gleich ohne jeden Anspruch auf Moral abdrücken, jetzt etwas Minderwertiges /Ausgereiftes zu entnehmen. Ich kann nicht valide über Böcke urteilen und fände es wirklich schade, "meinem" Bock erst seine Einzigartigkeit abgesprochen zu haben vor dem Schuß. Ich will jetzt diese Beute, aus vielerlei Gründen - das muß reichen. Oder aber: ich will sie eben nicht. Sehe genug Rehe um selbst in wettbewerbsmäßig betriebener Jagd gegen meine Gäste (reine Strichliste in meinem Kopf, mehr ist da nicht) mir die Freiheit zu nehmen, zu pardonnieren - Beutemachkrampf ist ja nur der direkteste Weg zum raschen und neuerlichen jagdlichen Versagen! Zwar eher selten, aber irgendwie wird mitunter aus dem Gefummel mit der Knarre nichts, muß nicht sein und basta. (Meist: Gottseidank und eben im Unterschied zum unerfahrenen Schiesser)
Diese Einstellung aber find ich ehrlicher und eben auch würdevoller als der Fiktion eines wissenschaftlich irgendwie begründbaren selektiven Ausastens am Baum der Rehe anzuhängen: jeder abgeschnittene Ast zuvor irgendwie als störend, minderwertig erkannt. Sämtliche vorgeschobenen Gründe (und selbst die von Dir zitierte Straßennähe /oder etwas obskurer angedeutete Totalabschußgebiete) für die Erlegung des jetzt vor mir stehenden Bockes aber sind bei sachlicher Prüfung doch letztlich niemals stichhaltig. Du sagst es ja selbst: schiess halt die Nachbarn weg, und es kommt zu einer völlig anderen Entwicklung. Wir haben keine Ahnung, was passieren wird, können auch im Jahr drauf nichts daraus lernen: irgendein Bock besetzt jetzt den Einstand, vielleicht ein Verwandter des Pardonnierten?
Im Kern also gehen alle Entschuldigungen für das "notwendige" Sakrileg des hier-und-jetzt-Tötens letztlich ins Leere: Jäger hat 40 Rehe zu erlegen, hier steht eins und er will diese Beute machen. Warum reicht das nicht? Und andersrum: warum müssen sich soviele so religiös ereifernd gegen diese Erkenntnis sperren?
Trophäen sind für mich jeweils einzigartige Artefakte eines Erlebnisses - niemals aber Beweis, daß ich irgendwas richtig gemacht hab ausser der eigentlichen Jagd auf eben diesen einen Bock. Keine weitere Moral, kein besser wachsender Rehbestand.
Wenn mein Erlebnis schal war, werf ich das Haupt den Füchsen hin inzwischen- man wiederholt sich und ermüdende Routine kommt mitunter auch auf. Mein Rekordgehörn habe ich aber auch irgendwie fast bewusst "verloren" (geklaut aus meiner stets offenen Jagdhütte). Die Erbeutung war eine Geschichte, die ich nicht gerne erzähle und dieses Artefakt mag jetzt einen anderen belasten - der Dieb hat mir also buchstäblich was "ab"-genommen.
Wo siehst Du hier was völlig anders?
Wmh, Martin