Ein Jahr "beim Forst"

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Schon wieder so ein langer, schnell wachsender Thread, der so gut angefangen hat. ;) Man kann das alles halt nicht Verallgemeinern, da es immer extrem von einzelnen Verantwortlichen abhängt. Dort, wo ich in den letzten Jahren meinen JES hatte, gab es einen Wechsel in der Zuständigkeit. Davor wurde über Jahre (Jahrzehnte?) relativ klassisch gejagt. Jeder durfte Kirren wie er wollte, auch mit Mais, der Abschuss lag irgendwo bei 6 Rehen pro 100 ha. Alles easy und auch viele traditionelle Jäger mit am Start. Dann neue Besen, die gut kehren: Kirrkonzept (nur noch eine pro 50ha, nur noch Trester), Anschuss auf 8, dann 10, dann 12 Rehe pro 100 ha. Mehr Klettersitze, mehr Sammelansitze, mehr Stöberjagden. Bei mir liefs grad in den ersten Jahren extrem gut, war wohl auch eher einer der Top-Performer. Dann in den letzten 1-2 Jahren pure Frustration. Natürlich weiß ich, dass noch Rehe da waren, aber die, die noch da waren, waren "schlau gejagert", sind nur noch spät ausgetreten und allgemein nahezu unsichtbar. Nebenan, gleicher Wald, anderes Revier wird die Jagd bei professioneller Betreuung von recht modern bis ziemlich traditionell organisiert - je nach zuständiger Person. Was ich damit sagen will: Es kann sich einerseits auf der Fläche schnell ändern, von Revier zu Revier, andererseits auch über die Zeit, wenn neue Verantwortliche kommen und ihre Philosophie implementieren. In unserer Gegend ist das Verhältnis zwischen Staatsforst und privater Jägerschaft gefühlt recht gut, viele Pächter und hochaktive Jäger, nicht selten auch im BJV, jagen eifrig beim Staat mit. Aber trotzdem gibt es auch hier mal Meinungsverschiedenheiten und Individuen, die miteinander nicht können.
 
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Das Argument, es ginge beim Schutz vor Verbiss nur um wirtschaftliche Ziele, da es ökologisch egal sei, ob ein Baum gerade oder krumm wächst, gar zur Hecke wird, muss man dann auch auf das Feld übertragen. Letztlich geht’s auch da um wirtschaftliche Ziele. Allen voran wohl um die Brieftasche des Pächters, die bei Wildschadensforderungen strapaziert wird.
Ich weiß nicht ob ich deinen Beitrag so richtig verstanden habe, sollte ich ihn missverstanden haben, betrachte die folgenden Zeilen als hinfällig.

Ich denke, dass es im Wald und im Feld jeweils fast ausschließlich um wirtschaftliche Ziele geht. Im Wald ist es Verbiss an jungen Kulturen, im Feld sind es Schäden durch Schwarzwild die Sorgen machen, um mal 2 Beispiele zu nennen. Dort und da geht es um wirtschaftliche Ziele, die Frage ist nur wie man dies kommuniziert. Ich finde wirtschaftliche Ziele zu verfolgen als Land- oder Forstwirt nicht verwerflich, auch steht in zumindest in unserem Landesjagdgesetz (ja etwas OT weil nicht in D, aber die Thematik gibts ja bei uns auch) ganz klar drinnen, dass die Jagd den Interessen der Land- und Forstwirstchaft folgen muss. Wenn das wirtschaftliche Interessen sind, dann ist das so und auch völlig legitim. Was ich etwas schade finde ist die Tatsache, dass das nicht gerne zugegeben wird, und eben gerne das Klima-Argument geschwungen wird, welches nur bedingt zutrifft. Warum wird sich da versteckt, Gewinne erwirtschaften zu wollen ist doch das Ziel eines Betriebes oder nicht?

Ich kenne aber einige Forstbetriebe, die das auch ganz offen kommunizieren, dass der Abschussplan so wie er angesetzt ist nicht aus Klima-Gründen ist, sondern aus wirtschaftlichen Interessen.

