haeschen schrieb:
Schade ist, dass es in diesem Thread plötzlich nur noch um Penetrationsvermögen zu gehen scheint. Das zu bewirken ist bekanntlich nicht allzu schwer. Mit schweren Bleigeschossen z. B. als VMR bewährte Dickhäutermedizin. Warum diese Konzept für die hier diskutierten Zwecke Blödsinn ist muss wohl nicht erklärt werden.
Die Realität ist komplexer:
Ausschuss wäre unnötig, wenn das Stück sicher liegen würde. Ausschuss ist daher (nur!) wichtig, wenn das Stück nicht sofort liegt. Ausschuss bedeutet immer einen Verlust an eingetragener Energie gepaart mit meist anderen nicht optimalen Nebenwirkungen bei der Energieabgabe. Ausschuss um jeden Preis und als oberstes Ziel bedeutet unter Umständen also nur ein Optimieren der Nachsuche oder ein unnötig langwieriges Verenden des Stücks durch Ausschweißen.
Kurzum:
Gewünscht ist eine unmittelbare lethale Wirkung mit "ein wenig Ausschuss" als Sicherheit. In dieser Prioritätenreihenfolge. Und da gibt's kein Patentrezept, weder mit noch ohne Blei, weder hart noch weich. Und die möglichst geringe Wildbretentwertung und -Kontamination ruht als weitere Forderung noch über allem.
Anders ausgedrückt:
Bei einem Eintrag von 10.000 Joule in ein Stück Rehwild braucht man vermutlich keinen Ausschuss (allerdings wohl auch keinen Wildbretabnehmer ...), und mit einem knallharten Geschoss nur ein "Schweißabflussloch" stanzen und das Stück dann mit dem Hund zwar sicher aber "long distance" nachsuchen ist weder ethisch noch jagdpraktisch vertretbar.
Alle, die bei solch einem komplexen Zusammenhang simple Patentrezepte anbieten, haben entweder keine Ahnung oder wollen einfach nur verkaufen.
Einspruch euer Ehren!
Es geht hier nicht um die jeweilige abstrakte Betrachtung von Penetration und Energieabgabe, sondern es geht immer nur um das maximale also letalste Trauma. Dazu braucht man klarerweise den Energieeintrag in die vitalen Organe und Gefässe. Welche Penetration ich dazu brauche hängt von der Stärke des Stücks und der Trefferlage ab, also inwieweit ich auch wirklich in die vitalen Organe schiesse. Reichen bei Rehwild breitstehend locker 15 cm Penetration
werden es beim einem texas heart shot auf Reh schon 40 oder 50 cm sein.
Oder zum Energieeintrag: 5000 Joule die am Schulterblatt des starken Brunfhürschen zerspritzen traumatisieren mit Sicherheit weit weniger als die Abgabe von 1000
Joule eines durch Herz und Lungen durchpfeifenden und ausschiessenden VM Geschosses.
Das jeweils letalsteTrauma an den vitalen Organen hat nun wieder direkt mit dem Querschnitt aber selbstverständlich auch mit der Länge des Wundkanals zu tun.
Der längste Wundkanal ist klarerweise der, wo das Geschoss wieder ausschiesst, der maximale Querschnitt ist unterschiedlich zu erreichen.
Ein Beispiel: Der Hürsch ist an der Kammer angenommen 50 cm breit. Beim Steckschuss mit 25 cm Penetration auf die rechte Seite sind Leber ganz und die Lunge zur Hälfte direkt traumatisiert, beim Steckschuss auf die linke Seite nur mehr die Lunge, da die Leber eben rechts liegt. Beim Durchschuss sind jeweils
Lunge und Leber zur Gänze durchschossen und der meist grössere Ausschuss als Einschuss lässt die Lunge rascher und stärker zusammenfallen als nur mit Einschuss.
Wenn dir nun als Ideal vorschwebt, dass das Geschoss immer auf der Ausschussseite gerade unter der Decke stecken bleiben soll, so wäre das klarerweise Mumpitz da die trefferlagespezifische Penetration genauso wie die Wildstärken zwingend heterogen sind.
Aus diesen Gründen geht der Trend ( wie auch hier seit Jahren zu sehen ist ) allgemein eindeutig zu harten und sehr harten Geschossen, die Zeiten von weichsten TM-Geschossen wie KS, BT und auch viele der einfachen TM ist ganz offensichtlich vorbei. Auf der Seite der weichen Bleispritzer gibt daher aus gutem Grund seit Jahrzehnten keine Neuentwicklung mehr, während die bei den harten TM schon fast unüberseh sind und die Solids von Haus aus also per se sehr hart sind.
So gesehen geht es heute in der Tat "um Ausschuss um jeden Preis", aber nicht deswegen, dass der Schütze sich wegen der fehlenden Pirschzeichen am Anschuss nicht in die Hosen pinkelt oder wegen des Hundes. Der ist nämlich der einzige der den Ausschuss nicht braucht, wenn er nicht gerade der von der Kette gelassene Hofhund des benachbarten Bauern Mecki ist.