Das ideale Schnittstellen-Thema: Waffen und Kaliber, vermischt mit Sauen, Lodenjockel- und Schießer-Vorwürfen.. Für jeden was dabei.
Jede Waffe hat Vor- und Nachteile. Und jedes Revier und jede Jagd ist anders.
Fangen wir mit den Revieren und Regionen an. einfach mal ein paar Eindrücke und Denkanstöße:
- Die Sauerländer, die ich kenne, haben m.E. kein wirkliches Sauenproblem und jagen mit hohem jagdlichen Ethos. Dort sieht man vor allem Drillinge und DB.
- In den großen Wäldern der Eifel hat es viele Sauen, aber man muss auch dort keinen Krieg gegen diese führen. Da die Großstadtjäger sich gerne dort tummeln, sieht man viele Neuwaffen, vor allem die Blaser Geradezugrepetierer.
- In Rheinland-Pfalz hatten wir schon ein Seuchen-Problem und Sauenreduktion stand an erster Stelle. Hiern sieht man des Öfteren die SLB.
- In der Bergjagd in den Alpen kommen Sauen fast nicht vor, aber auch dort gibt es Drückjagden oder Riegler, um Rotwild zu erlegen. Hier sieht man sehr viele schlanke und präzise waffen, Repetierer und Kipplaufwaffen, die der Bergjäger liebt.
- In manchen stadtnahen Gebieten läuft der Sauenbestand aus dem Ruder, gleichzeitig wird es schwerer, sie zu bejagen.
Hinzu kommen sehr unterschiedliche Bejagungsarten. Die großflächige Drückjagd mit Stöberhunden, die Jagd mit vielen Treibern und Meute durch umstellte Dickungen, die schnell umstellte Dickung nach dem Ausneuen, die Anrühr-Drückjagd im kleineren Kreise, die martialische Sauenschlacht in Schilfgürteln, das kleine Drückerchen um zwei, drei Feldgehölze usw...
Von "der" Drückjagdwaffe zu sprechen, ist bei diesen unterschiedlichen Revieren und Drückjagd-Rahmenbedingungen schon falsch. Wer das behauptet, dem fehlt die Phantasie.
JEDER HAT ANDERE ERFAHRUNGEN; ANDERE JAGDSITUATIONEN, ANDERE ANFORDERUNGEN, ANDERE KÖRPERLICHE RAHMENBEDINGUNGEN, ANDERE VORLIEBEN.
Meine persönliche, bescheidene Erfahrung in "Mitteldeutschland" ist:
1. Wo ich 4 Schuss in schneller Serie höre, ist fast immer (nicht nur meistens) Mist passiert.
2. Seit der ersten von mir organisierten Drückjagd 1999 schaue ich mir genau an, wer, wo, mit welcher Waffe und welcher Optik Strecke macht.
Dabei habe ich den Eindruck, dass oft die "alten Gespanne" gut funktionieren, während die "Moden" oft Probleme bereiten.
Wer jedesmal mit einem anderen Donnerstaken ankommt, hat meist auch jagdlich nichts auf der Pfanne.
Die größten Vollidioten erscheinen inzwischen gleich mit zwei Büchsen, weil sie das bei Götz, M. gelesen haben...
Die übelsten Schüsse aus meiner Beobachtung geschehen oft mit Aimpoint, Reflexvisieren und anderen Gerätschaften ohne Vergrößerung.
3. Ob Drilling, SLB, DB, BDB, Repetierer oder sonstetwas: in der Regel schießen Drückjagdschützen 0 bis 2 Stück Wild. Und das geht mit dieser Bewaffnung gut.
Nur die Brennecke eignet sich weniger, sie fliegt einfach anders und produziert viele Nachsuchen.
4. Die Tagträume, dass (1) die große Rotte (2) auf passende Entfernung (3) lang genug (4) ohne verdeckende Deckung und (5) mit Kugelfang kommt und außerdem (6) nach dem ersten Schuss sich so verhält, dass weitere Gelegenheiten gegeben sind und zudem (7) das zuerst beschossene Stück sauber rolliert und man dort nicht weiter draufbleiben muss sind: SELTEN.
Nun zur DB:
Zwei Dinge sind - jedenfalls für mich - technisch neu:
1. z.B. die Heym bietet eine BDB an, die mit verlöteten Läufen kaum klettert.
Es ist also möglich, mit einer DB auch eine Serie von Schüssen auf dem Schießstand und auf der Jagd abzugeben.
2. die neuen Zielgläser haben so präzise und gute Absehens-Schnellverstellungen, dass man - wenn man möchte - sehr einfach andere Laborierungen einschießen und nutzen kann.
Negativ hinzugekommen ist allerdings der Bleifreizwang als großflächiger Tierversuch mit dem Nachteil, bestehende Waffen/Munitionskombinationen aufgeben zu müssen und sich zu überlegen, wie man mit wechselnden Laborierungen umgeht. Das spricht für die Repetierer als alles-verdauende Arbeitstiere.
JAGDLICH sind ansonsten DB sehr von Vorteil:
(1) Das Laden und Entladen geht leise und geräuschlos.
(2) Die Waffe lässt sich gekippt und für alle sichtbar entladen tragen. (bei Gesellschaftsjagden für mich ein sehr wichtiger Punkt)
(3) Die DB baut kurz und ist sehr handlich
(4) Der zweite Schuss ist sofort verfügbar, ohne Absetzen, ohne Hand vom Pistolengriff zu nehmen
Die Nachteile sind auch bekannt:
(1) eventuell klettern
(2) schwierigeres Einschießen
(3) eventuell langsamer beim dritten Schuß (der 4. ist dann wahrscheinlich wieder ebenso schnell insgesamt abgegeben).
Für mich ist die DB damit eine sehr gute Drückjagdwaffe.
Wer nun oft irgendwo größere Sauen-Schlachten im Schilf oder Mais, oder im Gatter tätigt, mag mehr Feuerkraft benötigen.
In vielen Situationen ist die DB aber oben auf.
Jedem Jeck das seine. Ich habe meine M03 als Arbeitstier für alles und komme damit sehr gut zurecht.
Aber diese Theorie-Diskussionen zwischen den Schießkino-Artisten und den Ästhetikern über den dritten Schuss hören spätestens dann auf,
wenn man nach dem Abblasen an die Stände kommt. Da wird dann bescheiden erzählt, was war und was ging. Am Streckenplatz wirds dann bei manchen allerdings schnell wieder lauter..
Horrido, M.