Auch ein Forstbetrieb muss eben Gewinne erwirtschaften (dürfen).
 
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Das hat er vermutlich von mir. Mein RL hatte das anläßlich einer erstmaligen Durchführung in einem Nachbarrevier mal durchgerechnet, und kam bei 50.000 raus. Aber eben, wie Du schreibst, erstmalig.

Ich hatte das mal iwo erwähnt.

Nö, ersten kann ich selbst rechnen, zweitens ist das Wissen ja auch nicht exklusiv und wird von jedem ehrlichen RL auch bestätigt. Ansonsten bewegen sich "meine" Zahlen tatsächlich so zwischen 10-15 K€, bei Jagden mit ca. 50+ Schützen.

Trotzdem ist da immer noch Aufwand. Es muß jeder Stand kontrolliert und evtl bearbeitet werden, evtl. neue Stände eingerichtet und alte stillgelegt, der Wald ändert sich ja, Standprotokolle sind auszuwerten und darauf zu reagieren, Einteilung der Schützen und Hundeführer, verkehrsrechtliche Anordnungen, der ganze Papierkram mit Einladungen, Zusagen etc. Da sind ein paar Leute ne ganze Weile gut beschäftigt.

Siehst Du, und wenn Du das umrechnest, kommst Du wo raus???

Wohlgemerkt, das führt dazu, dass die Jagden in den FoÄ meist deutlich besser vorbereitet sind - aber den Preis dafür sollte man doch bei ehrlicher Betrachtung nicht verschweigen.

Und selbst wenn man dagegen z.B. von 50 Zahlemännern je 150,- € Standgebühren einrechnet (die Problematik Zahlgäste an sich und die Höhe der Standgebühren in Nicht-Hochwild-Revieren mal außen vor gelassen), bleibt ein ganz ordentliches Sümmchen, dass durch Wildbreterlös generiert werden muss... bei Preisen die die Wildbrethändler vorgeben...
 
M

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Guest

Alles gut, genau so war mein Beitrag auch gemeint. Mir kam es darauf an, die jeweiligen Motivationen gegenüberzustellen und so wie du aufzuzeigen, dass sich die Ziele letztlich gar nicht so sehr unterscheiden.

OB die Wirtschaftlichkeit ein legitimes Ziel ist, sollte in meinen Augen jeder für sich entscheiden. DAS sie oftmals und in beiden “Welten“ ein Ziel ist, kann man hingegen objektiv feststellen.
 
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@Hickey: klassische Jagd und traditionelle Jäger haben noch nie Rehe am Tresterhaufen oder an der Kirrung füsiliert!

Ich weiß nicht so recht, wo ich mich selbst als Förster einordnen würde, ich jage gerne klassisch und traditionell, sehe aber auch ganz klar Vorteile in der Intervalljagd und auch bei Drückjagden.
 

z/7

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Ich gehe aber davon aus, dass im März wieder Einladungen zu jeweils zwei Jagden pro Revier ins Haus flattern.
Vermutlich machen die das auch nur deshalb, weil der Vorbereitungsaufwand für kurzfristige Wiederholungsjagden in der Regel vernachlässigbar ist. Spätestens, wenn bei der ersten Jagd auch nicht mehr rumkommt, wird der Posten gestrichen. Oder unterm Jahr weniger gejagt, das ist auch ne Variante.
 
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z/7

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Masse des Betrages ist schlicht "Stundengeld", welches nicht wirklich ausgezahlt wird.
Das ist Arbeitszeit, in der andere wichtige Dinge nicht erledigt werden können. Hetbst und Winter ist Haupt-Einschlags- und Pflanzzeit, da hat das Forstpersonal eigentlich genug zu tun.
 
