Das schwierigste wird sein, mit den Sinnen klarzukommen. Das ist eine gehörige Umstellung, wenn man noch nicht nachts draussen war. Sehen und Hören bei Nacht ist eine Nummer für sich.
Hören
Je nachdem wo Du sitzt, wirst Du irgendwann nachts vollständig von Zivilisationsgeräuschen verschont. Das ist total genial und führt dazu, dass Du viel besser hörst. Je nach Witterung hörst Du Mäuse noch auf einigen Metern Entfernung durch das Laub flitzen. Das kann dazu führen, dass man permanent meint, etwas zu hören, was auf dauer anstrengend ist. Um wichtiges von unwichtigem zu trennen, ein paar Tipps:
Rascheln (zumal leise) wird meist etwas anderes sein, zB Rehwild. Sauen hört man in der regel sehr deutlich. Das heißt: solange man sich nicht sicher ist, ob man Sauen hört, hört man auch keine. Wenn sie kommen, wirst Du das in 85% aller Fälle ganz deutlich hören. Zwar versuchen auch Sauen manchmal zu schleichen. Vollständig gelingt Ihnen das aber selten, denn es wird immer Mal ein Ästchen knacken. Damit sind wir beim Punkt: Wenn es nicht raschelt, sondern Äste knacken, dann wird es seeeeeehr heiß.
Oft spielen einem auch Geräusche einen Streich, die durch den Wind verursacht werden. Daher darauf achten, ob das Aufkommen des Geräuschs mit einem Windstoß zusammenhängt. Auch Niederfallende Bucheckern und Eicheln können irritieren. Insgesamt sollte man die erste Stunde dazu nutzen, sich die natürliche Geräuschkulisse einzuprägen, um später relevante Geräusche besser rausfiltern zu können.
Sehen
Ähnliches gilt für das Sehen. Je nachdem wo Du sitzt, wirst Du mehr oder weniger extrem mit Sträuchern, Büschen oder Baumstümpfen zu kämpfen haben, die Deinen Augen einen Streich spielen. Oberste Grundregel (auf Sauen) auch hier: Wenn Du bloß meinst, eventuell eine Sau zu sehen, dann ist es keine. Sauen sind aufgrund ihrer Größe und ihres Kontrasts auch nachts bei halbwegs Mond auf jagdliche Entfernung in aller Regel klar und deutlich als solche auszumachen. Du musst stets bedenken, dass wir zu 70 % mit dem Gehirn sehen. Nun wartest Du auf dem Sitz auf Sauen. Das wird dazu führen, dass Du beginnst, in dunklen Schatten Sauen zu sehen, obwohl da keine sind. Daher gilt:
1. Sauen stellen sich wie gesagt in aller Regel nicht als vage Schatten dar, sondern als kontrastreiche, klar abgegrenzte, dunkle Klumpen.
2. Sauen bewegen sich. und mit Bewegung ist nicht eine Bewegung mit dem Haupt gemeint, sondern eine Ortsveränderung.
Siehst Du also einen dunklen Schatten, der dort nach 2 Minuten immer noch steht, kannst Du Dich getrost wieder beruhigen. Tückisch ist dabei, dass sich die Schatten mit dem Lauf des Mondes verändern. Auch hier hilft es, sich möglichst früh das Gelände, Maulwurfshügel und Baumstümpfe einzuprägen. Das erspart am Ende viel Gekurbel am Fernglas.
Waidmannsheil und genieß es. Ich hoffe, Du hast gutes Wetter!