Ich habe jetzt einmal einen Brief dazu verfasst - hier als öffentlicher!:biggrin:
Sehr geehrte Frau Feldmayer,
mit großem Interesse habe ich Ihre Ankündigung in der Presse gelesen, dieFeldhasen (in Hessen) besser zu schützen.
Ihr Ziel, diesem phantastischen Tier unserer Feldflur wieder auf dieSprünge zu helfen, ist großartig!!
Ich verfolge es seit Jahrzehnten selbst – ideell wie finanziell.
Ihre Argumentation hat mich jedoch bass erstaunt – und wütend undtraurig gemacht: Sie verkünden, „dass nicht die Jägerinnen und Jäger ALLEINEdie Schuld am Rückgang des Feldhasenbestands tragen“. Sie verkünden alsoöffentlichkeitswirksam, dass AUCH die Jagd am Bestandsrückgang von lepuseuropaeus schuld sei – und kündigen neue Jagdverbote an.
Erlauben Sie mir dazu einige Bemerkungen:
1. In denmeisten deutschen Revieren wird Meister Lampe überhaupt nicht mehr bejagt. Sie räumen ja selbst ein, dass inHessen kaum mehr Hasen geschossen werden. Stattdessen kümmern sich vieleJägerinnen und Jäger teilweise intensiv um dessen Schutz: Sie legen miterheblichem finanziellen Aufwand Hecken und Wildäcker an – und sie bejagendessen natürliche Feinde, die als Generalisten heute in deutlich höherenDichten als je zuvor vorkommen: Füchse, Rabenkrähen – und Wildschweine. Diesesind nachweislich in erheblichem Umfang für Verluste an Junghasen (und denGelegen von seltenen Bodenbrütern) verantwortlich. Hier aber verbieten dieGRÜNEN alle Maßnahmen, die Fressfeinde des Hasen (namentlich Fuchs undRabenkrähe) effektiv zu regulieren: Entweder direkt (Verbot der Fallenjagd undBaujagd) oder durch regulatorische Vorgaben faktisch (Schonzeitenverlängerung,Verbot der Krähenjagd mit freundlichem Lockbild). Das ist reichlich absurd! Ichkann ihnen intensiv landwirtschaftlich genutzte Flächen etwa in Niederbayernzeigen, in denen auch heute noch Unmengen Kiebitze und Hasen leben – auch weil derFuchs dort scharf bejagt wird.
2. In den Revieren,in der Hase noch bejagt wird und erst recht in den Revieren, in denen erintensiv (also etwa in Form von Feldtreibjagden) bejagt wird, geht es den Hasenmeist prächtig – etwa in der oberen Rheinebene. Die Jäger dort (ich kenne dorteinige Revierinhaber) kümmern sich intensiv um den Hasen: Neben Lebensraumverbesserung,Raubwildbejagung werden die Hasen regelmäßig gezählt – und nur bejagt, wenn dienächtliche Scheinwerfertaxation zufriedenstellende Ergebnisse geliefert hat. Hiergeht es dem Hasen gerade deshalb gut, weil er auch als Jagdwild genutzt wird –das Eigeninteresse der Jäger an seiner dauerhaften Nutzung nützt demFeldhasenbesatz so unmittelbar! Verbote töten dieses Interesse – dort wo derFeldhase nicht mehr jagdlich genutzt wird, sinkt nachweislich auch dasInteresse an dessen Hege: tua res agitur – so ist die Welt!
3. ZurKlarstellung: Ich bin Naturschützer – und kein Jäger. Ich freue mich daran,Feldhasen zu beobachten, nicht sie zu schießen. Auf der anderen Seite finde ichderen jagdliche Nutzung (gerade wegen der damit verbundenen, für den Hasennützlichen Effekte) völlig legitim. Auf Grund meines Interesses an der Wildbiologiebegleite ich aber seit Jahrzehnten Jäger – und erlebe dabei deren unermüdlichen(und oft auch erfolgreichen!) Einsatz bei der Hege des Feldhasen. Die letztenverbliebene Hasen schießt kein Jäger – glauben sie mir. Wenn Sie nun öffentlichkeitswirksamverkünden, dass auch die Jagd zum Rückgang der Hasen beitrage - so ist das falsch.Das Gegenteil ist der Fall: Ohne Jagd ginge es dem Feldhasen in Deutschlandnoch viel schlechter!
Es wäre daher schön, wenn man den Feldhasen in Deutschland endlichwirklich helfen würde – und mit denen gemeinsam, die ihn ganz überwiegend immerschon schützen: den Jägerinnen und Jägern.
Das aber geht nur mit einer neuen Agrarpolitik. Die GRÜNEN haben an derbisherigen Agrarpolitik zwischen 1998-2005 nichts geändert – vielmehr haben siemit dem EEG das „Artensterben durch Biogas“ zusätzlich beschleunigt. Mais,Mais, Mais wächst heute in einstigen Feldhasenparadiesen – die Bestände sinddort im freien Fall, weil der Hase auf den bis in den Mai kahlen Maisäckern keineNahrung findet und sich vor seinen zahlreichen Fressfeinden nicht versteckenkann. Warum hat man damals nicht vorgeschrieben, dass Biogasanlagen zu einem Teilauch mit hasenfreundlichen Wildpflanzenmischungen gefüttert werden müssen –oder zumindest den Maisanbau reguliert!? Biologische Landwirtschaft ist schön –und auch mein Traum. Für den Erhalt des Hasen ist sie aber nicht zwingendnotwendig: Kleinere Äcker, mehr Fruchtarten und –wechsel und mehr Brachflächen wärenein Anfang – und würden Meister Lampe schon jetzt unmittelbar helfen!
Mit freundlichen Grüßen,
XXX