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sind die Ergebnisse bei erstmaliger Durchführung meist gemischt, unabhängig vom Wildbestand. Wenn sich das auch beim zweiten und dritten mal nicht bessert, hat es keinen Sinn, auf der Schiene weiterzumachen

Viele DJ sind schon langfristig vorgeplant, die Stände verkauft und dann sagt man auch nicht ab, wenn die Ergebnisse nicht stimmen. Meine umliegenden Forstreviere planen prinzipiell schon am Jahresanfang 2 DJ auf der gleichen Fläche ein und beginnen die Teilnehmerlisten zu füllen. Anders geht es natürlich auch gar nicht, denn neben den Schützen müssen ja auch die Treiber und HF geplant werden. Kleine Drückerchen gehen natürlich auch auf Zuruf, aber die großen Jagden mit 100 Teilnehmern nicht.

Vieles was hier als spezieller Aufwand in der Vorbereitung einer DJ genannt ist, wird während des Jahres doch ohnehin nebenher abgearbeitet. Das Revier wird doch im Rahmen der Jagdzeiten permanent bejagt, die Stände benutzt, die Schneisen verschnitten, Revierarbeiten aller Art und Verbisskontrolle findet statt. Die Begeher rennen jede Woche durchs Revier und sehen doch wo es Probleme gibt oder geben könnte. Da kann man den Aufwand doch nicht der DJ anlasten und so tun, als würde man das Revier nur in Vorbereitung der Jagd extra betreten und müsste dann jede Revierfahrt auf die Rechnung setzen. Die mobilen Stände stehen im Forsthof nebeneinander, da gehen die Leute jeden Tag vorbei und 10 nebeneinander stehende Stände sind in einer Stunde locker kontrolliert.
 
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z/7

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Was ich etwas schade finde ist die Tatsache, dass das nicht gerne zugegeben wird, und eben gerne das Klima-Argument geschwungen wird, welches nur bedingt zutrifft. Warum wird sich da versteckt, Gewinne erwirtschaften zu wollen ist doch das Ziel eines Betriebes oder nicht?
Das stimmt so schlicht nicht. Verbißprobleme gibt es schon sehr viel länger als die Klimathematik. Der wirtschaftliche Faktor war nie ein Geheimnis.

Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich schon vor Jahren referiert habe über Bestandsstabilität, ökologische Beimischungen (die nix mit Klima zu tun haben, sondern ausschließlich mit Bodenverbesserung und damit Stabilität und Wuchsleistung) und Einbringung standortgemäßer Baumarten (ja, auch die Douglasie ist seit Jahrzehnten ein Thema auf Standorten, die für Fichte immer schon grenzwertig sind, lange vor dem Klimaaktivismus).

Daß das jetzt dank Klimaerwärmung auch der letzte zumindest gehört hat, kommt hier nur on top. Denn eigentlich ist es eh 5 nach 12. Glücklich können sich die schätzen, die sich bereits vor Jahrzehnten mit den ökologischen Aspekten ökonomischer Baumartenwahl befaßt haben.
 
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Das stimmt so schlicht nicht. Verbißprobleme gibt es schon sehr viel länger als die Klimathematik. Der wirtschaftliche Faktor war nie ein Geheimnis.

Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich schon vor Jahren referiert habe über Bestandsstabilität, ökologische Beimischungen (die nix mit Klima zu tun haben, sondern ausschließlich mit Bodenverbesserung und damit Stabilität und Wuchsleistung) und Einbringung standortgemäßer Baumarten (ja, auch die Douglasie ist seit Jahrzehnten ein Thema auf Standorten, die für Fichte immer schon grenzwertig sind, lange vor dem Klimaaktivismus).

Daß das jetzt dank Klimaerwärmung auch der letzte zumindest gehört hat, kommt hier nur on top. Denn eigentlich ist es eh 5 nach 12. Glücklich können sich die schätzen, die sich bereits vor Jahrzehnten mit den ökologischen Aspekten ökonomischer Baumartenwahl befaßt haben.
Ich habe eh erwähnt, dass ich einige kenne die da kein Geheimnis drauß machen. Trotzdem liest und hört man häufig davon, eben dieses Verhalten kritisiere ich, wenn da suggeriert wird es ginge rein und ausschließlich um die Klimarettung.
 
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Das Argument Klimawandel und die Anpassung an diesen als Begründung für höhere Abschüsse ist das eine, aber gerade durch den Klimawandel bewirkte bzw. verstärkte Borkenkäfer- und Dürre Kalamität hat das ganze Thema einfach enorm Fahrt ausgenommen.
Anstatt "normalen" Waldumbau / Waldanpassung im regulären Wirtschaftsbetrieb zu betreiben sind in den letzten 6 Jahren riesige Kahlflächen auf ehemaligen Fichtenbeständen entstanden die jetzt zur Wiederbewaldung anstehen. Und da ist es opportun in der Aufforstung eben mehrere Mischbaumarten einzubringen. Und diese werden halt gerne rausselektiert was bei deutlich zu hohen Wildbeständen auch dazu führt, dass meine Mischbaumarten komplett ausfallen.
Und damit ist das Thema Klima schon Auslöser einer extremen Situation und deshalb auch irgendwie Grund für die Forderung nach höheren Abschüssen.
Und ja, wachsendes Holz bindet CO2 bei entsprechender Verwendung schon langfristig und ein spezifisches Waldinnenklima mit positiven Auswirkungen nach außen gibt es auch.
So lange es keine industrietechnische Lösung gibt große Mengen CO2 aus der Luft zu binden und zu speichern bleibt die langfristige Bindung in Biomasse das einzige um das Zeug aus der Luft zu bekommen. Und damit das funktioniert müssen wir jetzt klimastabile und gegen Schadereignisse resiliente Wälder etablieren und damit das funktioniert müssen auch die Mischbaumarten hochwachsen können und damit das funktioniert hilft eben bei zu hohen Wildbeständen nur Draht oder Blei.
 
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das problem mit dem Verbiss ist in erster Linie der Verlust von Baumarten die bevorzugt abgeäst werden und dann in der späteren NVJ nicht mehr vorkommen. Das Fehlen dieser Baumarten wird in der Regel garnicht wahrgenommen da sie bereits den Kampf im bereich von 0-30cm verloren haben.
 
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ad "Wirtschaftlichkeit" und "Gewinnerzielungsabsicht" :
Die vormals mit vorratsreichen Waldbeständen bestockten Flächen, die periodisch Holz-Erträge aus Vor- und Endnutzung ermöglichten, wieder mit Holzpflanzen zu besiedeln, sprich künstlich oder natürlich zu begründen, verursacht erstmal hohe Zahlen auf der Kostenseite - Erträge gibts auf Jahrzehnte keine. Bis dort wieder Wälder stehen, die Holz nutzen lassen, sind Viele von uns schon längst unter dem grünen Rasen.
Ob das überhaupt wie geplant gelingt, steht auch vielerorts noch in den Sternen.
Fakt ist, man kann nicht nix tun und die Maßnahmen, Wälder umzubauen oder wieder "anzupflanzen" stellen in erster Linie mal Daseinvorsorge für Alle dar...!
 

z/7

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Das ganze ist eh reine Rabulistik. Einem Waldbesitzer vorzuwerfen, daß er mit seinem Holz Geld verdienen möchte, ist dasselbe, wie einem Bäcker vorzuwerfen, daß er mit seinem Brot Geld verdienen möchte. Ohne Bäcker kein Brot. Kann die Gesellschaft Körner fressen. In einer arbeitsteilig organisierten Zivilisation brauchen wir die meisten Professionen, weil ohne wird's schwierig. Und eine Profession bleibt nun mal nur erhalten, wenn sie davon leben kann. Die Landwirte servieren uns das Problem gerade frei Haus. Wenn erst alles stillgelegt und keiner mehr bereit ist, um 5 im Stall zu stehen oder am Sonntag zu dreschen, sind wir fremden Mächten wehrlos ausgeliefert. Viel Spaß. In dieser Spaßgesellschaft.
 
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Ein kleiner augenfälliger Unterschied zwischen Bäcker und Waldbesitzer ist, der Bäcker hat am Schluß ne Mehllunge und der Waldbesitzer produziert nebenbei kostenlos für die Allgemeinheit auch noch saubere Luft und Wasser, wofür niemand bezahlen muss...
 

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